Bedürfnisbefriedigung

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4 Jahre 11 Monate her #6515 von nutoka
Frage
Hallo miteinander

Als meine Tochter noch ein Baby war, war es mir wichtig, ihre Bedürfnisse möglichst rasch zu befriedigen. Wenn sie z.B. im Kinderwagen weinte, nahm ich sie heraus und band sie ins Tragetuch.

Mittlerweile ist sie 16 Monate alt und ich bin mir etwas unsicher, wie rasch die Bedürfnisbefriedigung nun sein muss. Es ist vor allem schwierig für mich, da ich mir nicht sicher bin, wieviel sie sprachlich schon versteht. Ist es in diesem Alter schon möglich dem Kind zu sagen, dass ich z.B. noch die Wäsche fertig aufhänge, bevor ich mich wieder ihr zuwende? Meine Tochter weint dann oft und ich weiss nicht, ob dies ist, wiel sie mich nicht versteht oder ob dies "nur" ihr Frust ist, dass sie warten muss?

Ab wann können Bedürfnisse aufgeschoben werden?

Diese Woche war ich z.B. auch mit dem Kinderwagen unterwegs. Sie weinte im Kinderwagen aber auch auf dem Arm war sie nicht ganz zufrieden. Ich habe sie dann bis nach Hause getragen, was sehr anstrengend für mich war. Wenn ich sie in den Kinderwagen gesetzt hätte, hätte sie nur geweint. Wenn ich gewusst hätte, dass sie mich versteht, hätte ich sie in den Kinderwagen gesetzt und ihren Frust begleitet, doch so bin ich mir immer etwas unsicher.

Vielen Dank für eure Gedanken!

Liebe Grüsse
nutoka

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4 Jahre 11 Monate her #6516 von Bäretatze
Antwort
Liebe nutoka,

Spannende Frage!
Kennst du das Onlineseminar "Kleinkinder"? Dort werden einige Hintergründe für das Verhalten der Kinder erklärt und solche und ähnliche Fragen behandelt. Vielleicht magst du mal mitmachen? *Werbung aus* ;)

Hier einfach 2, 3 spontane Gedanken:
Zum einen entwickelt ein Kind erst ab ca. 5 - 7 Jahren gemischte Gefühle, das heisst, ein Bedürfniss zu haben und diese zugunsten einer anderen Person oder Tätigkeit aufzuschieben ist erst ab diesem Alter von der Gehirnentwicklung her wirklich möglich.
Also selbst wenn sie dich verbal verstehen würde, könnte sie das nicht unter einen Hut bringen. So gesehen kannst du nicht auf ihre Vernunft bauen. Du kannst sie in den Kinderwagen setzen und durch den Frust hindurchbegleiten, aber erwarte nicht, dass sie dein Argument versteht und mit einem "Okay Mama" reagiert.
Insofern liegt es an dir zu entscheiden, ob das Bedürfnis nun so dringend ist, dass es sofort erfüllt werden muss (wenn das Kind hinfällt und sich das Knie aufschlägt wird keine Mama zuerst die Wäsche fertig aufhängen), oder ob es nun einen Moment warten muss und du es liebevoll durch den Frust begleitest. Da gibt es natürlich auch andere Faktoren, einem hungrigen, übermüdeten oder sonst schon frustrierten Kind noch mehr zuzumuten macht oft nicht viel Sinn. Auch für die eigenen Nerven nicht. ;) Andererseits ist gerade dieser Weg durch die Frustration, zu den Tränen so wichtig für die Reifung.
herzlich, Bäretatze
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4 Jahre 11 Monate her #6517 von nutoka
Antwort
Liebe Bäretatze

Ja, ich habe mir tatsächlich bereits überlegt bei diesem Onlineseminar mitzumachen. Aber wie ich auf der Homepage sehe, ist in nächster Zeit keines zu diesem Thema geplant?

