Umgang mit Grosseltern, bitte um RAT!

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8 Jahre 7 Monate her #5290 von NoCa
Frage
Hallo an alle
Ich hatte heute einen ziemlich intensiven Eklat mit meiner Tochter im zusammenhang mit meinen Eltern/ihren Grosseltern. Mein Vater wollte ihr etwas kaufen, meinte aber, sie solle mich erst fragen. Ich sagte: nein. Meine Tochter ist darauf 'geplatzt' und hat in aller Oeffentlichkeit (wir waren in einer Brokkenstube) herumgeschrien, das war sehr unangenehm, aber war halt so. Ich (und mein Mann auch) habe oft das Gefühl, dass meine Eltern unsere Tochter verwöhnen - sie erlauben ihr alles und beschenken sie oft, immer gibt es irgendwo irgendein Geschenk. Ich habe mich bis anhin 'da rausgehalten', weil ich keinen Konflikt heraufbeschwören wollte. Meine Eltern sind finanziell sehr viel besser gestellt als wir. Meine Tochter kommt einerseits meine sehr ökonomische Art mit (ich bin sparsam), aber oft auch die unbeschwerte Ausgebereit meiner Eltern, va. Vaters. Für sie ist das ein (teilweise grosser) innerer Konflikt, da sie, so denke ich, spürt, wie meine Eltern mich oft in eine Abhängigkeit hereinführen, indem sie mir immer wieder Dinge schenken, die ich auf oft gar nicht will. Es ist aber schwierig, meine Eltern davon abzubringen. Mein Vater verspricht ihr oft Dinge, ohne mich zu fragen und nimmt mir so meine Rolle als Autoritätsperson gegenüber meiner Tochter. Ich wäre sehr froh, wenn mir jemand einen Ratschlag geben könnte, wie ich mir dieser Situation umgehen kann. Danke ganz ganz herzlich im Voraus!

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8 Jahre 7 Monate her #5293 von Eviana
Antwort
Liebe NoCa,

ich kann dir - glaube ich - ein bisschen nachfühlen. Mir kommen da grad einige Erinnerungen hoch: Meine Mutter ist deinem Vater wohl sehr ähnlich. Seit bald 14 Jahren überschüttet sie unsere Kinder mit Geschenken - nützlichen und unnützen. Ich erzähle dir mal, wie wir damit umgehen:

Ganz praktisch…
Natürlich versuchten wir als erstes, meiner Mutter zu erklären, dass wir uns für unsere Kinder einen guten Umgang mit Materiellem wünschen. Wir wollten, dass sie Sorge zu ihrem Besitz tragen, ihn wertschätzen, aber dennoch ihr Herz nicht daran hängen. Wir erklärten meiner Mutter oft, dass wir nicht genügend Platz hätten, all diese vielen Dinge zu verstauen, dass die Geschenke inhaltlich manchmal nicht unseren Werten entsprächen usw. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie konnte sich nicht daran halten. Vielleicht glaubte sie auch, dass wir sie mit unseren Argumenten "aus Höflichkeit" vor dem Geldausgeben bewahren wollten?! Ich weiss es nicht. Irgendwie kamen wir einfach nicht an sie heran. Oft empfinde ich es auch so, dass das Schenken für sie Ausdruck für ihre Liebe zu den Kindern ist, die sie sonst nicht anders zu zeigen in der Lage ist.

Also suchten wir nach Wegen, irgendwie sinnvoll mit der Situation umzugehen. Waren wir mit der Art der Geschenke nicht einverstanden, weil sie in unseren Augen inhaltlich schädlich für die Kinder waren, sprachen wir mit unseren Kindern darüber und entsorgten die Gegenstände gemeinsam. Manchmal waren die Geschenke nur "lästig", weil wir keinen Platz hatten, sie alle aufzubewahren, weil wir den Stall, die Puppe, das Auto schon in mehrfacher Ausführung hatten usw. Dann war es unseren Kindern eine Freude, ihren Besitz weiterzugeben, zu teilen, an den Wohltätigkeitsbasar zu bringen... Ich möchte ganz ehrlich sein: Ganz oft freuten wir uns aber auch einfach von Herzen zusammen, weil die Kinder ein schönes Geschenk bekommen hatten. Und ganz oft waren wir auch dankbar, wenn wir uns zu Geburtstag oder Weihnachten etwas wünschen durften, was wir wirklich brauchten: den Schulthek, den Zustupf ans Velo, die Jeans usw.

