Refresher

Stöbern Sie hier im Archiv unserer Infobriefe. Wenn Sie etwas zu einem bestimmten Thema suchen, dann sind die Briefe einerseits in Kategorien geordnet, andererseits können Sie auch unter "Tags" nach Themeninhalten suchen. Viel Spass!

Refresher 24-02 «Versagensängste und deren Hintergrund»

Ich bin nicht die Einzige, die schon öffentlich blossgestellt wurde, im Gegenteil.
Besonders geeignet dafür war in meinem Fall die Schule. Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind an die Tafel gerufen wurde, um eine Aufgabe zu lösen, die mein Wissen überstieg. Die Klasse und der Lehrer fanden das lustig und ich wäre am liebsten im Boden versunken.
Noch schlimmer war es für mich, an einem Elternbesuchstag vorzulesen. Es war schon nicht leicht, dabei in der Klasse mehrmals zu versagen, aber dann auch noch vor der ganzen Elternschar ...
Dies sind nur zwei Beispiele aus einer ganzen Reihe von Geschichten dieser Art. Schon wenige solcher Erfahrungen können zu einer Versagensangst führen. Viele Menschen können von verschiedensten «traumatisierenden» Erlebnissen berichten.

Vor Kurzem beriet ich eine Mutter, deren Tochter wieder einmal versucht hatte, sich vor der Schule zu drücken, weil eine Prüfung vor der Tür stand. Aus Sicht der Mutter war diese Angst unbegründet, denn schliesslich sei sie eine gute Schülerin.
Je mehr sie ihrer Tochter liebevoll Mut zusprach mit Sätzen wie: «Du schaffst das, meine Liebe, ich weiss, wie gut du das kannst, entspann dich», desto mehr spitzte sich die Situation zu. Ich empfahl ihr, auf solche Sätze zu verzichten. Sie erhöhen oft den Druck und die Angst.
In einer solchen Situation ist es einem Kind unmöglich, sich zu entspannen und seine Gefühle zu ändern. Ein Kind kann nicht einfach entscheiden, wie es sich fühlt, und deshalb dieser Aufforderung nicht nachkommen, auch wenn sie noch so ermutigend gemeint ist.
Unter anderem riet ich der Mutter, ihr Kind zu spiegeln, seine Gefühle ernst zu nehmen und zu benennen. Das hilft und beruhigt und schafft eine stärkende Verbindung, nicht nur zwischen Mutter und Kind, sondern auch vom Kind zu sich selbst. Dann fällt es leichter, darüber zu sprechen, und es können weitere Schritte unternommen werden.

In Kurzform könnte das etwa so aussehen:

«Ich habe Bauchschmerzen und will heute nicht in die Schule gehen, Mama.»

Antwort in neutralem Ton, eventuell Mimik des Kindes imitieren: «Du willst heute nicht in die Schule, Lisa, du hast Bauchweh. Komm einmal zu mir. Oh, Bauchschmerzen, das ist nicht angenehm.»

Dann empfehle ich, für einen kurzen Moment einfach nur da zu sein, innezuhalten für ein paar Sekunden, ohne zu agieren. Das hat oft eine grössere Wirkung, als man denkt. Diese kurze Stille auszuhalten, ist gar nicht so einfach! Aber du könntest dir angewöhnen, dabei einmal tief ein- und auszuatmen, denn der Atem spielt bei diesem Thema eine wichtige Rolle. Vielleicht steckst du sogar dein Kind an und es atmet mit dir mit!

Du könntest dann fragen: «Hast du neben den Bauchschmerzen auch ein bisschen Angst oder bist du nervös? Erzähl doch mal.»

Sei offen für das, was dein Kind dir sagen will, und wenn du Zeit hast, biete ihm ganz nebenbei einen warmen Tee an. Aber versuche, nicht in Mitleid zu verfallen. Die Situation aushalten zu können und Stärke zu zeigen, wäre in diesem Moment hilfreich. Denn so weiss dein Kind: Egal, was es auf den Tisch bringt, du kannst damit umgehen und es (er)tragen. Darüber zu sprechen, ohne zu bewerten, die Gefühle auszudrücken und schliesslich zu akzeptieren, hilft schon sehr viel und ist ein grosser Puffer gegen die Angst! Ziel ist es, dass das Kind erfährt, dass seine Gefühle wahrgenommen werden und seine Signale eine Bedeutung haben.

Grundsätzlich ist Angst ein ebenso normales wie sinnvolles Gefühl. Sie schützt vor Gefahren und setzt zusätzliche Energie frei. Angst kann aber auch so stark sein, dass sie lähmt. Dann sind wir als Bezugspersonen herausgefordert.

Hast du Lust, vertieft darüber nachzudenken? Dann lade ich dich herzlich ein, an meinem Webinar am Mittwoch, 21. Februar 2024, um 20.30 Uhr teilzunehmen, wo ich dir zeigen kann, wie Eltern die Entstehung von Versagensängsten im Rahmen ihrer Möglichkeiten verhindern bzw. auch eskalierte Situationen im Nachhinein gemeinsam mit ihren Kindern aufarbeiten können. Oder gar deine eigenen? Du kannst dich über unsere Homepage www.vertrauenspaedagogik.ch unter Aktuelles und Veranstaltungen anmelden.

Hast Du am Mittwoch keine Zeit und möchtest trotzdem dabei sein? Kein Problem. Melde dich ganz normal auf unserer Homepage an und sende dem Sekretariat NACH dem Webinar eine E-Mail, dass Du froh um die Aufnahme wärst.

Ich freue mich

Stephanie

 

 

Stephanie liest den Text vor


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Refresher 24-01 «Wie Eltern und Kinder die Schule zu einem besseren Ort machen können.»

Gehörst du auch zu den Menschen, die als Eltern erneut den Schulstress durchleiden? Du bist nicht alleine. Viele Erwachsene leiden unter den Schulaufgaben der Kinder fast so sehr wie jene. 

Aber es sind ja nicht nur die Aufgaben, viele Kinder sind dazu verurteilt, täglich etwas anzupacken, das sie nicht wollen, das sie nicht mögen, wo sie überfordert sind oder wo sie gar so sehr Angst davor haben, dass sie nachts nicht schlafen können und krank werden. Gemeint ist natürlich die Schule. Dass dies heute noch fast extremer ist als früher, ist erstaunlich, denn mittlerweile investiert man grosse Summen in unser Bildungssystem. Die Lehrkräfte werden viel besser ausgebildet als früher und die Schulhäuser sind funktional, oft sogar schön und einigermassen sicher. Es gibt eine umfangreiche Forschung, die den Schulen den Weg weist und zu reflektieren hilft. Woran kann es liegen, dass sich am Grundproblem, unter dem viele deiner Altersgenossen gelitten haben, sich in der aktuellen Schülergeneration eher noch verschärft? Keine Angst, ich singe nicht die alte Leier von den zu grossen Klassen und den vielen Ausländern usw. Ich bin überzeugt, dass all diese Widrigkeiten zu überwinden wären, wenn wir ein paar wesentliche Erkenntnisse aus der Hirnforschung berücksichtigen würden. Kostprobe gefällig?

Schliesse die Augen und gehe nochmals durch eine Reise. Lasse die Bilder, die auftauchen, an dir vorübergehen und geh die Erinnerungen durch. 

