Zu bequem aufs Klo zu gehen?

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7 Jahre 2 Monate her #5980 von HannahMama
Frage
Unsere Tochter (bald 5) ist schon länger trocken, macht aber ihr grosses Geschäft immer noch in die Windeln. Seit sicher zwei Jahren merkt sie wenn sie muss, holt sich dann eine Windelhose und sucht sich ein ruhiges Eckchen um ihr Geschäft zu machen.
Ich habe mir immer vorgenommen nie Druck zu machen bei diesem ganzen Thema, doch mit der Zeit merke ich, dass es an mir 'nagt'.
Ich habe sie heute gefragt, warum sie den Kack nicht einfach auch ins Klo macht. Sie sagte, dass es schöner sei in die Windel zu machen. Ich habe sie dann noch gefragt, ob sie Angst hat den Kack ins Klo fallen zu lassen, weil ich mal gehört habe, dass Kindern dieses Loslassen Angst machen kann. Sie sagte, sie hätte da keine Angst davor. Manchmal passiert es auch, dass das Grosse grad mitkommt, wenn sie fürs Pipi eh schon auf dem Klo sitzt und dann hat sie Freude. Doch diese Freude reicht nicht aus, um nur für den Kack aufs Klo zu gehen.
Ich merke, dass es mir langsam stinkt, sie zu putzen, weil es in meinen Augen nun nur noch Bequemlichkeit ist. Ich denke mir, dass sie ihr kleines Ritual mit dem Holen der Windel und dem ruhigen Eckchen suchen einfach geniesst und nicht bereit ist, sich auf etwas Neues ein zu lassen.
Da wir in unserer Erziehung eigentlich komplett auf Belohnungen verzichten, habe ich auch noch nie ausprobiert ihr irgendwie einen Anreiz zu schaffen. Doch heute kam mir die Idee, dass ich ihr vielleicht eine Belohnung in Aussicht stelle, wenn sie es auf dem Klo macht.

Was denkt ihr dazu? Belade ich damit das Thema?

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7 Jahre 2 Monate her - 7 Jahre 2 Monate her #5983 von marlis
Antwort
Liebe Hannahmama

Eigentlich habe ich in diesem Thema ja keine praktische Erfahrung, dürfte somit nicht wirklich mitreden :oops:
Dennoch möchte ich einen Gedanken einbringen: Was würde eigentlich geschehen, wenn man einem Kind, das offensichtlich fühlt, wenn es muss, einfach keine Windeln mehr kaufen würde? Angenommen, es gäbe tatsächlich keine mehr, etwa in Kriegssituationen (schrecklicher Gedanken, ich weiss) müsste es ja auch einfach gehen. Nimmt ein Kind wirklich Schaden, wenn man ihm einfach sagt "Schau, wir haben nun noch diese Packung Windeln, und dann haben wir keine mehr. Von da an geht das Gagi ins Klo." Völlig sachlich, ohne Druck, ohne Trara. Einfach als Tatsache. Oder auch als spezielles Ereignis, wie ein Advendskalender, " wir haben noch 15, noch 14 noch 13...Windeln, und man die eigene Vorfreude auf dieses Ereignis (das wäre ja bei Dir vorhanden) auf das Kind überträgt? Ich glaube, es wäre nicht völlig daneben, dieses Ereignis, den ersten Tag gänzlich ohne Windel zu feiern. Die Grösse der Feier ist ja dann Ermessungssache der Mutter.

Mir kommt in diesem Zusammenhang das Buch "Endlich Nichtraucher" in den Sinn. (Habe selber nie geraucht, war aber schon lange, und bin immer noch einfach interessiert am Thema) Da sagt der Autor, man müsse nicht aufhören zu rauchen, sondern beginnen mit dem Nicht-Rauchen! Das gibt eine ganz andere Perspektive auf das Ganze. Wenn nun Deine Tocher nicht aufhören müsste mit der Windel, sondern beginnen dürfte, ins Klo zu machen? Wenn DU diese Haltung einnimmst, meinst Du nicht, das würde sich auf Deine Tocher übertragen? Ich glaube einfach, dass es auch da möglich sein müsste, als Mutter klar zu führen und zu sagen "Nun ist es so uns so!" und das Kind fühlt Deine Entschlossenheit und kooperiert. Was denkst Du?

In der Hoffnung, nicht völlig am Thema vorbei geschrieben zu haben, schicke ich den Beitrag mal ab...

LG, Marlis

Edit: Du schreibst von einem Ritual. Vielleicht könntest Du auch da ansetzen, und ein neues Ritual einführen, damit da keine Lücke entsteht?!
Last edit: 7 Jahre 2 Monate her by marlis.
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7 Jahre 2 Monate her #5985 von Kiki
Antwort
Liebe Marlis, liebe HannahMama,

auf die Gefahr hin, das hier im Forum zum hundertsten Mal zu schreiben, möchte ich euch die Geschichte vom Trockenwerden unseres Jüngsten erzählen.

Unser Jüngster war fünf oder sechs Jahre alt und schon im zweiten Kindergartenjahr, als er immer noch eine Windel trug. Da ich wusste, dass er eigentlich trocken war, handhabte ich es dann so wie du, Marlis, es schreibst und... - stiess auf massive Gegenwehr, Schreien und Schluchzen. Im ersten Moment war ich ganz perplex. Ich hatte doch nie (!) Druck in dieser Sache aufgesetzt?!

