Distanz/ Abstand/ vom Kind?

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6 Jahre 9 Monate her #6107 von Lolly
Frage
Hallo,

Ich bin neu hier. Ich habe VP neu für mich entdeckt und seit wenigen Tagen wende ich es auch in der Praxis mit meiner 3,5jährigen Tochter L an. Das Buch „erziehen im Vertrauen“ habe jedoch noch nicht fertiggelesen. Bin aber jeden Tag dran. Stöber auch viel im Forum. Anfangs finde ich es noch etwas schwer, Situationen richtig einzuschätzen oder wie weit ich gehen darf und noch VP bleibe… In gewissen Situationen herrscht noch Unsicherheit, wie ich genau handeln soll oder „darf“. Das ist mir sehr bewusst, dass meine Tochter diese Unsicherheit auch spürt und natürlich alles kippen kann. Aber ich habe auch in den letzten Tagen schon viele gute und positive Veränderungen gespürt und erlebt. Bei mir selber, wie aber auch in der Beziehung zu meiner Tochter L.
VP ist eine Einstellung und nicht nur eine Phase (wie mit allem im Leben: Ernährung, Sport, ecc). Mir ist es ein persönliches Anliegen, die Beziehung zu meiner Tochter zu verbessern. Ich will sie „neu kennenlernen“ und sie richtig wahrnehmen. Ich bin mir bewusst, dass ICH mich als erste ändern muss und falsches und angewohntes Verhalten als Mutter (aber auch als Mensch allg.) dringend ändern muss! Es braucht sehr viel Kraft, Nerven und viiiel Selbstbeherrschung. Aber ich will es!
Ich habe noch viele offene Fragen. Eine wäre: Darf ich von meiner Tochter weggehen? Distanz nehmen, um mich kurz zu „schonen“ oder neue Kräfte tanken gehen? Vielleicht auch, um mir den nächsten Schritt überlegen zu können. Zum Beispiel in folgende Situationen: Meine Tochter L schreit, ist wütend, wirft mit Sachen um sich oder lässt es auch oft an der kleinen Schwerster G, 14 Mt, raus. Egal wieso und weshalb (auch wenn sie die Schwester schlägt/ beisst/ schupst), ich geh zu ihr hin und leide mit ihr, höre sie an, und versuche herauszufinden, wieso und weshalb. Ich bin für sie da! Wenn sie aber trotz allem noch weiter schreit etc. Was tun? Darf ich dann Abstand nehmen? Und sagen „ich war jetzt für dich da, wenn du dich beruhigst hast, kannst du gerne zu mir kommen“? Darf ich sagen, dass mir das zu viel sind, das Geschreie und der Rest? Das G und ich das nicht mehr hören können und uns das traurig macht? Oder auch sie von mir wegschicken, wenn ich zum Bsp. Am Kochen bin? Heute ist genau das beim Kochen passiert. Sie wollte nicht ausserhalb der Küche bleiben. Nach mehrmaligen erklären, wie ich mich fühle und das ich jetzt kochen muss etc. (Topf ist übergekocht/-laufen, weil ich wegen ihr abgelenkt war), habe ich sie ins Zimmer geführt, Gittertür zu gemacht (wäre sonst wieder in die Küche gekommen), und bin wieder weg. Natürlich ihr es erklärt. Richtig oder falsch laut VP? Danke für eure Antworten. 

