zorniger Forscher

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12 Jahre 4 Monate her #1454 von Tikwa
Frage
Hallo, ich bin neu hier im Forum.
Das Buch "Erziehen im Vertrauen" hat mir sehr gut getan. Einerseits sehe ich mich in vielem was ich schon praktizierte bestätigt, andererseit habe ich doch viele neue Denkanstösse bekommen und will mich nun auf den Weg machen, das Vertrauen in unserer 6-köpfigen Famile zu stärken.
Nachdem ich die drei Grossen (11- und 9-jährige Mädchen, 8-jähriger Junge) mit mehr oder weniger Anstrengung gut durch die Trotzphasen begleitet habe, beissen wir uns nun als ganze Familie an unserem 22-Monatigen Nachzügler die Zähne aus. Ich könnte wohl Seiten füllen über Erzählungen, wo uns sein enormer Wille an die Grenzen führt.

Klein-Elija will überall dabei sein und mitmachen - wie es sich gehört - und als gutes Mami ;-) , lasse ich ihn Wasser in die Pfanne füllen, das Ei selber hineinlegen, Waschmaschine in Betrieb setzen etc.
Trotzdem akzeptiert er nicht, dass er den Laptop samt zugehöriger Maus in Ruhe lassen soll, dass er das CD-Gestell nicht ausräumen darf, dass es Zeiten gibt, wo seine Geschwister am Klavier üben wollen, ohne dass er auch reinspielt...

Seine Wutanfälle, wenn er nicht bekommt, was er will sind heftig. Sie beinhalten lautes Kreischen, Spielsachen oder andere Gegenstände voller Wucht auf den Boden schmeissen, den Kopf mit aller Kraft auf den Boden schlagen oder in die nächste (Glas)Türe rammen, den Kopf wiederholt in das Bein eines Familienmitgliedes rammen, beissen, schlagen, unsere Brillen vom Kopf schlagen, Kratzen...

Manchmal klappt das Trauern mit ihm. Nur wo sind da die Grenzen? Macht es Sinn, dass ich darüber traure, wenn er das CD-Gestell auseinander nimmt? Er forscht doch nur, findes die Tablartäger so toll, die er umstecken kann.... Aber öfters mag er nicht trauern und ist so wütend, dass er mich ins Gesicht schlägt.
Es kommt öfters vor, dass er aus Wut und Enttäuschung, wenn er etwas nicht tun durfte, das nächste Glas Wasser packt, mich mit den Augen fixiert und es dann ausleert...
Einmal haben mein Mann und ich ihn so lange gehalten, bis er sich in das Halten ergeben hat, aber das kann ich ja nicht immer tun - eine sechsköpfige Familie und ein grosses Haus erlauben nicht für jeden Fehltritt eine halbe Stunde Aufmerksamkeit und passt das überhaupt in dieses Konzept?
Manchmal schnallen wir ihn in den TripTrap und stellen ihn ein wenig abseits. Nur wenn er so richtig tobt, schaffe ich es nicht, ihn alleine hineinzuzwängen...

So ich glaube, für einen ersten Eintrag sind das mehr als genug Fragen. Wer hat eine Tipp für uns?

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12 Jahre 4 Monate her #1456 von Luema
Antwort
Hallo und willkommen :-)

> Manchmal klappt das Trauern mit ihm. Nur wo sind da die Grenzen? Macht es Sinn, dass ich darüber traure, wenn er das CD-Gestell auseinander nimmt? Er forscht doch nur, findes die Tablartäger so toll, die er umstecken kann....
Ja es macht durchaus sinn, auch darüber zu trauern. So kann er mit der Zeit erfühlen, was an FOrscherdrang auszuleben sinnvoll ist und was weniger...

