Trauern und Verarbeiten - wie genau?!

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7 Jahre 5 Monate her - 7 Jahre 5 Monate her #5893 von Timil
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Liebe SchoCo,
Nur in Kürze: Wenn wir den Frustkreisel anschauen, dann kann Aggression, wütend werden auch eine Form sein, mit der Veränderung erreicht werden will... gerade bei kleinen Kindern und wenn es um "Kleinigkeiten" geht. Vielleicht hat es in der Vergangenheit ja schon ein paar Mal geklappt? Einfach als Ergänzung zum Umgang mit Frust, denn dann sieht die ganze Situation schon wieder ein wenig anders aus...

Noch ein zusätzlicher Gedanke, könnte es sein, dass dein Sohn eine Bindung zu Pingu aufgenommen hat, die in diesem speziellen Fall zu eurer konkurriert? Bei gewissen Situationen hilft mir diese Sichtweise, die Kinder zu begleiten... dann kann der Weg manchmal auch zuerst ein selektonieren sei, einmal am Tag hören, dann einmal in der Woche etc. weil es ihnen wichtig ist und ich das darum ernst nehme.
Denn wie sehe ich eine solche Situation in einem Jahr, in zehn Jahren? Vieles was mir früher SOOOO wichtig war, und ich dementsprechend gehandelt habe, würde ich heute viel gelassener nehmen;-)
Liebe Grüsse und viel Kraft, innere Ruhe und Freude an deinen Kids!
Last edit: 7 Jahre 5 Monate her by Timil.

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7 Jahre 5 Monate her #5894 von Kiki
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Liebe Marlis,

genau so, wie du es schreibst, ist mein Verständnis vom Frustkreisel. Bist du einmal in der Aggression gelandet, hilft nur noch ein sinnvolles Ausagieren, ohne dass Menschen und wichtige Dinge dabei zu Schaden kommen. Im Hinblick auf die Reifung ist die Energie dann verpufft.

Bei mir persönlich, aber auch bei den Kindern, sind diese Mehrfachschlaufen möglich - besonders in Situationen, die nicht einfach vom Tisch sind, sondern weiterhin unser Leben beeinflussen: Durch erneutes Durchgehen der Situation irgendwann in die Adaption finden. Bis ich zum Beispiel mit meiner Vergangenheit versöhnt war... Ich kann dir sagen, das dauerte ;) .

Während der Ferien las ich ein Buch, in dem die Logotherapie ein Thema war. Seither lege ich mein Augenmerk auch vermehrt auf die erste Ausfahrt aus dem Frustkreisel: die Änderung. Manchmal ist es sinnvoll, schon dort einzugreifen und nach einem neuen Ziel oder Sinn zu suchen. Die Umstände sind ja sehr oft nicht zu ändern, mein Blick darauf aber schon.

Bei mir persönlich ist der Glaube hilfreich, dass Gott seine Gründe hat, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es mir vorstelle, und dass er etwas noch Besseres möchte. Auf einmal verstehe ich auch gewisse Bibelstellen ganz anders, z. B. Hosea 10,12: "Es ist Zeit, dass ihr zu mir, dem Herrn, kommt und fragt, was ich will. Dann komme ich zu euch und werde Glück und Segen auf euch regnen lassen!" Man könnte den Vers ja so verstehen, dass Gott - wenn ich mein Leben nach ihm ausrichte - meine Wünsche erfüllt. Aber vielleicht lässt Gott auch Glück und Segnen auf mich regnen, indem er nicht meine Umstände ändert, sondern meine Einstellungen und Ziele. Es heisst ja: "...fragt, was ICH will."

Für kleine Kinder wäre das natürlich zu abstrakt. Aber vielleicht können wir nach ganz praktischen Gründen Ausschau halten oder einfach in dieser Haltung argumentieren: "Du bist jetzt enttäuscht, aber vertrau mir, ich weiss, was dir langfristig guttut."

Liebs Grüessli
Kiki
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7 Jahre 5 Monate her - 7 Jahre 5 Monate her #5895 von Kiki
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Liebe Timil,

guter Gedanke mit der Bindung an Pingu...

Denn wie sehe ich eine solche Situation in einem Jahr, in zehn Jahren? Vieles was mir früher SOOOO wichtig war, und ich dementsprechend gehandelt habe, würde ich heute viel gelassener nehmen;-)


Ich finde, das wäre ein Beitrag für sich. Besonders Christen bemühen sich ja, nichts Schlechtes in das Leben ihrer kleinen Kinder kommen zu lassen. Wir sind - als unsere Kinder noch klein waren - beide Wege gegangen: Einerseits haben wir sie von vielen Einflüssen abgeschirmt: besonders vor Filmen voller Zauberei, Schadenfreude und hässlichen Wörtern... Mit ganz vielen Dingen haben wir sie aber auch schon sehr früh in möglichst kindgerechter Weise konfrontiert (was sich beim Erzählen der biblischen Geschichten gar nicht vermeiden liess): Tod, Sex, Macht, Gewalt, Esoterik... Mir war immer wichtig, dass ich solche Themen mit ihnen besprechen kann. Das wollte ich auf keinen Fall anderen Menschen überlassen ;) .

Liebs Grüessli
Kiki
Last edit: 7 Jahre 5 Monate her by Kiki.

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7 Jahre 5 Monate her #5896 von Marion
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"Du bist jetzt enttäuscht, aber vertrau mir, ich weiss, was dir langfristig guttut."


