Macht eine Abklärung Sinn?

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6 Jahre 3 Monate her #6281 von tiqva
Frage
Liebe Alle

Wir haben vier Kinder: D10, M8, N6 und M4, drei Jungen und ein Mädchen (die Jüngste). Seit ungefähr zwei Jahren versuchen wir, unsere Kinder nach vertrauenspädagogischen Grundsätzen zu erziehen. Der Startschuss war eine Beratung von Heinz, an den ich mich wegen N6, damals N4, gewandt hatte. N4 hatte damals mehrere intensive Wutanfälle pro Tag, die für die ganze Familie belastend waren. Die Beratung hat mir sehr geholfen – auch dabei, N6 zu verstehen. Die Situation hat sich sehr verbessert, und wir sind alle miteinander einen guten Weg gegangen. Der Schlüssel war, dass ich mich auf N6 vermehrt konzentriert und in die Beziehung investiert hatte.

Mit N6 gibt es immer wieder herausfordernde Phasen, so nun auch in der Weihnachtszeit, in der die Eindrücke nur so niederprasseln, auch wenn wir ein „gemässigtes Programm“ haben.

Mein Eindruck ist, dass N6 hochsensibel ist (wie auch ich selber). Vor einiger Zeit habe ich von einem Mädchen gehört, welches die Diagnose ADS erhalten hatte. Nachdem ich der Mutter zugehört hatte, kam mir der Gedanke, dass N6 auch davon betroffen sein könnte: Mühe, sich auf etwas zu konzentrieren; Mühe, Prioritäten zu setzen (zu filtern); Impulsivität, und so weiter. Weil es zu so viel Streit kommt (vor allem mit D10 oder M4) und mein Mann und ich immer wieder an unsere Grenzen kommen – zur Zeit ganz besonders stark – frage ich mich nun, ob eine Abklärung hilfreich sein könnte. Einfach um zu wissen, ob mit N6 „alles normal“ (was immer das heisst) ist – oder nicht – und was ihm am besten helfen könnte.

Beispiele:
M4 sitzt am Tisch und frühstückt. N6 kommt etwas später dazu, läuft an M4 vorbei und zwickt sie mehrmals in den Rücken. – Ich habe schon versucht, mich auf N6 zu konzentrieren, ihn schon liebevoll zu wecken, ihn anzuziehen – also ihm erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Zum Teil führte dies zu einer ruhigeren Frühstückszeit, zum Teil nicht.

Obwohl N6 gerne in den Kindergarten geht, trödelt er so lange vor sich hin (oft mit Streit mit den Geschwistern verbunden), dass ich innerlich ganz unruhig werde. Unruhig macht mich der latente Streit.

In der Kirche sitzen alle Kinder im Gottesdienst, bevor sie ins Kinderprogramm gehen. Ich habe die „Aufsicht“. N6 sitzt hinter mir und schlägt mit dem Schuh mehrmals an die Holzbank. Ich nehme ihn neben mich und schenke ihm Aufmerksamkeit und Körperkontakt. Das hilft.

Alle diese Beispiele kommen z.T. täglich oder mehrmals täglich vor. - Wenn ich N6 hinterher frage, was er für Beweggründe gehabt habe, kommt hin und wieder eine Antwort. Es ist auch so, dass er sich hinterher meist entschuldigt. Das zeigt mir, dass er selber spürt, dass diese Handlungen nicht ok sind.

Am meisten betoffen gemacht hat mich die Aussage, wonach Lehrpersonen, die ein ADS-Kind in der Klasse haben, einen erhöhten Stresslevel haben. Mein Stresslevel ist zur Zeit enorm hoch, weil ich nie weiss, was als nächstes kommt: ein Streit, ein Wutanfall, oder einfach ein „Trätzeln“. Eigentlich bin ich immer etwas unter Strom, wenn ich ehrlich bin. Darum wäre ich um euren Rat sehr dankbar.

