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Info 16-08 "Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit? - Teil 2"

Wir haben im letzten Monat das Zuviel an Freundlichkeit thematisiert. Lies den Brief vielleicht nochmals nach, falls du ihn nicht mehr in Erinnerung hast. Sie sind ja alle hier abgelegt.
Vielleicht hast du Lust, bis am Montag die gleichen Gesetzmässigkeiten bei deinen Kindern zu beobachten. Es gibt die beiden Arten von Freundlichkeit auch bei ihnen: Die eine, die aus dem Herzen kommt und genährt ist von Fürsorglichkeit und Wohlwollen. Die andere stammt aus dem Wunsch, die Kooperation des kleinen Geschwisters zu gewinnen, es vielleicht schmeichlerisch dazu zu bringen, das ältere endlich in Ruhe zu lassen oder ihm etwas Attraktives zu überlassen. Vielleicht soll das gute Zureden auch den Unmut des Kleineren beschwichtigen und zwar so, dass die Mama nicht einschreitet.
Auch hier gilt: Freundlichkeit, die mit der Absicht daherkommt, das Gegenüber freundlich zu stimmen, ist ein Unterordnungssignal.
Je mehr die Hierarchie durcheinandergerät, desto weniger kann das kleinere Geschwister sich angemessen verhalten, und es verliert auch das gute Gefühl, von den älteren Geschwistern geliebt und beschützt zu werden.
Ein solches Verhalten, wo ein älteres Kind sich unterordnet, kann natürlich auch sinnvoll und angemessen sein. Ein schönes Beispiel haben wir gestern mit zwei Enkeln erlebt (er sechsjährig, sie dreijährig), die in einer wunderschönen Hierarchie friedlich zusammenleben. Er schwamm - flügelibewehrt - neben mir her und musste alles geben, das Ufer zu erreichen. Da kam die kleine Schwester mit einem Gummiboot daher. Er fragte ganz lieb: «Darf ich einsteigen, bitte?» Wieweit meine Anwesenheit da noch Einfluss hatte, weiss ich nicht, aber die Kleine überliess ihm ohne zu zögern grosszügig ihr Bötchen. Wie es herausgekommen wäre, wenn er ihr das Ding einfach entrissen hätte, können wir uns sicher alle vorstellen.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 29. August 2016

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Info 16-07 "Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit?" - Teil 1

Ich verstehe es gut: In einer Welt, wo die Mächtigen die Ohnmächtigen unter Druck setzen, sie bedrohen und einschüchtern, hat ein Wort wie «Hierarchie» einen schlechten Geschmack. Dabei sind wir alle darauf angelegt. Wir alle brauchen Menschen, die für uns sorgen, und andere, um die wir uns kümmern dürfen. Und dies in wechselnden Rollen und Situationen.

Viele Kinder fühlen sich heute ungeborgen, weil ihre Eltern um ihre Gunst betteln, anstatt ihnen die eigene zu schenken. Kinder brauchen Eltern, die zu ihnen freundlich sind - sicher - aber wenn du als Mami oder Papi meintest, dass deine Kinder umso freundlicher werden, je liebevoller und herzlicher du bist, dann wäre das ein fataler Irrtum.

Freundlichkeit, die mit der Absicht daherkommt, das Gegenüber freundlich zu stimmen, ist nämlich ein Unterordnungssignal.

Kinder vertragen Unterordnungssignale der Eltern schlecht. Es raubt ihnen das Gefühl, bei starken Eltern sicher zu sein.

Freundlichkeit, die absichtslos ist, die der Liebe entspringt und die dein wirkliches Empfinden ausdrückt, stärkt deine Kinder. Sie werden es dann auch ertragen, wenn du einmal nein sagst oder deinen Unmut in einer Sache ausdrückst.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 25. Juli 2016

Gibt es ein Zuviel an Freundlichkeit?

    • Es ist nichts Falsches, wenn wir als Eltern freundlich sind - Ziel ist ja auch, ein Vorbild zu sein, aber das Problem liegt darin, dass es eine Art Freundlichkeit gibt, die ein Unterordnungssignal ist.
    • Eltern erwarten, dass das Kind aus untergeordneter Position mit ihnen spricht. Nicht: «Mama ich will, tu das.»
    • Eltern erwarten Freundlichkeit vom Kind - keine Forderungen - weil sie das Gefühl haben, dass das nicht passt (instinktive Haltung).

