Immer muss ich...

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10 Jahre 4 Monate her #3274 von Landi
Frage
Hallo zusammen,

Ich hoffe, ihr hattet alle eine gemütliche Weihnachtszeit...!

Ich möchte euch erzählen, was mich während diesen Tagen etwas traurig gemacht hat und fragen, wie ich damit umgehen soll.

S8 ist ein sehr intensives Spielkind. Sie ist seelig, wenn ich keine Forderungen stelle und sie machen lasse. Und das mache ich auch oft. Es gibt nur wenige Situationen in unserem Alltag, wo Dinge erwartet werden und genau an diesen "Regeln" stört sich unsere Tochter sehr. Sie fühlt sich eingeschränkt und ärgert sich, dass sie "immer MUSS".

Eines Abends, als sie um 22.00 noch am Spielen war, habe ich für sie bestimmt, dass jetzt Schluss sei. Das kommt oft vor, denn sie spürt meist nicht, wenn sie müde ist. Sie hat sich total dagegen gewehrt, hat geschumpfen und mir gesagt, dass wir Eltern immer befehlen und sie MÜSSE dann folgen. Immer MÜSSE sie alles...

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Irgendwie finde ich doch, dass es Situationen im Leben gibt, wo man einfach MUSS. Oder seht ihr das anders? Und trotzdem kann ich es nicht mit Druck einfordern.

Wie könnte ich in solchen Situationen auf meine Tochter reagieren?

Danke für eure Impulse.
Lg, Landi.

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10 Jahre 4 Monate her #3275 von Kiki
Antwort
Liebe Landi,

du kennst ja unseren Ämtli-Plan. Mit Aufgaben, die klar als Ämtli definiert sind, haben meine Kinder überhaupt keine Probleme. Es fällt ihnen leichter, etwas tun zu müssen, wenn sie sich darauf einstellen können. Das geht mir eigentlich auch so. Bei Aufträgen zwischendurch geht’s uns aber oft ähnlich wie euch.

Um möglichst nicht reagieren zu müssen, würde ich versuchen, solche Situationen vorauszusehen und deine Tochter vorzubereiten. Wenn sie so tief ins Spiel versunken ist, denkst du daran, die Bindung zu aktivieren, bevor du den Auftrag gibst? Es fällt ihr vielleicht auch leichter, wenn du ihr einen "Vorlauf" gibst: "Ich möchte, dass du in einer Viertelstunde ins Bett gehst. Ich stelle dir hier die Eieruhr." oder "Wenn du die Puppen alle zu Bett gebracht hast, möchte ich, dass du den Tisch deckst." Hast du schon mal in einer ruhigen Minuten mit ihr über "Rechte und Pflichten" in der Familie gesprochen?

Heute Morgen holte sich meine Ältere ein Pflaster, liess den "Abfall" davon aber liegen. In solchen Situationen ernte ich dann auch oft ein Gejammer und Gemotze, wenn ich darauf hinweise, dass das jetzt eigentlich der Job des jeweiligen Kindes wäre, darum habe ich mir angewöhnt nachzufragen, wenn sie so etwas Selbstverständliches nicht erledigen. Auf meine Frage, warum sie die Papierchen nicht in den Müll geworfen habe, antwortete unsere Älteste, ihr jüngerer Bruder habe die Papierchen auf den Boden geworfen. Also müsse er sie jetzt aufheben und in den Abfalleimer werfen. Keiner von beiden fühlte sich zuständig, und der Müll blieb am Boden liegen. Ich weiss gar nicht mehr so genau, was ich sagte - sinngemäss etwa: "Jesus diente, obwohl er das nicht hätte tun müssen. Keiner von euch fühlt sich für diese Zettelchen verantwortlich. Ich kann das für euch übernehmen." Ich war ganz überrascht, als die beiden dann sofort gesprungen kamen: "Nein, warte, wir können das machen."

