Refresher 20-03 Was tun mit den Kindern?

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3 Jahre 6 Monate her #6646 von ClaudiaF
Frage
Vielleicht geht es dir wie vielen Müttern und Vätern und du siehst dich mit der Situation konfrontiert, dass deine Kinder zuhause sind und nicht einmal die Grosseltern einspringen sollten, wenn du keine Zeit für sie hast. Was tun? Wie kaum je seid ihr als Eltern auf euch alleine gestellt. Da habe ich mir gedacht, ich möchte dir vielleicht aus vertrauenspädagogischer Sicht ein bisschen Hoffnung machen, damit aus diesem Elend vielleicht doch auch ein bisschen Segen erwächst.

Kinder können auch alleine...
Traue deinen Kindern zu, dass ältere jüngeren schauen können. Übertrage Verantwortung auf die älteren Kinder. Das wird sie aufbauen. Vergiss nicht, die Kleinen zu ermutigen bzw. zu ermahnen, dass sie auf die Grossen hören sollen.
Nimm lieber einige Verluste in Kauf, aber lass die Kinder kochen. (Vielleicht brauchen sie Hilfe beim Aufräumen…). Du dienst ihnen mehr, als wenn du versuchst, doch noch alles zu bewältigen.
Übertrage ihnen Arbeiten im Haushalt und geh du deiner Arbeit nach.
Wenn du das Glück hast, Zeit für deine Kinder zu haben, dann gilt das Obige gleichwohl. Für dich gibt es nämlich jetzt eine neue Chance.

Macht eine Freilernphase
Freilernen ist jene Lernform, wo Kinder sich selber Herausforderungen suchen - so wie sie es als Kleinkinder taten. Sie unterscheidet sich klar von Homeschooling. Dort übernehmen die Eltern in einem gewissen Sinn die Rolle von Lehrkräften - was freilich ganz verschieden aussehen kann. Vielleicht bekommen deine Kinder ja von der Schule Aufträge und die Gelegenheit ergibt sich nur in beschränktem Masse. So oder so wird es so sein, dass deine Kinder plötzlich jede Menge Zeit haben und du dich herausgefordert siehst, sie zu unterhalten bzw. mit ihnen etwas zu unternehmen. Dann möchte ich dich ermutigen, die Sache etwas anders anzugehen.

Löse dich vom Gedanken, deinen Kindern etwas zu bieten, sie zu unterhalten und dergleichen. Das dürfte gar nicht so einfach sein, denn die Kinder sind sich gewohnt, dass sie durch Schule und Freizeitangebote dauernd von aussen angeregt werden. Sie kommen fast nicht mehr dazu zu erfahren, was in ihnen selber steckt. Es ist also zu erwarten, dass sie über Langeweile klagen. Sprich mit ihnen darüber, dass du möchtest, dass sie sich jetzt selber beschäftigen... Verzichte auch darauf, eine Liste von Möglichkeiten zu erstellen. Überlasse es deinen Kindern. Halte es aus, dass viel Frustration auftreten wird. Es lohnt sich, denn die Chance ist gross, dass sie bald einmal aktiv werden.

«Wenn sie die ganze Zeit am Handy und am PC sind, dann gehts.»
Wie kannst du verhindern, dass Handy und PC in die Bresche springen und die kindlichen Gehirne unterhalten? Meine Gesprächspartnerin im Podcast spielt mit dem Gedanken, die Kinder einfach einmal open-end gamen zu lassen - einfach um zu sehen, ob da irgendwann eine Sättigung eintritt. Die Idee ist spannend. Wenn du das machst, sind wir gespannt auf deine Erfahrungen. Ich stelle den Refresher-Brief ja auch aufs Forum. Vielleicht ist es bei euch auch kein Problem, aber ich gehe davon aus, dass die Versuchung grösser ist als sonst, und es deshalb Sinn macht, klare Regeln zu haben. Nicht um die Kinder zu begrenzen, sondern um sie zu befreien. Hier braucht es offene Gespräche.Ihr könntet noch andere fixe Abmachungen treffen: Jeden Tag nach draussen gehen. Jeden Tag ein bisschen Sport und Bewegung. Kinder können auch die Frage diskutieren: Was wollten wir, was wollte ich schon lange einmal machen?

Dürfen sie? Oder lauert da die Angst, dass die Kinder doch unbedingt etwas lernen sollten, damit sie nicht in Rückstand geraten? Achte gut auf dich selber. Wenn das so ist, dann nimm diese Angst ernst und ziehe gewisse Zeiten am Tag durch, wo sie am Schulstoff arbeiten. Schlimm wäre, wenn du die Angst verdrängst und sie in Form von Druck, Unzufriedenheit und Stress den ganzen Tag aus den Ritzen deines Herzens kommt und die Freiheit vertreibt.

Und dann?
Entscheidend dabei wird sein, dass deine Kinder und ihr als Eltern euch bewusst seid, dass es unter Umständen zuerst Tage der Leere geben wird. Überlegt euch, wie ihr damit umgehen wollt, wenn der Frust zu Aggression führt. Vorsorgen ist besser als Heilen!
Wenn die Kinder dann aktiv sind, kann es sein, dass das Aufräumen zur Herausforderung wird. Mein Tipp: Beharre darauf, dass jeden Tag aufgeräumt wird - wie in den Werkstätten der Handwerker. Unordnung erstickt die Kreativität.
Ich wünsche euch eine inspirierende Zeit mit euren "arbeitslosen" Kindern und dass ihr euch als Familie ganz neu entdeckt.

Wir freuen uns auf den Austausch...

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3 Jahre 5 Monate her #6648 von Kiki
Antwort
Liebe Claudia,

wie ist dein Experiment mit dem freien Medienzugang ausgegangen?

Liebe Grüsse
Kiki

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3 Jahre 5 Monate her #6649 von ClaudiaF
Antwort
Liebe Kiki
Anfangs lief es ganz gut, auch wenn sie seeehr viel an den Medien waren. Und ich konnte in Ruhe meiner Arbeit nach gehen (ich arbeite ja im Homeoffice).
Ich habe 4 Kinder und jedes verhielt sich anders. Was den einen bald mal zu langweilig war, fanden die anderen total lässig und konnten nie genug kriegen. Gegen Ende der Woche wurden teilweise nicht mal mehr die nötigsten Aufgaben gemacht. So habe ich das Experiment für abgeschlossen erklärt und habe eingeführt, dass die Medien weg sind in der Zeit, wo sie normalerweise Schule haben. In der anderen Zeit ist normaler Medienzugang möglich - sie dürfen nur bestimmte Zeiten, je nach Alter an die Medien. Das klappte dann schon wieder viel besser.
Und ja, es war ihnen langweilig. Dem grossen (14J.) sogar am meisten. Und ich ich selbst kam überhaupt nicht mehr zum arbeiten und war teilweise recht in der Not, weil ich wusste, was ich alles noch für Arbeit habe und da rede ich nicht vom Haushalt, denn da halfen mir die Kinder recht gut.
Aber es kamen auch tolle Ideen zustande... Und dies zu sehen, war etwas sehr schönes...

Jetzt sind bei uns Schulferien. Man kann nichts machen, darf ja nicht weg, sollte zu Hause bleiben und die Kinder haben keine Aufgaben von der Schule mehr. Also noch mehr Zeit zum langweilig sein. Einziger Vorteil, ich arbeite während Schulferien nicht so viel... dass ich bestimmt mehr mal einfach helfen kann, wo etwas nötig ist und/oder die Langeweile mit aushalten kann...

Liebe Grüsse Claudia

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