Refresher

Stöbern Sie hier im Archiv unserer Infobriefe. Wenn Sie etwas zu einem bestimmten Thema suchen, dann sind die Briefe einerseits in Kategorien geordnet, andererseits können Sie auch unter "Tags" nach Themeninhalten suchen. Viel Spass!

Refresher 23-04 «VP-Talk / Wer spricht am Tisch oder im Auto?»

Fühlst du dich oft allein und unverstanden mit deinen Ansichten über Erziehung? Mit deiner Ansicht über Strafe, Zwang und Förderung? Sehnst du dich nach Austausch mit Menschen, die ähnlich denken? Dann ist wohl das neue Angebot unserer Fachstelle etwas für dich. 

Wir wollen uns nämlich zunächst vierzehntäglich an einem Abend auf Zoom treffen. Dort wo sonst der Link zum Podcast ist, findest du heute den Link zum VP-Talk

Klicke dort am 15. Juni drauf und folge den Anweisungen. Wir werden um 20:30 Uhr beginnen.

Was du brauchst: Ein Handy genügt oder ein Computer, möglichst mit Kamera. 

Was erwartet dich dort? Du wirst Leute finden, die Lust haben, sich mit anderen auszutauschen. Bald nach dem Start durch den Moderator oder die Moderatorin wirst du dich in einer Gruppe mit drei bis fünf Leuten wiederfinden. Sie ist nicht moderiert, stellt euch also einfach einander vor und teilt eure Gedanken. Ihr habt dazu etwa eine Viertelstunde Zeit. Vielleicht taucht dann ein Thema auf, das ihr gerne als Frage oder Input ins Plenum bringen möchtet. 

In der anschliessenden moderierten Phase können Fragen gestellt oder Ideen eingebracht werden usw. Wenn gerade keine spannende Frage da ist, werden die Moderierenden ein Thema anschneiden. Wenn du keine Erfahrung mit Zoom hast, hilft dir dieses Video weiter. Am Schluss geht ihr wieder in die Gruppen und könnt dort das Gespräch individuell beenden. 

Die VP-Talks werden nicht aufgezeichnet.

Am 15. Juni werde ich, Heinz, den Talk moderieren und dann vielleicht aufs Thema dieses Refreshers eingehen. Wer spricht am Tisch? Eure Fragen und Ideen haben aber immer Priorität. 

Als ich ein Kind war, habe ich in gewissen Familien erlebt, dass die Kinder am Tisch nicht sprechen durften. Das ging ja noch, aber einmal bin ich auf der Rückbank eines VW-Käfers ins Bündnerland gefahren, eingeklemmt zwischen drei anderen Kindern. Es war uns nicht erlaubt zu sprechen. Sobald unser Tuscheln hörbar war, wurden wir abgestellt. Was für ein Horror, mag man denken. Kennst du das Gegenteil? In vielen Familien kommen die Eltern nicht zu Wort, weder im Auto noch am Tisch - und wenn, dann moderieren sie Konflikte, korrigieren Ungezogenheit oder stoppen übergriffiges Verhalten der Kinder. 

Es liegt auf der Hand: die Weisheit liegt zwischen diesen Extremen - mit deutlichem Abstand zwischen beiden Seiten… Aber wie kommen wir dahin? Wie kommen wir zu einer angenehmen Atmosphäre, wo alle sich gehört und gesehen fühlen?

Antworten bzw. Ideen tragen wir am 15. Juni zusammen, falls ihr das dann wünscht. Für alle anderen mag dieser Tipp bereits Entspannung bringen: 

Ich war kürzlich mit zwei Enkeln unterwegs, die es nicht lassen konnten, sich zu necken, in der Folge zu schreien, zu weinen und nach der Intervention wieder mit Necken beginnen. Kennst du das? Nun, Hanni und ich halfen uns so: Wir hielten an und warteten. 

  • Wieso halten wir an?
  • Ich kann nicht fahren, wenn es laut ist und ihr seid scheinbar nicht in der Lage euch entsprechend zu verhalten. Meldet euch, wenn ich weiterfahren kann. 
  • Dürfen wir denn gar nicht….?
  • Doch, aber es eskalierte bis jetzt immer. 
  • Jetzt schaffen wir es. 