Und das wiederum hat ganz viel mit Vertrauen und mit der richtigen Bindung - der Join-up-Beziehung - an die Eltern zu tun...

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7 Jahre 5 Monate her #5897 von Brigitte
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Während der Ferien las ich ein Buch, in dem die Logotherapie ein Thema war.



Mitte Dezember wird im Verlag V ein neues Buch erscheinen: «Führen mit Vertrauen und Sinn» von Max Kreienbühl, welches sich unter anderem ebenfalls mit der Logotherapie nach Viktor E. Frankl beschäftigt. Ein wirklich sehr (!) hilfreiches Thema.

Das neue Buch richtet sich vor allem an Führungspersonen, ist aber auch für Eltern, die ja eigentlich Führungskräfte in der Familie sind, sehr spannend: Persönlich profitiert habe ich nebst den Erkenntnissen aus der Logotherapie zum Beispiel von der Einsicht, dass Kontrolle nicht per se mit Misstrauen gleichzusetzen ist, sondern denjenigen, dem Vertrauen geschenkt und damit Verantwortung übertragen wurde, auch wieder entlasten kann. Kontrolle passt also gut zu einer fürsorglichen Führung. Weitere Themen, die auch im Erziehungsalltag hilfreich sein können: Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Konkurrenz und Wettbewerb...

Lasst Euch überraschen ;) !

Liebe Grüsse
Brigitte

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7 Jahre 5 Monate her #5898 von SchoCo
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Du meine Güte, mein Posteingang klingelt und klingelt :-)

Danke für all eure Gedanken!

So wie ich den Frustkreisel in den Vorträgen verstanden habe, kann man nicht zurückfahren. Ich habe auch sagen hören (von Neufeld oder Etter?), dass Frust nicht zurück zu Trauer verwandelt werden kann - da es bei uns häufig schnell zu Frust kommt, stehe ich deshalb mit dieser Information recht an, daher auch die Frage, wie dies genau funktioniere. Aber (wer war das der sagte,) der Frust muss mal raus, die Trauer kann z.B. Abends auf der Bettkante nachgeholt werden - das macht ganz viel Sinn (auch im erwähnten weiteren Sinn ;) ).

Und (Kiki?) dass der Frust, die Agression ein Versuch der Änderung sein kann, finde ich auch einen ganz spannenden Gedanken (auch hinblicklich unserem 2-Jährigen).

Dass unser 4-Jähriger etwas stark an Pingu & Co (v.a. wohl Pingu) gebunden ist/war, haben wir festgestellt/geahnt, als er nachmittage- wenn nicht tagelang vor seinem Radio sass und Geschichten hörte. Zwischendurch ist dies noch entspannend, aber ich habe dann (wie wir lieben Eltern dies immer wieder müssen) meinen inneren Sauhund (in dem Fall zwar eher ein Faultier) überwunden und eine gelungene Lösung gefunden: Wenn der Kleine schläft, darf der Grosse Kassetten hören (und dann hab ich endlich meine ruhige Mittagsstunde). Und ich habe gestaunt, wie korrekt er sich an meine Anweisung hielt und nicht länger als erlaubt hörte, auch wenn er unverhehlt länger/nochmals wollte. (WOW!!! :woohoo: )
Und mitten in einer solchen Mittagszeit kam das grosse Gebrüll von Nummer 4.

Ich bin eben etwas gebrannt vom "jetzt-tue-nid-eso-blöd"-Gedanken, den ich meinen Kindern nicht einimpfen möchte. Deshalb bin ich sehr bemüht um positives Verarbeiten. Also so ungefähr:
1. Kind zu mir nehmen
2. Frust rauslassen lassen - verstehen - erklären
3. Liebevoll (nicht verzweifen/frusten, wenn die Erklärung nicht "fruchtet"), da ich weiss, der Frust muss halt raus
4. Nach einer Weile das Kind wieder seinem Frust überlassen, wenn ich es nicht beruhigen kann (ablenken ist ja nicht der Königsweg, gell Marlis)
5. Das Thema später wieder ansprechen, Trauer anstreben
(Vielleicht braucht dies mehrere Anläufe.)

Im Fall Pingu hat es wohl auch damit zu tun, dass bei vielen anderen Geschichten halt Szenen vorkommen, bei denen es unserem Grossen zu viel wird, die ihm irgendwo Angst machen. Die Geschichte, die uns nicht so gefällt, macht ihm halt keine Angst. Und so versperre ich ihm wohl ein Stückweit den Fluchtweg.
Ich mache mich nun dran, CH-deutsche Geschichten (ein Grund, weshalb Pingu so zieht) auf CD zu brennen, die ich von meiner Schwester als mp3 erhalten habe. Wenn ich dann mal ein brauchbares Brennprogramm finde...

Kiki: Genau die von dir erwähnte Auseinandersetzung mit diversen Inhalten strebe ich eben auch an. D.h. ich will meinen Kindern nicht einfach sagen: das ist nicht gut, darum darfst du das nicht. Sondern ich will mit ihnen den Dingen auf den Grund gehen, weshalb wir nicht möchten, dass sie sich allzustark mit manchen Themen/Geschichten auseinandersetzen/sich dafür begeistern.

Danke euch allen für eure wertvollen Beiträge. Mein Bild von Verarbeitung erhält langsam etwas schärfere Umrisse.

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