Vertrauenspädagogik im Kindergarten

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7 Jahre 6 Monate her #5864 von nutoka
Frage
Hallo miteinander

Ich bin neu hier und habe eine Frage bezüglich der Anwendung von Vertrauenspädagogik im Kindergarten. Ich habe das Buch "Vertrauensschule" gelesen und frage mich, ob die dort beschriebene Join-up Intervention auch für Kindergartenkinder geeignet ist? Ich frage mich, ob diese bereits verstehen, wieso das auf Distanz gegangen wird und wie dies überhaupt umgesetzt werden kann?

Meine andere Frage: Vor einer Woche war ich im Kindergarten schnuppern und musste zu Beginn eine Spielsequenz durchführen. Die Hälfte der Kinder war dabei und die andere Hälfte hat es nicht in den Kreis geschafft und hat uns durch Schwatzen und Spielen abgelenkt. Ich war überfordert , da ich die Kinder gerade einmal 30min kannte. Aus diesem Grund habe ich einfach mit den anderen im Kreis weitergemacht. Doch hatten wir durch die anderen Kinder keine Ruhe und es war schwierig sich zu konzentrieren. Was hätte ich tun sollen?

Vielen lieben Dank für eure Ideen, ich bin für jeden Gedanken dankbar!

Liebs Grüessli

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7 Jahre 6 Monate her - 7 Jahre 6 Monate her #5865 von Heinz Etter
Antwort
Liebe Nutoka
Join-up Interventionen kann man nur mit Kindern durchführen, die gereift sind, das heisst, solche, die ihr Verhalten bewusst steuern und planen können. Das trifft für Kiga Kinder klar nicht zu.
Du hast das goldrichtig gemacht, dass du mit jenen gearbeitet hast, die dabei waren. Schade, dass niemand dir den Staffettenstab gereicht hat, sodass die Kinder ihre Beziehung zur Kiga Lehrerin hätten auf dich übertragen können.
Lies als Kiga Lehrerin eher das Buch Vertrauen von Anfang an. Dort wird die Leiterschaft für Kleinkinder beschrieben. Im übrigen finde ich die Montessori Kigä sehr wertvoll. Vielleicht könntest du dich an deren Arbeitsweise orientieren.
Viel Erfolg! lg Heinz
Last edit: 7 Jahre 6 Monate her by Heinz Etter.
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7 Jahre 6 Monate her #5866 von nutoka
Antwort
Oh vielen lieben Dank für die schnelle Rückmeldung, Heinz! Ja, das habe ich mir fast gedacht. Das Buch "Vertrauen von Anfang an" habe ich ebenfalls gelesen.

Die Herausforderung in diesem Kindergarten ist, dass die Kindergärtnerin im Schwangerschaftsurlaub ist, weshalb die Klasse von sehr viel verschiedenen Lehrerinnen unterrichtet wird. Mir wurde gesagt, dass die Kinder auch bei diesen nicht viel besser mitmachen würden. Aber ich finde es auch sehr herausfordernd für die Kinder in diesem Alter, dass sie so viel wechselnde Bezugspersonen haben. Ich werde in diesem Kindergarten ebenfalls nur an einem Tag in der Woche eingesetzt und frage mich, ob es überhaupt möglich ist, wenn nur ich vertrauenspädagogisch arbeite, dass die Kinder sozusagen umschalten können?

Schon jetzt vielen Dank für die Inputs.

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7 Jahre 6 Monate her #5867 von Momira
Antwort
Liebe Nutoka

Wieviele Kinder hast du in deiner KiGa-Klasse?

Ich selber habe nicht direkt Erfahrung mit Kindergarten. Aber in der Tagesschule habe ich auch immer wieder Zeiten, in denen ich mit einigen KiGa-Kindern dort bin. Und wenn sechs Kinder im Gegenwillen sind, so richtig blödeln und einander aufheizen, versuchen das Gegenteil zu machen von dem was ich eigentlich will, einander übertrumpfen mit frech werden um den Kollegen Eindruck zu machen…vielleicht hats noch einen dabei der bei jeder Gelegenheit um sich schlägt,.dann kann einem die Arbeit, das Zusammensein mit diesen Kindern verleiden, man fühlt sich hilflos, chancenlos….man ist in Gefahr, nur noch Schadensbegrenzung zu machen, zu schauen das nicht das ganze Schulhaus hört, wie ich die Kinder nicht im Griff habe - oder ich kann laut werden, drohen, mit eisernem Griff Disziplin fordern.

So oder so ist mir nicht mehr wohl in meiner Haut. Den Kindern übrigens auch nicht…

Was ich da machen kann: ich bin vor den Kindern dort, repetiere im Kopf die Namen, überlege mir zu jedem Kind eine Verbindung, (z.B. „hei, ich erinnere mich noch so gut an den Regenbogen, den du letzte Woche gemalt hast“ oder „gestern hab ich dich am Bahnhof gesehen. War diese Frau dein Grosi, sie sah so nett aus“ oder „mein Patenkind hat auch so einen wunderbar gäbigen Rucksack wie du“ oder „hast du wieder eine Banane zum Znüni? Ich mag auch so gerne Bananen“…oder…)
Ich stehe mit grosser Sicherheit da, im Bewusstsein, dass ich als Erwachsene dazu geschaffen bin Kinder zu führen und dass die Kinder dazu geschaffen sind, sich führen zu lassen.

Die lautesten Rädelsführer probiere ich zu „Hilfsscheriffen“ zu machen. Vielleicht können sie einem jüngeren Kind helfen beim Schuhe binden oder beim Auswaschen der Pinsel helfen oder im Kreis rum gehen und die Bilder der Geschichte zeigen.