Später wiederholten wir das Spiel und die Kinder schwiegen dann, bis wir am See waren, um nicht nochmals eine Verzögerung zu riskieren. Wichtig dabei: Wir haben die Kinder nicht beschimpft oder angeklagt, sondern einfach unser Bedürfnis angemeldet. Sie waren interessiert, dass ich weiterfuhr. Die Bedürfnislage stimmte. Diesmal litten sie zunächst zwar ein bisschen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie bald ziemlich entspannt waren und Zeit hatten, sich auf den See zu freuen.

 

VP Talk


Hier der Link zum Zoom und die ID und den Kenncode für all jene, die Zoom installiert haben: Meeting-ID: 859 9063 1001, Kenncode: 12345678

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Refresher 22-08 «Reizwort Hierarchie»

Reizwort Hierarchie

Gehörst du auch zu den Menschen denen dieses Wort nicht gefällt? Für mich war es eine echte Herausforderung das Phänomen zu benennen, das mit der Join-up Beziehung gemeint ist. Du erinnerst dich: Das Wort habe ich von Monty Roberts, dem Pferdeflüsterer übernommen.

Er beschreibt damit jene Beziehung, die Gewalt im Umgang mit Pferden überflüssig macht. Die menschlichen Join-up Beziehungen sind ähnlich. Auch hier geht es um die zwei Elemente: Hierarchische Ordnung und Vertrauen. Obwohl wir ja beim Vertrauen sofort zustimmen, liegen hier gewaltige Schwierigkeiten, die ich gerne in einem späteren Refresher thematisiere. Eltern tun sich schwer damit, Kindern zu vertrauen - “aus Erfahrung” heisst es dann.

Diesmal wollen wir uns um die Hierarchie kümmern. Andere aus dem Team schlagen vor, eher von Rangfolge zu sprechen. Nun, in beiden Fällen denken wir automatisch an den Mehrwehrt der Überordnung und deshalb vom Minderwert der Unterordnung. Auch diese Wörter “unter” und “über” lösen je nachdem schon Widerstand aus.

In diesem Refresher möchte ich dich ermutigen, diese ideologischen Bedenken wegzustecken und dich auf einen anderen Blick auf soziale Ordnungen einzulassen. Natürliche Gemeinschaften sind alle hierarchisch, ob das nun Wölfe sind, Kühe oder Gruppen von Menschen. Bei uns Menschen gibt es darüber hinaus partnerschaftliche Beziehungen. Reife Menschen sind fähig solche Beziehungen zu leben. Es ist gewissermassen die Hohe Schule des Zusammenlebens und selbst in modernen Ehen nicht immer einfach… Wie üblich sollten wir nicht mit der Hohen Schule anfangen, sondern jene elementaren Dinge lernen, die im hierarchischen Zusammenleben wichtig sind. Was zeichnet gute Leiter aus - unabhängig ob das Bundesräte, Mütter oder ältere Geschwister sind? Es geht weniger um Macht, die jemand ausübt, sondern um das Phänomen der Fürsorglichkeit: Ich kümmere mich um dein Wohl. Meine Leitung versteht sich als hilfreiche Unterstützung. Jesus spricht davon, dass der Leiter ein Diener sei. Insbesondere Kleinkinder bis etwa sieben Jahre sind darauf angewiesen, in solchen Strukturen zu leben, damit sie reifen können und fähig werden, Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten.

Ich habe mich mit Anne Dinger, einer Absolventin des BRK - des Berater-und Referentenkurses über das Thema ausgetauscht. Dies ist der Link zum Podcast. Er dauert eine knappe halbe Stunde.

 

Podcast des Monats


Hier der Podcast zum anhören.

 

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Info 17-07 "Wer hat das Sagen, wenn wir bei den Eltern sind?"

