"der spielplatztyrann"

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10 Jahre 1 Monat her #3692 von Maxi
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"Gemischte Gefühle: könnt ihr das für mich nochmals wiederkäuen? Ich habe das irgendwie gar nicht mehr präsent."

Liebe tea4two,

die Sache mit den gemischten Gefühlen verstehe ich so:

Kleine Kinder können nur eine Emotion aufs Mal fühlen , obwohl sie natürlich wie Erwachsene die verschiedensten Emotionen gleichzeitig haben. Fühlen können sie vielleicht nur Zorn. Wenn Kinder optimal reifen, können sie ab 5 bis 7 Jahren gemischte Gefühle empfinden, z. B. nicht nur den Zorn auf die Schwester, sondern gleichzeitig auch die Liebe zu ihr oder auch Zorn und gleichzeitig Respekt vor der Konsequenz oder Zorn und Verständnis für das Verhalten des Mitmenschen. Es gibt aber auch Menschen, die wesentlich später bzw. erst als Erwachsene zu gemischten Gefühlen Zugang haben - ich gehöre zum Beispiel zu ihnen.

Gemischte Gefühle wirken ausgleichend. Sie "mildern" problematische Impulse.

Wir als Eltern sollten versuchen, gemischte Gefühle in den Kindern zu wecken. Der richtige Zeitpunkt dafür ist aber nicht in der akuten Situation, sondern erst in der Rückschau, in einem guten Moment, wenn sich die intensivsten Emotionen geglättet haben, die Bindung aktiviert ist usw. In der Erinnerung sind die Gefühle nicht mehr so stark und können leichter reflektiert werden bzw. Fehler können auch leichter zugegeben werden.

Liebe Grüsse
Maxi
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8 Jahre 11 Monate her #5072 von SchoCo
Antwort
Ein Alter Thread, für mich ein aktuelles thema.
Ich greife ihn auf mit der Frage, ob jemand über Entwicklungen in diesem Gebiet berichten mag.

Maria, du schriebst:

"Strafen machen auch erst ab dem Alter der gemischten Gefühle überhaupt Sinn. Erst dann ist die innere Warnung (halt mal, letztes Mal musste ich nachher lange allein spielen...!!!)überhaupt rechtzeitig im Hirn vorhanden und lässt dem Kind die Möglichkeit, sein Verhalten zu wählen."

Nachdem mein Sohn (2 1/2) beim Spiel im Bauschutt einem 1 Jahr älteren Jungen einen Stein an den Kopf getätscht hat (offenbar nicht dramatisch, es gab keine bleibenden Schäden, v.a. aber einen grossen, lang anhaltenden Schreck beim Opfer), versuchte uch ihm gleich zu erklären, das sei nicht gut, der Grosse habe nun fest aua etc.
Seine Mutter zeigte sich anschliessend sehr schockiert von meinem Umgang mit meinem Junior. Sie empfahl mir, dieses 'inakzeptable Verhalten' zu sanktionieren, indem der Täter sofort aus dem Spielfeld entfernt wird, dass er es lernt. Anschließend solle ich gleich wieder lieb sein.

Dies erscheint mir grundsätzlich ein sinnvolles Verhalten zu sein. Nicht aber im Licht deiner Aussage, Maria. Was meinst du als Kleinkind-Spezialistin?

Leider habe ich die Situation (wie bei mir so oft) nicht unmittelbar mitbekommen, weil ich gerade mit der Freundin sprach oder sonst etwas anschaute. Dasselbe gilt für andere meist Beiss-Attacken, bei denen es mindestens 1x um ein begehrtes Spielzeug ging.

Wie geht ihr um, was empfiehlt ihr, wie kann ich meinen Sohn vom Schlagen & Beissen wegführen?

Danke!
Corina

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8 Jahre 11 Monate her #5074 von Luema
Antwort
HAllo Corina
Ja - gute Frage!
Stell dir vor, dein Kleinkind verletzt ein anderes Kind. Das andere schreit laut. Das Kleinkind schaut erschüttert zu wie das andere weint - und ist verwirrt. Langsam dämmert ihm womömglich, dass seine Handlung der Grund für die Tränen seines Gegenübers sind. Hoppla. Betroffenheit, Bestürzung... Nun kommst du, packst das Kind und stellst es wehement und bestimmt raus aus der Situation.

Was lernt es damit? Ich glaube - ncihts. Weil es nicht nachkommt. Weil es erst gerade versucht zu verstehen, dass das andere Kind wegen seiner Handlung weint. Dass es aber weggestellt wird, weil seine Handlung, die das andere Kind zum Weinen gebracht hat, von dir sanktioniert wird... das sind nun grad einige Gedankengänge mehr! Ich glaube es gibt kaum ein 2,5jähriges, das das verstünde.

Zudem: Willst du erreichen, dass es nicht mehr mit Steinen schmeisst, weil es nicht weggeschickt werden will? Oder dass es nicht mit STeinen schmeisst, weil es den anderen Kindern sonst wehtut...?

So wie du es gemacht hast, erreichst du viel eher das ZWeite: Dass es einsieht, dass Steine schmeissen einfach weh macht. und dass es aus Fürsorge darauf verzichten lernen möchte. Auch wenn es das vielleicht nicht sofort und in jeder Situation beherrschen wird.

Liebe Grüsse
Maria
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8 Jahre 11 Monate her #5075 von SchoCo
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Danke, Maria, für die ausführliche Antwort! Es ist sehr hilfreich, mein Handeln reflektiert zu bekommen!!

Verstehe ich richtig:
-'Sanktionen' sind eher verwirrlich & mit zweifelhafter Auswirkung.
- Indem ich das Kind - in JEDER Situation, wo es als 'Angreifer' auftritt - zur Fürsorge ermuntere, bahne ich Ansätze für Mitgefühl im weitesten Sinn.
Indem ich konsequent Fürsorge fördere und damit mein Kind in der Situation drin behalte & es Konsequenzen seines Handelns sehen lasse, lernt es, die Situation zu verstehen.

Interessant. Als Gegenbeispiel:
Am Sonntag, auf dem Spielplatz...
Mein N2,8 lässt vom Sandkasten-Turm Sand durch die Bretter nach unten rieseln. R4 sitzt unten und findet das gar nicht toll. Klettert flugs den Turm hoch und verpasst meinem Kleinen eins. Der bleibt verdattert mit einem Lätsch zurück & weiss wohl nicht recht, ob er weinen soll .
Zu Hause will er die R-Situation immer wieder erzählt bekommen. Ich beginne stets mit dem Sand-runterwerfen und dem Schlag als Konsequenz. Dann lasse ich N erzählen. Beginnend bei seiner Handlung und frage jeweils, ob R das toll fand, leite zum konsequenten Schlag weiter etc.
Ist das zu hohe Mathematik für den Kleinen? Oder muss ich insbesondere auf Gefühlsvermittlung achten?

Mit herzlichem Gruß
Corina
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8 Jahre 11 Monate her #5077 von Luema
Antwort
Genau das ist richtig - bis zu einem gewissen Alter kann ein Kind den Zusammenhang zwischen Sanktion und Verhalten schlecht herstellen. Zudem möchten wir dass es aufgrund der Auswirkung seiner Handlung handeln lernt und nicht aufgrund der erwarteten Sanktion...

Dass ein Kind eine geschehene Situation nicht zwingend versteht, ist nicht ein Grund, sie trotzdem zu erklären zu versuchen. Irgendwann muss man ja anfangen damit - und irgendwann wird das Kind verstehen. Eins mit 2,5, das andere erst mit 4.
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