Plagiat

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9 Jahre 5 Monate her #4710 von Milka
Frage
Liebe VP-Bloggerinnen und -Blogger

Schon länger profitiere ich von all euren wertvollen Fragen und Ideen. Heute wage ich mich selbst ins Forum. Ich möchte Euch eine Situation schildern, bei der ich anstehe:

Meine Tochter Tirza (13) besucht eine private Schule, welche gänzlich ohne Noten arbeitet. Themen (Plakate, Projekte, Konstruktionen) werden oft in grösseren Gruppen oder von einem Schülerpaar erarbeitet. Meine Tochter wird dabei meistens mit einem etwas älteren Mädchen (15) eingeteilt. Die beiden haben ähnliche Interessen und verstehen sich sehr gut.

Bekommen die Mädchen Aufgaben, die sie zu Hause getrennt erarbeiten sollen, erfragt das ältere Mädchen oft die Ideen von Tirza und schreibt die Arbeit so, als wären es ihre. Bei Gruppenarbeiten lässt sie meine Tochter für sich arbeiten, lässt es am Ende aber so aussehen, als hätte sie den grössten Teil gestaltet und formuliert.

Ich spüre, dass es meinem Kind in den meisten Fällen egal ist. Eines der Ziele dieser Schule ist es ja, dass es eben nicht um Konkurrenz und persönlichen Erfolg sondern um Zusammenarbeit und Freude am Lernen geht. Jeder soll sich mit seinen Fähigkeiten einbringt und dabei möglichst viel lernen. Aber... gelegentlich trübt es Tirzas Freude sehr, wenn das ältere Kind schon vor Schulbeginn mit dem Projekt beim Lehrer erscheint und "die Freude mit ihm teilt" über die gelungene Arbeit. Bis meine Tochter dann kommt, ist die Arbeit schon kein Thema mehr. Auch wenn der Name des Mädchens unter den Illustrationen von Tirza steht, ist sie sehr enttäuscht, manchmal auch wütend, zu recht wie ich finde.

Die Eltern des älteren Mädchens leben getrennt (häusliche Gewalt). Ich denke, dass dieses Kind einiges "zu schleppen" hat.

Nun meine Frage an euch: Wie soll ich meine Tochter unterstützen? Ist es eine Hilfe, Verständnis für das andere Kind zu wecken, weil es vielleicht diese Bestätigung als Ersatz für wirkliche Annahme braucht? Hilft es, immer wieder darüber zu sprechen, dass es bei der Zusammenarbeit ums Erreichen eines Ziels und nicht um den "Ruhm" des einzelnen geht? Liebe deckt Fehler zu?! Mit dem Lehrer zu sprechen, fühlt sich irgendwie falsch an, und bei dem Mädchen habe ich das Gefühl, dass es sein Verhalten gar nicht so bewusst als falsch wahrnimmt, weil ganz andere Mängel es antreiben.

Danke für alle eure Ideen und Tipps!
Milka

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9 Jahre 5 Monate her #4711 von Momira
Antwort
Liebe Milka

Manchmal wirkt das wohl irgendwie eigenartig: ich schreibe einen Beitrag ins Forum mit einer konkreten Frage, ich sehe, dass mein Beitrag recht häufig aufgerufen wird aber niemand meldet sich zu Wort. Das ist ja jetzt deine Situation.
Vielleicht geht es einigen wie mir, sie lesen das mehr als einmal, machen sich Gedanken, kommen aber nicht zu einer schlüssigen Antwort und zögern deshalb mit einem Forumseintrag.

Also, ich weiss keine Antwort aber probiere jetzt halt trotzdem ein paar meiner Gedanken laut (das heisst sichtbar) werden zu lassen.

Also: Tirza macht die Arbeit und die Kollegin erntet die Rosinen. Manchmal ist das Tirza egal und manchmal verletzt es sie und macht sie wütend.
Möchte deine Tochter, dass du als Mami irgendetwas unternimmst, oder reicht es ihr, wenn du der Fels in der Brandung bist? Wenn sie ihre Gefühle bei dir deponieren kann, wütend sein darf, traurig sein darf?
Steckt sie auch sonst im Leben viel ein, oder ist es vor allem diese eine Situation?
Gibt es eine klare Hierarchie in diesem Zweiergespann oder ist das wechselnd?
Warum fühlt es sich falsch an mit dem Lehrer zu reden? Käme das einer Anzeige gleich (Diebstahl geistigen Eigentums)? Denkst du das der Lehrer das wirklich nicht mitkriegt?
Für das andere Mädchen sich aufopfern und Verständnis aufbringen für die schwierige Situation der Kollegin erfordert sehr viel Reife (schaffe ich als Erwachsene das häufig?)
Wo deponierst du als Mami deine Empörung über die Situation? (im Forum ist wohl gar nicht ein schlechter Ort, da hast du ganz viele Leidens- und Freudegenossinnen :silly:).

