Wir wissen es alle: Wir haben es vergleichsweise gut und sollten demnach dankbar sein. Viele danken vor dem Essen, weil sie erkannt haben, wie wichtig es ist, sich das immer wieder bewusst zu machen. Nun, das Bewusstsein löst erst dann Dankbarkeit aus, wenn ich selber sie suche. Anerzogenes oder gar aufgezwungenes Danke-Sagen wirkt eher in der falschen Richtung, sonst wären wir wohl die dankbarste Generation. Wir danken nicht selten tausendmal auf einen Schlag oder mindestens vielmals…  
Wie aber kommen wir zum Gefühl der Dankbarkeit, das ja viel mit Freude zu tun hat? Wenn wir einem Kind etwas schenken, suchen wir ja dieses und kein aufgesetztes Danke. Schon gar nicht wollen wir dem Kind das hässliche Gefühl der Dankbarkeitspflicht aufbürden.
Alles, was selbstverständlich ist, löst bei uns keine Dankbarkeit aus. Alles, was uns zukommt, wo wir denken ein Recht zu haben, ebensowenig. Ein Kind, das das Recht hat, von dir mit dem Auto zur Schule gebracht zu werden, wird nicht dankbar sein. Eines, das denkt, es habe das Recht, dass du dir täglich den Kopf zerbrichst, was ihm Spass machen könnte, wird höchstens unglücklich sein, wenn es dir nicht gelingt. Es wird sich elend und als Opfer fühlen, wenn der Nachmittag langweilig ist, und dir Vorwürfe machen.
Ich denke, es ist wichtig, dass wir in unseren Familien eine klare Sicht dafür bekommen, wofür es ein Recht gibt und was uns fallweise zukommt, weil jemand uns aus freien Stücken etwas Gutes tun will. Das gilt für Kinder und Erwachsene. Wenn alles Pflicht ist, stirbt die Dankbarkeit und damit die Lebensfreude.
Eben merke ich, wie unser letzter Infobrief mit diesem zusammenhängt. Nein, es gibt kein Recht darauf, dass jemand uns liebt. Liebe, die Pflicht ist, ist keine. Lasst uns alle umso dankbarer sein für jene Liebe, die wir geschenkt bekommen.

Talk über das Monatsthema

 

Livesendung vom 29. Februar 2016

 

Zusammenfassung Livesendung

1. Teil: Dankbarkeit


2. Teil: Diverse Fragen