Refresher
Klar zu sein in der Führung, ohne gegnerisch oder gar feindlich zu wirken, das ist die Herausforderung vertrauenspädagogischer Eltern- bzw. Lehrerschaft. Auf der Seite des Kindes zu bleiben, auch wenn ich mich durchsetze, darum geht es.
Heute möchte ich einen anderen Spagat ansprechen: Wie bringen wir eine Atmosphäre von Gnade und Barmherzigkeit unter einen Hut mit dem Bedürfnis des Kindes nach Gerechtigkeit? Viele Kinder - und Erwachsene - sind aggressiv, wenn sie frustriert sind, und gehen auf jene los, die mehr die Auslöser als die Ursache des Zorns sind. Wie man Aggression loswird, ohne andere zu verletzen, haben wir in den letzten Infobriefen thematisiert.
Manchmal zeigen Menschen auch zorniges Verhalten aus einem anderen Grund. So zwingend das Zulassen von Frustration und Aggression ist, so gefährlich wäre es, Gewalt als Mittel der Durchsetzung des eigenen Willens zu tolerieren. (Für die Kenner des Frustkreisels: wenn die dritte Ausfahrt zur ersten wird.) Wie reagiere ich, wenn mein Kind genau in diesem Sinne Gewalt gegen seine Geschwister anwendet oder wenn es mich anschreit oder gar prügelt, weil ich nein gesagt habe? Muss ich es bestrafen? Falls ja, wie? Schau dir dazu das Video an.
Livesendung vom 26. Januar 2015
Im letzten Infobrief haben wir darüber nachgedacht, wie hilfreich es ist, Frustration und Aggression auszudrücken, ohne anderen zu schaden.
Was aber, wenn ich das Gefühl habe, mein Ärger komme eben gerade von diesem Kind her, das sich unangemessen benimmt? Soll ich einfach alles schlucken? Ich kann mir doch nicht alles bieten lassen... Kennst du das? Es kann dein Leben nachhaltig vergiften.
Da möchte ich dich denn einladen, dir ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk zu machen: den Frieden Gottes bleibend in dir aufzunehmen - nicht nur als insulares Phänomen am Heiligen Abend. Das herzige Kind in der Krippe hat nämlich später gesagt, wir sollten damit aufhören einander anzuklagen, zu richten und zu verurteilen. ER hat es übernommen, uns vom Zwang zur Rache zu befreien, und uns berufen einander zu vergeben, wenn wir Unrecht ertragen mussten. Frei vom Zwang zur Rache sind wir frei, uns wirksam für Gerechtigkeit einzusetzen.
Wenn wir gelernt haben, unsere Aggression auf unschädliche Weise - dafür rechtzeitig - zu fühlen und zu zeigen, werden diese Gebote nicht mehr unrealistisch sein. Wir werden dann nämlich nicht alle unsere Frustrationen stapeln, bis sie sich in der Konfrontation mit jemandem entladen müssen - in der Regel ja gerade mit jemandem, den wir lieben. Jesu Geburt, Sein Kommen zu feiern, bekommt so einen tiefen Sinn, und die Geschenke werden zum Symbol dieses Paradigmenwechsels, den ER eingeleitet hat.
Livesendung vom 29. Dezember 2014