Grosseltern wichtiger als Mama

Guten Abend zusammen!
ich lese schon recht lange hier mit, ich finde die Themen und Antworten sehr spannend!
Nun hätte ich mal eine eigene Frage, allerdings ist sie eher theoretischer Natur, ich hoffe, ich darf sie trotzdem stellen.
Meine Tochter L. ist gerade 2 Jahre alt geworden. Sie mochte ihre Grosseltern von Anfang an sehr gerne und hat eine enge Beziehung zu ihnen, obwohl sie sie nur etwa einmal alle ein bis zwei Monate für ein Wochenende sieht. Nun war es bei unserem letzten Besuch zum ersten Mal so, dass die gute Beziehung von ihr zu Oma und Opa sich auf die Beziehung zu mir auswirkte. Also, dass sie sich völlig auf die beiden fokussierte, ich durfte nicht trösten, wickeln, Buggy schieben, etc., wurde rigoros abgelehnt (solche Phasen hat sie ihrem Papa gegenüber öfters, ich stand aber bisher immer an erster Stelle und war zumindest wenn sie sich wehtat oder Ähnliches die Wichtigste). Nur zum Einschlafen wegen des Stillens war ich noch akzeptiert. Sie hat kurz vorher angefangen, mir manchmal zu sagen: "ich hab dich so gern!", während des Grosselternbesuchs meinte sie sogar auf mein: "ich hab dich lieb!" "ich hab dich nicht lieb!"... Ich weiss natürlich nicht, inwieweit sie mit 2 Jahren diese Wort-"Floskel" überhaupt begreift, aber das tut schon ganz schön weh...
Nun zur Frage: ist das ein ganz normaler Schritt im Abnabelungsprozess? Mir ist bewusst, dass ich als Mama immer weniger "Sonne ihres Systems" sein werde, ich sehe ihr stolz zu, wie sie immer selbständiger wird. Es ist ja auch keine Gleichaltrigenorierntierung, sondern es sind meine Eltern, die mich da unabsichtlich verdrängen, also Menschen, die ich selbst achte und liebe und die ihren Grosselternjob einfach toll machen.
Aber ehrlich gesagt, war ich recht froh, dass wir nach ein paar Tagen wieder nach Hause sind und dort wieder alles normal war und sie sich an mir orientierte. Und auch den örtlichen Abstand zu den Grosseltern sehe ich nun etwas positiver...
Muss ich da mein Ego mehr zurück nehmen? Wie schätzt ihr die Situation ein? Es ist ja kein Problem an sich, aber mich würde eure Meinung sehr interessieren!
Vielen Dank fürs Lesen!

ja das hilft sehr, danke!
genau das wollte ich wissen, ob es eine normale kleinkindliche reaktion ist, oder wir irgendwas beachten/ beobachten müssen.
ich bewundere meinen mann da schon lange, wie gelassen er die ablehnungen nimmt, immer wieder geduldig ist und ihr seine zuneigung trotzdem zeigt, soweit sie es zulässt!
also geniesse ich einfach weiterhin meine "pause", wenn l. bei den grosseltern nur noch sie sieht.
wann ändert sich das denn etwa altersmässig? also wann wären es keine "konkurrierenden" beziehungen mehr?

Liebe Apfelbaum,

zuerst einmal ganz herzlich willkommen im Forum !

Deine (entlastende) Antwort hast du ja schon bekommen, trotzdem möchte ich noch etwas anfügen:

Weiter unten habe ich erzählt, dass es mir genau so wie dir ergangen ist. Das tut wirklich ganz schön weh, auch wenn man weiss, dass es bei Kleinkindern einfach so ist.

Aber rückblickend möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Irgendwie ist es für mich ein bisschen zum Gleichnis geworden: Diese beglückende Situation, von ganzem Herzen und willentlich loszulassen, um später freiwillig um ein Vielfaches reicher beschenkt zu werden, begegnet mir oft - nicht nur in Beziehungen.

Es erinnert mich auch ein bisschen an die Geschichte von Abraham, der seinen Neffen Lot entscheiden liess, wohin er ziehen möchte. Lot wählte das fruchtbare Land, um am Ende nichts zu haben. Abraham verzichtete, um am Ende alles verheissen zu bekommen.

Keine Ahnung, ob ich mich so ausdrücken kann, dass es irgend jemand versteht?!

En liebe Gruess
Kiki

"wann ändert sich das denn etwa altersmässig?"

Kennst du schon das neue Kapitel "Kleinkinder sind anders" aus der 5. Auflage des "Erziehen im Vertrauen"?

danke fürs willkommenheissen und eure antworten!
ja, den kleinkinderzusatz kenne ich schon!
stimmt, ich hab es dann auch als chance gesehen, es geht nicht um mich und verändert meine Mamarolle nicht, wie L. sich dazu verhält. Ich bin schliesslich nicht abhängig von ihr und sie soll meine absolute Liebe spüren, egal wie sie sich verhält.
ich frage mich aber, wieder eher theoretisch, ob es denn dann erstrebenswert ist, dass sehr kleine Kinder mehrere Bezugspersonen haben, oder ob es doch zulasten von einer oder zwei wirklich tragfähigen Bindungen geht.. Mehr im Hinblick z.B. auf Tageseltern, stelle es mir doch recht anstrengend für ein Kind vor, jeden Tag die Gefühlswelt wechseln zu müssen, wenn es nicht möglich ist, die anderen Beziehungen ebenfalls zu behalten.
Versteht man was ich meine?