Ein zufälliges Gespräch mit einer Freundin half mir auf die Sprünge. Sie fragte: "Was DENKST du über diese Sache?" In dieser Sekunde fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Eigentlich fand ich die Windel des Kleinen ganz praktisch. Wir waren oft und lange mit dem öV unterwegs und die öffentlichen Klos fand ich wenig einladend. Also änderte ich meine Einstellung - es konnte ja wirklich nicht sein, dass mein Kind mit zwanzig noch Windeln trägt, nur weil ich es praktisch finde - und kündigte das Ende der Windelzeit nochmals an: "Ab nächsten Samstag ziehen wir keine Windeln mehr an." Seine Reaktion war ein entspanntes "Okay!"

Vor diesem Erlebnis wusste ich zwar, dass unsere innere Haltung wichtig ist, aber ich hätte nie gedacht, dass es SO wichtig ist, innerlich überzeugt zu sein von dem, was man tut, und dann klar und ohne zu zweifeln voranzugehen bzw. zu führen. Unsere Kinder kooperieren wirklich mit unserem Herzen, nicht mit unseren Worten.

Liebe Grüsse
Kiki

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7 Jahre 2 Monate her - 7 Jahre 2 Monate her #5986 von marlis
Antwort
Liebe Kiki

Bei Dir war es die Bequemlichkeit, die Du gewissermassen schätztest, und die das Hindernis war, die Windel eher ablegen zu können.

Könnte es aber nicht auch sein, dass manche Mütter sich hinter dem "kein Druck machen" verstecken? ( Das ist bei diesem Thema doch voll 'in', man gehört doch nicht zu jenen bösen Eltern, die allen Ernstes ein "Töpfchentraining" machen! ) In Wirklichkeit aber fürchten sie sich (unbewusst?) schlicht davor, dass das Kind einen Aufstand machen würde, wenn sie das Thema "keine Windel mehr" auf den Tisch bringen. Das fühlt doch ein Kind, und kommt verständlicherweise mit der Unsicherheit der Mutter nicht klar, und reagiert mit "unmöglichem Verhalten", wenn sie das Thema doch anschneidet. Nun fühlt sich die Mutter darin bestätigt, keinen Druck machen zu wollen - und das Kind bleibt in der Windel stecken. Nicht weil das Kind noch keine Empfindung dafür hätte, sondern weil die Eltern unsicher führen!

Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich genau das schreiben: Erst muss die Mutter innerlich sicher sein, "ICH will das nun so!" und das Kind reagiert mit dem Herzen der Mutter, worauf sich das Problem in Luft auflöst.

Gilt nicht auch hier: Wir müssen authentisch sein, uns für einen Weg entscheiden - und den dann auch mit Entschlossenheit und innerer Ruhe darüber gehen! Das ist doch das, was so viele Kinder schmerzlich vermissen: Eltern, die klar führen und wissen, was dran ist! Früher mag man von den Kindern zu viel verlangt haben. Aber ist nicht auch da der Pendel ins Gegenteil ausgeschlagen und wir trauen ihnen manchmal etwas gar wenig zu??

LG, Marlis
Last edit: 7 Jahre 2 Monate her by marlis.

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7 Jahre 2 Monate her #5987 von Momira
Antwort
Ich staune immer wieder über dein praktisches Denken, Marlis, das fühlt sich so gut an!

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7 Jahre 2 Monate her - 7 Jahre 2 Monate her #5988 von Kiki
Antwort
Liebe HannahMama,

...weil es in meinen Augen nun nur noch Bequemlichkeit ist.


Wir sollen ja nicht "unter die Wasserlinie schauen", gelt... ;)

Bevor du dich für einen Weg entscheidest, würde ich trotzdem nochmals über mögliche Gründe nachdenken. Ist es nur Gewohnheit? Könnte es damit zusammenhängen, dass deine Tochter mit dir kooperiert und es nur eine sichere und angstfreie Führung braucht (so wie Marlis es schreibt)? Ist deine Tochter ein Kind, das auch sonst oft ein "Sicherheitsnetz" braucht? Traut sie sich im Alltag eher weniger zu als andere Kinder gleichen Alters? Gab es mal Zeiten, wo sie sich für diese Vorgänge auf dem Klo interessierte?

Bei meiner Nichte gab es zum Beispiel einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kindergartenbesuch und der Windel fürs "grosse Geschäft". Je mehr Druck sie auswärts spürte, desto schwieriger war für sie der Stuhlgang. Wenn sie sich verkrampfte, tat ihr Darm es auch. Erst wenn sie eine Windel um den Po hatte, konnte sie richtig entspannen.

Vielleicht würde es sich lohnen, nochmals nachzufragen, weshalb die Kleine es denn schöner findet, in die Windel zu machen - vielleicht mit Hilfe eines Rollenspiels mit Kuscheltieren. Der kleine Teddy will nicht aufs Klo und die Teddymama fragt deine Tochter, was man hier tun könnte.

Vielleicht hatte sie schon mal Verstopfung und damit verbunden Schmerzen beim Stuhlgang auf dem Klo?! Hat sie Angst "loszulassen"? Ekelt sie sich? Nimmt sie beim In-die-Windel-Machen eine andere Körperhaltung ein als auf dem Klo? Wäre ein Töpfchen eine Zwischenlösung? Je nachdem hilft vielleicht schon ein wenig Klopapier in der Schüssel. Wer weiss...

Ich wünsche euch von Herzen viel Klarheit und gutes Gelingen!

Liebe Grüsse
Kiki
Last edit: 7 Jahre 2 Monate her by Kiki.

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