Unzufriedene Phasen

Hallo

Ich muss euch mal um Rat fragen. Unser grösserer Junge ist sehr pflichtbwusst, seeehr sensibel, intellektuell weit, usw. Aber in der Selbstkompetenz in letzter Zeit eher wieder kleinkindlich. Er mag nicht mehr selber die Schuhe anziehen, Jacke, usw. Er möchte im Kinderwagen geschoben werden oder getragen, usw. Ach ja, er ist 4 Jahre alt. Er hilft aber gerne mit und interessiert sich für vieles. Er ist auch oft unzufrieden und nörgelt wegen jeder Kleinigkeit. Mich macht das ganz nervös. Es scheint mir, wenn er mal so eine Unzufriedenheitsphase hat, kann nichts recth sein. Er hat auch andere Phasen und ungeheure Ausdauer, wenn ihm etwas gefällt. Hauptsache er muss es nicht alleine machen. Er spielt z.B. total ungerne alleine. Er hilft mit oder schaut zu oder fordert unser Mit spielen ein.
Kennt ihr das? Warum ist das so? Wie reagiert ihr da? Wenn ich ihn auf seine Unzufriedenheit aufmerksam mache, versucht er das in den Griff zu kriegen und gibt sich Mühe. Irgendwann entlädt sich das aber in weinen.
Der kleine Bruder ist sehr pflegeleicht, fröhlich, spielt beschäftigt sich enorm lange alleine und ist meist zufrieden.
Bei ihm haben wir von Anfang an Familienbett, nur getragen, usw. gemacht und er wird immer noch gestillt, also Langzeitgestillt. Hängt das damit zusammen? Beim Grossen haben wir das auch gemacht, aber nicht von Anfang an - kamen erst nach ein paar Monaten darauf. Er weinte aber auch als Baby mehr und wir als Eltern waren damals noch unsicherer.
Oder sind sehr sensible Kinder einfach "unzufriedener"? Wenn man sich 100% um ihn kümmert und auf ihn eingeht, dann ist er der zufriedenste Junge. Aber das geht nicht immer. Oder empfinde ich das nur so, weil der Jüngere ein ausgesprochen ausgeglichenes Kind ist?

Ich muss dazu sagen, dass wir den Grossen sehr schätzen, er kuschelt auch sehr gerne
, usw. Evt. kommt seine Unzufriedenheit auch, weil der Jüngere jetzt schon Sachen macht, die er sich nicht getraut. Z.B. im See baden, wo er nicht mehr stehen kann, ins Wasser springen, usw. Was meint ihr? Er ist übrigens extrem einfühlsam und leidet mit bei anderen oder will wissen wie es uns geht...

Manchmal reagieren wir dann genervt auf seine Phasen der Unzufriedenheit und haben auch schon gesagt: "Du bist so oft am jammern". Wohl kontraproduktiv - aber wie macht ihr das?

Liebe Sunshine!
Wenn ich Deinen Beitrag lese bekomme ich den Eindruck, dass ihr beide sehr einfühlsame Eltern seid, die viel reflektieren und auch immer wieder dazulernen. Ich denke Eure beiden Kinder können sehr dankbar sein Euch als Eltern zu haben!
Du hast schon vieles geschrieben, was der Grund sein könnte für sein Jammern. Vielleicht hat ein bisschen ein schwächeres Urvertrauen entwickeln können, vielleicht ist's seine Einfühlsamkeit und Sensibilität, vielleicht macht er auch gerade irgendeinen Entwicklungsschub durch, der ihn verunsichert und wodurch er mehr Nähe braucht und eben nochmal ein Stück 'Baby' sein darf... Ihr werdet es vielleicht nicht rausbekommen, was genau der Grund ist und das ist wahrscheinlich auch nicht schlimm.
Scheinbar will er nochmal ein bisschen 'klein sein', nicht so viel müssen, viel herungetragen werden.... Wahrscheinlich geht das von ganz allein wieder vorbei, denn ich denke der Drang nach Selbständigkeit ist in uns hineingeschaffen und wenn die Zeit reif ist, wird er wieder 'der Grosse' sein wollen.
Wichtig scheint mir in diese intensiven Phase, dass er 'klein sein' DARF und Du aber auch Grenzen setzen darfst. Wenn ich z.B. das Jammern nicht mehr aushalte sage ich meiner Tochter, dass mir das jetzt in den Ohren weh tut und ich Oropax reintue. Ich sage das liebevoll und ohne Vorwurf. Sie darf jammern und ich darf mich schützen, da wo es über meine Grenzen geht.
Ich denke die Kunst ist es auf der einen Seite immer wieder Verständnis zu zeigen und auf der anderen Seite auch liebevoll Grenzen zu setzen.
Ich wünsche Dir und Euch viel Kreativität. Energie und Phantasie diese Phase gemeinsam zu meistern!