Spielen nur mit Begleitung

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7 Jahre 8 Monate her - 7 Jahre 8 Monate her #5477 von Svevia
Frage
Liebe Alle

Ich bin neu angemeldet, lese aber schon länger immer mal wieder im Forum und regelmässig die Infobriefe. Das Buch Erziehen im Vertrauen habe ich schon vor einiger Zeit studiert, der neuer Band bezüglich der Kleinkinder erst gerade bestellt. Da ich zur Zeit jedoch wieder stark unter unserer Situation leide, will ich meine Sorgen gerne hier mal mitteilen und würde mich über eure Antworten und Ideen freuen.

Unser Kleiner ist 2,5 und wir verleben eigentlich eine gute Zeit zusammen. Leider gibt es immer wieder Phasen, in denen es zwischen mir und C eine ungute Dynamik gibt. C will nämlich gerne immer in Kontakt sein und mich als Spielgefährtin - so normal das kling, so "falsch" fühlt es sich teilweise an. Wenn ich etwas arbeite oder koche macht er mit oder wartet, bis ich fertig bin, das nicht selten unter der fortlaufenden Frage, wann ich denn soweit sei, sowie Unmutsäusserungen. Ich schwanke dann, in den schlechteren Phasen, zwischen Ärger, weil ich mich dauernd beansprucht / angesprochen fühle, und den Zweifeln an unsere Bindung, dass er sich nicht selber in etwas vertiefen will / kann. Wenn wir aktiv etwas unternehmen, was wir sehr oft tun, läuft es in der Regel sehr gut. Es ist wirklich die Situation zu Hause, wenn ich etwas für mich machen oder mich unterhalten möchte, die ihm sehr schwer fällt. Sind ältere Kinder da, die mit ihm spielen, kann er sich gut lösen und spielt gerne mit. Auch würde ich ihn als grundsätzlich kooperativ beschreiben und doch habe ich manchmal das dringende Bedürfnis ihn gleichsam von mir zu schieben, was mir schon beim Niederschreiben furchtbar leid tut. Aber es gibt zuhause wirklich selten 10 Minuten, in denen er sich auf eine eigene Aktivität konzentriert.

Wenn er mit seinem Papa alleine ist, ist das offenbar viel häufiger für kürzere Momente der Fall, auch scheint er dann wenig zu reklamieren. Am Wochenende, wenn wir alle zusammen sind, kippt die Stimmung oft, weil er mit einem von uns spielen möchte, ich aber die Idee habe, er könnte doch auch mal etwas für sich machen. Auch wenn wir gerade vom Spielen kommen, fragt er eigentlich schon wieder, ob ich nun Zeit hätte für das oder das. So frustriere ich ihn dann auch oft mit Ablehnung, indem ich mich eben gerade nicht mit seinen geliebten Autos beschäftigen will, er will es aber nur mit mir tun, alleine gar nicht...

Wir kommen also selten in die Situation, dass ich auf ihn zugehen könnte, weil er eh schon in Warteposition ist.

Ich hoffe, dass ihr euch ein Bild machen könnt und würde mich über Reaktionen freuen.
Svevia
Last edit: 7 Jahre 8 Monate her by Svevia. Begründung: Datenschutz

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7 Jahre 8 Monate her #5487 von Luema
Antwort
Hallo Svevia, willkommen im Forum!

Damit ein Kind selber spielen kann, braucht es zwei Voraussetzungen:
1. eine sichere Bindung (nur dann ist es gelassen genug)
2. eine gewisse Langeweile / Leere, aus der dann die Kreativität entspringen kann.

So wie deine Beschreibung klingt, versuchst du gut an Nummer 1 zu arbeiten, gerätst gleichzeitig da auch wieder in Gefahr, die Bindung zu verunsichern - aus lauter Frust.

Ich schlage vor, dass du daher Nummer 2 mal sehr gezielt anpackst, bei gleichzeitigem Beachten von Nummer 1. Das könnte zum Beispiel so aussehen, dass du dir einen Vormittag zu Lesen, stricken oder häkeln organisierst, oder irgendwas, was nciht schlimm ist, wenn es nicht so effizient für dich ist, aber das Kind auch nicht mit-Helfen kann. Dann setzt du dich damit ins Kinderzimmer oder in die Stube neben eine Kiste Spielzeug und sagst, dass du heute zwar hier bist, aber nicht mitspielen wirst.
Stell sicher, dass du das Kind nicht wegschickst zum Spielen. Das kann nicht funktionieren. Denn Wegschicken verunsichert die Bindung. Wenn du erwartest, dass das Kind zum spielen verschwindest, kappst du schon mal die wichtigste Voraussetzung dazu, dass das Kind spielen kann. Ein Kind kann nur dann zum Spielen verschwinden, wenn es sicher ist, dass es willkommen ist. Daher geht das "geh endlich mal spielen"! Selten gut.

Es mag sein, dass stricken oder häkeln ... (oder was du gern tust) besser klappt als Lesen, weil du da präsenter bist, als wenn du liest. Es kann ein Kind auch verunsichern, wenn Mama nur noch mit Hmmmmmm antwortet weil sie nicht richtig da ist. Auch vor dem Smartphone oder Laptop sitzen ist für viele Kinder eine Bedrohung der Bindung. Also such dir etwas, bei dem du doch noch einigermassen präsent bist, ohne aber die volle Aufmerksamkeit auf dein Kind zu richten und es damit wieder zu unterhalten.

So. Wenn du also die Atmosphäre und den Raum so gestaltet hast, dass das Kind in deiner Nähe spielen kann, und es sich sicher und wohl fühlt, dann musst du auch mal seine Langeweile mit-aushalten. Ein Kind, das sich Unterhaltung gewöhnt ist, braucht vielleicht ein paar Stunden wenn nicht Tage, bis es ins Spiel findet. Stelle also diese Leere immer mal wieder her, bis der erste Frust vorbei ist und die Leere so gross ist, dass das Kind sie von sich aus zu füllen beginnt.
Es ist auch nicht schlau, wenn du die Leere dann einfach mit Gespräch füllst. Das unterhaltet wieder. Also sag ruhig: Schau Schatz, ich bin hier, gleich neben dir, aber spielen, das musst du heut ganz alleine! Ich werde jetzt xy machen, auch direkt hier bei dir!

Es ist wichtig, dass du dein Kind mit der Leere und Langeweile konfrontierst und diese auch mit-aushältst. Spielen ist so wichtig für die kindliche Entwicklung, nichts kann das ersetzen, auch nicht das gemeinsame Spiel.

Ich wünsche dir viel Erfolg und grüsse herzlich
Maria

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7 Jahre 8 Monate her #5492 von Svevia
Antwort
lieben Dank, Maria, für die ausführliche und präzise Antwort.

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