Bitti, bätti...

Hallo

Kennt ihr das? Ihr müsst aus irgendwelchen Gründen eine Bitte eurer Kinder abschlagen und eure Kinder betteln so lange, bis ihr nicht mehr genau wisst, ob euer Argument oder das der Kinder das stärkere ist? Es geschieht mir in letzter Zeit oft, dass ich nach einer Bitti-bätti-Phase auf die Argumente der Kinder eingehe und einen Kompromiss finde. Ist das falsch? Gebe ich dadurch die Führung ab und ordne mich unter?

Bin froh um einige Gedanken.

Lg, Landi.

liebe landi,
ich muss denken an das beispiel von heinz bei seinem vp-seminar, wo er an hand eines kreisverkehrs etwas deutlich machen will. kennst du das?
er erklärt, dass ein kind lernt, welcher weg zum ’erfolg’ führt. also welche ’ausfahrt’ es nimmt. wenn eine ausfahrt das betteln ist, was zum erfolg führt, wird es das so lernen. das ist dann nicht berechnung, sondern etwas logisches für das kind.
wenn du also nach einer bestimmten zeit des bettelns nachgibst - auch wenn es ein kompromis ist - lernt dein kind, dass es so ’funktioniert’.
ich kenne solche situationen und in 9 von 10 fällen bleibe ich bei meinem ’nein’ - auch wenn ich etwas unsicher geworden bin. ich versuche verständnissvoll zu sein und zu klingen und mit dem kind mit zu trauern, dass es jetzt ein ’nein’ ist, aber ich bleibe dabei.

Ich gebe ab und zu nach bei stichhaltigen Argumenten. Einfach auch darum, weil ich das würdevolle Nachgeben auch vorleben möchte.

Aber nicht sehr oft. Grundsätzlich überlege ich lieber vorher, ob ich jetzt ja oder nein sage, und bleibe dann bei dem was ich entscheide. Führungstechnisch hat sich das in unserem Fall als sinnvoller erwiesen.
Nebst dem dass ich ja auch um den "Adaptionskreisel" weiss.

Liebi Landi:-D ,
ich erlebe immer wieder solche Situationen, in denen ich nach einer Diskussion meine Meinung dann zu Gunsten der Kinder ändere. Aber das hängt dann noch von anderen Faktoren ab, z.B. die Haltung des Kindes. Manchmal sage ich beispielsweise auch nein, bevor ich die Bitte des Kindes recht verstanden habe. Und wenn das Kind dann in einer guten Art "weiterbettelt", und ich verstehe, was es meint oder vielleicht plötzlich erst erkenne, wie wichtig es ihm ist, finde ich es überhaupt nicht tragisch zu sagen: "Ah, so hast du es gemeint" oder "ich merke gerade, dass dir das sehr wichtig ist. Unter diesen und diesen Bedingungen kann ich es dir erlauben." Ich glaube ganz wichtig ist, dass es nicht ein "denn halt!" erlauben ist, so quasi aus Ungeduld oder weil uns dieses Theater nervt (passiert mir leider auch...). Was mir immer wieder passiert ist, dass die Kinder in einem blöden Moment nach einer Geschichte oder einem kurzen Film fragen und dann aus Müdigkeit oder zu viel Arbeit einfach vorschnell sage: "Ou nei!" Das merken die Kinder und betteln dann erst recht weiter. Wenn ich es selber auch merke habe ich schon gesagt: "Wisst ihr was, Ich brauche grad noch etwas Zeit, ich überlege es mir, es könnte ein Ja oder ein Nein geben. Falls ihr auch ein Nein hinnehmt, fragt mich in 10 min nochmal." Dann bleibe ich klar in der Führung. Ich weiss ziemlich genau, was du meinst Landi. Diese Unsicherheit plötzlich und dann ein Gefühl der Unterlegenheit. Ich kenne das echt auch und bin am Lernen, mir in diesen Situationen Raum zu schaffen. Es ist nicht verkehrt, auch in Situationen mit Erwachsenen, sich kurz nochmal aus etwas raus zu nehmen, bevor ich Antworte.

Hey Landi, ich wünsche dir gute Erlebnisse damit .
Liebe Grüsse an alle:-D
vropfi

Hey Luema,
du warst mit deinem Eintrag grad noch etwas schneller;-) .
Ich denke, es kommt auch auf das Alter, bzw. die Reife der Kinder an. Ein Kind, das bei einem Nein starke Frustration zeigt, kann wahrscheinlich auch noch nicht so gut diskutieren, und dann doch ein Nein hinnehmen. Unseren grösseren Kids D9 und S8 macht das manchmal auch Spass und es fordert sie heraus, Argumente zu finden. Es kann auch bei ihnen mal vorkommen, dass sie dann trotz dem Wissen, dass ich das Schlusswort habe ziemlich enttäuscht sind, wenn es dann nach einer Diskussion ein Nein gibt.

Bin gespannt auf weitere Meldungen!
vropfi

Hallo ihr Lieben

Danke für eure Antworten!

Luema, kannst du mir kurz erklären, was du mit dem Adaptionskreisel meinst? Ich hab das schon gehört, aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie ich den verstehen muss.

Hannah Mamma, das mit der Ausfahrt verstehe ich, und ich beobachte das auch bei meinen Kindern. S9 hat mir kürzlich gesagt, dass das Betteln bei mir eben nütze, weil ich dann oft meine Meinung ändere. Vielleicht ist es bei mir die Angst, dass ich über die Köpfe meiner Kinder hinweg entscheiden könnte und ich möchte verhindern, dass sie das Gefühl haben ich höre mir ihre Argumente nicht an. Ich glaube schon, dass ich da auch aufpassen muss.

Vropfi, danke für deine ermutigenden Zeilen. Ich bin froh, dass du verstehst was ich meine und es hat mir geholfen, was du geschrieben hast. Sich ganz bewusst für eine Entscheidung Zeit nehmen und das den Kindern kommunizieren, kann wirklich ein guter Weg sein für mich. Es geschieht mir eben auch oft, wie dir, dass ich vorschnell nein sage, oder mir ihre Argumente nicht immer genau anhöre, weil ich vielleicht grad keine Energie für Entscheidungen habe. In dem Fall ist es besser nicht sofort zu entscheiden, sondern auch mal sagen, dass ich ihnen in 10min eine Antwort gebe.

Vielen Dank und gute Nacht!
Lg, Landi.