Gruss,
Lolly

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6 Jahre 9 Monate her #6111 von HannahMama
Antwort
Liebe Lolly!
Willkommen in der 'VP-Community' - die es so ja gar nicht gibt, aber für mich fühlt es sich immer ein bisschen so an, weil man ja mit VP irgendwie etwas 'gegen den Strom schwimmt' und dann fühle ich mich immer allen anderen 'VPlern' sehr verbunden.
Obwohl ich nun schon ein paar Jahre dabei bin, habe ich auch täglich noch Fragen und auch Situationen, wo ich nicht weiss, wie es jetzt VP-mässig gut wäre.
Über das Abstand nehmen bzw Wegschicken denke ich Folgendes:
Für mich ist es etwas anderes, wenn ich ein Kind aus Sicherheitsgründen wegschicke oder von mir trenne oder ob ich ein Kind von mir trenne, weil ich es bzw sein Geschrei nicht mehr ertragen kann.
In der ersten Situation habe ich das auch manchmal gemacht - wenn es gar nicht ging, dass ich sie integrieren konnte bei der Küchenarbeit. Dann habe ich das Gitter zugemacht und ihr aber vorher erklärt warum ich das tue. Wichtig ist, dass du immer auf der Seite des Kindes bleibst und mit ihr trauerst, dass sie nicht bei dir sein kann. Toll ist auch, wenn sie dich immer sehen kann. Und hilfreich habe ich Sanduhren erlebt. Die gibt es für 1 Minute bis 30 Minuten und da habe ich meiner Tochter, bevor ich das Gitter geschlossen habe, gesagt, schau, bis die grüne Sanduhr abgelaufen ist, muss ich in der Küche etwas alleine machen, danach können wir wieder zusammen sein. Manchmal ging das völlig ohne Probleme und manchmal hat sie sehr geweint. Ich habe das dann versucht zu zulassen und sie weinen zu lassen und ihr gleichzeitig vermittelt, dass ich sie verstehe.
Die zweite Situation, das Wegschicken, weil das Verhalten vom Kind unerträglich wird ist für mich etwas anderes. Ich habe leider oft solche Momente, weil ich sehr lärmempfindlich bin. Ich habe für mich herausgefunden, dass es mir hilft Oropax in meine Ohren zu tun. Ich sage ihr das dann 'Mama, ist das jetzt zu laut, aber du darfst weiter schreien.' Auch da ist es sehr wichtig auf der Seite des Kindes zu bleiben. Ich selber habe als Kind oft erlebt, dass ich nur gewünscht war, wenn ich mich angepasst verhalte und das ist etwas, was ich versuche bei meinen eigenen Kindern nicht zu vermitteln. Gleichzeitig habe ich Grenzen und auch das möchte ich ihnen zeigen.
Wenn du ein Kind verschickst mit den Worten 'du kannst wieder kommen, wenn du dich beruhigt hast' lernt es natürlich genau das: ich darf bei Mama sein, wenn ich ruhig bin, mit meiner Wut bin ich unerwünscht'. Ausserdem braucht sie in ihrem Alter wahrscheinlich noch Hilfe beim 'sich beruhigen'.
Wenn es Situationen gibt, wo auch die Oropax nicht helfen und ich selber immer mehr in die Wut kommen, gehe ICH von den Kindern weg um im Schlafzimmer in ein Kissen zu schreien und danach strahle ich wieder so viel Ruhe aus, dass ich die Kinder viel besser begleiten kann. Ich kündige das dann aber immer an und bleibe auch nur kurz weg. Sie kennen das bereits von mir :-)

Liebe Lolly, ich bin gespannt zu lesen, wie es bei euch weiter geht und wünsche dir alles Gute und freue mich, dass du VP als hilfreich erlebt hast!

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6 Jahre 9 Monate her #6112 von Kiki
Antwort
Liebe HannahMama,

danke für deine Gedanken. Du schreibst:

'Mama, ist das jetzt zu laut, aber du darfst weiter schreien.'


Das ist ein Punkt, der mich selbst immer wieder mit einem Fragezeichen zurücklässt. Wir haben ein hochsensibles Kind, das (unter anderem) sehr lärmempfindlich ist, und ich bin immer wieder aufs Neue unsicher, ob und wann wir anderen darauf Rücksicht nehmen müssen und wann unser "Sensibelchen" lernen muss, damit umzugehen.

Wir nehmen als Familie oft - nicht immer - Rücksicht, und ich merke, dass es mich gleichzeitig manchmal nervt.

Diese Woche hatten wir zum Beispiel eine Panne mit unserem Auto. Das Ersatzauto war winzig klein und die Fahrt ziemlich lange. Unserem Sohn war allein die Vorstellung, so heimzureisen, ein Gräuel. Zuerst überlegten wir, ob ein Teil der Familie mit dem öV heimreist, danach entschieden wir uns aber, dass er auf dem Beifahrersitz sitzt und ich mich hinten reinquetsche. Einerseits hat es mir nichts ausgemacht - es war vom Platz her gut auszuhalten - andererseits hat es mich gewurmt, dass er mir "meinen" Platz neben meinem Mann wegnimmt.

Kennst du bzw. kennt ihr solche Situationen ebenfalls? Falls ja, welches sind für euch Kriterien, wer sich denn nun anpassen soll...