Frage: Welche Szenen kamen dir in den Sinn? Waren es Szenen, wo du gelangweilt irgendwo herum gehängt bist und nicht recht wusstest, was du unternehmen wolltest? War es jene Szene, wo das Essen nicht so toll war? Oder der Film langweilig? Nein, wenn du so bist wie die meisten Menschen, dann sind fast lauter positive Bilder aufgetaucht, solche, die Freude machen - ja, und dann noch ein paar ziemlich peinliche oder auch gefährliche. Allesamt sind es Bilder, die an Emotionen hängen. Allermeist sind es positive Emotionen. Was ist mit all den Millionen von anderen Eindrücken? Sie sind in der Dunkelkammer des Vergessens gelandet. 

So geht es den meisten Menschen mit dem Schulstoff. Ich lade dich ein, im nächsten Webinar dabei zu sein (oder in unserem Shop danach zu suchen, wenn du diesen Text später liest). Es sind diesmal auch die älteren Kinder eingeladen. Lies dazu den Flyer

 

Wenn wir schon beim Thema Schule sind, empfehle ich dir dieses Hörbuch: Lernen UND Reifen

 

Hörbuch des Monats


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Refresher 23-07 «Verantwortungsgefühl/InBindung»

Kennst du das? Du fühlst dich für eine Sache verantwortlich, auf die du eigentlich keinen Einfluss hast. Etwa, wenn dein Jugendlicher gerade mit der Polizei zu tun hat, die Lehre schmeisst oder deine Eltern beleidigt. Oder, wenn dein Kind im Supermarkt tobt, andere Kinder schlägt, usw. Es stellen sich Gefühle der Scham, der Überforderung, Ohnmacht und Hilflosigkeit ein. Nicht selten merken unsere Mitmenschen erst davon, wenn deine Gefühle in Form von Aggression sichtbar werden.

Das ist für Erwachsene ja schwer genug, aber wie ist das denn bei Kindern? Könnte es sein, dass auch sie oft für Dinge verantwortlich gemacht werden, auf die sie kaum Einfluss haben?

Ich erinnere mich gut daran, wie ich oft verantwortlich gemacht wurde, weil ich meine Sachen in der Schule nicht dabei hatte. Dabei trieb ich wohl den grösseren Aufwand damit als meine Geschwister, die damit keine Probleme hatten.

Was hältst du von diesem Vorschlag: Man sollte Menschen nur für jene Dinge verantwortlich machen, auf die sie auch Einfluss haben.

Kinder suchen von sich aus die Verantwortung. “Selber!” ist ihr Motto - solange wir als Eltern offen dafür sind. Sie ihnen zu geben, wenn sie sie suchen, ist die Kunst. Lässt du deine Kinder die Konsequenzen ihres Verhaltens tragen, wo sie dazu fähig sind? 

Da würde für manche Kinder einiges an Stress wegfallen. Sie würden wohl entspannter mit ihren Minderbegabungen umgehen. Sie würden sich nicht aus Angst und Verzweiflung Mühe geben - oder sich verweigern, sondern könnten entspannt ihr Bestes geben oder eben auch nicht. Utopie, ich weiss.

Aber wenigstens im Kontext der Familie könnten wir mit Kindern so umgehen: Kinder so geschaffen, dass sie sich selbst Ziele setzen. Sie fordern sich selbst heraus. Wenn sie dann scheitern, sind wir jene, die sie trösten können, weil sie uns an ihrer Seite wahrnehmen, nicht als die enttäuschten Herausforderer. Wenn wir ihnen die Ziele setzen, sie herausfordern, belastet es die Beziehung, wenn Kinder scheitern. Das gilt auch dann, wenn wir als Eltern das nicht wollen. Kinder wollen unsere Erwartungen erfüllen. "Du schaffst das!" ist nicht immer eine Ermutigung. Lasst uns an unsere Kinder glauben, wichtiger aber ist es, dass sie an sich selbst glauben. Sie sollen in aller Regel ihren Impulsen und Ideen vertrauen können. Beeinflussung geschieht weniger über das Thematisieren, was Kinder falsch oder gar nicht machen, sondern über das Vorbild. Was wir ihnen vorleben, werden sie anstreben, solange sie sehen, dass uns das erfüllt. Wir brauchen das nicht zu organisieren. Wenn sie sehen, dass wir jedes Mal sauer sind, wenn es ans Aufräumen geht, werden sie ihre Schlüsse ziehen. Wenn sie sehen, wie in guter Stimmung Ordnung entsteht, auch.

Hört euch den Podcast von InBindung an. Anna bringt die Zusammenhänge wunderbar auf den Punkt.

 

 

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Refresher 23-05 «Erste-Hilfe mit VP / VP-Talk»

Was tun wenn??? 

Wie oft stecken wir in einer Situation fest, in der wir keinen Ausweg mehr finden? Wie oft stehen wir vor einem “Berg” und wissen nicht mehr weiter? Vielleicht sind wir überfordert oder sind an unseren Grenzen. Sehnlichst wünschen wir uns eine Hilfe in der Not. 

Für diese Hilfe wollen wir euch einen Weg vorschlagen. Wobei auch anzuschauen gilt, gibt es “die eine Lösung” überhaupt?

Hör weiter im Podcast, wie Claudia Feierabend und Sabrina Landgraf darüber reden. Sie sind beide Mamis von mehreren Kindern und haben sich beide bei Heinz zu Beraterinnen ausbilden lassen…

 

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Refresher 23-04 «VP-Talk / Wer spricht am Tisch oder im Auto?»

Fühlst du dich oft allein und unverstanden mit deinen Ansichten über Erziehung? Mit deiner Ansicht über Strafe, Zwang und Förderung? Sehnst du dich nach Austausch mit Menschen, die ähnlich denken? Dann ist wohl das neue Angebot unserer Fachstelle etwas für dich. 

Wir wollen uns nämlich zunächst vierzehntäglich an einem Abend auf Zoom treffen. Dort wo sonst der Link zum Podcast ist, findest du heute den Link zum VP-Talk

Klicke dort am 15. Juni drauf und folge den Anweisungen. Wir werden um 20:30 Uhr beginnen.

Was du brauchst: Ein Handy genügt oder ein Computer, möglichst mit Kamera. 

Was erwartet dich dort? Du wirst Leute finden, die Lust haben, sich mit anderen auszutauschen. Bald nach dem Start durch den Moderator oder die Moderatorin wirst du dich in einer Gruppe mit drei bis fünf Leuten wiederfinden. Sie ist nicht moderiert, stellt euch also einfach einander vor und teilt eure Gedanken. Ihr habt dazu etwa eine Viertelstunde Zeit. Vielleicht taucht dann ein Thema auf, das ihr gerne als Frage oder Input ins Plenum bringen möchtet. 

In der anschliessenden moderierten Phase können Fragen gestellt oder Ideen eingebracht werden usw. Wenn gerade keine spannende Frage da ist, werden die Moderierenden ein Thema anschneiden. Wenn du keine Erfahrung mit Zoom hast, hilft dir dieses Video weiter. Am Schluss geht ihr wieder in die Gruppen und könnt dort das Gespräch individuell beenden. 

Die VP-Talks werden nicht aufgezeichnet.

Am 15. Juni werde ich, Heinz, den Talk moderieren und dann vielleicht aufs Thema dieses Refreshers eingehen. Wer spricht am Tisch? Eure Fragen und Ideen haben aber immer Priorität. 

Als ich ein Kind war, habe ich in gewissen Familien erlebt, dass die Kinder am Tisch nicht sprechen durften. Das ging ja noch, aber einmal bin ich auf der Rückbank eines VW-Käfers ins Bündnerland gefahren, eingeklemmt zwischen drei anderen Kindern. Es war uns nicht erlaubt zu sprechen. Sobald unser Tuscheln hörbar war, wurden wir abgestellt. Was für ein Horror, mag man denken. Kennst du das Gegenteil? In vielen Familien kommen die Eltern nicht zu Wort, weder im Auto noch am Tisch - und wenn, dann moderieren sie Konflikte, korrigieren Ungezogenheit oder stoppen übergriffiges Verhalten der Kinder. 

