Musikinstrumente, Sport, Hobbies...

Hallo zusammen,

Nach dem letzten Refresher haben wir ja in der Livesendung vom Montag über Musikinstrumente, bzw. über das Üben und Spielen diskutiert. Nun geht dieses Thema in meinen Gedanken noch weiter. Eigentlich ist es doch dasselbe auch bei anderen Hobbies, wie Fussball spielen, Ballettstunden und vieles mehr. Die Kinder sind euphorisch, man meldet sie an, bezahlt manchmal auch erhebliche Jahresbeiträge, und nach kurzer Zeit geht die Begeisterung flöte... Erlebt ihr das auch, und wie geht ihr damit um?
Und was auch noch spannend wäre, wo läuft es anders, und was denkt ihr, woran das liegen könnte?

Unser Sohn zum Beispiel ging über 6 Jahre in den Reitunterricht, bis Ende 9. Klasse! Er war immer mit Freude dabei, hatte wirklich nie einen Durchhänger. Es war Western-Reiten, d.h. es gab keine Turniere, höchstens "Reiterspiele". Obwohl er wirklich gut reiten gelernt hat, stand immer auch der Spass im Vordergrund. Ob das der Grund war, dass er solange dabei geblieben ist? Erlebt ihr es ähnlich oder ganz anders?

Liebe Grüsse,
Bäretatze

liebe bäretatze

ich habe keine beispiele dafür, aber eine weitere frage: wie lernen die kinder, etwas auszuhalten und durchzubeissen, das sie selbst nicht unbedingt wollen? mir fällt auf, dass wir eltern oft viel disziplinierter sind. ist das eine frage der reifung?

gute nacht
sara rebekka

Liebe Sara Rebekka,
diese Frage bewegt mich auch. Unser Sohn will mit Judo aufhören, obwohl er gut ist und es ihm bisher immer Spass gemacht hat. Es "gefällt ihm nicht mehr". Die Gründe kann er nicht nennen. Zwingen möchte ich ihn nicht, ihm aber dennoch ein paar Gedanken mitgeben: Warum macht es keinen Spass mehr? Wäre es auch Zeit, einfach mal durchzuhalten? Dazu möchte ich ihn eben ermutigen. Aber wie weit? Wir haben gerade bei ihm (11J) viel Angefangenes, Unfertiges... ich glaube, da gehört wohl auch eine gewisse Bequemlichkeit dazu, den fehlenden Willen, sich durchzubeissen (was ich selber sehr gut kenne aus meiner Kindheit)...
Herzlichst Tiqva

Durchzubeissen um Erfolg oder ein Resultat zu haben, ist das Prinzip von Arbeit. Wir tun etwas, bringen ein Opfer um etwas zu erreichen. Wie bereits vermutet, kann man das nicht lernen, sondern es ist eine Sache der Reifung. Um ein Opfer zu bringen für späteren Erfolg braucht es gemischte Gefühle, und davon nicht wenige.
Nun können wir natürlich ein Kind mit Druck von aussen dazu bringen, die "Arbeit" zu tun. Dann müssen wir aber mit Gegenwille rechnen, und mit "Dienst nach Vorschrift". Bei beidem kommt die Freude an der Sache und die innere Motivation, die Emergenz abhanden.
Im Ganzen drin denke ich aber auch, gibt es keine fertige Lösung und kein Rezept. Ich denke, wir müssen mit jedem einzelnen Kind hier einen Weg finden. Wenn wir aber um diese Dynamiken wie dem Gegenwillen wissen, kann uns dies ein Wegweiser sein. Eigentlich sollte es ja darum gehen, im Kind selber diese innere Motivation zu finden und es darin zu unterstützen. Dies kann auf verschiedene Arten geschehen, und muss je nach Situation wieder angepasst werden.

Vielen Dank, liebe Bäretatze, für diese Ausführungen. Gegenwillen erzeugen will ich nicht, aber ermutigen, zum die Motivation nochmals zu überprüfen. Und wie du sagst, es gibt keine Rezepte... dieser Sohn ist ganz anders als unsere anderen Kinder. Ich denke, das Miteinander wird das oberste Ziel sein bei dieser Frage.

Herzliche Grüsse
Tiqva

Salue zäme
Das ist eine interessante Diskussion. Danke.
Habe mir überlegt, wo der Unterschied zwischen musizieren, Hobbies und Schule ist.
In die Schule geht man einfach? Ob sie einem gefällt oder nicht? Wie vielen Kindern fällt es sehr schwer.... Das Hobby sucht man sich aus? Ich weiss es nicht. Unser Sohn wollte vieles ausprobieren. Dann konnte er sagen, ob es gefällt oder nicht. Manchmal war es Sache der Zusammensetzung von Kollegen, dass er nicht weiter machen wollte. Verständlich. Inzwischen hat er seinen Traumsport gefunden und es stimmt auch mit den Kollegen drumherum. Dabei entdeckte er auch, das war ebenfalls ein Lernen, dass man mit schwierigen Leuten auskommen kann - muss. Was er selbst dazu beitragen kann, was umgangen werden kann. Sein Durchhalten war, sich immer wieder neu auf veränderbare Situationen einzulassen.
Wichtig ist mir, dass ich das Kind nicht binde und auch nicht meine Ideen zu seinen werden lasse. Es soll diese Entscheidungen selber austragen nach Möglichkeit und sich frei fühlen, etwas ändern zu können. Ich kann ihm dabei helfen, gewisse Rahmenbedingungen festzulegen. Eine von mir war, ich werde dich nicht Tage lang herum chauffieren(konnte ich gar nicht, kein Auto). Oder, Zeit, um Hausaufgaben zu erledigen (auch eigene Ordnung) muss vorhanden bleiben usw.....
Situationsbedingt konnte ich dann vieles fortlaufend klären, zusammen besprechen. Da oder dort, wenn irgend möglich, musste er die nötigen Schritte selbst gehen. Für mich alles Dinge, die zur Lebensgestaltung in Zukunft hilfreich sind. Bin mir sicher, sollte er mal Kinder haben, wird er seine Trompete, die er 3 Jahre stolz herumtrug und spielte, wieder hervorholen.

Eine gute Zeit und das Entdecken der kleinen Knospen, die sich ja schon gebildet haben.

moika