Falsche Motive
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Refresher 05/2024 "Einander ertragen"
Refresher 24-05 "Einander ertragen"
Die Alternative dazu ist oft aufreibend und zerstörerisch. Wir haben oft zwei nachbarliche Hunde für Spaziergänge mitgenommen. Manchmal luden wir die beiden auch in den Kofferraum. Das ging gut. Allerdings: Der Kleine pfiff dann in jammervollem Ton unablässig Die Hundehalter zuhause stellen ihn dann lautstark ab. Ich war auch versucht, erkannte aber: Die Ruhe währt nur kurz. Dann kam mir die Einsicht: Ich will es hinnehmen. Das sagte ich dem Hund und er pfiff weiter. Die Veränderung war nicht im Hund, sondern in mir. Es regte mich nicht mehr auf. Es war zwar nach wie vor unangenehm, aber es gelang mir mit der Zeit, die Pfeiftöne auszublenden. Manchmal hörte er sogar auf damit. Wehe, ich hätte nur aus Kalkül geschwiegen, um ihn so zum Schweigen zu bringen.
Mit dieser kleinen Geschichte möchte ich ins Thema dieses Refreshers einführen. Worum geht es? Wir leben in einer Welt, wo alles machbar erscheint. Ja, nicht nur machbar, sondern wir sind als Akteure auch in der Pflicht alles richtig zu machen. Davon leben unzählige Therapeuten und auch die Schönheitschirurgie. War es früher eine Tugend,sich an das Unabänderliche anzupassen, gilt es heute - um jeden Preis - die Umstände und vor allem uns selber zu optimieren. Kinder werden früh an einer Norm gemessen und man setzt alles daran, sie zu “berichtigen”. Dieser Refresher soll ein Statement sein gegen die Machbarkeit. Kinder werden, wir müssen sie nicht machen. Aber: Wir müssen auch den Plan loslassen, es zu versuchen. Viele Eltern verzweifeln an diesem Punkt. Vielleicht geht es ja auch dir so: Du beisst dir die Zähne aus an gewissen Verhaltensweisen deiner Familienmitglieder. Ich lade dich ein, dein Ziel zu ändern. Nimm es hin, wie es ist und überlasse es deinem Kind, sich zu verändern. Begleite es darin wohlwollend. Anerkenne Fortschritte. Ich höre schon deinen Aufschrei: Muss ich einfach alles akzeptieren? Nein, aber du musst den Plan aufgeben, dein Kind gegen seinen Willen verändern zu wollen.
Die Vertrauenspädagogik heisst so, weil wir glauben, dass Kinder nicht durch äussere Anreize zum Besseren bewegt bzw. genötigt werden müssen, sondern dass in unseren Kindern der Wunsch lebt, es den Bezugspersonen recht zu machen. Dort, wo das nicht zu funktionieren scheint, sollten wir nicht an diesem Wunsch zweifeln, sondern darauf vertrauen, dass das Kind selbst daran interessiert ist, das Übel zu überwinden. Wir sollten also die Energie der Kinder nicht gegen uns haben, sondern mit uns. Freilich, im Einzelfall mag es schwierig sein, an diesem Vertrauen festzuhalten. Der entscheidende Punkt ist folgender: Wir sollten nie mehr anstreben als den guten Willen unserer Kinder. Denke an die Join-up Intervention. Sie ist nichts anderes als die Einladung zur Selbsterziehung - für Kinder UND deren Eltern.
Im Podcast werden wir dazu ein paar Beispiele dazu diskutieren.
Podcast mit Heinz und Stephanie
Hier der Podcast zum anhören
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Refresher 24-03 «Bilderdenker»
Bilderdenker - kennst du den Begriff? Ich selber kenne ihn erst seit ich mich mit dem Phänomen der Legasthenie beschäftigt habe. Es ist ein faszinierendes Gebiet - auch für mich, als sog. Normalo.
Es gibt nämlich relativ viele Kinder, die lange Zeit - manchmal bis zum neunten Lebensjahr - mit abstrakten Wörtern wenig bis nichts anfangen können. Wörter, die in ihnen kein Bild auslösen, ignorieren sie. Was löst das Wort “neben” in dir aus? Nicht wahr, du siehst vor dem inneren Auge ein Bild, das den Bezug “neben” ausdrückt. Jeder von uns hat seine eigenen Bilder, allen gemeinsam ist die Idee von “neben”. Die Ausbildung solcher Wörter ist für viele Kinder schwierig. Dennoch tauchen sie in Texten auf, die sie lesen oder schreiben sollten. Für andere Kinder ist das ganz einfach und sie verstehen nicht, wie man damit überhaupt ein Problem haben kann. Schwierig ist, dass auch wir Erwachsenen für solche Probleme wenig Verständnis haben. Wenn wir einst davon betroffen waren, wissen wir es in der Regel nicht mehr. Achte einmal bei deinem Kind darauf, was passiert, wenn du ihm zum Beispiel sagst, es dürfe nicht vordrängeln. Vielleicht entsteht in ihm ein Bild eines Kindes, das sich erfolgreich vordrängelt und es nimmt sich vor, deinen Tipp umzusetzen. Die Verneinung geht dabei verloren. Wenn du sauer wirst, dass es genau das tut, was du ihm verboten hast, würden wir dich verstehen. Dennoch könnte es sein, dass du deinem Kind unrecht tust. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Eigentlich würden erzählte Geschichten - ohne Bilder - dazu dienen, Kindern dabei zu helfen, diese unzähligen abstrakten Begriffe zu erlernen. Bildschirme, aber natürlich auch Bilderbücher, “ersparen” den Kindern die Arbeit, innere Bilder zu erzeugen und sie anhand der Fortsetzung der Geschichte zu prüfen und nötigenfalls zu korrigieren.
Stephanie Reimann spricht an ihrem Webinar über Kinder, die nicht nur Bilderdenker sind, sondern darüber hinaus die Fähigkeit haben, mit ihrem inneren Auge herumzuwandern. Beide Eigenschaften machen einem Kind in der Schule das Leben schwer. Stephanie und ich erklären das im Podcast bzw. auf dem Youtube Video ein bisschen genauer. Das Webinar findet am 23. Mai 2024 um 20:30 - 22:00 Uhr statt.
Im Podcast bzw. auf dem Youtube Video kannst du Stephanie näher kennenlernen. Es lohnt sich auch deshalb, weil sie in naher Zukunft die Leitung unserer Fachstelle übernehmen wird.
Du kannst dich über unsere Homepage www.vertrauenspaedagogik.ch unter Aktuelles und Veranstaltungen anmelden.
Hast Du am Donnerstag 23. Mai 2024 keine Zeit und möchtest trotzdem dabei sein? Kein Problem. Melde dich ganz normal auf unserer Homepage an und sende dem Sekretariat NACH dem Webinar eine E-Mail, dass Du froh um die Aufnahme wärst.
Ich freue mich
Stephanie
Podcast mit Heinz und Stephanie oder hier zum Youtube Video
Hier der Podcast zum anhören