Es liegt auf der Hand: die Weisheit liegt zwischen diesen Extremen - mit deutlichem Abstand zwischen beiden Seiten… Aber wie kommen wir dahin? Wie kommen wir zu einer angenehmen Atmosphäre, wo alle sich gehört und gesehen fühlen?

Antworten bzw. Ideen tragen wir am 15. Juni zusammen, falls ihr das dann wünscht. Für alle anderen mag dieser Tipp bereits Entspannung bringen: 

Ich war kürzlich mit zwei Enkeln unterwegs, die es nicht lassen konnten, sich zu necken, in der Folge zu schreien, zu weinen und nach der Intervention wieder mit Necken beginnen. Kennst du das? Nun, Hanni und ich halfen uns so: Wir hielten an und warteten. 

  • Wieso halten wir an?
  • Ich kann nicht fahren, wenn es laut ist und ihr seid scheinbar nicht in der Lage euch entsprechend zu verhalten. Meldet euch, wenn ich weiterfahren kann. 
  • Dürfen wir denn gar nicht….?
  • Doch, aber es eskalierte bis jetzt immer. 
  • Jetzt schaffen wir es. 

Später wiederholten wir das Spiel und die Kinder schwiegen dann, bis wir am See waren, um nicht nochmals eine Verzögerung zu riskieren. Wichtig dabei: Wir haben die Kinder nicht beschimpft oder angeklagt, sondern einfach unser Bedürfnis angemeldet. Sie waren interessiert, dass ich weiterfuhr. Die Bedürfnislage stimmte. Diesmal litten sie zunächst zwar ein bisschen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie bald ziemlich entspannt waren und Zeit hatten, sich auf den See zu freuen.

 

VP Talk


Hier der Link zum Zoom und die ID und den Kenncode für all jene, die Zoom installiert haben: Meeting-ID: 859 9063 1001, Kenncode: 12345678

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Refresher 23-03 «Was ist schlimm? Einstimmung auf die Frühlingstagung»

Wo ich diesen Text schreibe bin ich auf der Rückfahrt aus Abano. Wir fahren durch die Poebene und die Erinnerungen an die Woche sind präsent. Wir haben eine Woche mit Behinderten und sog. Normalen - gut gemischt - verbracht. Das Ziel waren die Thermalbäder in Abano, die für körperlich Behinderte ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. 

An einem Nachmittag habe ich eine kleinwüchsige Frau im Rollstuhl durch die Stadt Este geschoben und gesehen, was Rollkies bedeuten kann…Was für eine unbekannte Welt war das für mich, als sie von ihrem Leben erzählte, von ihrem Freund, dessen Rollstuhl unweit von uns von jemand anderem geschoben wurde. 

Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wenig Lebensfreude, Glück und Wohlbefinden mit den äusseren Umständen zu tun haben. Die Bilder tauchen wieder vor mir auf: Ich sah Menschen in schlimmen Lebensumständen in herzlicher Umarmung, angstvolle Augen trotz herrlicher Aussicht, Ablehnung und Kopfschütteln oder glückliches Staunen angesichts der überwältigenden Kuppel der Kathedrale. Ich erlebte mein eigenes Gemüt schwankend zwischen Begeisterung, Nachdenklichkeit, Trauer und - ja manchmal auch Unverständnis.

Wie entsteht sie eigentlich, unsere Art Dinge zu deuten und zu interpretieren? Wie kommt es, dass die einen das berühmte Glas halb leer, bzw. halb voll wahrnehmen? Wir Eltern und Grosseltern haben bestimmt viel damit zu tun, unsere eigene Erziehung und wohl auch die Erziehung unserer Eltern. Je länger ich mich mit all diesen Zusammenhängen beschäftige, desto mehr wird mir bewusst, dass es nicht in erster Linie darum gehen kann, nur die äusseren Umstände der Kinder richtigzustellen, sondern ihnen vielmehr zu helfen, die Dinge so zu deuten, dass Zuversicht und Lebensfreude nicht beeinträchtigt werden, dass die Herzen der Kinder weich und verletzlich bleiben und deshalb reifen können. 

Das würde wohl bedeuten, dass wir bei uns selber anfangen, bei unserer Kindheit und einem gnädigen Blick auf unsere eigenen Eltern und uns fragen: Könnte man die Ereignisse auch ganz anders deuten? Wie soll das Kind den zornigen Blick des Vaters deuten? Das Knurren des Hundes? Den Kuss der Nachbarin? Könnte es sein, dass unser Grosser tatsächlich so wenig Schlaf braucht und ich nur meine Mutter sagen höre, dass die Kinder um sieben ins Bett gehören? Könnte es sein, dass sich unser Sohn aus Fürsorge mit dem Übelsten der Klasse zusammentut? Könnte es sein, dass mein Kind sich nicht auf die Lehrerin einlassen will, weil ich sie nicht ausstehen kann? Ja, und was triggert diese Frau in mir? 

Wie könnte meine Mutter das gemeint haben, wenn sie mir verbot, mit Toni zu spielen? Was könnte mein Papa gedacht haben, als er mir den Aufsatz zerriss? Damals fühlte ich mich gedemütigt. Vielleicht wollte er mir nur helfen meine Nachlässigkeit zu überwinden.

Die Schule ist ein Tummelfeld hilfreicher und zerstörerischer Deutungsmuster. Mit ihnen wollen wir uns an der Frühlingstagung 2023 beschäftigen. Mit der Adaption 2.0, wie ich es gerne nenne. Wir werden uns damit beschäftigen, was Lernen begünstigt oder erschwert und vor allem damit, wie ein Kind unbeschadet durch eine schwierige Schulsituation kommt und wenn keine Alternative zur Verfügung steht. 

 

Im Podcast liest uns Heinz Etter den Refresher vor und teilt seine Gedanken mit dir.

 

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Refresher 23-02 «Wer passt sich an?»

Kürzlich hörte ich einer Pädagogin zu, die erzählte, wie sie den Verzicht auf Belohnung und Bestrafung umsetzt. Nicht wahr, es tut immer gut, wenn man die eigenen Gedanken von jemand anderem hört. Man fühlt sich bestärkt in seiner Meinung. 

Dann aber erzählte sie, was sie tat, als ihr Vater einem ihrer Kinder sagte: “Wenn du etwas übrig lässt im Teller, heisst das, dass du keinen Hunger hast, dann bekommst du auch kein Dessert.” Die Absicht dieses Opas ist offensichtlich. Mit dieser Massnahme wollte er erreichen, dass das Kind aufisst. So machte man das früher. Mir geht es wie dieser Pädagogin. Mir gefällt es, wenn Kinder merken, wann sie genug haben. Foodwaste kann man anders verhindern. Wo ich ihr dann aber nicht mehr folgen konnte, war beim Punkt, wo sie sich für ihr Kind einsetzte: Es sollte nicht bestraft werden, wenn es nicht aufass und sollte nicht auf das Dessert verzichten müssen. Der Opa zeigte sich einsichtig und auch in der Schule erreichte sie, dass Lehrkräfte sich überzeugen liessen, auf Belohnungen und Bestrafungen zu verzichten. Offensichtlich gelang es ihr zu überzeugen. In mir bleibt dennoch ein Unbehagen. 

