Kratzen ins Gesicht

Unsere Tochter, 2,5 kratzt seit längerem andere Kinder. Teilweise beginnt es, dass etwas nicht klappt, sie oder das andere Kind will nicht, zB. Spielzeug abgeben, teilen, etc. Wenn sie mal gekratzt hat, wird sie eine Art unberechenbar, da kratzt sie teilweise ohne ersichtlichen Grund. Langt zu und zwar ins Gesicht, Ergebnis ist teils blutig, auch wenn die Nägel kurz geschnitten sind! Einzelne Male kratzt sie auch uns Eltern wenn sie wütig ist, aber dass sie andere Kinder kratzt ist viel mehr das Muster.
Wir haben schon viel probiert, wie meist einfach kurz aus der Situation nehmen, Versuchen mit Ablenken und etwas anderes geben, war auch schon arg laut mit ihr weil sie es zum x-ten Mal macht, erklären darüber reden im Moment, aber auch sonst, denn sie kommt teils selber damit, wir haben auch schon fluchtartig den Besuch abgebrochen weil es einfach zu arg war... Neu habe ich angefangen, dass wir ein Kissen haben, was nur hervorkommt beim Kratzen und dort muss sie mindestens 2 Minuten sitzen und überlegen und das Kissen kommt überall mit, wie Mütter-Kind-Treff oder zu Besuchen... Sie darf nach dem Kratzen auf dem Kissen nicht spielen, ist aus der Situation und weg vom anderen Kind aber im gleichen Raum und ich bin auch da zumindest das sie mich sieht, manchmal auch neben ihr am Boden. Anschliessend rede ich mit ihr, frage warum sie da sitzt, sie kann es meist sagen und meist will sie jetzt von sich aus entschuldigen bei der betroffenen Person, was heisst über Arm streichen und "leid" sagen.
Es gibt Tage da geht's prima, aber andere Tage sind Besuche für mich nur anstrengend, da ich nie weiss wann sie wieder zugreift und verständlicherweise sind auch nicht grad alle verständig damit!
Vielleicht noch kurz wie unsere Tochter nebst dem Kratzen ist: Sie ist sehr fröhlich, energetisch liebt wenn Betrieb ist und Unterhaltung, nimmt extrem viel wahr (was läuft in Gesprächen, Orte wo wir waren, Lärm), sprach früh und scheint viel zu verstehen, braucht viel Bewegung um Energie loszuwerden (springt Trampolin, rennt und hüpft herum, lange Spaziergänge...)Sie ist aber auch sehr empfindsam, Dinge scheinen sie zu beschäftigen, möchte Nähe und vieeeeeeeeeeeel Mami-Präsenz, was ich versuche zu geben und ich bin Vollzeitmama und nebst Papi ihre Hauptbezugsperson. Sie hat auch einen starken Willen, 100 Mal nein oder von etwas herunterstellen zB. in der Küche beim Kochen, weil es zB. gefährlich sein könnte, heisst für sie nicht zwingend nein, sondern man probiert es wieder. Auch schreien kann man mit grosser Ausdauer, wenn man nur etwas kleines nicht haben kann. Aber so war sie von Anfang an. In zirka 3 Monaten kriegen wir unser zweites Kind, aber das Kratzen hat nicht mit dem angefangen, dass sie es realisiert hat, aber teils hatte ich den Eindruck, dass es schlimmere Tage gab, wo sie sich mit dem beschäftigt hat oder zB. mit beim Frauenarzt war, obwohl es ihr dort gefällt und sie am liebsten immer mitkäme!
So, ich bin viel zu lang geworden. Aber meine Frage zuletzt, kennt das jemand und gäbe es vielleicht noch andere Tipps, als was wir bereits probiert haben.

Habe ich mich auch schon gefragt, aber kann es so nicht sagen. Am Anfang versuchte ich zuzuschauen und nicht aktiv einzugreifen, aber da es wirklich blutig werden kann, mussten wir ja fast was machen und auch wenn es Kleinere Kids sind. Beim Cousin, der fast 3 ist und es in der Familie ist, haben wir es häufiger mal einfach gehen lassen und geschaut, aber der sah teilweise aus wie von der Katze verkratzt! Auch spricht er jetzt immer davon und warnt sie, dass sie es nicht machen darf, wehrt sich aber nicht. Darüber sprechen, scheint sie zu "motivieren" es grad zu tun. Die zwei lieben sich zwar heiss, aber irgendwie geht es fast nie ohne kratzen von unserer Seite.

Liebe Atina,

Wahrscheinlich gibt es kein einfaches Rezept, wie ihr das Kratzen beheben könnt.
Ich vermute, die Kleine ist einfach überfordert, mit dem Zusammensein mit (mehr oder weniger) Gleichaltrigen und allem was damit zusammenhängt. Gerade Kinder die sehr viel wahrnehmen brauchen auch dementsprechend Zeit dies alles zu verarbeiten. Wenn diese Zeit dann fehlt, und immer Eindrücke auf sie hereinprasseln, und vielleicht auch noch Frust entsteht, kann es passieren, dass sie sich dann grad selber nicht mehr spürt und nicht mehr unter Kontrolle hat. Wir haben auch so ein Kind (sie hat in dieser Phase gebissen) und es ist bis heute so, dass wir sie vor Reizüberflutung schützen müssen.
Was ihr machen könnt: Sie möglichst vor solchen Situationen bewahren. Schauen, dass es schon gar nicht so weit kommt. Das heisst, Situationen wo die Kleinen "einfach spielen" sollen vermeiden, vielleicht eher mal einen Spaziergang zusammen machen. Einfach akzeptieren, dass es im Moment nicht anders möglich ist. Das wird sich wieder ändern!
Oder, der Königsweg: mit Familien abmachen, die viel ältere Kinder haben!
Wir machen sehr gerne mit Familien ab, die kleine Kinder haben, haben sogar schon so Ferien gemacht. (unsere sind 13/12/9) Und es war für beide Seiten total entspannt, es gab keinen Streit, keine Reibereien!
Ich bin der Überzeugung, dass wir unsere Kleinkinder oft überfordern, mit der Erwartung, dass sie mit Gleichaltrigen spielen sollten.
Liebe Grüsse!

Danke schon mal vorweg! Bestätigt ein paar Gedanken und Vermutungen, woher das ganze kommen könnte. Habe mich in letzter Zeit aus anderen Gründen mit Hochsensibilität auseinandergesetzt und ein paar Parallelen gefunden, die auch auf unsere sonst herzige Tochter zutreffen könnten, eins davon eben, dass es Reizüberflutung sein könnte. Bei der Umsetzung weiss ich noch nicht so ganz wie, denn wir gehen nie täglich irgendwo hin oder besuchen Leute mit kleinen Kids, meist nicht Mal einmal in der Woche, ausser Sonntags wo wir in der Gemeinde sind. Auch nie mehr zu Freunden zu gehen, die in der ähnlichen Lebensphase sind, finde ich auch schade. Schauen mal, wie wir da vorwärts gehen... Ja, mit grösseren Kids geht's meist besser oder die fangen zumindest ihre Attacken auf, wenn sie welche kriegt!!