Ich hoffe, du weisst noch, dass es bei der Vertrauenspädagogik nicht darum geht, welche Haltungen «richtig» und welche «falsch» sind. Es geht vielmehr darum, auf welche Weise wir unsere Kinder prägen sollen und dürfen. Dennoch lohnt es sich darüber nachzudenken, wie die Hierarchien laufen, wenn du mit deinen Kindern in deinem Elternhaus oder im Haus deiner Schwiegereltern bist. Wie soll ein Kind das sehen dürfen? Soll es dich als oberste Autorität wahrnehmen oder deine Mutter? Hier gibt es erfahrungsgemäss viele Missverständnisse. Vor allem dann, wenn bei dir Autorität immer noch etwas mit Mehrwert oder Minderwert zu tun hat.
Welcher der beiden folgenden schwiegermütterlichen Gedanken gefällt dir besser?
  • «Sie soll selber zu ihren Kindern schauen! Ich sage da gar nichts, aber ich denke mir meinen Teil!»
  • «Ich gebe hier meinen Tarif durch, wie ich es immer gemacht habe. Meine Schwiegertochter kann sich ja wehren, wenn es ihr nicht passt.»
Wenn es dir geht wie mir, dann findest auch du beide nicht unbedingt friedensstiftend. Dennoch gefällt mir der zweite besser. Schön wäre es, wenn man darüber offen sprechen könnte. Bei Töchtern ist es einfacher, hier stimmt die gefühlte Hierarchie eher überein.
Ich schlage vor, dass wir als Eltern unseren Kindern nie besser vorleben können, was es heisst, die Eltern zu ehren, als durch die Art, wie wir selber unsere Eltern ehren. Das kann dann etwa so tönen:
«Mein Papa mag es nicht, wenn jemand anders am Tisch ein Gespräch beginnt, wenn gerade eines am Laufen ist. Also wollen wir das respektieren. Wenn er euch abstellt, dann nehmt es ihm nicht krumm. Er liebt euch, auch wenn er mal zornig wird.» (Dass es hier natürlich Grenzen gibt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.)
Wenn du in einer solchen Situation deine Kinder verteidigst, zum Beispiel sagst: «Er hat gemeint, wir seien fertig mit dem Gespräch!», dann meinst du vielleicht im Grunde:
«Papa, du kannst dich nicht in Kinder einfühlen! Du hast kein Verständnis für Kinder! Du bist kleinlich!» Vielleicht hast du das damals als Kind schon deshalb gedacht, weil deine Mutter dich so in Schutz genommen hat, wie du es eben getan hast.
Kinder vertragen gut mehrere Erziehungsstile und deine Autorität ist in keiner Weise in Gefahr, wenn du dich im Hause deiner Eltern weiterhin an ihre Anweisungen hältst - im Gegenteil: Du ehrst sie damit und hilfst deinen Kindern, dich in gleicher Weise zu ehren.
 
Livesendung vom 31. Juli 2017
 

Fragen und Inputs

  • Wie ist das Infobriefthema zu verstehen? Sind Grosseltern gegenüber den Eltern generell im Alpha oder handelt es sich um eine situative Hierarchie, die sich ändert, sobald die Grosseltern ihre Kinder und Enkel besuchen?
    Es handelt sich ganz klar um eine situative Hierarchie, weil die Eltern mit ihren Kindern bei den Grosseltern zu Besuch sind. Ich würde vorschlagen, dass die Regeln der Grosseltern aber auch gelten, wenn sie die Kinder alleine im Elternhaus betreuen. Sobald die Eltern zurückkehren, werden die Grosseltern zu Gästen und die Eltern übernehmen das Alpha wieder. Empfehlenswert ist es, solche Situationen zu klären und im Vorfeld darüber zu sprechen.