Wenn wir als Eltern auf Belohnungen und Bestrafungen verzichten, wenn es uns ein Anliegen ist, dass sich unsere Kinder bedingungslos geliebt fühlen, dann sind wir auf einem guten Weg. Wenn wir aber unseren Kindern vorenthalten, sich beim Grossvater,  im FC, in der Schule usw. anzupassen, dann erweisen wir ihnen einen Bärendienst. Sie sollen lernen, Regeln zu übernehmen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Ja, und sie sollen Druck und Strafen nicht vorschnell als Liebesentzug und als Zurückweisung interpretieren, sondern als Aufforderung sich anzupassen. Wie fatal wäre es doch, wenn ihr Kind an Opas Liebe zweifeln würde, nur weil seine Erziehungsmethoden etwas verstaubt sind. Kinder sind in der Lage, sich den abstrusesten Situationen anzupassen. Längst nicht immer tut ihnen das gut. Ich denke an Kinder von kranken oder gar süchtigen Eltern, die Verantwortung für sich und ihre Geschwister übernehmen müssen. 

Es kann nicht die Aufgabe der Eltern sein, dem Kind eine Welt einzurichten, wo ihm Adaptionsprozesse “erspart” bleiben. Kinder brauchen solche Erfahrungen und es ist an uns Eltern und Grosseltern, ihnen dabei zu helfen. Dr. Gordon Neufeld beschreibt die Fähigkeit von Menschen, sich an Unabänderliches anzupassen, als zentralen Reifungsprozess. 

Viele Jugendliche unserer Zeit ertragen es nicht, wenn sie in der Lehre Arbeiten erledigen müssen, die ihnen nicht gefallen. Andere können damit locker umgehen. Sie fühlen sich weder herabgesetzt noch gar gedemütigt.  Und ja, manchmal ist es wichtig, Widerstand zu leisten, gegen den Strom zu schwimmen, aber dann soll es nicht aus mangelnder Reife geschehen. 

Mache deinen Kindern bewusst, dass sie stolz darauf sein können, wenn es ihnen gelingt, schwierige Situationen hinzunehmen, Frustrationen zu überwinden, ohne sich als Verlierer oder gar als Opfer zu fühlen.

 

Im Podcast liest uns Heinz Etter den Refresher vor und stellt sich im Anschluss den Fragen von Claudia Feierabend.

 

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Refresher 22-10 «Lasset die Kinder zu mir kommen»

Weihnachten ist das Fest der Kinder. Viele nehmen etwas von der Atmosphäre mit, das sie ein Leben lang begleitet.

Nicht selten ist die Weihnachtszeit aber auch bis zum Rand mit Stress gefüllt, mit Forderungen der Kinder und den entsprechenden Enttäuschungen. 

Letzten Herbst haben wir uns in der Paladina-Woche damit beschäftigt, was es bedeutet, in der Familie “Reich Gottes” zu leben. Viele Familien ahnen an Weihnachten etwas davon und sind umso frustrierter, wenn es dann doch nicht so ist. Ich erinnere mich noch gut, wie mein Vater an Weihnachten sanfter war als sonst, meine Mutter weniger konsequent, noch liebevoller und verständnisvoller als sonst schon. Es wurde weniger geschimpft als sonst und auch wir Kinder wurden anders ermahnt als zu normalen Zeiten: Wie kann man an Weihnachten….!?” Die Weihnachtszeit ist deshalb wohl die beste Zeit zu überlegen, was es heisst, frei und erlöst zu sein, Kinder Gottes zu sein, die “im Namen” Jesu agieren dürfen - ja sollen.  

Hier ist der Link zum ersten Referat “die Ausgangslage”, wo es genau um diese Dinge geht. 

Wenn du Lust hast das ganze Seminar anzuschauen, dann führt dich dieser Link zum Ziel: 
https://www.vertrauenspaedagogik.ch/index.php/buchbestellung/download/seminar-lasset-die-kinder-zu-mir-kommen-detail

In diesem Sinne wünschen wir euch gesegnete Feiertage. Lasst euch nicht weismachen, dass gute Vorsätze sinnlos seien. 

Für das VP-Team Heinz
 
Der erste Film von diesem Seminar findet ihr hier.

 

Podcast des Monats wurde zu Video des Monats


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Refresher 22-08 «Reizwort Hierarchie»

Reizwort Hierarchie

Gehörst du auch zu den Menschen denen dieses Wort nicht gefällt? Für mich war es eine echte Herausforderung das Phänomen zu benennen, das mit der Join-up Beziehung gemeint ist. Du erinnerst dich: Das Wort habe ich von Monty Roberts, dem Pferdeflüsterer übernommen.

Er beschreibt damit jene Beziehung, die Gewalt im Umgang mit Pferden überflüssig macht. Die menschlichen Join-up Beziehungen sind ähnlich. Auch hier geht es um die zwei Elemente: Hierarchische Ordnung und Vertrauen. Obwohl wir ja beim Vertrauen sofort zustimmen, liegen hier gewaltige Schwierigkeiten, die ich gerne in einem späteren Refresher thematisiere. Eltern tun sich schwer damit, Kindern zu vertrauen - “aus Erfahrung” heisst es dann.

Diesmal wollen wir uns um die Hierarchie kümmern. Andere aus dem Team schlagen vor, eher von Rangfolge zu sprechen. Nun, in beiden Fällen denken wir automatisch an den Mehrwehrt der Überordnung und deshalb vom Minderwert der Unterordnung. Auch diese Wörter “unter” und “über” lösen je nachdem schon Widerstand aus.

In diesem Refresher möchte ich dich ermutigen, diese ideologischen Bedenken wegzustecken und dich auf einen anderen Blick auf soziale Ordnungen einzulassen. Natürliche Gemeinschaften sind alle hierarchisch, ob das nun Wölfe sind, Kühe oder Gruppen von Menschen. Bei uns Menschen gibt es darüber hinaus partnerschaftliche Beziehungen. Reife Menschen sind fähig solche Beziehungen zu leben. Es ist gewissermassen die Hohe Schule des Zusammenlebens und selbst in modernen Ehen nicht immer einfach… Wie üblich sollten wir nicht mit der Hohen Schule anfangen, sondern jene elementaren Dinge lernen, die im hierarchischen Zusammenleben wichtig sind. Was zeichnet gute Leiter aus - unabhängig ob das Bundesräte, Mütter oder ältere Geschwister sind? Es geht weniger um Macht, die jemand ausübt, sondern um das Phänomen der Fürsorglichkeit: Ich kümmere mich um dein Wohl. Meine Leitung versteht sich als hilfreiche Unterstützung. Jesus spricht davon, dass der Leiter ein Diener sei. Insbesondere Kleinkinder bis etwa sieben Jahre sind darauf angewiesen, in solchen Strukturen zu leben, damit sie reifen können und fähig werden, Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten.

Ich habe mich mit Anne Dinger, einer Absolventin des BRK - des Berater-und Referentenkurses über das Thema ausgetauscht. Dies ist der Link zum Podcast. Er dauert eine knappe halbe Stunde.

 

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Refresher 22-07 «Wenn der Schulerfolg ausbleibt»

Wenn der Schulerfolg ausbleibt

Keine Angst, es geht uns heute nicht um eine Kritik der Schule im Allgemeinen oder gar der Lehrkräfte im Besonderen. Nein, es geht doch vielen Eltern so, dass sie sich fragen, warum ihr Kind dies oder jenes nicht begreift, obwohl das anderen Kindern, die doch nicht schlauer sind (ganz im Gegenteil…...), ganz leicht fällt. 