> Einmal haben mein Mann und ich ihn so lange gehalten, bis er sich in das Halten ergeben hat, aber das kann ich ja nicht immer tun - eine sechsköpfige Familie und ein grosses Haus erlauben nicht für jeden Fehltritt eine halbe Stunde Aufmerksamkeit und passt das überhaupt in dieses Konzept?
Hmmm... also meine Gedanken dazu, wenn man sowas macht: Die Haltung bzw. das Ziel darf nicht sein, dass das Kind "sich ergibt". Sondern dass es in einem liebevollen, einfühlsamen "schrei deinen Frust einfach mal heraus, ich bin ganz nah bei dir und halte dich" passiert. Also eine BEgleitung, bis das Kind merkt, dass es ja in den Armen ist, in denen es eigentlich am liebsten sein will.
Das ist sicher ein umstrittener Punkt. Ich wage nicht, dazu ein klares Ja oder Nein zu sagen - es gibt sowas sogar als Therapieform.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine verzweifelten Trotzekinder am besten reagierten, wenn ich sie mir auf den Rücken in die tragehilfe nahm. Das erforderte ganz schön Energie, bis sie drin waren. ABer ich konnte doch nicht zuschauen, wie sie da am Boden lagen und verzweifelt schrien... Ich erklärte ihnen dann: "Wenns dir so schlecht geht, möchte ich dich ganz nah bei mir haben." Dass sie auf meinem Rücken waren, bewirkte nicht ganz so viel Abwehr wie wenn ich sie im Arm hielt, wo sie mein GEsicht sahen.
Nach etwa 15 minuten konnte ich jeweils ganz zufriedene, entspannte Kinder, die in guter Beziehung zu mir standen, wieder auf den Boden entlassen. Oder aber sie schliefen ein. In intensiven Phasen begannen sie generell das GEtragenwerden wieder zu lieben, auch wenn sie über zweijährig waren.

> Manchmal schnallen wir ihn in den TripTrap und stellen ihn ein wenig abseits. Nur wenn er so richtig tobt, schaffe ich es nicht, ihn alleine hineinzuzwängen...
Das möchte ich nicht empfehlen. So ein Anfall ist ein Zeichen von Verzweiflung für das Kind - lass es in dieser Not bitte nicht allein!

Das Wichtigste scheint mir, dass du nicht beginnst, Böses darin zu sehen, dein Kind als Widersprenstig und Unfolgsam zu betrachten. Glaube daran, dass er für alles ein Motiv hat, dass er selbst mit seinen heftigen Emotionen nicht klar kommt... und gib ihm immer wieder die SIcherheit, dass Du ihn bedingungslos liebst und annimmst. Zwischendurch das Kind etwas zu tragen, auch ohne dass so ein Ausbruch stattfand, kann oftmals das Kind innerlich ruhig machen und somit vorbeugen.

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12 Jahre 4 Monate her #1461 von Tikwa
Antwort
Danke für deine Antwort. Tragen in Wutzeiten geht leider nicht, da er mich dann ununterbrochen schmerzhaft an den Haaren reisst. Aber wie du geschrieben hast - Mit dem Vorbeugen machen wir recht gute Erfahrungen. In vielen Bereichen ist es einfach so, dass wir in unserer Halbgrossfamilie erwarteten, dass er einfach mitschwimmt, keinen "Ärger" macht. Sobald wir (auch die Geschwister) ihn aber überall mit einbeziehen wird er meistens ausgeglichener.

Trotzdem müssen wir noch den Weg finden, wie wir ihn in seiner Wut abholen. In den letzten Tage hat er das Trauern überhaupt nicht akzeptiert. Im Gegenteil, er schlägt mich dann oft ins Gesicht sucht den nächsten Gegenstand, den er auf den Boden schleudern kann. Wie kann ich da als Mama eines 22monatigen die "Dienstleistung" runterfahren, oder ihn gar bestrafen? Bisher bleibt mir nur die Triptrap-Methode, halt in meiner Nähe, wo ich beruhigend mit ihm reden kann.

Ein weiteres Problem ist das Einschlafen geworden. Bis vor einem Monat ist er anstandslos, ja sogar mit Freuden ins Bett gegangen, hat dort noch mit sich und seine Stofftieren geplaudert und ist dann freidlich eingeschlafen. Er schläft alleine in einem Zimmer. Jetzt weint er immer, will wieder ins Wohn- und Esszimmer, weint er wolle essen, spielen...
Ist er dann oben, ist offensichtlich, dass er hundemüde ist, er kriegt wieder wegen allem einen Wutanfall. Essen verschmäht er, halten lassen will er sich auch nicht. Legen wir uns zu ihm ins Bett, weint er meistens noch heftiger. Nachdem wir uns versichert haben, dass er wirklich nicht mehr isst, dass er wirklich nicht mehr spielt und auch eine(n) von uns nicht als Trost neben sich akzeptiert, lassen wir ihn oft schreien. Es bricht uns zwar fast das Herz, weil er dann so verzweifelt nach Mami oder Papa schreit (wovon er oft ganz heiser wird), aber wir sind oft schon so entnervt und müde, dass wir einfach nicht mehr können...

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12 Jahre 4 Monate her #1462 von Heinz Etter
Antwort
Liebe Tikwa
Eine solche Situation solltest du nicht im Forum diskutieren. Ihr braucht da mehr Hilfe, wenn nicht ein grösserer Schaden entstehen soll.
lg Heinz

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