Begleitung - wie lange?

Liebe Mütter,

in unserer Müttergruppe diskutieren wir im Moment, wie lange eine Begleitung unserer Kleinen sinnvoll ist. Wie lange habt Ihr eure Kinder an neue Situationen und Menschen gewöhnt, bevor Ihr sie alleine gelassen habt (neues Kindermädchen, Spielgruppe, KiTa, Kinderhüeti)?

Vermittle ich meinem Kind, der Ort sei gefährlich, wenn ich es über längere Zeit begleite? Oder überfordere ich ein sehr kleines, unreifes Kind und setze es einer Trennung aus, wenn ich es einfach "abgebe" und schnell verlasse?

Oder kommt es darauf an, was ich selbst über die Situation denke? Kinder sehen uns ja oft direkt ins Herz. Spüren sie den Unterschied, ob wir sie begleiten, weil wir z. B. der neuen Kindergärtnerin misstrauen oder weil wir dem Kind Zeit geben wollen, selbst zu gehen?

Habt Ihr Lust, Eure Erfahrungen und Meinungen mit uns zu teilen?

Liebe Grüsse
Maxi

PS: Das Bridging ist uns bekannt...

Liebe Maxi,

Ich denke, da kann man keine allgemeingültige Dauer festlegen. Ich bin gut gefahren, indem ich auf meine Kinder geschaut habe. Als Mutter spürt man schnell, was das Kind noch braucht und was nicht. Bei etwas älteren Kinder habe ich es sogar so gemacht, dass ich gesagt habe "du sagst mir, wenn ich gehen kann, ok?" Das hat wunderbar funktioniert. Voraussetzung dafür ist aber eine gesunde Bindung in der richtigen Hierarchie. Es könnte sonst auch als Unterordnungssignal wirken, doch wenn die Mama ganz klar im Alpha ist, kann man sowas mal machen.

Wie du schon erwähnst, ist Brückenbauen sehr wichtig. Wenn du deinem Kind ausserhalb der Situation vermittelst, dass die Lehrerin (oä.) ok ist, und du vertrauen hast, wird es das mitnehmen.

Liebe Grüsse
Bäretatze

Liebe Maxi!
Eine spannende Frage für mich/uns - sind wir doch gerade mittendrin in diesem Thema.
Unsere älteste (H,4) war bis jetzt immer zu Hause und auch fast nie bei einem Babysitter. Ich hatte nach der Geburt eine schwere Depression und habe ihr gegenüber immer ein schlechtes Gewissen und konnte sie laaaaaange nicht loslassen. Nun haben wir angefangen mit dem Kindergarten. Wir wohnen seit einem Jahr in Ostdeutschland und dort gehen alle Kinder spätestens ab eins für ca. 6-8 Stunden täglich in einen Kindergarten. Sie schlafen dort, putzen Zähne, haben vom Regenmantel über Hausschuhe und Bettzeug alles dort - sie wohnen mehr im Kindergarten als zu Hause. Sie sind oft bis zu 40 Kinder (gleichaltrig!) in einer Gruppe und haben manchmal keine feste Bezugsperson. Das sind denke ich schlechte Vorraussetzungen. Ich denke wichtig ist es, dass man selber loslassen kann/will. Ausserdem, dass es an dem Ost eine erwachsene, reife Person gibt, an die sich das Kind binden kann und darf. Und dass es am Anfang (je nach Alter und Reife) nicht zu lange von den Eltern getrennt ist. Unsere Kleine (1) schicken wir ab Oktober auch und bei ihr mache ich mir viel, viel weniger Stress. Sie scheint sicherer, irgendwie selbstverständlicher an mich gebunden zu sein und ich denke, sie kriegt das prima hin, sich dort zu binden, ohne in die Gleichaltrigenorientierung zu rutschen.
Ich denke, wie Maxi sagt, dass man je nach Kind spüren muss was dran ist und dass man auch schauen darf, wie geht es den Eltern dabei. Was braucht z.B. die Mutter gerade um den Alltag zu bewältigen.

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Wow, das ging aber schnell...! Vielen Dank für eure raschen und umfassenden Berichte.

Danke, liebe Bäretatze, für die Erinnerung an die Individualität der Kinder. Was für das eine Kind problemlos zu bewältigen ist, ist für ein anderes eine riesige Hürde.

Liebe HannahMama, danke für deine zusätzlichen Argumente, welche wir bis jetzt nicht in unsere Überlegungen miteinbezogen haben: Einerseits die eigenen Gefühle und Gedanken, die aufs Kind übertragen und dann als seine eigene "Rückmeldung" missinterpretiert werden, und andererseits die beste "richtige" Betreuung, die nichts nützt, wenn die Mama dabei auf der Strecke bleibt. Auf alle Fälle dürfen die Bedürfnisse der Mutter nicht unbeachtet bleiben. Darf ich fragen, wie du den widrigen Umständen (lange Trennung, keine fixe erwachsene Bezugsperson usw.) im Kindergarten entgegenwirkst?

Und auch dir, lieber Heinz, danke für die ständige Erinnerung daran, dass es eigentlich keine falschen und richtigen Handlungen gibt, sondern dass die Motive und Herzenshaltungen am Ende darüber entscheiden, ob etwas richtig oder falsch war.

Liebe Grüsse
Maxi