Warum kann mein Kind einen Text nicht fliessend vorlesen, obwohl es die Buchstaben schon lange kennt? Warum scheint sich mein Kind so gar nicht um die elementaren Regeln der Rechtschreibung zu kümmern? Wieso kann mein Kind zwar rechnen, hat aber bei Satzaufgaben keine Idee, was man rechnen muss, obwohl es doch ganz logisch ist?

Es gibt zahllose Gründe, warum ein Kind schlechte Schulnoten hat und leidet. Einige Zusammenhänge und Lösungsvorschläge habe ich in den Büchern "Vertrauens Schule" und “Lernen UND Reifen” dargestellt. In diesem Refresher betrachten wir einen ganz anderen Aspekt. Lernschwierigkeiten können auch daher rühren, dass ein Kind anders wahrnimmt und denkt als du und ich. Wenn ich “du” sage, dann meine ich zum Beispiel nicht Stephanie Reimann, denn sie kennt diese Probleme aus der Innensicht. Sie wird uns ihre Geschichte und die fantastische Welt der Davis-Methode vorstellen. Vielleicht kommt dir, wenn du den Podcast hörst, ein Kind aus deinem Bekanntenkreis in den Sinn und du kannst die Eltern auf das Seminar aufmerksam machen, das Stephanie am 21. September anbietet. Online - so dass alle dabei sein können. 

Eine zentrale Theorie dabei ist jene von Ron Davis. Ich habe seinen Ansatz vor Jahrzehnten kennengelernt. Damals hat ein Sekundarschüler, der sich schriftlich nicht verständlich ausdrücken konnte, innerhalb einer einzigen Davis-Woche derart spektakuläre Fortschritte gemacht, dass er nachher ein fast normaler Schüler war, der heute erfolgreich im Leben steht. Vorher brachte er während einer halben Stunde selten mehr als ein paar Wörter mit krakeligen Buchstaben zu Papier, nachher schrieb er fast normal und endlich fanden seine schlauen Ideen den Weg zu uns Lehrkräften. Mündlich war das freilich vorher schon der Fall. Immer wieder wundere ich mich seither darüber, dass Ron Davis’ Erkenntnisse, sein Therapieansatz, keinen breiten Eingang gefunden haben in unser Bildungssystem. Vielmehr hat man die Legasthenie - darum geht es hier unter anderem - ziemlich aus den Augen verloren.

Umso erstaunter war ich, von Stephanie zu hören, dass es in Neuseeland eine Schule gibt, wo diese Gedanken zur Grundausstattung gehören. Hört mein Gespräch mit ihr. Es dauert gut 13 Minuten und soll und kann natürlich ihr Seminar nicht vorwegnehmen, aber es eröffnet dir vielleicht eine neue Sicht auf diese Phänomene.

 

 

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Refresher 22-06 «Sucht beginnt mit 3 - Teil 2!»

Sucht beginnt mit 3 - Teil 2!

Was, wenn du feststellst, dass dein Kind tatsächlich fast nur am Gamen Spass hat und selten an gemeinsamen Aktivitäten oder gar bei der gemeinsamen Arbeit? Was, wenn dein Kind sich von der Familie eher zurückzieht und dafür permanent in Kontakt ist mit seinen Kollegen? All diese Dinge haben mit unserer Art zu tun, Kinder aus der realen Welt eher zu verbannen als ihnen Zutritt zu gewähren, wenn sie ihn suchen. Wie wir im letzten Refresher gesehen haben, erreicht die Bereitschaft der Kinder, sich an unserem Leben, an unserer Arbeit zu beteiligen, im dritten Lebensjahr ihren Höhepunkt. Aber schon vorher imitieren sie uns und nehmen die Atmosphäre auf. Sie fühlen sich als Teil unserer Lebenswelt, fühlen sich eingeladen und zugehörig. Das gibt ihnen ihre Identität. Aber wie gesagt, deine sind jetzt vielleicht längst nicht mehr in diesem Alter. Dennoch kann man sie wieder ins Boot holen. Das hat sich in den letzten Monaten deutlich gezeigt. 

Ich möchte dich deshalb einladen ein Experiment zu wagen: 

Führe - zusammen mit deinen Kindern und deine/r PartnerIn - eine neue Art ein den Haushalt zu machen oder zumindest einen Teil davon: Erklärt gemeinsam eine gewisse Zeit für “ablenkungsfrei”, also frei von Handys und anderen Bildschirmen, aber auch von Comics, Büchern und dergleichen. Alle sind eingeladen mitzumachen beim Haushalt - oder, und das ist entscheidend - einfach zuzuschauen und sich vielleicht Gedanken zu machen, wie Abläufe verbessert werden könnten. Der Zwang zur Arbeit wäre kontraproduktiv. Wer nicht arbeitet, gehört genauso dazu. Du denkst, dann mache keiner was? Nun, das ist Teil des Experimentes. Hör dir den Podcast an. Claudia erzählt dir, wie es bei ihr kam. Sie lebt zusammen mit ihrem Partner und ihren vier Kindern in einem grossen Haus. Sie war zunächst verständlicherweise nicht motiviert ihr “running system” infrage zu stellen. Für mich ganz überraschend wagte sie dann das Experiment doch.

 

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Refresher 22-05 «Sucht beginnt mit 3!»

Sucht beginnt mit 3!

Ich freue mich sehr über das grosse positive Echo, das das Thema TEAM-Erziehung in den Menschen auslöst. Insbesondere in den Beratungen spüre ich das enorme Potenzial dieser Herangehensweise. Im TEAM etwas zu tun ist für viele Kinder attraktiv, die sich sonst gegen jeden Auftrag wehren. Leider aber oft nicht attraktiver als mit dem fortzufahren, was sie gerade tun und das ist in vielen Fällen verbunden mit einem Bildschirm. 

Es gibt wohl kaum etwas, was in allen Familien so ähnlich abläuft wie der Kampf gegen den übertriebenen Gebrauch des Handys und Tablets. Man könnte nun denken, dass die Digitalisierung schuld sei an diesem Elend. Tatsache ist, dass das echte Leben schon immer Gefahr lief von fiktiven Welten in den Hintergrund gedrängt zu werden. Waren es früher Bücher, waren es später Comics. Ich selber verschlang zeitweise ganze Stapel davon. Sie ersparten mir das viele Lesen. Heute tun das Hörbücher.

Es wird Zeit, dass wir darüber nachdenken, ob es nicht vielmehr darum ginge das reale Leben so zu gestalten, dass Kinder in einem wichtigen Bedürfnis abgeholt werden: Dazuzugehören, gebraucht zu werden, ein sinnerfülltes Leben zu haben. 

Geht es nicht sogar vielen von uns Erwachsenen so? Wir finden im Alltag nicht so recht Erfüllung und hangeln uns deshalb von Spassevent zu Spassevent, um uns im Gleichgewicht zu halten. 

Wahrscheinlich sind die meisten von uns bereits die Opfer der Entwicklung, die ich in der Vortragsreihe über TEAM Erziehung darstelle (und auch Lösungen aufzeige). Höre dir auch den Podcast an, wenn du dich angesprochen fühlst. Er hat die Form eines Interviews. Viel Spass dabei.