Vielleicht bist du erfolgreicher als ich in der Gesprächsführung und kannst deine Eltern bitten, nur gewisse Dinge zu schenken: gute Bücher, Kleider…?! Etwas, was euch wirklich dient. Könnte es sein, dass sie dich gar nicht abhängig machen oder deine Autorität untergraben möchten, auch wenn du das so fühlst?! Vielleicht möchten sie einfach helfen. Vielleicht kooperieren deine Eltern auch spiegelbildlich, weil du selbst sehr ökonomisch sein musst und bist?!

Ganz oft hatten mein Mann und ich die Befürchtung, unsere Kinder könnten ihr Herz an Besitztümer hängen. Ich erlebe sie aber nicht anders als andere Kinder. Unsere Kids bekommen gerne Geschenke, sind aber sehr grosszügige Menschen, können gut verzichten, akzeptieren ein Nein, wenn sie etwas nicht haben dürfen…

…und ein paar tiefergehende Gedanken
Nachdem das Gespräch mit meiner Mutter nichts brachte, achteten wir darauf, dass sich die Kinder nicht entscheiden mussten zwischen der Liebe zu den Grosseltern und uns Eltern. Sie sollten nicht durch einen Konflikt zwischen uns belastet werden, sondern sollten spüren, dass wir unsere Eltern achteten und liebten, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, was die Geschenke anging. Ich sagte zum Beispiel zu ihnen: "Schau, diesen Film möchte ich nicht im Haus haben, weil darin sehr brutale Szenen vorkommen. Oma wusste das nicht, sie wollte dir eine Freude machen und dir ihre Liebe zeigen." Die Kinder waren dann manchmal traurig, aber ich hatte nie das Gefühl, dass es ihre Beziehung zu uns oder zur Oma belastete.

Irgendwie versuchten wir, die äusseren Umstände, die wir offenbar nicht ändern konnten, stehen zu lassen, aber unsere "internen" Umstände zu gestalten, sprich: den ganz konkreten Umgang mit der Situation.

Manchmal ertappte ich mich beim Gedanken, dass meine Mutter die Kinder "kaufen" wollte (shame on me). Aber die Praxis zeigte, dass den Kindern eine gute Beziehung und wirkliches Interesse an ihrem Leben viel (!) wichtiger sind als alles Materielle. So sind sie heute an meine Mutter sehr viel weniger stark gebunden als zum Beispiel an die Schwiegereltern, welche sie nicht so exzessiv beschenken.

Um besser mit der Situation umgehen zu können, stellte ich mir manchmal Fragen wie: Wie sieht es im Moment in meinem Herzen aus? Aus welchen Gründen will ich dieses Geschenk nicht? Ist es schädlich für mein Kind? Macht es mir zu schaffen, weil ich finanziell nicht mithalten kann? Habe ich Angst, mein Kind könnte die Oma deswegen mehr lieben als mich? Warum stresst es mich? Komme ich irgendwie in eine Konkurrenzsituation? Nervt es mich einfach, weil meine Mutter meine Regeln nicht achtet? Vielleicht hilft dir eine dieser Fragen weiter.

Was denkst du persönlich, warum deine Tochter so austickte? War sie nur frustriert? Oder nahm sie dich in dieser ganz speziellen Situation als Gegner wahr? Konnte sie deine Gründe, die zum Nein führen, nachvollziehen oder nicht? Untergräbt es wirklich deine Autorität? Was ist schädlicher für deine Tochter - ein unnötiges Geschenk oder eine unangenehme Situation, in der sie zwischen dir und deinen Eltern steht? Was denkst du, weshalb deine Tochter in einem inneren Konflikt ist? Wegen des Umgangs mit Geld oder weil sie den Konflikt zwischen euch spürt?

Ach, ich hab gut schreiben, gell… So aus der Ferne sieht die Situation ganz anders aus, als wenn man drinsteckt… *blitz und donner*! Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und dass ihr eine gute Lösung findet, die euch allen irgendwie gerecht wird!

