1.Klässler sieht oft eher das negative an Dingen

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5 Jahre 10 Monate her #6373 von holbox
Frage
Seit unser Ältester in der 1. Klasse ist, finde ich vieles mit der Gleichaltrigenorientierung viel schwieriger und das join up gelingt uns weniger. Ich muss mich unbedingt wieder intensiver damit auseinandersetzen wie ich an unserer Beziehung arbeiten kann. Er hat sich immer sehr an uns orientiert und auch im Kindergarten ist er voll zu seiner Meinung gestanden, hat z.B. rosa T-Shirts getragen, einfach weils ihm gefallen hat.
Ich muss zuerst sagen, dass es ihm in der Schule sehr gefällt, er eine tolle Klasse und sehr gute Lehrerin hat. Aber seit der Schule orientiert er sich viel mehr an anderen als vorher. Er sieht was andere haben und machen, was er nicht kann/hat und bedauert das dann übermässig. Z.B. darf xy immer gamen, xx geht 2 monate in die Ferien, yy trinkt nur süsses zu hause, usw. Er sieht viel weniger was er hat und andere vielleicht weniger. Richtet seine Sicht seither viel mehr aufs Negative als aufs Positive und das wirkt sich auf seine Stimmung aus. Wir haben ein Dankbarkeitstagebuch begonnen, wo er jeden Abend mehrere Sachen reinschreibt, welche ihm gefallen, und dann dafür dankt im Gebet. Aber auch das hat nicht so wirklich geholfen. Habt ihr uns irgend einen Tipp? Ich muss sagen, dass uns das Negative auch etwas nervt. Wir sind eigentlich sehr positiv eingestellt und uns Eltern ist viel Geld wirklich nicht so wichtig - sondern ganz andere Werte. Auch unsere zwei anderen Jungs setzten ihren Fokus viel mehr aufs positive. Unser Ältester ist hochsensibel seit Geburt und das merken wir in vielen Bereichen. Neues z.B. macht ihm immer sehr zu schaffen oder wenn es eine Planänderung gibt, ist das für ihn sehr schwierig. Auch viel Programm verkraftet er nicht so gut. Er ist jedoch ausserordentlich interessiert an allem und sehr auf eine innige Beziehung mit uns aus. Er liebt es immer noch mit uns zu kuscheln, ganz viel Zeit zu verbringen, ist der, der mir herzerwärmende ( wirklich detailliert, nicht einfach ich hab dich lieb - sondern wieso, weshalb, dass er dankbar ist, dass ich nicht arbeiten gehe auswärts usw.) Briefe schreibt usw.
Aber die Sicht in alltäglichen Dingen aufs negative macht uns zu schaffen. Z.B. wenn wir Zeit mit ihm verbringen oder jemand anderes, dann lenkt er am Schluss die Sicht fast immer darauf "schade ist es schon zu Ende" und nicht "Wow, was haben wir tolles gemacht. Er ist zwar schon der Junge von uns, welche sich dann sogar für die Zeit bedankt.
Er möchte auch am liebsten, dass immer alle unserer Familie anwesend sind. Es macht ihm sehr Mühe, wenn mein Mann mal zweimal in der Woche am Abend nicht da sein kann. Wir geben uns wirklich Mühe, aber wir brauchen auch unsere Auszeiten für uns oder manchmal ist es auch beruflich einfach so. Er ist ein Kind, das dann stundenlang diskutieren kann warum und wieso z.B. jetzt Papa heute Abend nicht zu Hause sein kann und er steigert sich dann so rein in diese negative Sicht und sieht nicht, dass der Papa sonst jeden Abend sich Zeit nimmt mit jedem unserer drei Kinder zu spielen. Unsere anderen zwei Jungs nehmen so Gegebenheiten meistens einfach hin und akzeptieren eine Erklärung. Wie könnten wir ihm helfen? Wir haben ihn so gerne und er ist ein ausgesprochen besonderes Kind, wirklich wundervoll. Jeder der ihn kennenlernt, sagt das. Aber mir macht dies manchmal Angst, weil ich unter keinen Umständen möchte, dass eines unserer Kinder später so den Hang zum negativen/depressiven hat. Nicht immer noch mehr möchte...mehr Geld, usw. Ich wünsch mir, dass sie optimistisch durchs Leben gehen und zufrieden sind mit dem was sie haben - so das genügsame , das wünsch ich mir so sehr für sie. Ist das einfach Charakterfrage oder können wir das mitbeeinflussen?
Danke fürs lesen :-)

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5 Jahre 10 Monate her #6388 von SchoCo
Antwort
Hat dir wirklich noch niemand geantwortet?

Nur ganz kurz, ich muss gleich weg:
Die Tiefe seiner Zuneigung erinnert mich an die Bindungsstufen nach Neufeld und da bist du trotz allem ganz gut unterwegs.

Dass er gewisse Dinge in der Schule nicht mehr durchzieht (das liebe pinke T-Shirt kenne ich auch von meinem Kindergärtner) könnte auch damit zu tun haben, dass er sich nicht unnötig den doch sehr verletzenden Angriffen seiner Mitschüler aussetzen will. Unser 5-jähriger trägt keine pinken Sachen mehr und auch sein geliebtes pinkes Trotti ist plötzlich out, weil ihn jemand negativ darauf angesprochen hat. Andere pinke Dinge (Schwimmweste, Badeanzug) sind jedoch noch ok, weil er kein negatives Feedback bekommen hat (1x sogar positives!)

