Refresher

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Info 15-06 "Ich habe Durst!"

Eine scheinbar ganz normale Aussage, und sie könnte so weitergehen: «Darf ich mir ein Glas Sirup machen?» oder auch «Darf ich mir im Keller eine Cola holen?»

Manchmal ist es anders, und die nächste Person, die sich bewegt, ist nicht der Neunjährige, der Durst hat, sondern die Mutter. Sie fühlt sich augenblicklich unwohl, nachdem ihr Kind Durst hat. Sie fühlt sich verpflichtet, diesen Übelstand sofort zu beheben. Vielleicht schlägt sie dem Kind ein paar Getränke vor, die das Kind unwillig ablehnt. «Lieber eine Cola!»

Zugegeben, das mag in dieser Ausprägung selten sein, aber die Gefahr, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder zu ihren eigenen machen, ist gross und relativ weit verbreitet. So müssen Kinder gar nicht mehr fragen: «Mama, fährst du mich zur Schule? Ich habe den Bus verpasst.» Sie wissen es: Wenn sie sagen: «Der Scheissbus ist mir vor der Nase davongefahren», kommt ihr Problem und ihr Druck ohne ihr Zutun bei Mama an, und sie wird sich fühlen, als ob sie selber den Bus verpasst hätte. So fällt es ihr auch nicht auf, wenn das Kind die Hilfe für selbstverständlich nimmt und sich auch nicht veranlasst sieht, dankbar zu sein. 

Es ist noch nicht so lange her, da sagten Eltern in dieser Situation: «Geschieht dir recht! Wieso trödelst du so lange? Mach, dass du auf dein Fahrrad kommst!»

Gäbe es da etwas Hilfreiches dazwischen? Ich denke schon. Zum Beispiel so: «Oh, das tut mir leid. Das kann es geben.» Punkt. Das Kind übernimmt für sich die Verantwortung und löst das Problem. Wenn das ganz klar ist, dann sind Mamas frei zu sagen: «Komm, Jonas, ich bringe dich zur Schule. Ich gehe dann gleich noch zu...»

Kinder, die sich gewohnt sind, dass die Erwachsenen ihre Probleme lösen, sind in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Noch schlimmer: Nicht wenige Kinder lasten ihre Probleme den Eltern an, fordern deren Hilfe ein und verpassen deshalb jene schönen Momente, wo Eltern ein Auge zudrücken. Wie sollen sie, wenn sowieso schon beide zu sind?

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 29. Juni 2015

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Info 10-10 "Manipulation"

Die folgende Frage eines Kursteilnehmers war der Ausgangspunkt dieses Inputs: "Du sagst, dass Kinder uns nicht manipulieren. Wie oft muss ich denn meinem Kleinkind den Löffel aufheben, den es umgehend wieder auf den Boden wirft?"

Kinder lieben Regeln. Sie lieben es, Gesetzmässigkeiten zu entdecken und zu schauen, ob sie das nächste Mal auch gelten. So auch mit dem Löffel.

„Ich lass ihn fallen, Papi hebt ihn auf. Ok, gleich nochmals probieren. Es klappt, aha, so ist die Spielregel.“ Diese lebenswichtige Fähigkeit, Regeln zu erkennen und einzuhalten, solltest du auf-, nicht abbauen. Das Kind würde dieses Spiel wohl noch lange spielen, wenn es nicht einen wachsenden Unmut in dir wahrnehmen würde. Dieser Unmut verwirrt es. Es spürt, dass etwas nicht stimmt, weiss aber nicht genau was. Was also tun? In der Verwirrung wird es wohl den Löffel noch einmal fallen lassen, in der Hoffnung, dass der alte Spass zurückkehrt.

Spiele das Spiel mit, zeige dem Kind, dass du seine Fähigkeit schätzest. Dann aber hebe den Löffel irgendwann zum letzten Mal auf, halte ihn ihm hin mit den Worten: "So, ich möchte mit diesem Spiel jetzt aufhören. Ich hebe ihn nicht mehr auf, wenn du ihn runter wirfst." Das Kind wird dann vielleicht prüfen wollen, ob es dich richtig verstanden hat, und wird den Löffel wieder runter schmeissen. Vielleicht wird es sich zunächst freuen, dass du dich erwartungsgemäss verhältst und den Löffel liegen lässt. Vielleicht aber hat es dich nicht verstanden und ist enttäuscht. Dann aber wird es wissen: „Aha, was er sagte, bedeutete, dass er den Löffel jetzt nicht mehr aufhebt. Zu dumm, dass ich das nicht gemerkt habe.“ In beiden Fällen wird es vielleicht den Löffel vermissen und jämmerlich schreien. Dann nimm das Kind am besten aus dem Hochsitz, damit es den Löffel selber holen kann und sich nicht geprellt fühlen muss.

Diese Interpretation ist vertrauenspädagogisch. Es mag sein, dass es Kinder gibt, die ihre Eltern manipulieren wollen. Ich denke, es wird die Ausnahme sein. Wenn du davon ausgehst und deinem Kind das unterstellst, wird es nicht lange dauern, und du wirst recht haben damit. Kinder pflegen das zu tun, was wir von ihnen erwarten.

Denke daran: Die Eltern sind es, die die Vertrauensbeziehung zum Kind, das Join-up, zuerst verlassen, nicht die Kinder. Kinder würden dir nie Manipulation unterstellen, deshalb dauert es oft so lange, bis sie es merken, wenn es vorkommt. Wir Erwachsenen neigen dazu, das dann als Dummheit und Naivität zu interpretieren.

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