Perfektionismus

Hallo zusammen

Ich mache mir etwas Sorgen um meine 11 jährige Tochter. Sie ist ein großer Perfektionist und hat einen ziemlich sturen Kopf und steht sich so oft selbst im Weg.
Alles muss immer perfekt aufgeräumt sein. Das hat bei ihr oberste Priorität. Sie verzweifelt dann, wenn es nicht so perfekt ist, wie sie es sich vorstellt. Zum Bsp ihr Etui kann sie x-mal am Tag wieder schön einräumen. Es ist eines, das oben Platz hat, um Stifte hineinzustecken und unten kann man Stifte, Leimstift, Schere usw. hineinlegen. Aber durch den Transport gerät das halt logischerweise durcheinander. Als ich sie heute morgen in ihrer Verzweiflung trösten wollte, da war ich so ungeschickt und sagte: "das ist doch nicht so schlimm."Sie sagte dann: "doch, das ist schlimm." Im Nachhinein ist mir klar, dass sie sich so nicht verstanden fühlt. Klar haben zu ihrem Frust noch andere Dinge beigetragen und die hab ich dann noch mit ihr besprochen und dafür gebetet.
sie isst auch nie Frühstück und isst manchmal auch keinen Znacht. Ich habe es bei ihr schon angesprochen und ich glaube, das es wirklich so ist, dass sie einfach keinen Hunger hat. Aber manchmal habe ich doch Angst davor, dass sie mal in eine Magersucht gerät, wenn sie weiter so perfektionistisch ist!
Wie kann ich sie positiv unterstützen? Wir haben eigentlich eine sehr gute Beziehung zu ihr.
Lg Dirawe

Liebe dirawe,

Mit 11 Jahren steckt deine Tochter in der Vorpubertät. Ich denke deshalb, es kann eine Phase sein, die vorbeigeht. Unsere Älteste hatte gerade in diesem Alter ähnliche Anzeichen, die uns Sorgen bereiteten. Mittlerweile ist sie bald 16 und das alles hat sich längst verflüchtigt und sie ist total "zwäg". Die Vorpubertät ist eine Zeit, die Angst machen kann, den Mädchen ist bewusst, dass da etwas "Grosses" auf sie zukommt, Erwachsen werden kann Angst machen. Es fällt aber schwer, sich dieser Angst 1:1 zu stellen, und so sucht sich das Gehirn einen Ersatz, wo es leichter ist, und wogegen man eben etwas machen kann. In eurem Fall Unordnung, mit dem Ordnung herstellen wird dem Gehirn suggeriert, ich mache etwas, es ist alles gut. Leider ist es nur kurzfristig gut, denn die echte Angst ist ja immer noch (meist unbewusst) da. Hier wäre auch Magersucht einzuordnen, in der Regel liegt auch dem eine tiefe, nicht wahrgenommene Angst zu Grunde.
Was du machen kannst: Die Bindung stärken und vertiefen. Immer wieder "by the way" betonen, dass du immer ihre Mama bleiben wirst, dass du immer für sie da sein wirst, usw. Geborgenheit, Nähe geben, mehr und bevor sie es einfordert. Dabei die Fixation (also das Aufräumen) gar nicht gross ansprechen. Wichtig ist, dass sie spürt, dass genug da ist, und dass sie nicht allein gelassen wird.

Manchmal verselbständigt sich sowas aber auch, und geht nicht einfach so vorbei wie es gekommen ist. Wenn du das Gefühl hast, es ist mehr dahinter, würde ich dir eine Beratung empfehlen. Dafür kannst du dich bei Brigitte melden.

Liebe Grüsse, Bäretatze

Danke für den wertvollen Input. Es hat mir sehr geholfen! Ich bin sowieso bei Brigitte in der VP-Gruppe. Falls es andauert, kann ich es also gut dort mal ansprechen.
Ja, sie ist sehr in der Vorpubertät, das merke ich an versch. Sachen! Ich las heute auch gerade noch etwas weiter im Buch von Dagmar Neubronner (der Neufeld-Ansatz). Da kam ich gerade zum Kapitel Magersucht. Und da steht auch, dass es oft Kinder sind, die sehr eigenständig sind und die sich nicht so an die Mutter anlehnen können. Wenn ich ihr dies also biete, kann ich da sicher viel tun!
Also, ganz herzlichen Dank!