  • Die Enkel werden während der Arbeitszeit der Mutter von den Grosseltern betreut. Wenn die Mutter die Kinder abholt, hat sie anfangs jeweils keinen Einfluss auf die Kinder. Ihre Anweisungen werden ignoriert. Erst, wenn wieder alle zu Hause sind, kann die Mutter das Zepter wieder übernehmen. Die Mutter hat mit den Grosseltern vereinbart, dass die Oma die Führung bis zum Aufbruch behält: «Jetzt ziehen wir die Schuhe an und dann...» Ist das eine gute Lösung?
    Solche Übergänge sind typischerweise problematisch und für kleine Kinder schwierig, weil sie nicht gleichzeitig zu zwei Personen eine direkte Bindung aufrechterhalten können. Wenn die Mutter nach dem Arbeitstag eintrifft, halten die Kinder an der Bindung zur Grossmutter fest - sie ist dann die primäre Bezugsperson.
    Die Vereinbarung, dass die Grossmutter bis zum Aufbruch im Alpha bleibt, ist gut. Hilfreich ist es, wenn solche Übergänge generell «kurz und schmerzlos» gehalten werden, auch wenn man das vielfach eigentlich nicht möchte. Sobald der Entscheid zum Aufbruch gefällt ist, ist es wichtig, dass die Grossmutter mitzieht. Noch besser geht es, wenn die Kinder schon auf die Übergabe vorbereitet werden, bevor die Mutter kommt: «Bald kommt eure Mami. Wir ziehen jetzt schon die Schuhe an...» Hilfreich ist auch - wie immer - wenn die Kinder wissen, dass die Mutter und die Grosseltern einander vertrauen.

  • Wie kommt es, dass Kinder nach einer Rückkehr von den Grosseltern, nach einem besonderen Tag oder auch nach einem Schulanlass meistens so frustriert und «geladen» sind?
    Eine Rückkehr ist immer auch eine Trennungserfahrung. Die Kinder halten innerlich noch an der anderen Bezugsperson fest. Nach Schulanlässen könnte auch die Gleichaltrigenorientierung mitspielen. Das muss aber nicht zwingend so ablaufen.

  • Könnte es sein, dass die Kinder tatsächlich frustriert sind, weil der schöne Tag oder auch das Verwöhnen durch die Grosseltern ein Ende hat? Die Grossmutter bekocht die Enkel nach Wunsch, die Mutter kocht, ohne die Kinder nach ihren Wünschen zu fragen. Bei der Grossmutter dürfen die Enkel ohne Grenzen fernsehen, zu Hause wird die Zeit eingeschränkt usw.
    Möglicherweise sind die Kinder deswegen frustriert. Es könnte aber auch sein, dass sie die Unsicherheit der Mutter spüren. Vielleicht hat sie ein latent schlechtes Gewissen, weil sie den Kindern nicht in gleichem Mass entgegenkommt wie die Grossmutter. Vielleicht hat sie auch Angst, weniger geliebt zu werden, wenn sie streng führt.

  • Die Mutter konnte als Kind erleben, welche negativen Folgen ein Laisser-faire-Erziehungsstil haben kann. Sie und ihre Geschwister rebellierten in der Pubertät stark gegen die Eltern. Deshalb entschied sie sich bewusst, die Kinder klarer zu führen und konsequenter zu erziehen.
    Es ist wichtig, vom eigenen Erziehungsstil überzeugt zu sein. Es ist aber auch hilfreich sich zu hinterfragen: «Wie direktiv bin ich? Wie viel Spielraum lasse ich meinen Kindern?»

    Als mögliche Entlastung wäre auch denkbar, dem Kind nach der Rückkehr einen «Oma-Style-Tag» zu gewähren. An diesem Tag könnte man sich ganz bewusst auf die Bindung statt auf das Verhalten konzentrieren. Auch wenn man vom Führungsstil der Grosseltern nicht überzeugt ist, sollte man die Autorität von Oma und Opa nicht untergraben: «Weisst du, Menschen sind verschieden und gehen verschieden miteinander um. Damit dir die Umstellung ein bisschen leichter fällt, handhaben wir es heute so wie bei der Grossmutter. Ab morgen gelten wieder unsere Regeln.» Wenn die Beziehung stimmt, muss man kaum Angst haben, dass einem die Kinder entgleiten könnten. Kinder sind von Natur aus stark an die Eltern gebunden.


    Ein wichtiger Schlüssel ist, wie das älteste Kind funktioniert. Wenn das Älteste vertrauenspädagogisch gehorcht und führt, fungiert es in dieser Stellung als Assistent der Eltern.

  • Was kann man unternehmen, wenn das älteste Kind nicht vertrauenspädagogisch führt, obwohl man es coacht und obwohl man selbst ein Vorbild gibt?
    Möglicherweise folgt das Kind einem anderen Vorbild.