Die negative Sicht der Dinge berührt dich sehr, gell? Kenne ich. Auch die Diskutiererei ist zermürbend. Ich kenne das auch. Ich muss dann immer wieder auf meine Gefühle achten und einfach mal einen Schlussstrich ziehen. Ich diskutiere nicht ewig über Dinge, die nicht zu ändern sind. Papa braucht die Auszeit, er darf sie haben, ellenlang ausdiskutieren vertieft die Schwierigkeit nur und bringt uns zu unnötigen, nicht hilfreichen Windungen (meine Erfahrung). Ich übe mich darin, solche Diskussionen möglichst zeitig und liebevoll abzuklemmen und mich einem anderen Thema zuzuwenden.
Auch das hervorheben des Negativen (mit dem ich den letzten Abschnitt angefangen habe) würde ich mal als eine Art Verarbeitung deuten. Wenn du dich davon herunterziehen lässt, machst du es ihm nicht einfacher. Lass ihn klagen, gib nicht zu viel Gegensteuer, lass dich nicht entmutigen. Schade ist es vorbei? Klar! Wirklich schade! Das zeigt, wie schön es war! Wunderbar! Und nun auf zu neuen Horizonten.

Ich merke, dass ich mir oft ein dickes Fell überziehen muss, wenn die Kinder sich nicht so verhalten, wie ich es möchte. Ich muss auf meine Gefühle achten, dann kann ich ihre besser ertragen.

Kürzlich machte ich mal wieder die Erfahrung, dass meine Kinder völlig überdreht sind und alles etwas viel war (beim Spielen im Garten mit Gspändli). Da habe ich alle nach Hause geschickt und unseren Grossen (der gerade etwas angestellt hat) im ersten Moment reingeschickt und dann gleich vorher noch abgefangen, auf den Schoss genommen und innerlich ruhig einfach gehalten. Wow, hat das Wunder bewirkt und ist die Situation ruhig geworden. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig unsere innere Haltung ist. Wenn ich unruhig und ungeduldig werde, spürt das mein Kind und es macht alles schlimmer. Gehe ich in die andere Richtung wird es oft besser! (Auch für mich).

Was meinst du? Kannst du damit etwas anfangen?

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5 Jahre 10 Monate her #6389 von SchoCo
Antwort
Nachgedanke zu all der Vergleicherei und zum Hang zum Negativen:
Es scheint mir wichtig, dass wir uns nicht zu sehr runterziehen lassen von diesen Stimmungen. Wenn du ein sicherer Fels bist, der zufrieden ist mit deiner Menge Ferien und wenn du felsenfest davon überzeugt bist, dass dein Sohn gamen nicht nötig hat (er hat ja zwei Brüder zum Spielen!) und liebevoll mit gutem Gewissen Wasser serviert, dann hilft das auch ihm. Sensible Wesen spüren bekanntlich Unsicherheiten bei anderen. Eine Freudin hat kürzlich ein Ehe-Wochenende mit Pferd gemacht und wurde dabei beührt davon, wie wichtig die Haltung und die innere Sicherheit gegenüber dem Pferd sind. Fehlt das, sind sie nicht bereit zu gehorchen. Ich sage das nun nicht mal so sehr wegen dem Gehorchen, sondern wegen der Sicherheit, die du für dein Kind ausstrahlst.

Ggf. wäre ja das Seminar von Gordon Neufeld (Siehe aktuellen Infobrief) im Oktober in Zürich was für dich!

Ich hoffe, ich kann dich ermutigen und dass andere, die mehr von der Sache verstehen, noch etwas dazuschreiben ;-)

Ganz herzliche Grüsse

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5 Jahre 9 Monate her #6390 von Bäretatze
Antwort
Liebe Holbox
Laut Gordon Neufeld ist dieses betonen der negativen Seiten ganz oft auch einfach ein Zeichen von "gerade nicht gemischten Gefühlen." Also von Unreife, oder einfach, dass das Kind im Moment nicht in der Lage ist, das Andererseits zu sehen. Gerade wenn ein Kind von der Schule nachhause kommt ist das sehr gut möglich. Es hat ja in der Schule viel erlebt, und wohl kaum Raum gehabt für alles schmerzliche, verletzliche, frustrierende. Dafür braucht es einen sicheren Ort, und das ist in der Regel dann daheim bei Mama. So lässt sich nachvollziehen, warum oft zuest alles negative kommt. Als Eltern können wir gut am Schluss einfach noch das Andererseits hinzufügen. Wir sollten dies aber nicht zu schnell tun, sondern erst mal die Gefühle des Kindes ernst nehmen, spiegeln.

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5 Jahre 8 Monate her #6417 von holbox
Antwort
Oh, ich habe gar nicht gesehen, dass mir noch jemand geantwortet hat. Da ich solange keine Antwort erhielt, hab ich lange nicht mehr nachgeschaut. Vielen Dank für eure Gedanken und Inputs.
Ja, ich denke, ich muss noch lernen mich nicht runterziehen zu lassen von dem Negativen und einfach weiter das Postive auszustrahlen. Es war ja schon spannend jetzt in den Ferien. Er war meist wie ausgewechselt. Es war total schön mit ihm. Er war oft sehr positiv.
Jetzt heute der 2. Schultag - kommt heim und kritisiert nur rum an seinem Bruder. Und das leicht agressive antworten, Verhalten, ist sofort wieder da. Schon erschreckend was Schule mit unseren Kindern macht. DAS bringt mich tatsächlich ins grübeln.

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