VP-Input 9 jährige Tochter

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6 Jahre 1 Monat her #6334 von NoCa
Frage
So oft kommen Fragen auf, die ich dann aber nicht niederschreibe, da der Alltag so unwiderruflich voranschreitet, Tag für Tag:-). Aber nun finde ich doch noch einen Moment:-). Wir wohnen in einer Gemeinschaft, einer Kooperative in Australien, in der Nähe eines Nationalparks und des Strandes. Wir haben zwar noch kein Grundstück gekauft, aber haben uns entschieden langfristig hierzubleiben. Meine ältere Tochter hat vor Kurzem mit der lokalen Primarschule begonnen und geht gerne hin, was eine grosse Entlastung für mich ist, nach 5 Monate schullos und heimlos, wo wir uns ziemlich in die Quere kamen auf eine tielweise verwirrliche Art. Aber diese Verwirrung hat sich inzwischen wieder entwirrt. Entschuldigt übrigens mein etwas richtungslosen Fragen aus dieser Zeit!
Nun ist folgendes ein wiederkehrendes Thema: Wir wohnen neben einem Paar mit Zwillingsbuben, beide langhaarig und 7 Jahre. Meine Tochter mag sie eigentlich ganz gut, aber kann es nicht ausstehen, wenn die beiden zu uns kommen und uns Essen ‘abluchsen’. Die Jungs essen sehr gern und sind immer auf einen Bissen aus, aber meine Tochter drängt mich jeweils, ihnen nichts zu geben und wenn ich es dennoch tue, stresst sie das enorm. Sie will sicher gehen, dass unser Essen für uns ist und nicht von den Jungs weggegessen wird. (Sie wollte mir sogar die Schokopops-Tüte abkaufen, damit sie den Jungen nichts davon abgeben musste!) Ich würde halt gern jeweils geberisch sein, oder meine das müsse man doch (gib dann wird dir gegeben, haha..) Woher kommt dieses Verhalten meiner Tochter? Fühlt sie sich in ihrem ‘Revier’ bedroht? Oder ev. stammt es von meinem eigenen Mangel an Grosszügigkeit ihr gegenüber (der besteht, wenn ich ehrlich bin. Ev. von meiner eigenen Mutter beeinflusst, die oft an allen Ecken und Enden gespart hat, sich selten was gönnte und nie verschwenderisch lebte – und das hat definitv auf mich selbst abgefärbt!)?
Hat jemand einen Input, wie ich das Bedürfnis meiner Tochter auf diese Situation bezogen (welches Bedürfnis ist es genau?) respektiere und in einer solchen Situation am besten reagiere?

Meine Tochter hat seit ca zwei Monaten drei neue Freundinnen, die alle plus minus in ihrem Alter sind. Zwei, wie wir, frischzugezogene Schwestern und ein Mädchen (10), das schon seit Geburt im Ökodorf lebt. Vor kurzem waren die Schwestern und das Mädchen zusammen weg, ohne dass meine Tochter davon wusste. Sie kam dann weinend zu mir, weil sie sich ausgeschlossen fühlte und die drei Mädchen ‘all diesen Spass ohne sie’ hatten.
Eine weitere Siuation war, als meine Tochter sich für den Ehering der Mutter des Geschwisterpaars interessierte und ihr einige Fragen dazu stellte. Meine Tochter hat eine ausnehmende Leidenschaft für Schmuck, sammelt alles mögliche seit sie 4 ist und macht auch selbst Ketten und Armbänder, etc, und interessiert sich brennend für kostbare Materialen. Ich weiss wirklich nicht, woher dieses Interesse kommt? Vielleicht ein kleines bisschen als Gegenbewegung zu meinem Desinteresse für Schmuck und solche Dinge?! Jedenfalls ist sie dann mit dem 10 jährigen Mädchen nachhause gelaufen und sprach von diesem Ring, worauf das Mädchen sie fragte, ob sie ein Dieb sei? Das hat meine Tochter ziemlich verwirrt – und mich irgendwie auch. Was würdert ihr mit so einer Situation anfangen? Einfach vergessen und nicht viel draus machen, oder thematisieren? Ich was schon etwas irritiert und hätte am liebsten mit der Mutter des Mädchens darüber gesprochen, aber liess es dann sein, weil ich nicht zu aufdringlich sein wollte.
Meine Tochter ist in gewisser Hinsicht noch sehr ‘unverbiegt’, sie hat noch nicht viele Manieren und korrektes Verhalten eingeübt und ist dementsprechend ‘tollpatschig’, aber auch ehrlich und harmlos (sie versteht Zweideutigkeit und ‘falschen Anstand’ (wenn man das so nennen kann) nicht!) und in einer sehr selbstüberzeugten/selbstbezogenen Phase (sie wird bald neun), sodass ich teilweise verstehe, dass die anderen Mädchen ihr etwas leidig werden/sind, was mich dann natürlich schon etwas wurmt (die anderen Mädchen gehen schon länger zur Schule und sind viel ‘besser konditioniert’ was Manieren und Verhaltenscodes anbelangt, wenn ihr versteht, was ich meine?:-)
Vielleicht hat auch jemand dazu ein paar Gedanken, die mir Richtungsweisend (Richtung VP meine ich) dienen?
Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, dies zu lesen! Ich vermisse die Schweiz und grüsse euch von der Ostküste aus NSW!