 

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Refresher 22-04 «TEAM - Erziehung»

TEAM - Erziehung

Toll, Ein Anderer Machts. Diese wenig schmeichelhafte Deutung der Anfangsbuchstaben des Wortes TEAM entspricht vielleicht auch deiner Wahrnehmung. Es wäre nicht weiter erstaunlich, denn uns wurde ja als Kinder schon beigebracht, dass jeder seine eigenen Probleme lösen soll, jeder soll in Ordnung bringen, was er verbockt hat usw. Wenn er also das Problem von jemand anderem löst, bleibt doch sein eigenes bestehen. Ein Verlustgeschäft. Das Verursacherprinzip beherrscht unser Denken und Fühlen. Die Digitalisierung schafft die Voraussetzung, dass unser Karma, also die Summe unserer guten Taten und der Vergehen zentral gespeichert wird. In China ist man da am “weitesten”. Ich bin überzeugt, dass wir uns in der Familie von diesem Prinzip verabschieden und dafür das Solidaritätsprinzip hochhalten sollten. Ich werde deshalb den TEAM-Begriff an der Frühlingstagung anders konnotieren. Ich folge dabei in etwa dem Bestseller von Michaeleen Doucleff: “Kindern mehr zutrauen”.

Teilnahmen lassen
Einladen, Ermutigen
Autonomie schützen
Minimiere Korrekturen

Wenn du dich darauf einlassen magst, wirst du sehen, wie begabt Kinder darin sind, sich in ein Team einzufügen. Je jünger sie sind, desto weniger werden sie sich verweigern. Solange wir darauf verzichten sie zu nötigen oder gar zu zwingen, sie unter moralischen Druck zu setzen usw. werden die meisten gute Teamplayer, die nicht dauernd angeschoben werden müssen. Wenn es dir geht, wie den meisten und du feststellen musst, dass das alles schon längst geschehen ist und die Kinder gelernt haben sich zu entziehen, dann lohnt es sich, an die Frühlingstagung zu kommen oder die Aufzeichnungen nachträglich anzuschauen. 

Vielleicht erinnerst du dich an den Podcast über die 3. Bindungsstufe, den wir dir im Februar empfohlen haben. Dort geht es um Zugehörigkeit, um Besitz und Besitzanspruch in dieser Bindungsstufe, den Dreijährige meist erreichen. Ein Aspekt fehlt in jenem Podcast, der nämlich, dass dein Kind nicht nur auf deine Loyalität angewiesen ist, sondern dass es seinerseits ein fundamentales Bedürfnis hat loyal zu sein. Du kannst dich sicher noch erinnern: Wenn du mit dem Besen hantiertest, wollte dein Kind genau diesen Besen. Als Zweijährige wollen Kinder uns einfach nur imitieren. Im dritten Lebensjahr geht es darum uns zu unterstützen, uns zu helfen, in unserem TEAM zu sein, am gleichen Strick zu ziehen. Genau da werden die Kinder in unserer Kultur in der Regel tiefgreifend frustriert. Ihr Angebot kommt oft nicht an. Wir schicken sie lieber zum Spielen weg, denn meist ist ihr Beitrag im Blick auf die aktuelle Arbeit eher kontraproduktiv. Indigene Völker rund um den Globus gehen hier einen anderen Weg, schreibt Michaeleen Doucleff, sie investieren in dieser Zeit, sie lassen die Kinder teilnehmen. Sie nehmen sie überall hin mit. Bei uns können wir das vielleicht noch in bäuerlichen Familienbetrieben beobachten. Aber auch dort ist der Zeitgeist dabei intuitives Wissen zu verdrängen. Magst du mithelfen, hier Gegensteuer zu geben?


Im Podcast gehe ich ein bisschen näher darauf ein.

 

Podcast des Monats


Hier das der Podcast zu diesem Refresher.

 

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Refresher 22-03 «InBindung 6: Bindung über die Wertschätzung»

Hilfsbereitschaft - mehr als Gehorsam / Unser Beratungs-Team

Wir unterbrechen hier die Serie über die Podcasts von InBindung. Ich möchte dich nämlich mit diesem Refresher einladen, dich mit einem brennenden Thema zu beschäftigen. Brennend im doppelten Sinn des Wortes. Es ist eben auch ein schmerzhaftes Thema. Wenig verletzt Eltern so, wie das Gefühl, ausgenutzt zu werden. Immer nur zu geben usw. Dieser Text steht auf dem Flyer zur Frühlingstagung am 21. Mai 2022 in Frauenfeld. 

Führst du auch einen mühsamen Kampf gegen die Trägheit deiner Kinder oder hast du ihn schon aufgegeben? Viele westliche Familien sind geprägt dadurch, dass Kinder sich zwar als Mitglieder der Familie sehen, meist stolz sind auf ihre Eltern und nirgendwo sonst leben möchten, sich aber in Sachen Mitarbeit im und ums Haus eher als Gäste fühlen. Sie akzeptieren Ämtli, helfen je nachdem, aber sie sehen die Arbeit in der Regel nicht selber und fühlen sich höchstens verantwortlich für Dinge, die sie selbst verursacht haben. “Ich habe das nicht liegen lassen, das ist nicht mein...” An dieser Tagung möchten wir euch Wege aufzeigen, wie Kinder – und Erwachsene – zu einem Team zusammenwachsen können. 

Kinder wollen nicht Gäste sein. Sie wollen Subjekte sein, nicht Objekte.

In Frauenfeld und auf diesem Video kannst du auch unser Beraterinnen-Team kennenlernen. Falls du auf Facebook uns folgst, kannst du dort diesen Text lesen: 

Zweitens möchte ich euch ermutigen - nachdem es jetzt nicht mehr Eigenwerbung ist - Beratung in Anspruch zu nehmen. Es kann dein Leben als Mama oder Papa, als Opa oder Oma wirklich nachhaltig verändern. Vieles, was Eltern tun, dient dazu Kinder glücklich zu machen. Hast du auch schon daran gedacht etwas in dich zu investieren? Die Kinder würden davon wohl am meisten profitieren. Hier kannst du dich anmelden.

Falls du diesen Text auf Facebook gefunden hast, teile ihn doch mit deinen Freunden.

 

Podcast des Monats (dieses Mal ein Video)


Hier das Video zur vorstellung der neuen Beraterinnen.

 

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Refresher 22-02 «InBindung 6: Bindung über die Wertschätzung»

InBindung 6: Bindung über die Wertschätzung

In der Betrachtung der Bindungsstufen nach Dr. Gordon Neufeld kommen wir nun zu einer ganz entscheidenden Stufe. Es ist jene, wo Kinder aktive Partner werden. Sie folgen nicht mehr nur ihrem Entwicklungsfahrplan, sondern wir spüren, wie sie sich aktiv um die Bindung bemühen. Dies vor allem deshalb, weil sie sich bewusst werden, dass sie ja gar nicht immer loyal sein wollen. Sie haben zwar schon vorher eigene Pläne, aber jetzt, mit vier Jahren kommt die Zeit, wo sie oft frustriert sind, weil ihr eigener Wille mit jenem der Eltern kollidiert. Nicht zufällig sprach man vom Trotzalter. Für uns Eltern und Grosseltern ist es eine grosse Herausforderung, die Kinder durch diese Zeit zu führen, an ihnen festzuhalten und ihnen zu zeigen: Du bist mir wichtig, du gehörst zu uns, auch und gerade dann, wenn du nicht immer tust, was wir sagen und vor allem nicht dann, wenn wir es einfordern. Es ist die Zeit, wo Kinder leicht in den Gegenwillen geraten. Sie haben immer irgendwie die Frage im Herzen: “Liebt ihr mich auch, wenn ich nicht so brav bin?” 

Für Kinder in diesem Alter ist es besonders wichtig, dass wir klar kommunizieren. Im “zwei” des Join-up-Gitters. (siehe Seite 27 bis 32 im Buch “Erziehen im Vertrauen”)*. Wenn sie uns dennoch nicht - sofort - folgen, gilt es das hinzunehmen um später nachzufragen: “Du hast nicht auf mich gehört, als ich… Gab es da ein Problem für dich?” Das Kind soll es spüren: Die Erwartung ist da, aber meine Eltern sind nicht abhängig von meinem Gehorsam. Deshalb zwingen sie mich nicht. 

