Refresher
Was für eine stressige Zeit - Schulschlussfeiern, Zeugnisse, Schulwechsel usw. Aber endlich sind Ferien. Jetzt hast du die Gelegenheit, dein Kind wieder neu kennenzulernen. Vielleicht braucht es einige Tage Anlaufzeit.
Immer wieder berichten mir Eltern, wie anders ihre Kinder in den Ferien sind. Wie wenig Streit es gibt unter den Geschwistern, wie nach einer Anlaufzeit die Langeweile verschwindet. Wie plötzlich ganz einfache Dinge spannend werden. Wie Jugendliche stundenlang im Sandhaufen des Campingplatzes kleinere Kinder anleiten, einen Wassergraben um ihre Sandburg anzulegen. Wie stylische Jungs die Sorge über den Haarschnitt verloren haben und das Gel ungebraucht im Necessaire auf den Ernstfall nach den Ferien wartet.
Wenn du das auch schon erleben durftest, dann musst du wissen: So ist dein Kind wirklich. So ist seine wahre Natur. Lerne, all die Widrigkeiten des Alltags als Aus”druck” all der vielen Drücke zu sehen, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, nicht zuletzt von Seiten ihrer Freunde.
Vielleicht siehst du Möglichkeiten, auch im Alltag vermehrt solche Oasen des Friedens einzurichten.
Wie schnell sind wir geneigt, unangepasstes Verhalten dem Charakter des Kindes anzulasten. Nur reife Menschen können auch unter widrigen Umständen auf ihre edleren Eigenschaften zurückgreifen. (Das sind auch bei Erwachsenen nicht unbedingt 100 Prozent.) Deshalb ist es oft viel hilfreicher, die Umstände zu ändern, statt auf die Verwandlung unserer Kinder hinzuarbeiten.
"Wie wollen wir die Hausarbeiten aufteilen während der Ferien?" Eine solche Frage kann viel Segensreiches bewirken. Wir alle neigen dazu, die Ferienzeit mit Hoffnungen und Erwartungen aufzuladen, und klagen einander an, wenn diese sich nicht erfüllen. Frust breitet sich aus, der sich je nach Temperament als Enttäuschung oder Wut Ausdruck verschafft. "Was ist denn für dich wichtig, dass es gelungene Ferien gibt?" Wenn alle das sagen dürfen, gibt es sicher einen guten Weg. Vielleicht aber auch nicht, und wir merken, dass nicht alles machbar ist. Diese Erkenntnis hat dann Zeit, einzusinken und betrauert zu werden, und die Sicht auf das Mögliche wird frei. Noch ein wichtiger Tipp: Macht euch vom Wetter möglichst nicht abhängig. Plant einmal eine Wanderung bei jedem Wetter. Wir waren letztes Wochenende bei Regen in der Weissenbach-Schlucht. Kennt ihr die Düfte im Wald bei Regen? Herrlich! Ein Kind ist sogar noch in den Bach gefallen und wanderte dennoch fröhlich mit einer "unten montierten" Jacke zurück. Welche Wonne, die nassen Kleider auszuziehen.