Auf jeden Fall probiere ich zu vermeiden, dass die Kinder sich aneinander orientieren. Ich stehe mittendrein und vermittle, dass ich hier genau weiss wies läuft (hab mich auch schon ganz anders gefühlt, aber ich steh trotzdem hin, bin ja dazu geschaffen, und aufs Mal glaub ich es selber…)

Rituale, „so machen wirs bei uns“ können helfen. Es wäre ideal, wenn die verschiedenen Kindergärtnerinnen ein paar gleiche Rituale hätten. Das würde eine unbedingt nötige Verbindung schaffen. Sprich gut über die Mamis und Papis und die anderen Kindergärtnerinnen.

Wenn ein Kind austickt, sag ich zum Abschied so was wie „Ups, jetzt geht’s grad nicht, gell. Du bist so sauer! Aber gell, beim nächsten Mal packen wirs zusammen. Ich freu mich schon auf dich.“ (Und während du das sagst, merkst du plötzlich, dass du gar nicht heuchelst, sondern dich wirklich freust)

Eure Situation ist ja wirklich unglücklich. Aber ich denke, du kannst auf jeden Fall drauf vertrauen, dass es nicht gegen dich ist, wenn sie sich schwierig verhalten.

Ich denke, dass die Kinder zu klein sind, um sie ausserhalb des Kreises sich selbst zu überlassen.

Hast du die Möglichkeit eine Assistenz, oder ein Mami das du kennst für gewisse Zeiten dazu zu holen?

Das waren so ein paar Gedanken dazu…das meiste war dir wohl nicht neu….

Viel Mut

Momira
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7 Jahre 6 Monate her #5870 von nutoka
Antwort
Liebe Momira

Vielen herzlichen Dank für deine wertvollen Gedanken und Tipps. Ich werde sie mir zu Herzen nehmen.

In der Klasse sind nur 13 Kinder; es ist eine Privatschule.

Nochmals Danke.

Alles Liebe
Nutoka

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7 Jahre 6 Monate her #5871 von NoCa
Antwort
Das ist auch genau "mein" Thema im Moment. Ich leite seit ein paar Wochen eine Kindergruppe mit Kindern zwischen 2 und 5. Mit Sicherheit fuehren ist auf jeden Fall die Grundlage des Gelingens. Erstaunlicherweise ist mir Ruhe und Geduld gegeben, wie ich es sonst nicht von mir kenne:-). Wenn es Streitereien gibt, versuche ich die Kinder zu trennen und abzulenken. Wenn ein Kind einem anderen wehtut, troeste ich das eine und versuche dem anderen verstaendlich zu machen, dass es das eine verletzt hat und es nun leidet. Ich merke, dass es wirklich gut moeglich ist, Barmherzigkeit in den Kindern wachzurufen, dau muss ich aber selbst aufpassen, dass ich den "Uebeltaeter" nicht verurteile, sondern mich auch in ihn herinversetze. Es ist unglaublich, wie sich die Kinder in dieser kurzen Zeit bereits zum Besseren veraendert haben, wie sich die Groesseren den Kleineren annehmen. Alle beduerfen jedoch sehr aufmerksamer Fuehrung, ich muss immer auf der Hut sein und meine "sanfte Praesenz markieren". Ein kleiner Junge (2.5J.) macht mir jedoch etwas zu schaffen. Er hat eine 1+ j. Schwester, auf die er oft eifersuechtig ist. Es ist offensichtlich, dass die Mama mit dem Baby beschaeftigt war, als er die Mama noch gebraucht haette, man spuert, dass er besorgt um Aufmerksamkeit ist. In diesen jungen Monaten ist die Sicherung der Mama-Anwesenheit ja noch ueberlebensnotwendig, so ist mir sein Verhalten verstaendlich. Er verhaelt sich den zwei juengeren Maedchen der Gruppe gegenueber oft aggressive und gewalttaetig und das ist nicht einfach fuer mich zu ertragen. Ich versuche grundsaetzlich in barmherzig zu stimmen und nicht innerlich auf ihn wuetend zu sein. Und ihn mit Dingen zu beschaeftigen, die ihn begeistern. Im Moment schert sich die Gruppe aber meistens um mich und ich kann die Kinder nicht in kleinen Gruppen oder im Einzelspiel beschaeftigen. Mich interessiert, wie andere LehrerInnen mit solchen Begebenheiten umgehen wuerden. Ich kann ja nur bis zu einem gewissen Grade die "Mamasicherheitsliebesaufmerksamheit" erfuellen. Was mich auch irritiert ist, wie so kleine Kinder so offensichtlich aggressiv sein koennen. Die druecken wohl aus, wie wir erwachsenen uns ab und zu fuehlen, aber gelernt haben unsere Emotionen zu kontrollieren...:) Gebt ihr den Kindern die Moeglichkeit ihre (negativen/starken) Emotionen rauszulassen (schlagen, rennen, sich bewegen, schreien)? Man ist ja dazu konditioniert, den Kindern (und sich seblst) einzureden, dass sie nett/sanft/lieb/gut sein muessen. Aber wenn ich so etwas zu einem sage, fuehlt es sich oft etwas "aufgesetzt" an. Gerne wuerde ich den Kindern erlauben, diese Energie irgendwie abzulassen... Hiermit schliesse ich mich also der Fragestellerin an, hoffe, dass ist ok. Ganz liebe Gruesse an alle
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