Das im Moment. Vielleicht mag ja jemand meine Gedanken weiterspinnen…..

Seid alle lieb gegrüsst

Momira

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9 Jahre 5 Monate her #4712 von Milka
Antwort
Liebe Momira

Danke für deine Gedanken! Insgeheim hatte ich gehofft, dass du antwortest.

Meine Tochter äussert sich nicht in diese Richtung, dass ich etwas unternehmen müsste. Wenn sie mir ihren Kummer erzählt, nehme ich Anteil daran, habe Verständnis für ihren Schmerz, ihre Eifersucht, wecke aber auch Verständnis für die Situation des älteren Mädchens. Manchmal sprechen wir auch über Konkurrenz, Zusammenarbeit, Ruhmsucht usw. Im Normalfall weint sie dann ein bisschen, und nachher entspannt sich die Lage wieder. Solange sie weinte, war es für mich auch kein Problem. In letzter Zeit scheinen sich die Erlebnisse in Tirza aber zu "kumulieren". Es scheint, als brodle es in ihr und als stünde eine Explosion bevor. Daher kommen mir langsam Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist oder ob ich irgendwie "die Rechte meiner Tochter" durchsetzen müsste. Ich frage mich auch, ob es feige ist, meine Tochter in die Richtung zu beeinflussen, die Situation so zu nehmen, wie sie ist.

Nein, weitere ähnliche Situationen gibt es nicht im Leben von Tirza. Sie ist ein fröhliches und ausgeglichenes Kind.

Du fragst nach der Hierarchie zwischen den Mädchen. Wenn sie bei uns zu Hause arbeiten, erlebe ich meine Tochter als klar führend - was die Erledigung der Hausaufgaben betrifft. In allen übrigen Situationen (Vereinbaren der Treffen, private gemeinsame Zeit) führt das ältere Mädchen, ich würde sogar sagen, dass es ausgesprochen dominant auftritt.

Du fragst ausserdem, wo ich meine Empörung deponiere? Es ist ja nicht nur ein Gefühl, sondern ein richtiger Mix: Schmerz, Frust, Wut, sogar Eifersucht, Ratlosigkeit, Verzweiflung, aber auch Mitgefühl, Trauer... Ich bringe sie einerseits im Gebet und andererseits bei meiner Mutter zum Ausdruck. Das tut gut. Bei einigen dieser negativen Gefühle wäre mir lieber, ich müsste sie weder bei meiner Tochter noch bei mir entdecken.

Wenn ich mit dem Lehrer sprechen würde, käme ich mir tatsächlich so vor, als würde ich "Anzeige erstatten". Besonders wenn ein erster Schritt nicht über die Mädchen gelaufen wäre. Liebe deckt Fehler zu, aber nur, was am Licht ist, verliert seine Macht?!

Darf ich dich fragen, welchen Weg du persönlich einschlagen würdest? Fändest du es hilfreich, wenn ich Tirza dazu ermutigen würde, ihre Gefühle gegenüber dem Mädchen offenzulegen? Ich ringe ehrlich um einen guten und klaren Weg, fühle mich aber grad wie ein Wanderer im Nebel.

Liebe Grüsse
Milka

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9 Jahre 5 Monate her #4713 von Momira
Antwort
Liebe Milka

Ehrlich gesagt, weiss ich nicht, welchen Weg ich einschlagen würde.
Das wichtigste schein mir, dass du durch den Nebel dringst!
Seit ich deinen Eintrag zum ersten Mal gelesen habe ist mir immer wieder ein Vers aus den Sprüchen durch den Kopf gegangen. Jetzt hab ich ihn endlich nachgeschlagen. Spr. 18,10 „Ein fester Turm ist der Name des Herrn; zu ihm läuft der Gerechte und ist in Sicherheit.“
Und wenn wir grundsätzlich in Sicherheit sind, kanns ja ziemlich toben und stürmen und es kann uns nicht wirklich etwas tun.
Ich weiss nicht wie sehr Tirza selber in diesen Turm rennt, aber auf jeden Fall du tust es. Und du bist wohl dann so ein Turm für deine Tochter. Ihr zwei scheint in einem schönen Join-up zu sein!
Was ich damit sagen will: mir scheint dass deine Tochter unbeschadet durch diese Ungerechtigkeiten durchgehen kann, solange sie in einen sicheren Turm läuft

