Kleinkind unterdrückt weinen

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9 Jahre 3 Monate her #4786 von Numi
Frage
unsere 2 1/2 jährige Tochter weint seit einiger Zeit fast nicht mehr oder "verbeisst" es sich.
Vor einigen Wochen begann es wohl: Ich sagte ihr z.Bsp. dass sie aufpassen muss auf dem Tripptrapp, damit sie nicht herunterfällt, und somit nicht herumturnen soll. Als sie trotzdem herumturnte und dann herunterfiel, merkte ich, dass es ihr nicht recht war. Sie merkte, dass sie nun etwas nicht "recht" gemacht hat und es nun weh tut. Sie verzog jeweils das Gesicht und hielt die Tränen zurück.
Ich ermutigte sie und sagte, dass man weinen darf, auch wenn man etwas falsch gemacht hat, dass weinen gut tut, Tränen i.O. sind,...WIr probierten, ihre Gefühle zu verbalisieren, zu sagen, dass es weh tut,...
WIr probierten sie auch in den Arm zu nehmen, sie zu trösten,... das wollte sie aber nicht.
Ich hatte das Gefühl, dass meine Ermutigungen zu weinen, sie eher darin bestärkten, nicht zu weinen und es noch mehr zu unterdrücken.
Sie meinte dann mit der Zeit, es sei "lustig".
Nun ist es soweit, dass sie auch sonst fast nicht mehr weint. Ausser wenn sie sehr erschrickt, es sehr weh tut und sie sich dann nicht "kontrollieren" kann, dann weint sie wie vorher.
Sonst aber praktisch nicht mehr, sie beisst die Lippen zusammen, hält die Tränen zurück, weicht uns aus, will sich nicht von uns umarmen oder trösten lassen und sagt dann, es sei lustig.

Das macht uns Sorgen. Woran könnte das liegen? Sind wir zu streng, zu unbarmherzig (auch mit uns selber),...? Wie können wir reagieren?
Wir probieren nun nicht mehr, sie zum Weinen zu ermutigen, sondern wollen dort nicht noch Druck aufbauen und gehen nun nicht mehr so darauf ein, in der HOffnung, dass sie selber wieder damit beginnt.

Einen Auslöser wissen wir nicht, kein einschneidendes Erlebnis, das wir beobachten konnten,...

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9 Jahre 3 Monate her #4787 von Milka
Antwort
Liebe Numi,

mega spannend, was du beobachtest und erzählst!

Eines meiner Mädchen reagierte als Baby ganz ähnlich. Wenn es ein Bedürfnis oder Problem hatte, stiess es einen kurzen Schrei aus, führte dann sein Fäustchen zum Mund, nuckelte heftig daran und kämpfte ganz offensichtlich gegen das Weinen. Wenn ich meine Kleine dann in den Arm nehmen, sie wickeln oder stillen wollte, stiess sie mich im ersten Moment von sich weg. Hielt ich sie gegen ihren Willen einen Moment im Arm, wurde sie "weich" und liess sich dann von mir helfen.

Damals dachte ich, ihr Verhalten sei Charaktersache. Rückblickend interpretiere ich es als Bindungsumkehr - aus welchen mir verborgenen Gründen auch immer.

Heute ist es in unserer Familie so, dass die Kinder, die seit Geburt vertrauenspädagogisch geführt wurden, weinen können, wenn sie einen Fehler machen. Sie bekommen und bekamen keine Schuldzuweisungen oder Vorwürfe zu hören. Sie wissen, dass sie immer geliebt und angenommen sind. Wir können gemeinsam trauern, das ungehorsame oder falsche Verhalten trennt uns nicht.

Leider ist es bei meinen anderen Kindern immer noch so, dass - wenn sie einen Fehler machen - immer noch das Gefühl in ihnen steckt, dass sie jetzt weniger geliebt und angenommen sind. Also versuchen sie, ihren Fehler "kleiner" zu machen, indem sie die Folgen (den Schmerz und damit das Weinen) herunterspielen oder - früher - auch meine Fürsorge ablehnten.

Ich habe keine Ahnung, ob in deiner Tochter etwas Ähnliches vor sich geht?! Ist sie normalerweise im Join-up? Neigt sie dazu, ins Alpha zu gehen? Auf alle Fälle würde ich weiterhin für eine Atmosphäre der Annahme sorgen und ihre Gefühle benennen, ohne von Schuld zu sprechen. (Natürliche Konsequenzen sprechen ja auch ohne uns Eltern deutlich genug. ;) )

Und hoffentlich bekommst du noch andere Meinungen und Ideen zu hören... ;)

Alles Gute und liebe Grüsse
Milka
Folgende Benutzer bedankten sich: Kiki

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9 Jahre 3 Monate her #4790 von Numi
Antwort
Liebe Milka

Herzlichen Dank für deine Antwort!