 
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Info 16-08 "Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit? - Teil 2"

Wir haben im letzten Monat das Zuviel an Freundlichkeit thematisiert. Lies den Brief vielleicht nochmals nach, falls du ihn nicht mehr in Erinnerung hast. Sie sind ja alle hier abgelegt.
Vielleicht hast du Lust, bis am Montag die gleichen Gesetzmässigkeiten bei deinen Kindern zu beobachten. Es gibt die beiden Arten von Freundlichkeit auch bei ihnen: Die eine, die aus dem Herzen kommt und genährt ist von Fürsorglichkeit und Wohlwollen. Die andere stammt aus dem Wunsch, die Kooperation des kleinen Geschwisters zu gewinnen, es vielleicht schmeichlerisch dazu zu bringen, das ältere endlich in Ruhe zu lassen oder ihm etwas Attraktives zu überlassen. Vielleicht soll das gute Zureden auch den Unmut des Kleineren beschwichtigen und zwar so, dass die Mama nicht einschreitet.
Auch hier gilt: Freundlichkeit, die mit der Absicht daherkommt, das Gegenüber freundlich zu stimmen, ist ein Unterordnungssignal.
Je mehr die Hierarchie durcheinandergerät, desto weniger kann das kleinere Geschwister sich angemessen verhalten, und es verliert auch das gute Gefühl, von den älteren Geschwistern geliebt und beschützt zu werden.
Ein solches Verhalten, wo ein älteres Kind sich unterordnet, kann natürlich auch sinnvoll und angemessen sein. Ein schönes Beispiel haben wir gestern mit zwei Enkeln erlebt (er sechsjährig, sie dreijährig), die in einer wunderschönen Hierarchie friedlich zusammenleben. Er schwamm - flügelibewehrt - neben mir her und musste alles geben, das Ufer zu erreichen. Da kam die kleine Schwester mit einem Gummiboot daher. Er fragte ganz lieb: «Darf ich einsteigen, bitte?» Wieweit meine Anwesenheit da noch Einfluss hatte, weiss ich nicht, aber die Kleine überliess ihm ohne zu zögern grosszügig ihr Bötchen. Wie es herausgekommen wäre, wenn er ihr das Ding einfach entrissen hätte, können wir uns sicher alle vorstellen.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 29. August 2016

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Info 16-07 "Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit?" - Teil 1

Ich verstehe es gut: In einer Welt, wo die Mächtigen die Ohnmächtigen unter Druck setzen, sie bedrohen und einschüchtern, hat ein Wort wie «Hierarchie» einen schlechten Geschmack. Dabei sind wir alle darauf angelegt. Wir alle brauchen Menschen, die für uns sorgen, und andere, um die wir uns kümmern dürfen. Und dies in wechselnden Rollen und Situationen.

Viele Kinder fühlen sich heute ungeborgen, weil ihre Eltern um ihre Gunst betteln, anstatt ihnen die eigene zu schenken. Kinder brauchen Eltern, die zu ihnen freundlich sind - sicher - aber wenn du als Mami oder Papi meintest, dass deine Kinder umso freundlicher werden, je liebevoller und herzlicher du bist, dann wäre das ein fataler Irrtum.

Freundlichkeit, die mit der Absicht daherkommt, das Gegenüber freundlich zu stimmen, ist nämlich ein Unterordnungssignal.

Kinder vertragen Unterordnungssignale der Eltern schlecht. Es raubt ihnen das Gefühl, bei starken Eltern sicher zu sein.

Freundlichkeit, die absichtslos ist, die der Liebe entspringt und die dein wirkliches Empfinden ausdrückt, stärkt deine Kinder. Sie werden es dann auch ertragen, wenn du einmal nein sagst oder deinen Unmut in einer Sache ausdrückst.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 25. Juli 2016

Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit?

    • Es ist nichts Falsches, wenn wir als Eltern freundlich sind - Ziel ist ja auch, ein Vorbild zu sein, aber das Problem liegt darin, dass es eine Art Freundlichkeit gibt, die ein Unterordnungssignal ist.
    • Eltern erwarten, dass das Kind aus untergeordneter Position mit ihnen spricht. Nicht: «Mama ich will, tu das.»
    • Eltern erwarten Freundlichkeit vom Kind - keine Forderungen - weil sie das Gefühl haben, dass das nicht passt (instinktive Haltung).