 

  • Jemand in untergeordneter Rolle darf nicht einfordern, nicht befehlen und nicht drohen.

 

    • Was aber passiert, wenn Eltern ihren Kindern im untergeordneten Tonfall begegnen? Sie geradezu anflehen: «Bitte iss doch das - mir zuliebe.» Diese Art, im untergeordneten Tonfall zu bitten, ist für das Kind ein Problem. Es merkt, Mama und Papa sollten meine Sicherheit sein, mein Rahmen, wo ich mich frei entfalten kann - das erwartet das Kind.
    • Was geschieht, wenn genau das Umgekehrte passiert? Wenn das Kind in der übergeordneten Rolle ist?
    • Diese Art des Bittens ist ein Unterordnungssignal: «Räum doch bitte das Zimmer auf - mir zuliebe.», «Möchtest du das oder jenes?»

 

  • Die Kinder vertragen es schlecht, wenn Eltern ihnen Unterordnungssignale senden.

 

    • Was heisst das nun praktisch und konkret?

 

  • Es kommt nicht so auf den Ton an - es kommt auf den Gedanken an.
  • Wenn du denkst, dass du das Recht, sogar die Pflicht hast, deinem Kind Aufträge zu erteilen, dann fühle so, denke so und sage es wie du willst - es kommt bei deinem Kind so an, wie du denkst. Zum Beispiel:  «Bitte räum den Tisch ab.»
  • Der Gedanke ist das Zentrale.

 

    • Das ist wichtig, dass ich das Gefühl habe, dass ich der Versorger meines Kindes bin und ich mein Kind führen will.
    • Wenn Eltern Vorbehalte haben zu ihrer Leiterschaft, dann ist das schwierig.
    • Sei dir bewusst: Für dein Kind bist du die einzig richtige Mutter, der einzig richtige Vater.

 

  • Sprich nicht in untergeordnetem Ton. Flehe nicht, bitte nicht - sondern ordne an.

 

    • Selbstverständlich gibt es auch Situation, wo ich bitten soll. Zum Beispiel: «Darf ich bitte deinen Kugelschreiber ausleihen?» Das ist eine situativ untergeordnete Situation. Weil es ja auch nicht mein Stift ist. Das ist richtig so.
    • Sobald ich aber einen untergeordneten Ton gebrauche, wenn ich mein Kind führen soll, ist das nicht gut. Zum Beispiel: «Bitte bitte sei um 9 Uhr zu Hause. Sonst mache ich mir Sorgen.»
    • Aber wenn ich sage: «Ich möchte, dass du um 9 Uhr zu Hause bist.» oder «Bitte sei um 9 Uhr da!», ist das richtig.

 

  • Eltern sollten in der Position sein, wo sie Grenzen setzen sollen.

 

 

 

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Info 15-06 "Ich habe Durst!"

Eine scheinbar ganz normale Aussage, und sie könnte so weitergehen: «Darf ich mir ein Glas Sirup machen?» oder auch «Darf ich mir im Keller eine Cola holen?»

Manchmal ist es anders, und die nächste Person, die sich bewegt, ist nicht der Neunjährige, der Durst hat, sondern die Mutter. Sie fühlt sich augenblicklich unwohl, nachdem ihr Kind Durst hat. Sie fühlt sich verpflichtet, diesen Übelstand sofort zu beheben. Vielleicht schlägt sie dem Kind ein paar Getränke vor, die das Kind unwillig ablehnt. «Lieber eine Cola!»

Zugegeben, das mag in dieser Ausprägung selten sein, aber die Gefahr, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder zu ihren eigenen machen, ist gross und relativ weit verbreitet. So müssen Kinder gar nicht mehr fragen: «Mama, fährst du mich zur Schule? Ich habe den Bus verpasst.» Sie wissen es: Wenn sie sagen: «Der Scheissbus ist mir vor der Nase davongefahren», kommt ihr Problem und ihr Druck ohne ihr Zutun bei Mama an, und sie wird sich fühlen, als ob sie selber den Bus verpasst hätte. So fällt es ihr auch nicht auf, wenn das Kind die Hilfe für selbstverständlich nimmt und sich auch nicht veranlasst sieht, dankbar zu sein. 

Es ist noch nicht so lange her, da sagten Eltern in dieser Situation: «Geschieht dir recht! Wieso trödelst du so lange? Mach, dass du auf dein Fahrrad kommst!»