Liebe Grüsse
Eviana
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8 Jahre 7 Monate her #5295 von NoCa
Antwort
Liebe Eviana
Vielen lieben Dank für deine ungalublich tiefe Antwort - sie hat mich wirklich berührt und ins Schwarze getroffen. Ich bin auch gar noch nicht durch mit mich durch all das 'Durchdenken'. Ich werde dann nochmals zurückschreiben..:), du bist nicht zufällierweise eine VP-Trainerin, mit der man sich mal ausgiebiger unterhalten könnte. Ich bräuchte mal grundsätzlich jemand erfahrenen und weisen wie dich, um mich 'beraten' zu lassen. Liebe Grüsse

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8 Jahre 7 Monate her #5296 von Eviana
Antwort
Liebe NoCa,

danke für dein positives Feedback! Wenn du wüsstest, wie lange und oft wir an der Situation zu knabbern hatten, bis sie einigermassen eingespielt war, hättest du das "weise" weggelassen ;) .

Eine Zeit lang kooperierte unsere ältere Tochter zum Beispiel spiegelbildlich mit mir. Wenn ich mich gerne von einem Geschenk getrennt hätte, wollte sie es unbedingt behalten. Nach einem Gespräch mit Heinz brachte ich jeweils meine Wertschätzung gegenüber dem Gegenstand zum Ausdruck, verbunden mit der Trauer, ihn nicht behalten zu können, und der Frage, wer sich denn am meisten darüber freuen würde. Seither kann sie fast problemlos loslassen...

Liebe Grüsse und alles Gute!
Eviana

PS: Wenn du gerne von einer VP-Trainerin begleitet werden möchtest, kannst du dir bei Brigitte (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) einen Kontakt vermitteln lassen.

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8 Jahre 6 Monate her #5308 von NoCa
Antwort
Liebe Eviana
Ich wollte dir nochmal herzlich danken, für deine zum-Denken-bringende Antwort.Ich wollte nochmals auf ein paar von dir erwähnte Inputs zurückkommen:

"Nachdem das Gespräch mit meiner Mutter nichts brachte, achteten wir darauf, dass sich die Kinder nicht entscheiden mussten zwischen der Liebe zu den Grosseltern und uns Eltern. Sie sollten nicht durch einen Konflikt zwischen uns belastet werden, sondern sollten spüren, dass wir unsere Eltern achteten und liebten, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, was die Geschenke anging." ---so war es wohl, meine Tochter musste sich in diesem Moment zwischen meiner und Grosspapis Liebe entscheiden, sie wusst genau, dass ich unglücklich wäre, wenn er ihr etwas kaufte. Und es stimmt schon, ich hatte das Gefühl, dass meine Autorität untergrabt wird, dass mein Vater hinter meinem Rücken ihre Gunst erkauft. Aber im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich falsch lag und dass es mein Vater wirklich gut meint. Und auch wenn er unbewusst solche Beweggründe haben sollte, dann nur aus einer eigenen Verletzung heraus. Ich habe eingesehen, dass ich hier 'aufstehen', die Verantwortung in meine Hände nehmen muss und nicht mich nicht in die Verletzten- und Angegriffenen-Rolle geben darf - denn helfen tut das nicht. Die letzten Monate waren für mich eine Maturität-Erlangen-Prozess was die Beziehung zu meinen Eltern angeht und tatsächlich sehe ich sie nun je länger je mehr in einem neuen Licht, nämlich ohne Bitterkeit und Unvergebung, sondern realisierend, dass sie ihr Bestes gaben und mir wohlwollend gegenüberstehen. Und das tun sie nun mehr denn je, gerade jetzt wo ich es ihnen zugestehe. Schon lustig, wie sich dies verhält: je besser man von einem anderen Menschen denkt (auch wenn oder gerade wenn man Grund hätte, nicht gut von ihm zu denken), desto besser und wohlgesinnter verhält sich dieser Menschin einem gegenüber! :-) Meine Tochter bekam also meine innere Zerrissenheit mit und fühlte sich zwischen den Fronten, sie fühlte sich dem Konflikt zw mir und meinen Eltern ausgesetzt und das hat sie überfordert, deshalb (unter anderen Gründen) hat sie wohl auch so heftig reagiert.