 

  • Jemand in untergeordneter Rolle darf nicht einfordern, nicht befehlen und nicht drohen.

 

    • Was aber passiert, wenn Eltern ihren Kindern im untergeordneten Tonfall begegnen? Sie geradezu anflehen: «Bitte iss doch das - mir zuliebe.» Diese Art, im untergeordneten Tonfall zu bitten, ist für das Kind ein Problem. Es merkt, Mama und Papa sollten meine Sicherheit sein, mein Rahmen, wo ich mich frei entfalten kann - das erwartet das Kind.
    • Was geschieht, wenn genau das Umgekehrte passiert? Wenn das Kind in der übergeordneten Rolle ist?
    • Diese Art des Bittens ist ein Unterordnungssignal: «Räum doch bitte das Zimmer auf - mir zuliebe.», «Möchtest du das oder jenes?»

 

  • Die Kinder vertragen es schlecht, wenn Eltern ihnen Unterordnungssignale senden.

 

    • Was heisst das nun praktisch und konkret?

 

  • Es kommt nicht so auf den Ton an - es kommt auf den Gedanken an.
  • Wenn du denkst, dass du das Recht, sogar die Pflicht hast, deinem Kind Aufträge zu erteilen, dann fühle so, denke so und sage es wie du willst - es kommt bei deinem Kind so an, wie du denkst. Zum Beispiel:  «Bitte räum den Tisch ab.»
  • Der Gedanke ist das Zentrale.

 

    • Das ist wichtig, dass ich das Gefühl habe, dass ich der Versorger meines Kindes bin und ich mein Kind führen will.
    • Wenn Eltern Vorbehalte haben zu ihrer Leiterschaft, dann ist das schwierig.
    • Sei dir bewusst: Für dein Kind bist du die einzig richtige Mutter, der einzig richtige Vater.

 

  • Sprich nicht in untergeordnetem Ton. Flehe nicht, bitte nicht - sondern ordne an.

 

    • Selbstverständlich gibt es auch Situation, wo ich bitten soll. Zum Beispiel: «Darf ich bitte deinen Kugelschreiber ausleihen?» Das ist eine situativ untergeordnete Situation. Weil es ja auch nicht mein Stift ist. Das ist richtig so.
    • Sobald ich aber einen untergeordneten Ton gebrauche, wenn ich mein Kind führen soll, ist das nicht gut. Zum Beispiel: «Bitte bitte sei um 9 Uhr zu Hause. Sonst mache ich mir Sorgen.»
    • Aber wenn ich sage: «Ich möchte, dass du um 9 Uhr zu Hause bist.» oder «Bitte sei um 9 Uhr da!», ist das richtig.

 

  • Eltern sollten in der Position sein, wo sie Grenzen setzen sollen.

 

 

 

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Info 14-09 "Respekt beibringen!"

Dieses Thema hat uns schon wiederholt beschäftigt. Stört es dich, wenn Kinder Eltern schlagen? Oder auch wenn sie einander prügeln? Mich stört es noch mehr, wenn Kleine Grössere prügeln als umgekehrt. Mir hilft es nur zum Teil, dass ich darauf vertraue, dass Kinder, wenn sie reifen können, mit etwa sieben Jahren damit aufhören. Es stört mich etwa gleich, wie wenn Nachbars Chihuahua mich in meinem eigenen Garten anbellt. Es hat etwas Entartetes, denn diesem Hündchen ist einfach ein natürliches Gefühl für seinen Platz in der Welt abhanden gekommen. Ähnlich empfinde ich es, wenn Kinder wutschnaubend auf ihre Eltern einschlagen und diese es geschehen lassen. Ich glaube nicht, dass das einem Kind guttut. Man kann respektvoll auf der Seite des Kindes bleiben und es liebevoll in seine Schranken weisen im Wissen, dass dieses Verhalten aus der Unreife kommt. So schützen wir sein Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Ich glaube nicht, dass unser Dreijähriger es als Plädoyer für Gewaltfreiheit versteht, wenn wir uns prügeln lassen, sondern als bedrohliche Schwäche. Wir sollten einem Kind nicht jene Signale vorenthalten, die ihm bewusst machen, dass es noch klein und schutzbedürftig ist und es auch sein darf, ohne seine Würde zu verlieren.

