Trauern und Verarbeiten - wie genau?!

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7 Jahre 5 Monate her #5887 von SchoCo
Frage
Wir sind schon eine Weile mit VP unterwegs, aber es gibt Dinge, da stehe ich einfach an.

Schon lange schwirrt das Konzept "Trauern" in meinem Kopf herum. Ich verbinde es irgendwie mit Frustkreisel und Verarbeitung/Adaption, aber zum einen stehe ich da im Praktischen total an und zum anderen bin ich nicht sicher, ob ich ganz durchblicke.

Unser Grosser (4) erlebt immer wieder Situationen, wo etwas nicht so läuft, wie er es gern hätte.

Ein aktuelles Beispiel: An der letzten Börse habe ich einige Pingu-Kassetten gekauft, u.a. eine, wo Pingu und Pingo einem alten Mann verschiedene Streiche spielen, nachdem er sich nicht ganz so verhält, wie Pingo es erwartet. Meinem Mann gefällt diese Geschichte überhaupt nicht (versteh ich irgendwo auch) und er möchte nicht, dass Junior sie hört. Auf der anderen Kassette sind jedoch andere Unglücke drauf (Papa Pingu überfährt Pinga's Puppenwagen und ein ander Mal muss sie ins Spital) und diese Geschichten mag Junior nicht, da ihm z.B. das Zerstören des Puppenwagens nicht geheuer ist (das will er nicht hören).
Vati hat ihm nun alternativ "Flo das kleine Feuerwehrauto"-CDs (christlich, leider hochdeutsch) gekauft, die aber nur beschränkt ein willkommener Ersatz sind, besonders wenn Junior gerade Pingu hören will.

Ich versuche ihm zu erklären, dass uns die Geschichte mit den Streichen traurig macht und wir nicht möchten, dass er solche Dinge hört (u.a. weil eine Freundin immer wieder berichtet, wie sie es als sehr schwierig empfand, dass ihre Eltern - damals sehr liebevoll-leidenschaftlich gesetzliche Christen - gewisse Dinge einfach als "schlecht" betitelten, ohne dass sie richtig vrsand warum. Wir möchten natürlich möglichst viel erklären).

Nun versuche ich, Junior den Sachverhalt zu erklären, weshalb Pingu's Streiche uns traurig machen und wir nicht möchten, dass er die Geschichte hört.

Ich würde ihn gerne in die Trauer führen und die Geschichte irgendwie abhaken, aber das klappt überhaupt nicht. Er wird eher agressiv, wird böse auf Vati und ist sehr eindeutig auf Pingu gepolt (sprich alles andere ist abstossend).
Nun heult und heult und heult er, ich versuche, ihn nahe zu nehmen, aber er scheint mir mehr auf der frustriert/agressiven als traurigen Schiene zu sein und auf die traurige Schiene krieg ich ihn einfach nicht, auch wenn ich - "gemäss Vorschrift" - eigentlich selber traurig bin über die Sache.

Kann mir da jemand weiterhelfen? Fehlen noch Angaben, die ich erwähnen sollte?
Danke!

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7 Jahre 5 Monate her #5888 von Kiki
Antwort
Liebe SchoCo,

ich bin grad im Schuss und möchte dir später noch ausführlicher schreiben. Für den Moment: Kann es sein, dass es für deinen Grossen zusätzlich schwierig wird, weil er spürt, dass du nicht ganz hinter Papas Entscheid stehen kannst?

Liebs Grüessli und bis später
Kiki

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7 Jahre 5 Monate her #5889 von SchoCo
Antwort
Guter Gedanke. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, denn ich finde die Geschichte eigentlich auch etwas heikel und war ganz froh, als mein Mann entschied, den Riegel zu schieben.
Auch erlebe ich das "lässt-sich-kaum-beruhigen"-Muster in diversen Situationen, wo Uneinigkeit garantiert kein Thema ist.
Bin ich einfach zu ungeduldig? Im heutigen Fall hab ich mich irgendwann zurückgezogen, um den Post zu schreiben und dann hat er sich nach einer Weile beruhigt und sich doch zu Flo bekehrt.

