Stillen - zu viel?!

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11 Jahre 2 Tage her #2327 von Eviana
Frage
Von ganzem Herzen bin ich überzeugt, dass "Stillen auf Verlangen" die natürliche und gottgewollte Stillmethode ist! Aber gibt es auch ein Zuviel?

Schreiende Babys beruhigen sich beim Stillen - aber nicht nur, weil es sie sättigt. Nuckeln tröstet, schafft Nähe und wirkt schmerzlindernd. Wenn ein Säugling daran gewöhnt ist, in allen Lebenslagen gestillt zu werden (bei Unwohlsein, Schmerzen, Einschlafproblemen, Unruhe usw.), wird es einfach zur Gewohnheit. Er kann gar nicht mehr anders und verlangt so oft nach der Brust, dass es eine Mutter überfordern kann. In solchen Fällen lohnt es sich zum Wohle der Mutter und damit des Kindes, wirklich nur bei Hunger zu stillen. Ich bilde mir ein, oft die Überforderung von Frauen zu spüren, die nur das Beste für ihr Kind wollen und genau in diese Schleife gekommen sind.

Mir selbst ging es mit unserem ältesten Kind so: Wegen meiner Unsicherheit reagierte ich auf jedes Weinen meines Sohnes mit Stillen. Er verbrachte die Nächte bei mir im Bett, und ich schlief während des Stillens ein. Trotzdem… Ich konnte kaum mehr, es wurde einfach zu viel. Eines Nachts hätte ich ihn aus dieser Überforderung heraus beinahe geschüttelt...

Bei unseren kleineren drei Kindern stillte ich wirklich nur noch, wenn sie hungrig waren oder starke Schmerzen hatten (den Unterschied im Verhalten und Schreien hätte ich auch beim ersten Kind intuitiv erkannt, wenn ich mir das selbst auch zugetraut hätte), ansonsten tröstete ich sie mit meiner Nähe, und sie sich selbst mit ihrem Fäustchen, alternativ mit dem Nuggi - was für eine Entlastung! Auf einmal war das selbständige Ein- und Durchschlafen kein Problem mehr, weil das Einschlafen nicht mit dem Stillen assoziiert wurde, und ich hatte genügend Kraft, um meine Aufgaben zu erledigen.

Habt Ihr ähnliche oder total andere Erfahrungen mit "zu viel des Guten" gemacht?

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11 Jahre 2 Tage her #2329 von marlis
Antwort
Liebe Eviana

Ein interessanter Gedanken...

Vielleicht könnte man es vereinfacht so sagen: Stillen nach Bedarf bedeutet, das Kind darf stillen, wann immer es das braucht, im Gegensatz dazu, das Kind zu stillen, wenn DIE MUTTER es braucht! Z. B. um es zum Schweigen zu bringen, weil man sein Weinen nicht erträgt, weil es gerade einfacher ist, als zuzuhören, Empathie zu schenken. Man könnte auch sagen, die Bedürfnisslge muss stimmen.

Das Kind nur zu stillen, wenn es hungrig ist, oder bei grossen Schmerzen... hm... das würde für mich so nicht stimmen. Stillen ist auch TRINKEN, gerade im Sommer ist es meiner Erfahrung nach schon so, dass ein Kind mehrmals pro Stunde stillt, aber jeweils nur kurz. Auch schlicht und einfach "Nähe tanken" mittels Stillen sehe ich nicht problematisch. Ist es nicht einfach für ein kleines Kind DER Ort, um Kraft zu schöpfen? Ich glaube, solange die Bedürfnislage stimmt, ist das ok.

Wo fliehen wir Erwachsene hin, wenn uns auf unserem Lebensweg etwas begegnet? Wohl am besten zu Jesus, ins Gebet. Dasselbe sind Eltern auch für kleine Kinder. Ob das dann Stillen ist, oder einfach in den Arm nehmen, scheint mir zweitrangig, das kann wohl jede Mutter in der jeweiligen Situation am Besten abschätzen. Wenn aber ein ein Kind lernt, sich mit Materiellen zu trösten, z. B. mit dem Nuggi OHNE gleichzeitig die Nähe der Mutter (oder einer andern Vertrauensperson) zu geniessen, dann wäre das für mich gar nicht stimmig. Es geht letztendlich immer zuerst um die Beziehung zu Menschen, denen das Kind vertraut, und es wäre in meinen Augen fatal, wenn es schon als Kind lernen muss, sich mit Gegenständen zu trösten.

