Verantwortung übergeben

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9 Jahre 9 Monate her #4405 von bugsconny
Frage
Wie macht ihr das mit dem Verantwortung dem Kleinkind übergeben? Zum Beispiel wenn unser Sohn (2) selber die Trepe runter laufen möchte. Er macht es gut und es ist noch nie was passiert. Kann ich ihm das dann alleine zurauen, ohne dass ich sprungbereit nebendran stehe? Ich würde das sehr gerne, aber wenn er doch mal ausrutscht oder etwas schief geht ist die Konsequenz, dass er die ganze Treppe runter fällt einfach sehr heftig, daher fällt es mir schwer, da loszulassen. In Bereichen wo die Konsequenz nicht gleich potenziell lebensgefährlich ist, übergebe ich unserem Sohn gerne soviel Verantwortung wie er möchte.

Ein anderes Beispiel, wenn er mit seinem Bobbycar auf dem Trottoir fährt. Er ist noch nie auf die Strasse gefahren. Wieviel kann ich ihm also zutrauen?

Wisst ihr, was ich meine?
Wie handhabt ihr das?

Lg, Bugsconny

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9 Jahre 9 Monate her #4408 von Nurith
Antwort
Liebe Bugsconny,

vom Typ her bin ich eher ängstlich und vorsichtig (also eher nicht vp), aber ich erzähle dir gerne, wie das bei uns war und ist:

Bei allem, was die körperlichen Fähigkeiten bzw. das Körpergefühl meiner Kinder anbelangte (z. B. auf einen Tripp Trapp klettern, eine Treppe hochsteigen, über eine Stange balancieren, auf einen Felsen klettern, von einer Mauer springen...), vertraute ich immer ihrem Gefühl. Ich schaute das erste Mal einfach genau hin, ob sie sich auch selbst wieder aus ihrer Lage "befreien" konnten (kommen sie rückwärts oder vorwärts vom Tripp Trapp herunter, wollen sie mit dem Kopf voran die Treppe herunterkrabbeln usw.). Ganz selten blieben sie weinend stecken oder ich musste "die Rückkehr" korrigieren. In unserem Haus hing früher eine Strickleiter, die mehrere Meter hoch bis unters Dach führt. Jedes unserer Kinder hatte auf seiner Höhe seine persönliche Grenze, um die Kletterpartie zu beenden.

Heute sind unsere vier Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren alt, und es ist nie irgend etwas passiert. Ich finde, sie haben ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wo ihre persönlichen Grenzen liegen.

Was die Umstände betrifft, war und bin ich eher (über)vorsichtig. So machte es für mich z. B. einen Unterschied, ob mein Krabbelkind auf einen leeren Kletterturm steigt, oder ob es auf einem völlig überfüllten Spielplatz seine ersten Versuche unternimmt. Nicht jeder Baum und jeder Hochsitz ist stabil genug... Du weisst, was ich meine. Ist ein Spiel sehr wild und übermütig? Steigt dein Sohn in Ruhe die Treppe herunter oder ist er gehetzt? Trägt er nur so viele Spielsachen in seinen Händen, dass er die Treppenstufen noch sieht? Wird er von anderen Kindern abgelenkt...? Ich denke, wir Mamis haben eigentlich ein gutes Gefühl dafür, wann es wirklich kritisch wird. Manchmal wird eine Übung auch ungefährlicher, wenn man sie erleichtert (z. B. einen Tritt hinstellen, einen Griff anbringen...).

Im ungefährlichen Rahmen muss ich es mit dem Kopf zulassen, dass es für meine Kinder auch okay ist, mal eine unangenehme Erfahrungen zu machen. Sie sollen ja lernen, mit Gefahren umzugehen. Das können sie nur, wenn wir ihnen nicht alle aus dem Weg räumen.

Als ich eines Tages realisierte, wie vorsichtig Autofahrer an uns vorbeifuhren, nahm ich meine Kinder - nachdem ich es ihnen erklärt hatte - auf dem Trottoir an die Hand. Nicht weil ich ihnen misstraut hätte, sondern aus Rücksichtnahme gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. An stark befahrenen Strassen mache ich das noch heute so mit meinem Fünfjährigen.

Liebs Grüessli
Nurith

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9 Jahre 9 Monate her #4416 von Luema
Antwort
Für mich gibts GEfahren, die in den Genen eines Kindes liegen, und Gefahren, die ihm fremd sind.
Klettern, Hindernisse überwinden, das sind Sachen, die muss ein Kind naturgemäss können. Auch da entwickelte ich aber als Mama ein Gefühl dafür, welches Kind wo wieviel kann, vom Gleichgewicht und Körpergefühl her. Meine erste Tochter hatte Gleichgewichtsprobleme, da war ich viel vorsichtiger (dank Tragen und Reiten sind die weg). Mein Sohn schlägt immer und überall seinen Kopf an. Da bin ich auch vorsichtiger. Und meine KLeinste beherrscht alles wunderbar, der trau ich ganz viel zu. Und ja, sie fiel dann doch auch mal die Treppe runter, aber das ist ja nicht gleich lebensgefährlich. Sie zieht den Kopf ein und kullert runter, und ausser Schreck und ein paar blaue Flecken passiert kaum mehr. Ein gesundes Kind fällt kaum gleich lebensgefährlich die Treppe runter. Und wenn doch, dann ist die Chance, dass das passiert, wenn ich mein Kind überbehüte, viel grösser, als wenn ich ihm viel zutraue. Das mag nicht erwiesen sein, ist aber meine Beobachtung und da bin ich ganz überzeugt davon. Ein Kind kann seinem Körpergefühl vertrauen, wenn cih ihm vertraue. Wenn ich es nicht tue, wird es eher nicht auf sein Gefühl hören sondern auf mich - und damit ist die Chance eines Unfalls gleich viel höher!