Vor ein paar Monaten hat unser fünfjähriger Enkel ernsthaft behauptet, er könne schneller laufen als ich und sowieso als meine Frau. Es war mir sofort klar: Ich selber und auch sein Vater liessen ihn manchmal, wenn nicht gar regelmässig, gewinnen, in der Meinung, das Kind verstehe den Spass. Wie schnell verwirrt man ein Kinderherz!  Es blieb uns nichts, als mehrfach unsere Performance unter Beweis zu stellen... Ich halte auch das Rollenspiel für ein taugliches Mittel, solche Zusammenhänge im Alarmsystem eines Kindes zu verankern bzw. zu festigen, anstatt dieses durch unser unsensibles Verhalten abzubauen. Spiele also eher einmal den Löwen statt das Zicklein. Du kannst es ja am Schluss doch leben lassen...

Talk über das Monatsthema


Livesendung vom 29. September 2014

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Info 14-02 "Gewalt unter Geschwistern - Strafen Teil 3"

Strafen in der Familie können nur dann hilfreich sein, wenn sie dem Ziel dienen, ein Klima zu schaffen, wo es ein Minimum an Druck, Angst und Sorgen gibt, weil die Würde aller geschützt wird vor verbaler und physischer Gewalt, vor Demütigungen und Ausgrenzungen.
Mit dieser These habe ich den letzten Teil beendet. Davon wollen wir heute ausgehen. Kinder brauchen einen geschützten Raum, deshalb sind Geschwister so geschaffen, dass sie sich gegenseitig lieben und achten. Leider wird dieses Potenzial oft nicht ausgeschöpft. VP versucht, hier Wege zu zeigen: 1. Geschwister sollen hierarchisch zusammenleben, geprägt von Fürsorglichkeit der Älteren und Gehorsam aus dem Vertrauen der Jüngeren. 2. Wir brauchen einen neuen Umgang mit Frustration: Viele Kinder werden ausserhalb der Familie derart mit Frust beladen, dass dieser zu Hause in Form von Geschwisterstreit ausgetragen wird. An dieser Situation lässt sich nur schwer etwas ändern, es sei denn, man sorgt für eine weniger frustrierende Schulsituation. Wenn wir diese Frustration bejahen und als gegeben hinnehmen, können wir anders damit umgehen. Es gilt, Verhalten einzuüben, die unserer Gesellschaft weitgehend fehlen: Aggression zeigen, ohne zu verletzen und somit den Frust den schwächeren Mitmenschen weiterzugeben. Erwachsene wie Kinder können es lernen: Man kann schreien ohne anzuschreien. Man kann Dinge schmeissen oder zerreissen, ohne jemandem damit wehzutun. Wenn Eltern vorangehen, stehen die Chancen gut. Aber es braucht auch einen gewissen Druck, wenn sich hier etwas ändern soll: Wer sich nicht an diese Regel hält, der sollte bestraft werden, so, wie es vereinbart ist, so, wie es alle mittragen können und wollen, und vor allem so, wie ein Kind es ertragen kann, ohne erneut frustriert zu werden. Es braucht aber auch die Bereitschaft zu vergeben, immer wieder neu anzufangen, und es braucht zuerst den Mut zu glauben, dass es anders geht. Nur weil wir uns daran gewöhnt haben, ist ein Übel noch lange nicht unabänderlich.

Talk über das Monatsthema


Livesendung vom 24. Februar 2014

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Info 13-12 "Soll ich mein Kind strafen? Teil 1"