Liebs Grüessli
Kiki

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6 Jahre 9 Monate her - 6 Jahre 9 Monate her #6113 von Lolly
Antwort
hm, ich hätte wahrscheinlich volles Verständnis gezeigt, aber hätte mich trotzdem vorne hingesetzt. :dry: Natürlich wäre es während der Fahrt nicht ruhig geblieben... Hätte mitgelitten, erklärt... Wäre meiner Meinung nach weniger ein Machtkampf gewesen (bin aber ziemlich neu im VP, deshalb weiss ich nicht, ob ich richtig liege...), sondern eine Situation, wo nicht viele Möglichkeiten bleiben. Bei uns ist zum Beispiel im Auto die "Sitzordnung" vorgegeben.
Aber gell, im Nachhinein ist man immer schlauer... Ich glaub kaum, dass meine Antwort dir eine grosse Hilfe war. Aber ich bin ehrlich gesagt, etwas erleichtert zu sehen, dass ich nicht die einzige bin mit solchen Problemen. :lol:

HannahMama, danke für deine Antwort. Dann habe ich also falsch gehandelt bzw. nicht im VP?! :( Ok, zum Glück bin ich lernfähig. :silly:
Wenn ich es aber richtig verstanden habe, hätte ich sie in der Küche lassen sollen? Eins hatte ich vergessen zu erwähnen: Sie wollte während dem kochen ständig auf dem Arm. In der Regel wenn sie mithelfen will, lass ich es zu (sie kann es auch sehr gut, egal ob was schneiden oder sogar Fleisch panieren). Aber dort hatte ich es etwas eilig und habe Nudeln mit einer Sahnesauce gekocht. Ich kann ja schlecht sie auf dem Arm tragen und kochen. Das alles habe ich ihr erklärt! Das es auch gefährlich ist. Mitgelitten... Und sie kam immer wieder an meine Beine. Das ist während dem kochen sehr ungünstig... Verstehst du jetzt meine Reaktion? Deshalb musste ich sie wegschicken.
Andere Frage: Wie lange tut man mit einem Kind mitleiden? Bis es sich beruhigt? Was ist, wenn man eben keine zeit hat, weil man weg muss, einkaufen, oder anderes...?

Sorry für den langen Text ;)
Last edit: 6 Jahre 9 Monate her by Lolly.

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6 Jahre 9 Monate her #6114 von Kiki
Antwort
Liebe Lolly,

ich denke auch, dass ich mich vom Frust unseres Sensibelchens zu oft beeindrucken lasse. Unser Sohn ist dann gar nicht in der dritten Ausfahrt des Frustkreisels (Aggression), sondern in der ersten (Änderung).

Im konkreten Fall mit dem "Wo-Sitzen" im Auto war mir bewusst, dass ich ein endloses Streiten auf der Rückbank hätte in Kauf nehmen müssen. Deshalb fühlte ich mich manipuliert und entsprechend unglücklich... :(

Was ich mir wünschen würde, wäre eine Handhabe, die mir beim Entscheiden hilft. Kennt ihr das Problem? Was hilft euch, die Bedürfnisse aller richtig einzuschätzen?

Liebe Grüsse und eine gute Nacht
Kiki

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6 Jahre 9 Monate her - 6 Jahre 9 Monate her #6115 von Lolly
Antwort
noch mal ich :lol:
Es geht um was ähnliches, aber andere Situation (ist heute Abend passiert). Meine Tochter L hat mega blöd getan beim Zähne putzen. Hab sie nach längerem Hin& her einfach genommen. Sie wollte wie ihre Schwester (14 Monate) gehalten werden. Habe Verständnis gezeigt. Hab ihr gesagt, dass wenn wir nun wegen Zähne putzen länger haben und Zeit verlieren, wir später dafür weniger Zeit haben für unser Zubettgehen Ritual. Das ist dann auch so gekommen. Haben gebet, gesungen, habe beide Kids ins Bett gelegt. Küsschen gegeben. Bin aber nicht im Bett liegen geblieben, um zu kuscheln. Sie kam immer aus dem Zimmer (schreiend) rausgerannt. Ich immer ruhig sie in den Arm genommen. Mit gelitten. Sie zurück ins Bett gebracht. Schliesslich soll man ja selber die eigene Entscheidung durchziehen, heisst es immer... War das Liebesentzug? Lieber andere Konsequenzen geben? Hätte ich eben nicht raus gehen sollen? :unsure: :unsure: :unsure:
Mein Mann möchte Morgen eine Konsequenz wegen ihrem Verhalten geben... :dry: Ach, es ist wirklich nicht immer einfach!
Last edit: 6 Jahre 9 Monate her by Lolly. Begründung: Korrektur Text und hinzufügen

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