Liebe Grüsse
Tiqva

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6 Jahre 3 Monate her #6283 von Sara Rebekka
Antwort
liebe tiqva,

ob eine abklärung in deinem fall sinn macht oder nicht, soll dir jemand anders raten. (wenn du bereits beratungen hattest, wüsste heinz ja vermutlich, was bei n6 sache ist...?!)

Ich möchte dir hingegen gerne erzählen, was eine diagnose mit uns gemacht hat:

für mich als mutter war es eine enorme hilfe, dass "das kind" einen namen hatte. es half mir, nicht zu verurteilen. Es half auch gegen aussen, mein kind "zu verteidigen".

für unser kind sah die sache ein bisschen anders aus: es hatte einerseits einen "stempel" und das gefühl, irgendwie anders zu sein und nicht dazuzugehören. einmal meinte unser sohn: es war schon hart, auf einmal kein problem zu haben, an dem auch andere beteiligt sind, sondern allein das problem zu sein. andererseits war es auch für ihn entlastend: aha, mein verhalten und meine probleme haben ihre gründe...

aus dieser erfahrung heraus würde ich ein anderes mal vermutlich abklärungen treffen, aber möglichst so, dass das kind kaum etwas davon mitbekommt.

ich wünsche dir ganz viel weisheit, was den entscheid angeht, und ganz viel kraft für den alltag.

liebe grüsse
sara
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6 Jahre 3 Monate her #6284 von tiqva
Antwort
Liebe Sara

Vielen Dank für deine Antwort. Du hast Recht, Heinz könnte hier sicher noch mehr sagen - und letztendlich kann mir die Entscheidung niemand abnehmen. Durch deine Antwort habe ich gemerkt, was ich wirklich brauche - nämlich geteilte Erfahrungen, so wie deine. Ich finde sie extrem hilfreich, und sie regt mich zum Nachdenken an. Ich spüre, dass ich, wenn wir uns dafür entscheiden, es für mich selber tue. Ich glaube, für mich persönlich ist es wichtig, hier eine "Antwort" auf all die jahrelangen Kämpfe zu erhalten. (Natürlich nicht die Antwort auf ALLES.)

Wärst du evtl. bereit, per Mail noch etwas mehr auszutauschen?

Herzliche Grüsse
Tiqva

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6 Jahre 3 Monate her #6285 von Sara Rebekka
Antwort
liebe tiqva,

viel werde ich wohl nicht mehr dazu beitragen können, aber wir können gerne per E-Mail austauschen...

liebe grüsse
sara

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6 Jahre 3 Monate her #6286 von Bäretatze
Antwort
Liebe Tiqva,

Hochsensible Kinder sind naturgemäss leicht alarmiert und erleben relativ viel Frustration. Das Verhalten, dass daraus entstehen kann, führt dann oft zu einer AD(H)S Diagnose. Gordon Neufeld, kanadischer Entwicklungspsychologe, lehrt, dass ein ganz grosser Teil der Kinder mit dieser Diagnose keine "Fehler" im Hirn haben, sondern dass ihre Probleme auf Panzerung und Alarmiertheit zurückzuführen sind. Ob Diagnose oder nicht, die Frage ist ja, was dieses Kind braucht, um in Ruhe reifen zu können. Entwicklungspsychologisch gesehen gibt es hier einiges was wir tun können.
Ich persönlich würde meine Energie da hinein stecken, herauszufinden wie ich mein Kind unterstützen kann, damit es reifen und sich entwickeln kann, anstelle einer Abklärung.
Heinz gibt ja immer wieder einmal online ein ADHS Seminar, das würde ich dir sehr empfehlen.
Oder vielleicht wäre auch ein Austausch an der Hotline etwas für dich?

Liebe Grüsse,
Bäretatze
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6 Jahre 3 Monate her #6287 von admin
Antwort
Eines gilt es noch zu bedenken: Wenn du dein Kind in die Volksschule gibst, solltest du dir gut überlegen ihre Tools zurückzuweisen. Das könnte leicht dazu führen, dass die Lehrkräfte sich verschaukelt fühlen.

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