Weitere Aspekte: kennst du den Frustkreisel von Gordon Neufeld? (Heinz Etter stellt das in seinen Seminaren auch vor) Wenns Frust gibt, sieht er drei Ausgänge aus dem Kreisel: 1. Ich probiere die frustrierende Situation zu verändern. 2. Ich bin traurig darüber, dass ich die Situation nicht verändern kann, vergiesse meine Tränen darüber, „adaptiere“ mich an die Situation, merke, dass ich das überlebt habe und gereift weitergehen kann. 3. Ich habe die zwei ersten Ausgänge verpasst und nun muss meine Aggression igendwie raus.

Dir stellt sich jetzt die Frage, ob ihr probieren wollt die Situation zu verändern oder euch „adaptieren“.
Und im Moment befürchtest du, dass deine Tochter auf dritten Ausgang zu steuert?

Und als Mami möchtest du Anwalt sein für deine Tochter (ist sicher gut), möchtest aber nicht, dass ihre Kollegin noch mehr verletzt wird als sie schon ist und gleichzeitig möchtest du deiner Tochter vorbildlich vorangehen im Umgang mit Ungerechtigkeit und im Umgang mit verletzten Menschen. Eigentlich verrückt, was wir Mütter (auch Väter, aber ich fühle halt als Mutter) uns manchmal für ein „Pflichtenheft“ auferlegen….

Vielleicht musst du eine Entscheidung treffen, welchen Weg du mit deiner Tochter einschlagen willst. Ich kann mir vorstellen, dass sie dir folgen wird.

Phuu, das war viel…s`hat mir einfach vorweg gedacht und geschrieben. Schau einfach mal, ob du da irgendetwas damit anfangen kannst…

Von Herzen
Momira
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9 Jahre 5 Monate her #4714 von Milka
Antwort
Liebe Momira

Ja, den Frustkreisel kennen wir.

Während du gestern an deinem Eintrag schriebst, gönnten Tirza und ich uns ein feines Nachtessen im Restaurant. Dabei sprachen wir unter anderem über diese Sache, über all die vielen "guten und schlechten" Gefühle, die auf allen Seiten mitspielen, über mögliche Gründe und Motive, über die weiteren Wege... Es war ein sehr ehrliches, gutes Gespräch - finde ich. Zuerst stand die Idee im Raum, dem älteren Mädchen nicht mehr zu helfen, nur das Nötigste zu "geben" usw. Meine Tochter machte sogar den Vorschlag, ihrer Schulfreundin einmal ein ähnliches Erlebnis zuzumuten. Ich hatte den Eindruck, dass Tirza mit diesen Vorstellungen ihre Aggression etwas abbauen konnte. Am Ende entschied sie sich dann aber von sich aus dafür, alle ihre schlechten Gefühle, diese Situation und das ältere Mädchen anzunehmen und in jeder Situation ihr Bestes zu geben. Auf einmal war sie davon überzeugt, daraus etwas für sich selbst lernen zu können. Ich war erstaunt - auch erfreut. Und ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.

Falls es grössere Veränderungen gibt, melde ich mich wieder...

Danke für das eindrückliche Bild mit dem Turm. Es tut gut, daran erinnert zu werden, dass beim Blick auf Jesus alles andere bedeutungslos wird. Nur vergessen wir das so oft...

Danke für dein Mitdenken!

Herzliche Grüsse
Milka

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9 Jahre 5 Monate her #4715 von Sara Rebekka
Antwort
liebe milka, liebe momira

Spannend euch zuzhören und schön für wlechen weg sich tirza entscheidet. Es gab schon einmal einen thread^ wo es um etaws ähnliches geht: www.vertrauenspaedagogik.ch/index.php/fo...-und-co?limitstart=0. Maria beläuchtet das thema noch etwas anders und empfiehlt ein buch.

liebe grüsse
sara rebekka

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