Jugendliche zwischen 13 und 16 sind oft so ausgeglichen wie ein Jojo und so zugänglich wie ein Kaktus. Wie sollen Eltern jetzt mit ihren Kindern klarkommen? Dieser Satz aus der Werbung für das bekannte Buch von Claudia Arp "Und plötzlich sind sie 13 oder Die Kunst, einen Kaktus zu umarmen" beschreibt viele Jugendliche perfekt. Es stimmt, dass Jugendliche unausgeglichen sind. Aber sie sind nicht notwendigerweise abweisend gegenüber den Eltern. Auch Jugendliche können in einer wunderbaren Join-up-Beziehung mit ihren Eltern leben, solange sie sich auch als unausgeglichene Wesen angenommen und respektiert fühlen. Wir alle sind manchmal in diesem unausgeglichenen Zustand. Wir alle sind manchmal dünnhäutig und gereizt. Jetzt kommt es darauf an, ob der Friede in der Familie von der Menge des Wohlverhaltens abhängt oder von der Menge der Gnade und Barmherzigkeit. Oder anders gesagt: Beruht unser Friede darauf, dass alle immer gut drauf sind, oder beruht er darauf, dass wir entschlossen sind, einander zu ertragen, wenn es uns schlecht geht?
Wenn Jugendliche diese Annahme spüren, dann sind sie vielleicht trotzdem unausgeglichen wie ein Jojo, aber sie werden nicht zum Kaktus. Jugendliche brauchen genauso viel Wärme und Annahme wie Kinder und Erwachsene. Viele sind unter enormem Druck der Gleichaltrigen und weisen Umarmungen deshalb ab. Aber sie geniessen die Momente der Nähe zu dir umso mehr.
Es ist eine Zeit der Selbstfindung. Manche wollen wissen, ob sie auch geliebt sind, wenn sie anderer Meinung sind als die Eltern. Und auch dann, wenn sie nicht mehr so lieb und hilfsbereit sind. Sie wollen wissen, ob die Eltern auch dann auf ihrer Seite sind, wenn sie schräge Dinge tun. Je sicherer Jugendliche an die Eltern gebunden sind, desto weniger w erden sie diese Versicherungen nötig haben. Alle aber müssen herausfinden: "Lese ich selber gerne oder tue ich es nur, weil Mami das so toll findet?" "Bin ich eigentlich selber für den Umweltschutz oder laufe ich einfach meinen Eltern hinterher?" Wenn sie dann plötzlich andere Meinungen vertreten, dann begreife das aus diesem Prozess heraus. Je weniger du sie auf den "richtigen" Kurs zurück zwängen willst, desto früher werden sie sich zu eigen machen, worin sie geprägt wurden. Oder aber - und betrachte das als Chance - sie zeigen dir, dass manche Prägung es nicht wert ist, übernommen zu werden (davon aber mehr im nächsten Infobrief).