Gerade in der Weihnachtszeit treffen sich oft Kinder, die sich vielleicht selten sehen, und bleiben erst noch länger wach als üblich. Die neuen Spielsachen machen das Zusammenwirken auch nicht einfacher. Wie schnell kommt es da zum Streit, und wir Erwachsenen kommen unter Druck zu reagieren.
Nachdem Weihnachten jetzt ja vorbei ist, haben wir Zeit darüber nachzudenken, und wie immer geht es darum zu verstehen, statt zu urteilen.
Bei Vorschulkindern gibt es meistens dann Probleme, wenn die Hierarchie nicht klar ist. Das ist bei Gleichaltrigen fast vorprogrammiert. Ob sich ein Kind gut einem älteren unterordnen kann, hängt ganz fest davon ab, wie das ältere Kind seine Rolle wahrnimmt. Wenn es mit dem Widerstand des kleineren rechnet und sich schnell mit Machtmitteln durchzusetzen sucht, wird es eher zu Konflikten kommen. Je klarer das ältere führen kann ohne gegnerisch zu werden, desto eher wird sich das jüngere unterordnen können ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Manchmal geschieht das aus vielerlei Gründen trotzdem nicht und das kleinere setzt sich mit Schlägen durch. Diese kindlichen Verhalten sind in der Regel spontan und nicht die Folge einer kindlichen Überlegung. Die Aussicht auf eine Strafe hat deshalb wenig Einfluss auf die Entscheidungen.
Die wohl einzige “Strafe”, die in solchen Situationen Sinn macht, ist das vorübergehende Trennen der Kinder. Wichtig ist es, auf der Seite des Kindes zu bleiben und ihm zu helfen, das Geschehene richtig einzuordnen. “Bist du so wütend geworden….?” Je nachdem kann man nach kurzer Zeit einen neuen Anlauf nehmen. Kinder sind dann auch schnell dafür zu gewinnen, die Hand zu reichen und zu vergeben. Dann brauchen sie vielleicht ein bisschen Hilfe, damit das Spiel von Fürsorglichkeit und Unterordnung funktioniert. Vielleicht braucht es deine Autorität als Unterstützung: “Du darfst zuschauen, du musst das Büchlein halten. So geht es.”
Wenn keine Erwachsenen da sind, lösen Kinder solche Konflikte oft gut selber, vielleicht deshalb, weil sich das ältere Kind freier fühlt sich durchzusetzen. Wenn wir aber da sind, dann erwarten die Kinder zu Recht, dass wir für Gerechtigkeit sorgen.
Bei älteren Kindern sieht die Sache anders aus. Darüber wollen wir in einem späteren Infobrief nachdenken.

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 30. Dezember 2013

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Info 11-03 "Hierarchien"

Kannst du dich gut unterordnen? Kannst du nachgeben, ohne dich dabei schlecht zu fühlen? Ich meine natürlich nicht jene Situationen, wo du zu kurz kommst durchs Nachgeben, nein, sondern jene Situationen, wo das Nachgeben an sich das Problem ist. Das ist der Normalfall.

Wenn du damit Probleme hast, wirst du das auch von deinen Kindern erwarten. Die Gefahr, dass du Druck machst, um dem vorzubeugen, ist gross. Wenn du mit dem Widerstand in ihren Herzen rechnest, weil du selber im Widerstand bist gegen Menschen oder Aufgaben, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit Widerstand in deinen Kindern provozieren. Was also tun?

Trainiere dich im Nachgeben. Trainiere dich darin, dich mit guten Gefühlen unterzuordnen (Ich weiss wovon ich rede!!). Du hast niemanden über dir? Kein Problem: Übe dich darin, dich Gott unterzuordnen und Seinem Wort, dann wirst du plötzlich überall Möglichkeiten sehen, dich unterzuordnen und Widrigkeiten ein- und wegzustecken ohne schlechte Gedanken und Gefühle.

Ja, und dann geht es darum, deine Kinder zu ehren, sie höher zu achten als dich selbst. In dieser Haltung werden sie sich eher unterordnen. Du denkst, das sei paradox? Ist es! Wie so vieles, das Jesus gesagt hat. Oder doch nicht? Umgekehrt ist es leichter nachzuvollziehen: Wem ordnest du dich lieber unter? Einem Chef, der dominant auftritt, weil er immer mit deinem Widerstand rechnet, oder jenem, der dich achtet, deine Bedürfnisse ernst nimmt und seine eigenen oft hintan stellt (Ich denke an jene Patrons, die für ihre Bude alles geben und wie Väter zu ihren Leuten schauen.)?

Und schliesslich lehre deine älteren Kinder diesen Führungsstil. Mache auch ihnen bewusst, dass die kleineren Geschwister schnell mit ihnen ins Join-up kommen, wenn sie ihrerseits im Join-up sind mit dir.

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