"Was denkst du persönlich, warum deine Tochter so austickte? War sie nur frustriert? Oder nahm sie dich in dieser ganz speziellen Situation als Gegner wahr? Konnte sie deine Gründe, die zum Nein führen, nachvollziehen oder nicht? Untergräbt es wirklich deine Autorität? Was ist schädlicher für deine Tochter - ein unnötiges Geschenk oder eine unangenehme Situation, in der sie zwischen dir und deinen Eltern steht? Was denkst du, weshalb deine Tochter in einem inneren Konflikt ist? Wegen des Umgangs mit Geld oder weil sie den Konflikt zwischen euch spürt?" ---Ja, sie nahm mir als Gegnerin war. Ich denke, die Gefahr dieser Wahrnehmung ist in einer Mutter/Tochter-Beziehung mitunter gross, dessen bin ich mir bewusst. Ich versuche mir stets vor Augen zu halten, dass ich meine Tochter respektiere wie eine gute Freundin und dass ich 'im selben Team' bin UND, dass unser 'Haus' ein 'Love-House' ist statt ein 'Court-House' (Naomi Aldort)! So schnell ist man in der Disziplin/Gegner/Zeigefinger-Rolle, ohne es zu wollen. Das braucht für mich schon ein hohes Level an Bewusstsein, was mir aber je länger je besser gelingt. :-) Du hast mit deinen Fragestellungen ins Schwarze getroffen und mir wieder einmal mehr gezeigt, dass in unseren Beziehungen GNADE walten soll. Und wenn man die Angst und Unsicherheit loslassen kann, braucht es oft auch gar kein Autorität-Waltenlassen oder Drohen, etc. Dann kommt man auch ganz gut mit klarer und sanfter Kommunikation, Demut und Geduld zurande!!

Ich hätte noch eine Frage: Wir wohnen im Moment (bis Mitte Dez) mit einer portugiesischen Familie zusammen, die einen 2jährigen Sohn hat. Dieser Junge ist in einer 'Trotzphase', reisst alles an sich, macht jede Schublade auf, nimmt meiner Tocher (6) ihre 'Besitztümer' weg, kommt überall herein, nimmt uns Essen vom Teller weg, kneifft das Baby (meine 2. Tochter, 1), etc. Ich ertrage das mit Fassung, das Baby auch, aber für meine Tochter ist es nicht einfach. Sie fühlt sich ihrer Privatsphäre beraubt. Sie ist sich gewohnt, mit anderen Menschen zusammen zu leben, aber mit dem 2j Buben fällt es ihr schwer. Sie weist ihn zurecht, sagt: Stopp, nein, nicht, etc. mit lauter Stimme. Seine Eltern sagen ihr jeweils, sie solle doch etwas netter sein mit ihm, er wolle doch nur spielen und sie sei doch die Ältere, etc. Oft spielt sie ja auch mit dem Bub, sie macht den Eindruck, sich Mühe zu geben, wofür ich sie wirklich bewundere! Wir haben nun in unserem Schlafzimmer 'unser Revier' eingerichtet, wo er Bub nicht hindarf. Da ich aber das Zimmer nicht abschliessen kann, kommt er trotzdem oft hinein. Seine Mutter holt ihn dann ihn wieder heraus, aber oft bleibt sie noch etwas, da sie den Bedarf hat, mit mir zu sprechen (sie ist Schwanger und in einer nicht so einfachen Lage und braucht jeweils jemand zum Reden). Ich weiss oft nicht, wie mit dieser Situation umzugehen. Ich sage meiner Tochter, dass ich ihre Privatsphäre schützen möchte und unser Schlafzimmer, lediglich unser Bereich sei und dass ich verstehe, dass sie ihre liebe Mühe mit David hat, dass das aber halt so sei bei so kleinen Buben und man sie irgendwie ertragen muss und sie trotzdem irgendwie gernhaben kann, etc. Aber unsere Türe vollkommen zu barrikadieren, empfinde ich als etwas unfreundlich unseren Gästern gegenüber. Wir sind ja auch alle Christen :-). Ich möchte einfach nicht, dass in dieser Situation meine Tochter zu kurz kommt. Dazu kommt, dass mein Mann im Moment auf Geschäftsreise ist und ich seit 4 Wochen mit den Kindern (und eben der Familie aus P.) alleine bin. Das funktioniert eigentlich gut, aber ich bin schon oft etwas überfordert. Vielleicht hast du mir auch für diese Herausforderung ein paar Tipps aus deiner Erfahrungs-Schatzkiste:)??