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7 Jahre 5 Monate her #5890 von marlis
Antwort
Liebe SchoCo

Dieser Gedanken "Wann findet dieses Kind endlich in die Trauer? Was muss ich bloss noch tun, damit es endlich zu den Tränen finden kann?" kenne ich sehr gut!

Nachdem ich wirklich schon öfters erlebt hatte, dass ein Kind "bilderbuchmässig" den Schalter umkippte und wirklich traurig, und anschliessend entspannt und zufrieden wurde, war ich umso frustrierter, wenn es in einer andern Situation einfach überhaupt nicht klappte. Wut, Geschrei, Toben - aber bestimmt keine Trauer! Könnte es sein, dass ein Kind irgendwie fühlt, dass wir jetzt erwarten, dass es nun "vorschriftsgemäss" in die Trauer finden soll, und es irgendwie verwirrt ist, weil es unsere Frustration darüber (dass die Wut immmmer noch anhält!) unbewusst wahrnimmt?

Vielleicht ist eben manchmal genau das nötig, dass erst einmal WIR zur Adaption finden, und es hinnehmen, dass wir die Situation mit dem wütenden Kind nicht ändern können. Dann wenden wir uns kurzentschlossen einer andern Arbeit zu, und das Kind hat Zeit, ganz alleine und in seinem Tempo und ohne unseren subtilen Druck zur Adaption zu finden. Dein Erlebnis mit der "Bekehrung" zu Flo scheint so etwas gewesen zu sein.

Was ich mich frage, und echt auch nicht weiss: Ist Adaption auch ohne Tränen möglich? Wenn man quasi genug geschrien/getobt hat, kommt ein Seufzer, und die Sache ist erledigt. Ein schlichtes "He nu! Ich nehm's hin!" Ist das auch Adaption? Oder nur ein verstecktes Runterschlucken?

Liebe Grüsse
Marlis

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7 Jahre 5 Monate her - 7 Jahre 5 Monate her #5891 von Kiki
Antwort
Liebe Marlis, liebe Schoco,

meines Wissens erwischt das Kind entweder die Adaption oder die Aggression. Wenn das Kind wütend wird, haben wir quasi die Chance verpasst.

Was bei uns aber oft gut funktioniert, ist das nachträgliche und wiederholte Besprechen. Wenn man abends auf der Bettkante sitzt und die Gefühle nicht mehr so stark sind, gelingt es uns manchmal, nachträglich die Trauer "heraufzuholen".

Mit Marlis Vorgehen - in der Nähe des Kindes bleiben, ohne der Sache zu grosse Aufmerksamkeit zu schenken - machen wir ebenfalls gute Erfahrungen. Es ist, als würde mein intensives Bemühen um das Kind ihm (fälschlicherweise) vermitteln, dass etwas "schlimm" sei...

Liebs Grüessli
Kiki
Last edit: 7 Jahre 5 Monate her by Kiki.

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7 Jahre 5 Monate her #5892 von marlis
Antwort
Liebe Kiki

Du meinst, im Frustkreisel gibt es wirklich nur eine Fahrtrichtung? Wenn man schon in der dritten angekommen ist, kann man nicht zurückschwenken, und dann doch noch die zweite nehmen?

Würdest Du dann überhaupt gar nicht empfehlen, ein wütendes Kind zur Trauer zu führen, sondern einfach zu warten, bis sich der Sturm gelegt hat, und erst dann Ausfahrt 2 anpeilen?

Da ich selber leider ein unreifer Mensch bin, kann ich mich sehr gut in ein aggressives Kind versetzen. Hmmm... Wenn ich mir das grad so überlege, ist es möglicherweise wirklich viel einfacher, erst mit einem zeitlichen Abstand die Tränen zu suchen. Dann braucht es dann manchmal nur ein paar Worte von einem nahestehnden, lieben Menschen und schon laufen die Tränen... Direkt von steinhart (Aggression) zu weich (Adaption) ist vielleicht wirklich zu viel verlangt.

Danke für Deine Gedanken!

LG, marlis

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