Gehörst du auch zu den Menschen, die mit sich nicht immer zufrieden sind? Bist du selber dein schärfster Kritiker? Dann bist du nicht allein. Ich höre immer wieder, wie Eltern sich schlecht fühlen, wenn sie «nicht vp» gehandelt haben. Das Forum ist voll von solchen Klagen.
Ich denke, es ist Zeit, dass wir einmal darüber nachdenken, warum so viele Menschen (zu) oft auf der Hut sind, es ja richtig zu machen - manchmal weniger aus Liebe zum Kind, sondern aus Angst, keine gute Mutter, kein guter Vater zu sein. Aus Angst, kritisiert zu werden. Manchmal sind die vermeintlichen Ankläger längst aus deinem Leben verschwunden und du hast dich entschieden, nicht mehr so zu denken und zu handeln wie sie. Was hingegen geblieben ist, ist vielleicht jener ungnädige Blick auf dich selbst.
Ich würde dir wünschen, dass du dich einbeziehst in den Kreis der Menschen, die du liebst, deren guten Willen du anerkennst und auf deren Versagen du mit Barmherzigkeit blickst. Es könnte nämlich sonst geschehen, dass von deinem ganzen Engagement sich vor allem die folgende Schlussfolgerung in deinen Kindern festsetzt: «Egal, wie man sich Mühe gibt, es reicht doch nie. Man muss sich immer schämen, dass man nicht perfekt ist.» Oder aber sie verwerfen alle Selbstkritik in Bausch und Bogen. (Das wäre dann die spiegelbildliche Kooperation.)
Dass wir uns recht verstehen: Ich bin nicht gegen das kritische Reflektieren des eigenen Tuns, aber es muss im Geist der Wertschätzung geschehen. Nicht mit dem Ziel, so einer drohenden Kritik zuvorzukommen.
Die Liebe gedeiht dort, wo Vertrauen herrscht, statt Angst. Das gilt in hohem Masse auch im Umgang mit sich selbst. Wie heisst es so schön? Hinfallen, aufstehen, die Krone richten - und weitergehen.

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 28. August 2017