So oder ähnlich können wir in dieser Phase denken. Wenn das Kind daraus den Schluss zieht, dass es ja eigentlich kooperativ sein will - nicht muss, dann ist nicht nur für diese Phase viel gewonnen, sondern für ein ganzes Leben. Dieser Unterschied wird seine Motivwelt prägen und damit seinen Umgang mit anderen Menschen und - was vielleicht noch wichtiger ist - sein Gottesbild. Viele Christen folgen Jesus nach, weil sie Angst haben vor den möglichen Folgen, wenn sie eigene Wege gehen. Gehörst du auch zu ihnen? Dann hat es vielleicht mit deinen Erfahrungen in diesem Alter zu tun. Ich glaube, dass es für Gott viel wichtiger ist, warum wir etwas tun, als was wir tun. Er will unser Herz, genauso wie wir die Herzen unserer Kinder wollen und nicht nur deren “Tun, was wir sagen”. 

Im Webinar “Ganz normale Traumen” ist auch dies ein zentrales Thema, welchem wir diesen und am nächsten Mittwoch nachgehen werden. 


* Falls du diesen Abschnitt in deinem Buch nicht findest, solltest du dein Buch eintauschen gegen ein aktuelles. Es lohnt sich. Schreibe einfach bei Bemerkung: “Aktualisierung”, dann senden wir es dir zum halben Preis.

 

Hört dazu den Podcast von InBindung. Wirklich hörenswert. 

 

 

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Hier der Podcast zum aktuellen Thema.

 

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Refresher 22-01 «InBindung 5: Bindung über die Zugehörigkeit und Loyalität»

InBindung 5: Bindung über die Zugehörigkeit und Loyalität

 

Es gibt wohl kaum etwas Rührenderes, als wenn ein dreiähriges Kind seiner Mama die Tasche tragen will und sie doch so viel zu schwer ist. 

Kinder kennen manchmal ihre Möglichkeiten und Grenzen nicht, aber sie wissen: Ich bin auf Mamas Seite. Sie zu unterstützen gibt mir das Gefühl richtig zu sein. Kinder erleben wohl in dieser Zeit viele erfüllende Momente. Erfüllung ist mehr als Spass, ja sogar mehr als Freude. Ich kann mich noch an solche Momente erinnern, wo ich für meinen Vater durch knietiefen Schnee watete, weil er etwas vergessen hatte. Ich war wie in einem Flow. Freilich, ich war wohl älter als drei. Die Dreijährigen binden sich vor allem über dieses Gefühl der Loyalität. Geben wir ihnen Gelegenheit - auch wenn das nicht immer effizient ist.

Es ist das Alter, wo Kinder entdecken, was MEIN bedeutet. Sie wissen es: das ist meine Mama, mein, Papa, meine Puppe. Das mit dem DEIN kommt erst hinterher. Geduld ist da angesagt.

Hört dazu den Podcast von InBindung. Echt hörenswert. 

Nun noch etwas in eigener Sache: Letzten Herbst ist ein wichtiges Element zum ganzen Konzept der Vertrauenspädagogik dazugekommen, das in allen Seminaren seither einfliesst. Wenn du Kleinkinder hast, Kinder unter sieben also, empfehle ich dir dringend ein Online Seminar zu besuchen, das wir in nächster Zeit anbieten. Du wirst ähnliche Aha-Erlebnisse haben wie bei der ersten Begegnung mit Vertrauenspädagogik.
Wenn du schon etwas Erfahrung hast, eignet sich das Seminar "Ganz normale Traumen" wohl am besten. Sonst bieten wir schon bald wieder einen "Crahskurs +" an, wobei das + für dieses spzielle Thema steht.

 

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Refresher 21-11 «InBindung 4: Bindung über die Gleichheit»

InBindung 4: Bindung über die Gleichheit

Im Vorfeld des Festes der Liebe - so nennen es auch Leute, die mit Jesus nichts anfangen können. Immerhin, der zentrale Aspekt der Botschaft Jesu ist noch da. Wenn du auch zu den Menschen gehörst, die an Weihnachten bewusst den Geburtstag Christi feiern, dann hat das viel mit deiner Identität zu tun. Du fühlst dich zugehörig. Vielleicht fühlst du dich als richtiges Kind Gottes. Ich wünsche es dir von Herzen. 

Für mich hat dieser Begriff mit der Entdeckung der Vertrauenspädagogik eine ganz neue Bedeutung bekommen. Mit Jesus verbunden zu sein, heisst dann, in seiner Liebe sein. Die Liebe als zentralen Antrieb zu entdecken und an die erste Stelle zu setzen ist mein Ziel, das ich nicht aus eigener Kraft erreichen kann - ja nicht einmal aus eigener Kraft wollen kann. Es ist vielmehr die Anziehung, die Jesus auf mich ausübt, seit ich mir meiner Identität neu bewusst bin. Sie hat mir bewusst gemacht, dass es grundsätzlich zwei Arten von Motivation gibt: Jene, die von innen kommt und jene die von aussen kommt. Die intrinsische und die extrinsische, um es mit den Fachbegriffen zu sagen. Für mich ist eine andere Unterscheidung wichtiger geworden: Bei den intrinsischen gibt es zwei Motivstrukturen: Jene, die aus der Liebe kommen, aus dem Angezogensein des Guten, Schönen und Richtigen. Dann gibt es die andere Seite, die aus der Angst kommt, nicht richtig zu sein. Das Sinnen und Trachten dient dazu, Übel zu vermeiden - nicht das Gute zu erreichen. Jesus ist nicht auf die Welt gekommen, um uns unter Druck zu setzen, ja das richtige zu tun, damit wir nicht ins Gericht kommen, sondern damit wir im Vertrauen auf Ihn davon ausgehen, dass die Liebe immer der beste Weg ist, selbst, wenn es im Moment nicht danach aussieht. 

Im Podcast, den ich dir heute empfehle, geht es um die Bindung über die Gleichheit. Kinder ab dem zweiten Lebensjahr binden sich so und gleichen ihr Denken und Verhalten dem ihrer Bezugspersonen an. Sie lernen zum Beispiel das Sprechen und das aufrecht Gehen. Sie übernehmen deren Gewohnheiten, Haltungen und Meinungen. Später gleichen sie sich vielleicht eher ihren Gleichaltrigen an oder auch ihren Idolen, es sei denn, sie finden und behalten ihre Identität in der Familie, auch und gerade dann, wenn sie diese - spätestens in der Pubertät - einer gründlichen Prüfung unterziehen. Schön ist es, wenn ein Kind während der ganzen Zeit spürt: Hier gehöre ich dazu, hier bin ich zuhause, unabhängig davon, wo ich in diesem Prozess gerade stehe. Das ist der beste Schutz vor schädlichen Einflüssen aller Art und es ist auch die beste Voraussetzung dafür, als Kind Gottes seine Identität und Bestimmung zu finden.