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6 Jahre 1 Monat her #6335 von barbara dominique
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Hallo NoCa

Lustig, meine 9jährige Tochter hatte genau das gleiche Problem mit unseren Nachbarn (sie sind aus Syrien und leben deshalb eine ganz andere Gastfreundschaft, aber auch umgekehrte Selbstverständlichkeit). Wir konnten die Situation folgendermassen auflösen:

Jeden Montag darf meine Tochter Süssigkeiten in einen Teller tun (so viel, dass sie jeden Tag die Menge hätte, die ich für richtig halte, sie entscheidet aber, was für welche). Für Dinge, die im Kühlschrank sein müssen, bekommt sie einen Gutschein in ihren Teller. Sie darf die Woche hindurch selbst entscheiden, wann und wie viel sie davon isst - wenn sie am Montag zulangt, hat sie die Woche hindurch einfach nichts mehr. Wir haben dies eigentlich nicht wegen des Problems mit den Nachbarskindern gemacht, sondern um ihre Eigenverantwortlichkeit zu fördern und dabei trotzdem Grenzen zu setzen.
Aber seither kann ich den Nachbarn ohne Probleme Süssigkeiten o.ä. anbieten - solange es nicht von ihrem Teller ist, den niemand anrühren darf. :-)

Wegen dem Ring: Wenn Du merkst, dass es Deine Tochter irritiert hat, würde ich auf jeden Fall mit ihr darüber sprechen - warum das Mädchen auf die Idee kommen konnte, dass sie ein Dieb sei. Ich persönlich würde deshalb noch nicht mit der Mutter sprechen (ausser, ich habe sowieso schon engeren Kontakt zu ihr - oder das Verhältnis zwischen den Mädchen ist durch die immer noch im Raum stehende Annahme angeschlagen). Ich würde meine Tochter mit dem Mädchen darüber sprechen lassen, falls nötig. Aber das kommt natürlich sehr auf den Charakter der Tochter an!


Liebe Grüsse
Barbara
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6 Jahre 1 Monat her #6336 von Kiki
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Liebe NoCa,

mit unserer älteren Tochter J. habe ich etwas Ähnliches erlebt: Als kleines Kind konnte und wollte sie nie teilen. Bei ihr hatte ich - wie du - auch das Gefühl, dass sie von der Angst getrieben wurde, zu kurz zu kommen. Allerdings ging es bei ihr eher um Spielzeug, nicht um Süsses. Dies änderte sich zu einem grossen Teil, als sie ein eigenes Gestell für ihre Sachen geschenkt bekam. (Bis dahin wurden alle Spielsachen im Spielzimmer aufbewahrt.) Ich glaube, um freiwillig teilen und hergeben zu können, musste sie zuerst richtig besitzen.

Später ist mir bewusst geworden, dass unsere Tochter spiegelbildlich mit mir kooperierte (bei deiner Vermutung wäre es ja eher Kooperation durch Imitation). Ich habe überhaupt keinen Bezug zu Besitz. Jeder kann von mir alles haben, weil mir Dinge nichts bedeuten. Rückblickend interpretiere ich es so, dass sie wirklich Angst hatte, Mangel zu leiden. Seit ich wertschätzender und «liebevoller» mit Dingen umgehe, hat sich das Verhalten meiner Tochter nochmals entschärft.

Inzwischen glaube ich, dass unser Mädchen die Liebessprache «Geschenke» spricht, vor allem, weil ich beobachten kann, wie sie ihre Mitmenschen beschenkt und wie sie mit ihrem Geld umgeht. Sie weiss genau, wer welche Vorlieben hat und verpackt die Geschenke total liebevoll und individuell. Ab und zu bringe ich nur ihr etwas ganz Kleines mit nach Hause: Kaugummis, einen schönen Bleistift, bunte Sticker, einen Stoffresten oder... Und es tut ihr enorm gut. Sie blüht richtig auf.

Erinnerst du dich an die 2. Meile? Alles, was ein Mensch einfordern oder wo er selbst für etwas sorgen muss, nährt ihn nicht. Alles, was er freiwillig bzw. über das Erwartete oder Geforderte hinaus erhält, nährt.

Liebs Grüessli
Kiki
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5 Jahre 11 Monate her #6361 von NoCa
Antwort
Liebe Kiki
Herzlichen Dank für deine Antwort und die damit verbundene Zeit, die du dir genommen hast! :-)
Ich glaube auch, dass es zum grossen Teil mit mir zu tun hat, genau, wie du das rückblickend verstanden hast - genau so ähnlich ist es bei mir!
Wertschätzender mit Dingen umgehen und vertrauen, dass ich (wir als Familie) selbst nicht zu kurz komme! Ins Schwarze getroffen.
Ich habe in der letzten Zeit öfters Geschenke und Kleinigkeiten für meine Tochter gekauft, auch wenn es mal teurer wurde. Sie hat wirklich gut darauf reagiert und sagt auch, dass sie sich geliebt fühlt, wenn ich ihr Geschenke mache.
Auch mit dem Süssen habe ich ihr mehr 'Verwaltungsmacht' gegeben. Sie darf die Süssigkeiten an andere Kinder verteilen und muss auch nicht, wenn sie nicht will (tut es aber immer gerne, da sie selbst sehr generös ist).
Dass es bei dir und deiner Tochter ähnlich funktioniert, ist eine Bestätigung!
Danke nochmals und liebe Grüsse

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