Ablenken (statt eben z.B. zu stillen) nach einen unangenehmen Ereignis, also Schmerz oder was auch immer, ist für mich das Gegenteil davon, das Kind Ernst nehmen. Ich selber bin da ein gebranntes Kind, wir wurden als Kinder sehr oft kurzerhand abgelenkt, daher widerstrebt es mir zutiefst, das bei den Kindern zu tun. Anders empfinde ich, wenn man offen kommuniziert, und etwa sagt: " Ja, das fällt jetzt gerade sehr schwer zu warten, oder zu verzichten, was könnten wir tun, damit es dir leichter fällt, es anzunehmen?"

Ich bin gespannt auf andere Meinungen zu diesem Thema, oder wie man das nach VP auch noch anschauen kann...

Liebe Grüsse, Marlis

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11 Jahre 2 Tage her #2330 von Eviana
Antwort
Deine klaren Gedanken und Gefühle hätte ich gerne ;-) . Danke für die Antwort!

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11 Jahre 1 Tag her #2334 von Luema
Antwort
Ich hätte es nicht schöner sagen können - Danke Marlis!

Es ist sehr wichtig für ein Baby, dass es auch weinen kann wenn es etwas zu verarbeiten hat. Und das ist bei den meisten Babys im ersten Lebensjahr eine ganze Menge. Wenn man nun gar nicht erst schaut, was das Baby hat, sondern gleich stillt, unterdrückt man bei manchen Kindern dieses Weinen. Manche bestehen darauf, die kann man nicht mit Stillen "ruhigstellen" - manche aber schon.

Aber genau dafür kennt eine Mutter ihr Kind. Es ist ja das Ziel, zu spüren, was das Kind hat. Anfangs macht man dann auch Fehler, und manchmal auch ziemlich oft und lange... und wenn das Kind dann kötzelt, merkt man, dass diesmal wohl der Hunger nicht dran war...
Meine beiden Töchter (7J und 8MT) brauchten und brauchen das als Babys beide, dass ich sie immer mal wieder fest in den Arm nehm und sie ermutige, alles herauszuweinen, was sie beschäftigt. Mein Sohn brauchte das weniger, er war ganz ein anderes Kind. Er holte es dann später nach...

Es gibt Bücher zu diesem Thema wie Z.B. "auch kleine Kinder haben grossen Kummer". Oder "warum Babys weinen". Es ist ein wichtiges Thema, das sehr oft vergessen geht. Kinder werden immer ruhig gestellt und die Emotionen stauen sich an. Das kann nicht gesund sein.

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11 Jahre 1 Tag her #2340 von mari
Antwort
so spannend! vielen dank fürs teilen eurer gedanken!
das thema hat mich in den letzten wochen persönlich auch sehr beschäftigt. ich habe das buch "warum babys weinen" gelesen.
ich bin nicht mit allem einverstanden weil ich glaube, dass das baby gerade auch übers stillen (saugen) spannungen abbauen kann - aber das kritische hinterfragen "was braucht das kind jetzt wirklich" und ihm die möglichkeit zu geben sich auszuweinen finde ich sehr wertvoll.

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10 Jahre 11 Monate her #2379 von Ilona70
Antwort
wow, ich finde Eure Gedanken auch sehr interessant! Ich habe das Gefühl, dass das sehr viel Wert auf "immer und zu jeder Zeit und so lange wie möglich Stillen" legen, oft sehr einseitig betrachtet wird. Z.B. habe ich manchmal den Eindruck, dass ein Baby gar nicht lernen darf nachts durchzuschlafen, weil ihm durch das häufige nächtliche Stillen der Hunger erst antrainiert wird. Gleichzeitig verliert die Mutter durch den Schlafentzug die Kraft, die ihr die Ausgeglichenheit im Umgang mit dem Baby nimmt. Letztendlich braucht es immer sehr viel Feingefühl und ein echtes Erspüren, was das Baby und auch die Mutter wirklich braucht. Meine Tochter hatte z.B. bereits mit 8 Monaten nur noch wenig Interesse am Stillen, obwohl sie anfangs fast dauerhaft an meiner Brust hing. Also habe ich langsam abgestillt und sie die körperliche Nähe auf andere Art erfahren lassen.

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