Zwei Eltern- zwei Erziehungen?

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6 Jahre 9 Monate her - 6 Jahre 9 Monate her #6108 von Lolly
Frage
Hallo,

je mehr ich "erziehen im Vertrauen" lese und es auch mit meiner Tochter L (3,5 Jahre) umsetzte, desto überzeugter bin ich davon! Klar, es fällt mir nicht immer leicht, weil ich nicht immer weiss was ich "darf" damit es noch VP ist. Aber der Wille, und vor allem die Einsicht mich zu verändern, ist starkvorhanden. Ich muss vieles anders machen, als bislang. Ich spüre und erlebe positive Veränderungen bei mir, als auch bei meiner Tochter. Ich finde das toll!
Aber mein Mann ist noch nicht an den Punkt gelangt, wie ich. Er hat auch zwar mal das Buch in der Hand gehabt, weiss aber nicht, ob er es auch am lesen ist... Jedenfalls hatten wir schon den zweiten, grossen Streit. Er sieht VP so an, dass die Kinder auf den Nasen der Eltern rum tanzen dürfen. Er sieht es für richtig, mehr einzugreifen und mehr und gleich Konsequenzen zu geben. Wenn er nicht mehr weiter kommt, so wie heute, gibt es einen Klapser auf den Po. Klar, es kommt nicht täglich vor! und ja, ich gestehe, dass ich auch bis vor kurzem so war. Aber eher die "weniger strengere" von beiden. Aber schön reden will ich es auch nicht. Es ist in meinen Augen (endlich bin ich wach gerüttelt worden), einmal zu viel...
Wie kann das funktionieren, dass ich mit meiner Tochter im VP lebe, und mein Mann wie gehabt vorgeht? Ich merke, dass meine Tochter, sobald Papa wütend wird, zu mir gleich rüber schaut oder flüchten will. So stark hat sie es noch nie vorher gemacht! Das tut mir dann ziemlich weh, das zu sehen. :(
Anfangs meinte mein Mann, ich solle ihm doch sagen wie das mit VP geht... Aber in den letzten Tagen, fühlt er sich nur kritisiert von mir. Wahrscheinlich bin ich auch nicht ganz unschuldig dran. Kindererziehung ist nun mal ein tägliches Thema! Ich versuche auch immer darauf zu achten, wie ich es ihm sage... Aber ich glaub, mein Mann ist einfach nur frustriert.
Folgende Situation ist heute passiert: Heute war mein Mann dran, die Kinder ins Bett zu bringen. Das passt natürlich meiner Grossen nicht immer (3,5 Jährig). Haben es gestern und noch mal heute angekündigt. Habe ich auch noch dazu erklärt, wieso Papa und nicht immer Mamma. Haben uns ohne Probleme voneinander verabschieden können. Aber kaum sind ein paar Minuten vergangen, hat es schon Diskussionen zw meinem Mann und der Grossen gegeben. Mein Mann ziemlich ungeduldig (war müde, wollte endlich die Kleine ins Bett bringen), verlangten dann von meiner Tochter, sich zu benehmen. Natürlich gefolgt von Drohungen. Die hat er dann auch umgesetzt, weil die Grosse blöd getan hat. Sie war laut, gejammert. Die Klassiker. Naja, jedenfalls nach langem Hin-&Her (und er hat es wirklich probiert mit ihr zu reden), kam es zum Strafsitzen und Klapser. Ich habe mich angeboten, mit ihr zu reden. Er hatte nichts dagegen. Habe mit ihr gelitten, habe ich erklärt das Papa sehr traurig ist, wenn sie ihn so abweist und so mit ihm umgeht. Habe sie nochmals gegen Schluss umarmt. Dann hat alles wunderbar geklappt. Der Schluss: Mein Mann hat mir vorgeworfen (ich glaub`s nicht :angry: ), das ich mich somit eingemischt habe, weil ich nicht "nur geredet" habe mit ihr, sondern sie auch umarmt! Sie hätte ja schlussendlich bekommen was sie wollte! Mamma! Ich hätte sie gleich ins Bett bringen können, meinte er noch.
Meine Version: Ich habe sie zum Vater "geführt". Eigentlich Vermittlerin gespielt auch... Mein Mann sieht es leider nicht so... :unsure:

Falsch von mir? Wie geh ich nun damit um? Mir fällt es immer schwerer, zuzuschauen, wie er unsere Grosse unter Druck setzt etc..

Danke....
Lolly
Last edit: 6 Jahre 9 Monate her by Lolly.

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6 Jahre 9 Monate her #6109 von Kiki
Antwort
Liebe Lolly,

herzlich willkommen im Forum! Ich freue mich von Herzen, dass dir spontan so vieles in der Umsetzung von VP gelingt. Dein langer Post hat es allerdings "in sich" ;) . Ich möchte nur auf zwei Punkte eingehen:

Zwei Eltern - zwei Erziehungen?

Heinz rät an seinen Seminaren, den Ehepartner in seinem Erziehungsstil zu unterstützen, weil du sonst eigentlich gegen deinen Mann arbeitest und er seine Konsequenzen verstärken muss, damit sie noch greifen. Es gibt im Download-Bereich der Imanuel-Gemeinde einen Vortrag zum Thema "Wie viel Uneinigkeit darf sein?", der diese Problematik behandelt. Vielleicht möchten du und dein Mann ihn euch gemeinsam anhören?! Aber sei gewarnt: Mir ist das Thema extrem eingefahren, weil es vor allem uns Frauen betrifft... ;)

Zum Thema "Ins-Bett-Bringen" findest du massenhaft Beiträge in diesem Forum. Kennst du die Suchfunktion?

...dass die Kinder auf den Nasen der Eltern rum tanzen dürfen.

Es ist mir selbst so ergangen: Als ich VP kennenlernte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, wie oft ich meinen Kindern Unrecht getan hatte, wie oft ich sie verdächtigt und in meinem Herzen oder mit meinen Worten gerichtet hatte. Das tat weh... Aber weil ich das Verhalten meiner Kinder auf einmal anders verstehen und deuten konnte, vergass ich zu führen. Etwas konkreter: Auch wenn ich heute verstehe, wenn mein Sohn in seinem Frust die Schwester schlägt, ist es trotzdem nicht okay, wenn er es tut. In meinem Umfeld kenne ich einige Eltern, die durch VP "auf der anderen Seite des Pferdes herunterrutschten" und zeitweise fast antiautoritär wurden. Dabei ist es ja ein Anliegen der Vertrauenspädagogik, unseren Kindern ein sicherer Hafen zu sein. Die "hohe Kunst" wäre, ganz sicher und klar zu führen und gleichzeitig verständnisvoll auf der Seite des Kindes zu bleiben.

Kennst du schon das Join-up-Gitter? Die Broschüre erklärt, welchen Einfluss die Kommunikation bzw. die Herzenshaltung dahinter auf die Hierarchie hat.

Ich wünsche dir von Herzen weiterhin viel Erfolg und - gemeinsam mit deinem Mann - ganz viel Freude an euren Kindern!

Liebe Grüsse
Kiki

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6 Jahre 9 Monate her #6110 von Lolly
Antwort
Tut mir Leid, ich musste etwas ausholen beim schreiben (und es wahr bestimmt auch etwas Dampf rauslassen). :lol: :silly:

Danke für deine Antwort. Hat mir geholfen. Es muss sich halt alles einpendeln. Das braucht Geduld und Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten.

Zum Thema ins Bett bringen, habe ich zwar viele Beiträge gelesen, aber nicht wirklich eine konkrete Antwort für mich gefunden. :dry: Ich werde aber versuchen, auch wenn mir vielleicht gewisse Art und Weisen von meinem Mann nicht gefallen werden, ihn zu unterstützen.
Ich glaube, mit auf der Nase rumtanzen meint mein Mann etwas anderes. Denn ich zeige durchaus Grenzen, gebe Konsequenzen und bringe gleichzeitig Verständnis auf. Und genau das ist der Punkt, dem ihm so sehr stört oder nicht versteht. Das man dem Kind zu verstehen gibt, dass ich das nicht gut finde oder Grenzen gibt, aber gleichzeitig auf Augenhöhe geht. Nur weil ich keine Drohungen ausspreche und stattdessen mit dem Kind versuche zu reden oder besser gesagt "zu führen", heisst es noch lange nicht, dass ich mich ihr unterordne! Aber eben, da fehlt die Einsicht und die Erkenntnis.

Danke nochmals Kiki :)

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6 Jahre 9 Monate her #6125 von Bäretatze
Antwort
Liebe Lolly,
Was du beschreibst erleben sehr viele Eltern. Es sind wohl oft die Frauen, die Bücher lesen und versuchen umzusetzen, und das ergibt dan eine Art Gefälle. War bei uns auch so, und auch in unserer VP Gruppe kennen wir das Thema sehr gut.
Ich empfehle immer 2 Sachen: Einerseits als Frau selber adaptiv zu sein, dh. sich in schwierigen Momenten zu sagen "okay, das ist jetzt schade, dass es so läuft, traurig..." und dann wieder weitergehen. Es geht darum, dass man sich eingesteht, dass man es gerne anders hätte, und es akzeptiert, dass es im Moment nicht anders geht. Das hilft, um nicht "hässig " zu werden. Als Christ bete ich in solchen Situationen auch oft, bete um Gelassenheit und Weissheit für meinen Mann und mich. Manchmal ist es gut, eine Situation später in Ruhe und unter 4 Augen anzusprechen.
Als zweites, sucht euch doch Austausch mit anderen VP-Familien. Macht zusammen den Grundkurs, besucht eine VP Gruppe oder lasst euch von einem Trainer oder von Heinz beraten. Da kann dein Mann seine Fragen stellen. Gerade das Thema "Antiautorität" ist so wichtig, dass es angeschaut wird!

Dann stach mir noch folgender Satz ins Auge:
Habe mit ihr gelitten, habe ich erklärt das Papa sehr traurig ist, wenn sie ihn so abweist und so mit ihm umgeht.
Indem du deinem Kleinkind das sagst, gibst du ihm gleichzeitig die Verantwortung für die Gefühle des Papas. Logischerweise kann ein Kleinkind dies aber noch nicht tragen, und es sollte es auch nicht müssen! In diesem Alter ist es für die Bindung und Reifung essentiell wichtig, dass das Kind von den Eltern genährt wird, und dass es sich darin sicher fühlen kann. Dass es sich sicher sein kann, dass genug da ist, dass es angenommen ist, ganz unabhängig vom Verhalten. Dies kann es aber nicht, wenn es verantwortlich dafür gemacht wird, dass der Papa nicht traurig wird.
So gesehen wäre es sicher für das Kind das Beste gewesen, wenn du in ihm seine guten Absichten, dem Papa zu gehorchen, geweckt hättest.

Liebe Grüsse Bäretatze

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6 Jahre 8 Monate her #6133 von Lolly
Antwort
Danke Bäretatze,
Mir war gar nicht bewusst, welche Last ich da meiner Tochter auflege, Das war nicht meine Absicht. Ich werde dies beherzigen, und beim nächsten mal anders machen. Vielen Dank! :-)

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