Nachdem unsere Tochter das "nein" fest ausprobiert hat, ist es nun das "doch". Sie hat einen festen Willen.

Ich dachte, die Bindungsumkehr könne erst später kommen und kleine Kinder seien automatisch im Join-up.

Ich kann mir aber vorstellen, dass ich innerlich jeweils "siehst du, ich habe es dir ja gesagt" gedacht habe, und das dann trennend zwischen uns stand. Ich möchte versuchen, auf ihrer Seite zu sein auch von der inneren Haltung her. Vielleicht sind wir zu streng?

Das mit dem gemeinsam Trauern oder trösten können, klappt noch nicht. Ob es Sachen mit dem jüngeren Geschwister sind, Spielsachen oder Puppen, die sie manchmal auf den Boden wirft, sie möchte jeweils nicht mithelfen, zu trösten.

Spannend auch, dass sie nun in Bilderbüchern oft fragt, ob ein Kind/Person weine. Es beschäftigt sie...

Ich bin gespannt
Numi

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9 Jahre 3 Monate her #4800 von admin
Antwort
Das ist ein ganz spannender Thread. Vielen Dank dafür.
Ganz allgemein kommen wir Menschen - nicht nur Kinder - immer wieder an den Punkt, wo wir unangenehme oder auch peinliche Gefühle wie Neid oder selbst Angst nicht zulassen wollen. Wir verhärten uns und unsere Gefühle - anstatt wahr!genommen zu werden, verwandeln sich in Unruhe, innere Spannung oder Aggression. Wir suchen dann Schuldige, um unsere Aggression loszuwerden.
Wenn sich sowas chronifiziert, sprechen wir von einem gepanzerten Menschen oder einem gepanzerten Kind. Dass Kindern das so früh passieren kann hat mich erstaunt.
Die beschriebenen Ansätze erachte ich für hilfreich. Wichtig aber wäre es mir, dass du, liebe Numi, deine eigene Frustration wahr!nimmst. Was genau frustriert dich in der Geschichte? Wenn du die Frustration fühlst, kannst du sie überwinden.
Ich werde wahscheinlich den nächsten Infobrief diesem Thema widmen und bin deshalb froh zu lesen, ob man da drauskommt.
Folgende Benutzer bedankten sich: Sara Rebekka

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9 Jahre 3 Monate her #4801 von Numi
Antwort
Danke für deine Antwort!

Es gab zum Glück in der letzten Woche auch immer wieder ganz gute Zeiten. Aber es passierte auch, dass sie uns Eltern einen Holzklotz anwarf oder biss. Sie kaute auch an den Fingern(nägeln) herum. Wenn wir bei etwas "nein" sagen, sagt sie sehr laut und deutlich "doch" und macht dann nicht, was wir wollen.

Sie sagt aber nun nicht mehr, dass es lustig sei, wenn sie sich weh getan hat. Sie erzählt nun viel, wenn sie sich irgendwo weh getan hat. Das Weinen lässt sie manchmal zu, manchmal stellt sie sich dann aber auch an die Wand und hält dort den Schmerz aus.

Spannend, dass du schreibst, dass ich meine Frustration wahrnehmen soll. Oft geraten wir aneinander, wenn ich unter Zeitdruck stehe, wir Hunger haben oder müde sind. Wenn ich dann wütend werde, lacht meine Tochter und findet es lustig, wenn ich aufstampfe oder laut rufe. Was natürlich nicht zur besseren Stimmung beiträgt...

Was mich frustriert am Ganzen? Dass sie so offensichtlich ihren Schmerz unterdrückt oder nicht an sich heranlässt und scheinbar das Gefühl hat, es geschehe ihr recht. Und in dem drin es nicht angebracht findet, von uns gtröstet und geliebt zu werden, egal was passiert ist.
Ich mache mir Sorgen, dass sie weiterhin Gefühle abperlen lässt und denkt, sie sei nur liebenswert, wenn sie Sachen richtig macht.

Und in all dem erkenne ich mich selber sehr!

Die Frustration erkennen ist das eine, wenn ich probiere, sie rauszulassen, scheint es nicht recht zu klappen. Hast du da konkrete Hinweise?

Danke
Numi

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