Autos und Strom hingegen sind Gefahren, bei denen ich meinen Kindern, als sie noch klein waren, nichts zutraute. ES sind fremde Dinge, die der Mensch von Natur aus nicht kennt. Die Geschwindigkeit eines Autos kann ein Kind bis ziemlich lange kaum einschätzen. Da gibts einfach Regeln, und bis zum Kindsgi bleibt ein Kind an der Strasse an meiner Hand.

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9 Jahre 9 Monate her #4419 von Jassi
Antwort
Hallo Bugsconny,

ich weiß genau was du meinst!!! Diese Frage habe ich mir auch oft gestellt und tue es auch noch . Meine Tochter ist nun 2 3/4 und kann mittlerweile sicher die Treppe runter laufen, rennen und hüpfen. Aber sie wollte dies auch schon mit 1 1/2 Jahren. Nun ich möchte dazu sagen, dass sie ein wirklich gutes Körpergefühl hat (außer sie ist überdreht oder müde) und wenn sie mal fällt, rollt sie sich instinktiv richtig ab. Ich hatte somit keine Bedenken, dass sie die Treppe fallen könnte. Ich wusste, sie macht soviel sie kann und ruft mich um Hilfe wenn nötig. Unser Problem waren zu vorsichtige Großeltern, die ihr eingeredet haben, dass sie fallen wird.
Kinder wissen, was wir von ihnen erwarten und erfüllen dies auch! Bitte achte daher unbedingt darauf was du in diesem Moment denkst!
In meinem Fall konnte es gar nicht anders kommen, als dass sie nach einer weiteren Drohung des Fallens auch tatsächlich gefallen ist. Aber sie hat sich prima abgerollt und es ist nichts passiert, außer, dass ich ihr Selbstvertrauen Wochen lang wieder aufbauen musste, weil sie vor der Treppe schon gesagt hat dass sie fällt.

Noch ein Beispiel von mir: Meine Tochter ist eine Leiter hoch geklettert und ich stand neben ihr. Sie ist gefallen und ich stand daneben und konnte ihr nicht helfen oder sie fangen. Das ging so schnell. Ich glaube, wenn ich nicht da gestanden hätte, wäre sie nicht gefallen. Sie hat sich auf mich verlassen und nicht mehr auf sich selbst.

Im Straßenverkehr lasse ich sie nicht alleine, da Kinder die Gefahr nicht einschätzen können. Erst zwischen 5-7 können Kinder erst überhaupt ein fahrendes oder stehendes Auto unterscheiden bzw. die Geschwindigkeit einschätzen.

Was ich dir mit meiner ewig langen Antwort eigentlich sagen will ist:
Du weißt was dein Kind kann und was nicht. Trau es ihm zu. Und wichtig: Achte auf deine Gedanken und Erwartungen. Stehe niemals oben an der Treppe und erwarte den Fall. Entweder du weißt, dass es das kann (und siehst in Gedanken es unten ankommen) oder du gehst mit ihm mit. Dein Kind wird deine Erwartung erfüllen.

LG
Jassi

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9 Jahre 9 Monate her #4420 von marlis
Antwort
Liebe Bugsconny und alle

www.migrosmagazin.ch/menschen/kolumne/de...l/doktor-geisers-rat

In der Migroszeitung schreibt der Hausmann gerade davon, dass ihr Arzt ihnen gesagt hat, als die Kinder noch klein waren, die Kinder würden nicht höher klettern, als sie fallen dürften. Er plädierte also dafür, den Kindern zu vertrauen. Mir gefällt diese Ansicht, sie ist m. M. n. VP-mässig.

Online schrieb eine Mutter ( R. H.) einen langen Kommentar, welcher das alles relativiert. Der ganze Bericht, und ganz besonders der Satz "...es ist nicht umsonst, dass man Angst hat um seine Kinder. Manchmal klettern sie zu hoch." ist mir sehr unter die Haut gegangen. Mich beschäftigt daraufhin ganz fest die Frage: Kann man damit, den Kindern Vertrauen zu übergeben, einem Kind (in welchem Alter auch immer) auch das Gefühl vermitteln, "Du schaffst das schon, und wenn nicht, hast du versagt." ? Was können wir tun, dass Kinder auch den Mut haben zu sagen: "Nein, das mache ich nicht, das ist mir zu hoch /zu viel!" ? Kann es sein, dass ein Kind das ihm geschenkte Vertrauen unter Umständen auch als Druck empfindet?

Als unser erstes Kind klein war, lasen wir "Ihr Baby kann's" und " Auf der Suche nach dem verlorenen Glück", und gewannen dadurch grosses Vertrauen in die Fähigkeiten in die Kinder. Wir waren immer wieder erstaunt, wie viel wir ihnen zutrauen dürfen. Ich empfand diese Haltung immer als stimmig, nur jetzt bin ich grad etwas verunsichert...

LG, Marlis

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9 Jahre 9 Monate her #4421 von bugsconny
Antwort
Hallo zusammen
Vielen Dank für eure Antworten. Mittlerweile haben wir "gezügelt" und sind nun dabei, die neuen Gefahrenstellen zu erkennen und die vielen neuen Freiheiten zu geniessen :-)
Liebe Grüsse, Bugsconny

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