 

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Refresher 21-10 «InBindung 3: Bindung über die Sinne»

InBindung 3: Bindung über die Sinne

Wenn Katzen uns um die Beine streichen, Hunde uns lecken oder eine Streicheleinheit abholen, dann kann uns das an ein elementares Grundbedürfnis in der ganzen Schöpfung erinnern: Wir sind Wesen, die Nähe und Körperkontakt brauchen um nicht zu verkümmern oder gar zu sterben. Für Babys ist diese Art von Nähe überlebenswichtig. Sie sterben, wenn sie nur ernährt und versorgt werden, statt geliebt und gekuschelt. Tiere kennen keine Scham, deshalb fordern sie die Nähe ein. Viele Babys tun es auch. Später reagieren wir eher mit Scham und Rückzug, wenn uns die körperliche Nähe fehlt. Irgendetwas in uns sagt uns, dass es wahrscheinlich an uns selber liegt, wenn Menschen uns nicht nahe sein wollen. Viel Elend, Streit und Verzweiflung kommen in unsere Familien, weil wir es nicht schaffen uns diese Nähe zu geben. Das frustrierte Bedürfnis nach Nähe, die existenzielle Kränkung hat ein furchterregendes Potenzial. Doch halt, wenn wir unseren Kindern nahe sind aus Angst vor solchen Entwicklungen, dann werden wir das Ziel verfehlen. Es ist vielmehr die Anziehungskraft, die wir aufeinander ausüben, die uns auf den guten Weg führt. Dennoch ist es hilfreich diese Zusammenhänge zu kennen, wenn wir sehen, wie Menschen Böses tun. Das Böse in Kindern kommt meist aus dieser existentiellen Frustration und - gestatte mir diesen Vergleich - das Böse in der Welt kommt aus der Entfremdung vom liebenden Gott, wie er sich in Jesus auf unvergleichliche Weise offenbart hat. Die intime Nähe, die dieser liebende Gott zulässt, ist eher geeignet unser Existenzängste zu überwinden als alle menschliche Vorsorgesysteme. 

Alles, was Menschen trennt und isoliert macht uns Angst und ist der Nährboden für Misstrauen, Ablehnung und Feindseligkeit. 

Liebe und Nähe sind ein Leben lang die Quelle von Zufriedenheit und Glück, von Engagement und Erfüllung. Nur zu oft aber ist es die Angst vor dem Verlust von Liebe und Nähe, die uns umtreibt. Diese Angst ist dann meist nicht so sehr der Lebenssituation geschuldet, sondern sie wurzelt in den Anfängen unseres Lebens und der Art, wie wir unsere ersten Erfahrungen vor und nach der Geburt eingeordnet haben. 

Wenn du dich selber und deine Lieben besser verstehen willst, lohnt es sich diesen Podcast zu hören.

 

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Refresher 21-09 «InBindung 2: Was hat Reifung mit Bindung zu tun?»

InBindung 2: Was hat Reifung mit Bindung zu tun?

Diese Folge aus dem Podcast InBindung widmet sich einem Thema, das Dr. Gordon Neufeld ins helle Licht gerückt hat: Das Phänomen der Reifung. Es war der Schweizer Psychologe Jean Piaget, der hier bahnbrechendes entdeckt hat. Er beschäftigte sich freilich nur mit der kognitiven Reifung. Aber er fand heraus, dass es nicht reicht kognitive Anlagen zu haben, sondern, dass diese im richtigen Augenblick gewissermassen erweckt werden müssen um sich zu entfalten. Wenn das nicht geschieht, ist es später nicht mehr möglich. Man hat das schon öfters bei Menschen beobachtet, die nicht rechtzeitig - in den sensiblen Phasen, wie sie Piaget nennt - mit Menschen konfrontiert waren, später nie mehr sprechen lernten. Er entdeckte auch, wie unsinnig es ist, Kinder vorher mit gewissen Problemen zu konfrontieren, weil sie das nur verunsichert und nicht fördert. 

Neufeld war es, der mir und vielen anderen den Blick dafür öffnete, dass es auch eine emotionale Reifung gibt, die sich ähnlich entfaltet, nämlich automatisch, solange gewisse Bedingungen erfüllt sind. Eine zentrale Grundvoraussetzung für eine solche Entwicklung ist die Bindung an fürsorgliche Erwachsene - im Idealfall an die Eltern beiderlei Geschlechts, denn Väter und Mütter stossen die Entwicklung unterschiedlicher emotionaler Strukturen an, in Jungen anders als in Mädchen. Das wird leider gerade in unseren Tagen auf eine gefährliche Weise ignoriert - wie die Reifung selbst. Dieser Podcast rückt in den Fokus, wie zentral die Bindung für die Entfaltung der Emotionen der Kinder sind. Diese sind es, die unseren Alltag prägen, nicht so sehr unsere Denkkraft, unsere Ausbildung usw. 

Überlegungen geben die Richtung an, sie zügeln die Emotionen, aber sie selber haben keine Kraft, so wenig wie das Steuerrad und das Gaspedal beim Auto. 

Übrigens: Wie das Lernen gelingen kann ohne die Reifung zu beeinträchtigen, habe ich im Buch “Lernen UND Reifen im Vertrauen” dargestellt. 

Hier geht es zum Podcast “Bindung”.

 

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Refresher 21-08 «InBindung 1: Die kindliche Unreife»

InBindung 1: Die kindliche Unreife

Hallo, und herzlich Willkommen zurück von der Sommerpause. Wie versprochen starten wir heute mit einer Serie von Refreshern, die sich um den Podcast InBindung drehen. Du findest ihn anhand unserer jeweiligen Links oder auch selber unter diesem Titel überall, wo es Podcasts gibt. 

Es gibt wohl kaum etwas Spannenderes als zu sehen, wie sich ein unreifes Kind in ein reifes Kind verwandelt - ganz ohne, dass Eltern dazu etwas beitragen könnten oder müssten. Diese Verwandlung - ähnlich spektakulär wie die Pubertät - geschieht leider, ohne dass viele sich dessen bewusst sind. Im Unterschied zum Stimmbruch und zur Menstruation ist die Verwandlung von aussen nicht direkt sichtbar. Viele Menschen sind sich deshalb gar nicht bewusst, dass da ein Wandel stattfindet und schon gar nicht einer mit dieser Tragweite. Weil wir uns nicht bewusst sind, wie anders kleinkindliche Gehirne funktionieren, sind Eltern immer wieder hilflos im Umgang mit ihren Knirpsen. Sie verstehen nicht, warum sie so ausrasten können, um im nächsten Moment wieder zufrieden zu sein. Ohne das Wissen um diese Andersartigkeit können wir nicht verstehen, warum ein Fünfjähriger ohne Bedenken einer Heuschrecke ein Bein ausreissen kann und dann voller Mitgefühl für das Tierchen Futter sucht. In meinen Vorträgen vergleiche ich das kindliche Gehirn, vor allem das kindliche Bewusstsein, gerne mit einem Smartphone, das bei den meisten Apps im Vollbildmodus läuft. Sind nicht unsere Kleinen auch so? Wenn sie am Spielen sind, können sie nicht gleichzeitig auf uns hören. Sie verlieren sich ganz in einer Sache. Wenn sie wütend sind, ist kein Raum auf dem “Bildschirm” für Verständnis und Mitgefühl oder gar Liebe für den kleinen Bruder. Diese Gefühle kommen dann schon, aber frühestes ein paar Minuten später, nach dem Abklingen der grossen Emotion. Und genau darin liegt das Erstaunliche dieses Umbruchs zwischen 5 und 7 Jahren: Immer mehr gelingt es, mehrere Gefühle und Gedankengänge gleichzeitig zu verarbeiten. Zorn und Mitgefühl, Neid und Zuneigung. Man nennt das die Integration der Emotionen. 

Der Podcast führt dich ein in diese Zusammenhänge, die in späteren Folgen noch vertieft werden. Er folgt dabei dem Ansatz von Dr. Gordon Neufeld, dem kanadischen Bindungsforscher, bei dem ich selber auch studiert habe. Ich wünsche dir viel Freude dabei. 

Für das VP-Team
Heinz Etter

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