Ich verstehe es gut: In einer Welt, wo die Mächtigen die Ohnmächtigen unter Druck setzen, sie bedrohen und einschüchtern, hat ein Wort wie «Hierarchie» einen schlechten Geschmack. Dabei sind wir alle darauf angelegt. Wir alle brauchen Menschen, die für uns sorgen, und andere, um die wir uns kümmern dürfen. Und dies in wechselnden Rollen und Situationen.

Viele Kinder fühlen sich heute ungeborgen, weil ihre Eltern um ihre Gunst betteln, anstatt ihnen die eigene zu schenken. Kinder brauchen Eltern, die zu ihnen freundlich sind - sicher - aber wenn du als Mami oder Papi meintest, dass deine Kinder umso freundlicher werden, je liebevoller und herzlicher du bist, dann wäre das ein fataler Irrtum.

Freundlichkeit, die mit der Absicht daherkommt, das Gegenüber freundlich zu stimmen, ist nämlich ein Unterordnungssignal.

Kinder vertragen Unterordnungssignale der Eltern schlecht. Es raubt ihnen das Gefühl, bei starken Eltern sicher zu sein.

Freundlichkeit, die absichtslos ist, die der Liebe entspringt und die dein wirkliches Empfinden ausdrückt, stärkt deine Kinder. Sie werden es dann auch ertragen, wenn du einmal nein sagst oder deinen Unmut in einer Sache ausdrückst.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 25. Juli 2016

Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit?