Kopieren von Gspänli

Unser Jüngster R5 geht seit Sommer 14 in den Kiga. Seit den Herbstferien bin ich auch 1x pro Woche für 2h als Klassenhilfe in seiner Klasse. Das gibt mir einen guten Einblick und ich stelle immer wieder fest, dass R zu Hause ziemlich genau gewisse Verhalten seiner Gspänli kopiert. Und er wendet diese Verhalten auch in der dazugehörigen Situation an. D.h., wenn er wütend wird, hat er angefangen, wie T vom Kiga zu schreien. Er schaut mich auch genau so finster an. T ist oft sehr laut im Kiga und hat eine sehr niedrige Frustrationstoleranz. R erzählt auch öfter, dass er gestüpft oder geschlagen wurde von ihm. Doch nun übernimmt er dessen Verhalten und wendet es zu Hause an. Auch K imitiert er in Momenten, in denen er Frustriert oder überfordert ist. Er schmeisst sich genau wie dieser Junge auf den Boden, macht dieselben Geräusche und gebraucht die gleiche freche Art mir gegenüber. Für mich ist klar, dass er das ganze zu verarbeiten versucht. Doch macht es mir echt zu schaffen, ihn so zu erleben. Wir haben/hatten einen anderen Umgang miteinander. Und da kommt etwas mir so fremdes und auch zerstörendes. Das lähmt mich dann irgendwie in meiner Reaktion. Und das wiederum spürt unser sensibler Sohn genau und wird noch angespannter. Er scheint mir im Moment auch sehr müde. Abends hält er es am Tisch fast nicht mehr aus. Regelmässig wird er wegen Kleinigkeiten so wütend, dass es fast nicht mehr geht am Tisch. Beim Znacht (und nur bei dieser Mahlzeit) hat er angefangen, sich auf seinem Stuhl im Kreis zu drehen. Eine Zeit lang führte das immer wieder zu einem Kampf zwischen mir und ihm bis mir auffiel, dass er das aus lauter Müdigkeit macht. Unterdessen essen wir um 17:30 und R schläft dann bereits um 19:15 spätestens! Er hat sich einfach grad sehr verändert. Ich muss vielleicht noch sagen, dass sie eine Kiga-Klasse von 27 Kinder sind (13 Grosse und 14 Kleine). Es ist oft sehr laut und wild. Ja, wie kann ich dieser Situation oder diesem kopierten Verhalten auf eine gute Art begegnen?
Bin froh um Ideen und Ermutigung .

Liebe Vropfi
Dein Junge hats ja gut, dass er eine Mami hat, die sich um ein Tschöppli in seinem KiGa bemüht hat. Eine Mami, die weiss, wie wichtig sie für ihre inder ist!
Bin grad in Weiterbildung und habe jetzt grad gelernt, wie wichtig Drehen, Schaukeln, rythmisches Hüpfen (Trampolin).....für sehr sensible Kinder ist. (Spannungsabbau, dem Innenleben Struktur geben...)
Da müsste man sagen, dass dein Sohn das gut erkannt hat. Vielleicht müsste er das vor dem Essen machen können und nicht am Küchentisch. Z. B. auf dem Bürostuhl.
Kann es sein, dass er einfach noch einen halben Tag mehr zu Hause bräuchte, weil ihm der KiGa noch grad zu viel ist?

Wer hat noch Ideen?

Liebi Grüess

Momira

Liebe Grüsse

Vielen Dank Momira, dass du hier dein Erlerntes teilst! Das hilft mir und leuchtet mir auch ein. Unser R wird im nächsten Monat 6J. Wir haben ihn ein Jahr länger zu Hause behalten und hatten dann mit der K`gärtnerin nach den Herbstferien den Eindruck, dass R gut zu den Grossen wechseln kann. Er hatte vorher 4 halbe Tage und es fiel ihm am Montag (hatte er nur Nm Kiga) und Donnerstag (frei) jeweils sehr schwer, nicht gehen zu dürfen. Er weinte oft, weil er kein Kind zum Spielen hatte (er ist der Jüngste von 4 Kids). Ich bezog ihn immer wieder in meine Arbeiten ein, doch das beruhigte ihn nicht mehr. R ist sehr Beziehungsorientiert und kann sich lustiger weise gut in sein Spiel vertiefen, wenn alle Geschwister da sind. Mir geht das selber auch so. Deshalb denke ich, dass ich ihm zu einem guten Ausgleich zu Hause verhelfen muss, sprich mehr Bewegung.
Vielleicht gibt es noch andere Erlebnisse solcher Art.
Danke!

Hallo Vropfi
Ich denke grundsätzlich weisst du alles Wichtige und wendest es auch gut an. Imitation ist ja meist ein Zeichen dafür, dass Bindung an diese Person, die imitiert wird, da ist. Aber das heisst nicht gleich, dass sie stärker ist als die Bindung an dich - ich würde erst mal entspannt damit umgehen und einfach möglichst auch die BIndung an dich fördern.

Was mir einfällt zur Müdigkeit: Ich finde bei langandauernder Müdigkeit etwas vom Ersten, Hämoglobinspiegel und Eisenwert checken zu lassen. Tiefes Eisen ist sehr weit verbreitet und macht kinder dünnhäutig, übermüdet und sehr sensibel. Es kann auch Depressionen auslösen.
Ich habe zwei Eisenmangel-kinder und daher Erfahrung - ein Kind kann mit Eisensubstitution plötzlich wie ausgewechselt sein

Liebe Grüsse
Maria

Danke Maria!
Wir haben demnächst eine Kontrolle beim Kinderarzt, da werde ich ihm das mal schildern.
Ich glaube fest, dass meine Hilflosigkeit auch noch stärker zu intensiveren Ausbrüchen beigetragen hat. R braucht ein Mami, bei dem er sicher ist und unbekümmert rauslassen kann, was sich vom Kiga angestaut hat. Gestern Mittag kam er zur Türe rein und hat mich gleich angeschrien, er müsse aufs Klo und könne sich nicht um seine Jacke und Schuhe kümmern. Ich spürte total seine Überforderung mit all den Gefühlen und entgegnete ganz entspannt, das sei kein Problem. Als Papi reinkam grüsste er uns, doch von R kam nichts. Papi wollte ihn küssen, doch er drehte sich weg. Erst als R einen Teller Salat gegessen hatte, kehrte in ihm Ruhe ein und er konnte wieder mit uns reden. Seine Jacke lag nach dem Mittagessen noch immer im Gang. Ich wies ihn sanft darauf hin und er konnte sie schlussendlich ohne Murren aufhängen. Dann kam er zu mir, umarmte mich und sagte: "I ha die sooo fescht lieb Mami!" Ich weiss, dass ich in letzter Zeit oft in der Gefahr stand (manchmal auch nur in Gedanken), R schlechte Motive für sein Verhalten zu unterstellen. Und dann konnte eine solche Jacken-aufhäng-Aktion auch mal negativ ausgehen . Ich bin so froh zu wissen und auch immer wieder zu erleben, dass Gott da anders ist und ich jederzeit wieder umkehren und Dinge besser machen darf !

Danke für euer Anteilnehmen und viel Power für diesen Tag!

Könnte es sein dass er mittags auch einfach total unterzuckert heimkommt und mehr Znüni bräuchte?