Gestaltungskräfte oder eine Meile mehr bei 3 Jahre

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ersteinmal ein herzliches Danke an Herr Etter für das tolle Buch "Erziehen im Vertrauen".

Der Übergang von dem in Kapitel 4.2 Gestaltungskräfte zu einer Meile mehr ist mir bei Kleinkindern unklar.

Meine Tochter wird bald 3 Jahre alt. Wie genau soll ich sie spüren lassen, dass sie auf mich angewiesen ist. Wenn sie z.B. keine Mütze aufsetzen will, dann soll ich es lassen, damit sie merkt dass es kalt ist? Oder beim Thema Zuneigung. Es geht immer von mir aus, dass ich sie in den Arm nehme oder ich mich mit ihr hinsetze und ein Buch lese, damit wir etwas Kuschelzeit haben. Sie fordert das von mir nicht. Aber ich fände den Alltag ziemlich trostlos und nicht herzlich wenn ich das nicht mache.
Ab welchem Alter gilt dies?

Vielen Dank für eure Antwort

LG
Jassi

Hallo Jassi
Bis zu einem gewissen Alter musst du klar Verantwortung für gewisse Dinge auf dich nehmen. Grad das mit dem Sonnenhut im Sommer ist so eine Geschichte. Ich lass meine Kinder dann wählen... drin bleiben oder raus aber nur MIT Hut...
Oder das Zähneputzen bei kleinen Kindern. DIe können dafür bestimmt keine Verantwortung übernehmen.

Und doch gibt es viele Situationen wo das Kind dich braucht, und nicht du es. Das wird oft deutlcih wenn irgendwo ein Machtkampf am enstehen ist. Gibts denn bei Euch so Machtkämpfe, wo ihr immer wieder ansteht?

Wenn alles gut und schön läuft - dann mach dir doch bitte keinen Kopf! Kinder reagieren schon, wenn die Bindungskräfte falsch herum spielen, das merkst du!

Hallo Lumea,

danke für deine Antwort

Bei uns gibte es täglich Machtkämpfe, leider! Das liegt leider daran, dass ich selbst sehr streng und mit viel Druck erzogen wurde und immer wieder in dieses Muster falle. Ich habe mich zwar ganz bewusst für eine andere Erziehung entschieden und auch schon das Buch "Continium concept" gelesen, aber lesen ist das eine und die Praxis das andere. Leider kenne ich niemanden, der eine Erziehung im Vertrauen lebt, und das obwohl wir wirklich viele Bekannte, Freunde mit Kindern haben. Erhlich gesagt, fühle ich mich auch selbst oft unter Druck gesetzt. Kennst du das auch?

Was mir nun im Join-up-Konzept hilft ist, dass ich immer auf der Seite meiner Tochter sein soll. Durch diese einfache Frage auf welcher Seite ich bin, kann ich das Ruder oft wenden. Allerdings kommte es mir gerade so vor, dass meine Tochter dies auch ausnützt. Hm, und genau desshalb tut ich mir mit der Abgrenzung von "eine Meile mehr" und "ich bin das Leittier" schwer.

Wenn ich bei dem Beispiel mit dem Sonnenhut ihr diese Möglichkeit gebe, drinnen bleiben oder raus mit Hut (was ich tatsächlich so mache) dann gibt es ein Geschrei, sie rennt trotzdem raus ohne Hut und läuft von mir davon. Wenn ich sie einfange und den Hut aufsetze reißt sie ihn wieder zornig runter.
Wie reagierst du in so einem Fall?
Oder beim Auto einsteigen. Ich möchte, dass sie selbständig einsteigt. weil sie das auch kann. Aber jedes mal hüpft sie dann im Auto herum und es dauert eine Weile bis sie sitzt. Was machst du da? Lässt du deinen Kindern die Zeit?

Ich würde das Join-up-Konzept so gerne richig umsetzten, weil es für mich einfach der richtige Weg ist. Aber mir fehlen die Altagsbeispiele? Wie hast du das Konzept für dich gelernt oder erprobt?

LG
Jassi

Liebe Jassi
Zuerst: Hab keine Angst vor dem Geschrei! Du machst nichts falsch, nur weil geschrien wird! Ich behalte halt ein schreiendes Kind ohne Sonnenhut im Haus, spiegle kurz die Gefühle ("ich sehe wie sehr dich das ärgert....") und geh dann wieder meinen Geschäften nach, selbst wenn das Kind weiterbrüllt. Das tut es aber nicht Es wählt dann viel lieber die Alternative. Kann sein, dass es etwas dauert, wenn sich deine Tochter anderes gewöhnt ist. Je klarer und bestimmter du bist, allein mit der Haltung, desto einfacher gehts.

Bezüglich Auto finde ich dein Kind zu klein. Es geht nicht darum, dass ein Kind das Einsteigen technisch beherrscht. Sondern in dem ALter hat es kein Zeit-Ziel. Es muss nirgendwo hin, und der Weg zum Ziel ist für das kind noch das Ziel.
Wenn es eilt, würde ich es selbst ins Autositzli setzen und anschnallen. Mach ich noch mit meinem 6jährigen so, weil er mein Ziel auch noch selten so ganz versteht und so im Moment lebt, dass er mit meiner Eile nichts anfangen kann. Das soll er doch eigentlich auch noch. Die Eile kommt noch früh genug...

Aber nochmals zurück. Eins der grössten Hindernisse für richtiggestellte Hierarchie ist die Angst vor dem Frust des Kindes. Wenn du den Frust zu umgehen suchst, kannst du nicht führen. Führen beinhaltet, damit leben zu können, dass das Kind auch mal richtig sauer auf mich ist.
Ich kann ja darauf vertrauen, dass es mir deswegen den Job als Mama nicht kündigt...

LG Maria

deine Antwort find ich gut!!! Man merkt, dass du echt locker und entspannt mit der Sache umgehst. Das find ich klasse!!!

Da werde ich nun noch daran arbeiten müssen....

Wie hast du das VP gelernt?

Hallo Jassi
Man wird mit jedem Kind gelassener (denk ich zumindest).
Ich habe VP mit dem Buch, dem Seminar und dem Trainerkurs gelernt in der Theorie... aber Praxis sieht oft anders aus. Da bin ich immer am Üben! Vieles ist auch Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, gerade das Führen. Je freier und "gesunder" innerlich, desto besser geht es.

Liebe Grüsse
Maria