Gäbe es da etwas Hilfreiches dazwischen? Ich denke schon. Zum Beispiel so: «Oh, das tut mir leid. Das kann es geben.» Punkt. Das Kind übernimmt für sich die Verantwortung und löst das Problem. Wenn das ganz klar ist, dann sind Mamas frei zu sagen: «Komm, Jonas, ich bringe dich zur Schule. Ich gehe dann gleich noch zu...»

Kinder, die sich gewohnt sind, dass die Erwachsenen ihre Probleme lösen, sind in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Noch schlimmer: Nicht wenige Kinder lasten ihre Probleme den Eltern an, fordern deren Hilfe ein und verpassen deshalb jene schönen Momente, wo Eltern ein Auge zudrücken. Wie sollen sie, wenn sowieso schon beide zu sind?

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 29. Juni 2015

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Info 10-03 "Hierarchien"

Hierarchien gibt es überall, trotz Sozialismus und Demokratie.

In unserer Kultur gehen wir davon aus, dass wer oben ist, mehr wert ist, als jemand, der unten ist. Also wollen alle eher oben sein, was jene, die oben sind, mit Angst erfüllt, und sie dazu führt, die Position zu verteidigen und jene vorsorglich einzuschüchtern, die unten sind. Immer auf der Hut vor möglichem Ungehorsam oder gar Rebellion. Das wiederum führt dazu, dass sich Untergeordnete nicht wohl fühlen, dass sie sich gedemütigt vorkommen und sich deshalb tatsächlich Gedanken darüber machen, wie sie der undankbaren Rolle entkommen könnten. So schliesst sich der Teufelskreis.

VP fängt damit an, dieses Denkmuster zu verlassen! Das ist nicht einfach.

Schau vielleicht nochmals das Video "Die 6 Minuten" an. Wieso wächst das Vertrauen des Pferdes bei dieser Zeremonie und nicht seine Angst? Weil die Pferde nicht im obigen Denkmuster sind, sondern in jenem, das auch Jesus propagiert hat: Wer führt, soll sich als Diener fühlen, und Unterordnung ist nichts Schändliches - im Gegenteil. Auch in uns Menschen ist dieses Verhalten angelegt. Wir brauchen es nur zu aktivieren.

Menschen wollen, wie alle sozialen Wesen, nur zwei Dinge:

  1. Einen geklärten Platz in der Hierarchie, wo sie weder von unten noch von oben angefeindet werden, sondern akzeptiert sind.
  2. Die Gewissheit, dass die Führenden fit sind, und Klarheit darüber, ob sie allenfalls mehr Verantwortung übernehmen müssten.

Letzteres ist nun etwas, was wir Menschen gerne missverstehen. Wenn dein Junge mit dir armdrücken will, dann geht es ihm nicht darum, dich zu besiegen, sondern um das gute Gefühl zu spüren, dass du stärker bist und deshalb am richtigen Platz bist. Wenn du die Mutter oder die Lehrerin bist, wird er andere Wege wählen, zu diesem guten Gefühl zu kommen. Nimm das deshalb nicht als Angriff, sondern als das, was es ist, ein schöpfungsgemäss angelegtes Verhalten, das sicherstellen soll, dass die Hierarchie noch stimmt. Verpasse nicht ein liebevolles, aber klares Hierarchiesignal zu geben, denn das ist es, was das Kind sucht. Du als Vater musst vielleicht wieder ein bisschen trainieren und du als Mutter sag vielleicht: "Hoppla, das war der falsche Ton, junger Mann!" begleitet von einem Lächeln, einer kleinen Berührung oder einem scherzhaften Puff. Wenn du deinem Kind die Provokation übel nimmst, dann seid ihr entweder nicht im Join-up oder dann bald nicht mehr.

Nimm deshalb immer wieder die Gelegenheit wahr, Überordnungssignale zu geben. Zum Beispiel so:

"Manuel, du solltest noch das Auto saugen, bevor wir wegfahren."

"Nein, das stinkt mir!"

"Mach dir keine Gedanken, es geht auch dann, wenn es dir stinkt."

Warte keine Antwort mehr ab, das zeigt deinem Kind, dass du dir sicher bist. Wechsle das Thema schnell oder entziehe dich der Situation.

Ich wünsche deinen Schülern oder deinen Kindern solche liebevollen, aber klaren Hierarchiesignale. Sie geniessen es.

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