Vielen lieben Dank für deine wertvolle Antwort. Genau dieses Abwägen, wie dringend das Bedürfnis meiner Tochter ist, fällt mir oft noch schwer. Aber dann verstehe ich richtig, dass das Aufschieben von Bedürfnissen auch gemacht werden darf, wenn mich das Kind auf der sprachlichen Ebene noch nicht versteht? Ich dachte mir immer, dass es für die Beziehung zum Kind nicht förderlich ist, seine Bedürfnisse aufzuschieben, wenn es nicht versteht warum. Ohne natürlich davon auszugehen, dass dieses Verstehen dazu führt, das mein Kind von meinem Vorgehen begeistert ist, aber dann kann es mein Vorgehen wenigstens einordnen, dachte ich.

Alles Liebe
nutoka

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4 Jahre 11 Monate her #6518 von Bäretatze
Antwort
Liebe Nutoka,
Das letzte Kleinkinder Onlineseminar war letzte Woche ;) Aber im nächsten Refresher wird wieder eines ausgeschrieben sein!
Ich denke, im normalen Familienalltag kommen wir gar nicht darum herum hin und wieder Bedürfnisse aufschieben zu müssen, oder auch gar nicht erfüllen zu können. Ich denke da an das erste Jahr mit dem 3. Baby bei uns, als die Älteste in den Kindergarten ging und ich sie immer begleiten musste. Da musste ich einfach das Baby um diese Zeiten herum managen, es ging schlicht und einfach nicht anders. Und der Mittlere hätte bestimmt oft das Bedürfnis gehabt, noch weiter zu spielen oder so, aber wir mussten uns zu den gegebenen Zeiten einfach auf den Weg machen. So ist das Leben. Und deshalb ist es gut, dass Kinder über solche Situationen weinen können und sich anpassen können. Die Vergeblichkeiten, also Dinge die man nicht ändern kann, werden mit zunehmendem Alter ja immer grösser. Deshalb ist es gut und sogar wichtig, dass das Kleinkind bereits mit kleinen Vergeblichkeiten konfrontiert wird.
Auch wenn es dich nicht ungedingt versteht in Worten, wird es deine Stimmlage verstehen. Es wird mitbekommen wenn du mit ihm trauerst, weil etwas nicht geht, oder aber auch wenn du es anklagst, weil es jetzt eben so reagiert. Insofern ist kommunikation sehr wichtig, aber nicht mit dem Ziel dass es kognitiv Verständnis aufbringen kann.

Liebe Grüsse
Bäretatze

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4 Jahre 11 Monate her #6519 von nutoka
Antwort
Liebe Bäretatze

Ah super, danke.

Vielen lieben Dank für deine hilfreiche Antwort, das hilft mir sehr weiter. Dann werde ich beim nächsten notwendigen Aufschieben bzw. Nichterfüllen ohne schlechtes Gewissen mit meiner Tochter darüber trauern können.

Alles Liebe
nutoka

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4 Jahre 11 Monate her #6520 von Milka
Antwort
Liebe Nutoka, (liebe Bäretatze,)

deine Frage hat mich immer wieder beschäftigt. Ich find's mega cool, dass du diesen inneren Konflikt zur Sprache gebracht hast.

Die Antwort von Bäretatze finde ich sehr hilfreich. Es ist gut zu wissen, dass je nach Situation beide Möglichkeiten in Ordnung sind: das sofortige Erfüllen des Bedürfnisses oder das Aufschieben, das Vorbeugen/Verhindern des Weinens oder das gemeinsame Durchstehen. Das gibt Sicherheit.

Bei mir und anderen Müttern beobachte ich immer wieder, dass Unsicherheiten die Hierarchie verschiebt. Vielleicht kennt ihr das Gefühl auch: Wenn eines meiner Kinder unglücklich ist oder Angst hat, dann beginne ich zu grübeln, ob es diese Situation unbeschadet durchsteht oder ob ich dem Kind die Hürde aus dem Weg räumen muss. Diese Unsicherheit führt dazu, dass ich versuche, das Weinen oder das Unbehagen des Kindes um jeden Preis zu verhindern und ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Dadurch wird mein Kind zum Chef.

Also lieber einmal falsch entscheiden (und sicher führen) statt lange zögern...

Liebe Grüsse
Milka
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