Ich danke dir von Herzen (bitte sagen, falls Du keine Zeit oder Lust hast, ich hätte/habe dafür Verständnis),
Noemi :-)

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8 Jahre 6 Monate her #5311 von Eviana
Antwort
Liebe Noemi,

du ahnst nicht, wie verbunden ich mich dir grad fühle, wenn ich deinen ersten Absatz lese. Ich gehe seit Längerem einen ganz ähnlichen Weg mit meinen Eltern. Bei mir dauerte es allerdings ganz lange, bis ich meiner Mutter vergeben konnte und verstandesmässig festhalten konnte, dass sie in ihrer Lage ihr Bestes gegeben hatte. Ich fühlte auch tiefes Mitleid mit ihr, weil sie nicht anders handeln konnte. Vor Kurzem führten wir ein sehr offenes Gespräch, bei dem sie mir ihre Sicht so nah bringen und verständlich machen konnte, dass sich nochmals mein ganzes Fühlen und Denken auf den Kopf stellte - ähnlich wie bei dir - und sich unsere Beziehung nochmals merklich verbesserte. Dafür bin ich sehr dankbar!

Ich stöbere seit einiger Zeit in einem Buch von Naomi Aldort. Es gefällt mir sehr gut, wie sie die Gleichwürdigkeit und Kompetenz der Kinder herausarbeitet und auf Vertrauen setzt. Was mir bis jetzt etwas fehlt, ist die klare Hierarchie. Darf ich fragen, was du von ihr gelesen hast?

Von wegen Erfahrungsschatzkiste... ;) Vor neun Jahren nahmen wir für einige Monate eine Frau (ebenfalls in einer schwierigen Lage) in unser Haus auf. Sie war extrem rücksichtsvoll und zog sich meist zurück. Wir verstanden uns alle gut. Und dennoch waren wir erleichtert, als wir wieder "unter uns" waren.

Leider kann ich dir nicht sicher raten, wie du vertrauenspädagogisch mit der Situation umgehen kannst, aber ich kann dir schreiben, was mir so durch den Kopf geht:

Es passiert mir immer wieder, dass ich mich "gegen" meine Kinder auf die Seite von Fremden schlage - früher passierte es häufiger, heute weniger. Gerade letzte Woche versuchte ich, unseren Jüngsten zu manipulieren, damit er sich in Gegenwart von Fremden ruhig verhält. Als ich es merkte, tat es mir sooo leid. Wie konnte ich nur! Ich will doch immer zu meinem Kind stehen - sogar, wenn es sich daneben verhält. Auf deine Situation bezogen, würde ich gut darauf achten, dass deine Tochter spürt, dass du zu ihr stehst. Ich würde sie in ihrem berechtigten Anliegen stützen, auch wenn es "nur" in der Form ist, wie du es bereits machst: Sie ernst nehmen, ihr zustimmen, sie aber gleichzeitig anleiten, trotzdem gut über den kleinen David zu denken und zu sprechen.

Gäbe es die Möglichkeit, gewisse wiederkehrende und voraussehbare Situationen von vornherein ganz zu vermeiden?

Ganz praktisch finde ich, solltest du dich selbst abgrenzen dürfen. Euer Schlafzimmer als ganz persönliche Zone?! Warum nicht? Würde die portugiesische Frau das als berechtigtes Bedürfnis wahrnehmen oder wirklich als Ablehnung empfinden? Kannst du mit ihr darüber sprechen? Als unsere Kinder klein waren, hatten die Kinder, welche älter als drei waren, ein abgesperrtes Spielzimmer, damit ihnen die Kleinen nicht laufend alles zerstörten, aber auch, damit sie nicht in den Besitz von kleinen und damit gefährlichen Gegenständen gelangten.

In unserer Familie stellte zudem die Frühlingskonferenz 2015 so einiges auf den Kopf: Es ging damals um Hierarchien unter Geschwistern. Seit wir die Jüngeren anleiten, sich den Grösseren unterzuordnen, und die Grösseren ermächtigen, zu führen - liebevoll und fürsorglich - kommt es viel (!) weniger zu Streit. Du könntest versuchen, deine Tochter in der Führungsrolle zu stärken. Ich finde, sie sollte sich durchsetzen dürfen. Leite sie gleichzeitig an, wie sie das am besten macht: also besser mit fürsorglichen Gefühlen arbeiten, als mit einem lauten Nein zu alarmieren. Könntest du das auch mit der Mutter des kleinen Davids besprechen?

Ich hoffe fest, dass dir noch andere ihre Ideen und Gedanken mitteilen. Auf alle Fälle wünsche ich dir ganz viel Weisheit für deine Situation und Durchhaltevermögen für die verbleibenden zwei Monate. Wie schön, dass ihr Gäste in Not aufnehmt... Möge Gott euer Miteinander segnen!

Liebe Grüsse
Eviana

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