Als mein Jüngster einmal schimpfte, er müsse mir immer folgen, habe ich ihm nur lachend zur Antwort gegeben: "Ja, natürlich musst du das. Ich sorge mich ja auch um dich." Damals schaute er mich erstaunt an und gehorchte aber sofort ;-) .

Liebe Grüsse
Kiki

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10 Jahre 4 Monate her #3276 von Luema
Antwort
Hallo Landi
Ich lese aus den Worten "immer MUSS ich" einerseits ganz ganz viel Frust darüber, dass der Kinderplan durchkreuzt wurde. Dies helfen, auszudrücken, würde ich versuchen.
Evtl. wars das dann auch schon... einfach eine Form suchen, um den Frust etwas anders loszuwerden...

Vielleicht auch nicht. Meine Tochter, die auch demnächst 8 wird, hatte solche Phasen auch. Einmal war ich so frustriert darüber, dass ich am Mittag mich auf einen Stuhl gesetzt habe und gejammert habe: Immer muss ich kochen! Dabei mag ich grad was ganz anderes machen! Wisst ihr was, heut koch ich doch einfach nicht, ok? Die Kinder schauten mich gross an und meinten dann: Aber Mama, du MUSST doch kochen! Ich hinterfragte das mal und meinte, sie könnten sich ja auch ein Müsli holen... ich selbst hätte nämlich gerade keinen Hunger. da waren sie natürlich nicht einverstanden. Nach einigem Hin und Her konnten sie den Zusammenhang zu sich selber sehen. Ich höre seither kaum mehr ein "Immer muss ich"... Sie sehen, dass ich ganz viel meine eigenen Wünsche hinenan stelle für das Wohl der Allgemeinheit, und sind je älter sie werden, desto mehr auch bereit dafür. Phasenweise wenigstens. ;-) Sie werden ja noch älter und reifer... :-)

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10 Jahre 4 Monate her #3277 von HannahMama
Antwort
Liebe Landi!
Ich möchte das was Kiki sagt unterstreichen.
Bereite Deine Tochter darauf vor, so dass sie sich darauf einstellen kann. Wenn ich unsere Tochter mit einem Auftrag ’überrumple’ kriegt sie regelmässig richtige Wutanfällt. Wenn ich ihr sage ’jetzt kannst du noch drei mal dies oder jenes machen, dann beendest du dein Spiel’, dann kann sie damit meistens sehr gut umgehen.
Vielleicht ist es auch eine Idee, die Zeiten und Freiräume, wo Deine Tochter nichts ’muss’ zu betonen - so dass sie sich bewusst wird, dass sie oft Zeiten hat, an denen sie selber bestimmen kann, was sie wie lange machen will.
Ansonsten gefällt mir auch sehr der Gedanke von Luema - das ’wer braucht wen’ wieder zu verdeutlichen. Deine Tochter ist noch in so Vielem von Dir und Deiner Fürsorge abhängig. Was Luema erzählt gefällt mir so, weil es die ’Hierarche’ so sanft wieder ordnet.

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10 Jahre 4 Monate her #3280 von Landi
Antwort
Danke für eure Antworten! Es hat viel Hilfreiches dabei für mich. Was ich mir vorallem zu Herzen nehmen möchte ist, dass ich wieder vermehrt versuche vor einer Anweisung die Beziehung zu aktivieren. Das geht natürlich nicht immer, da das aktivieren der Beziehung auch Zeit braucht. Aber ich erlebe schon, dass sie in "beziehungsstarken" Zeiten eigentlich meistens bereit ist, meinen Anweisungen zu folgen.

Wir hatten gestern und heute ein ganz schönes Erlebnis, das ich euch noch kurz erzählen möchte: S8 wurde sehr nachdenklich, nachdem sie mehrere Male ein Kinderlied von einer CD hörte, das sich um den 1. Korinther 13 (Kapitel über die Liebe) handelte. Sie erklärte uns, dass sie doch so gerne diese Liebe hätte und so mit anderen umgehen könnte, wie es darin beschrieben ist. Am Abend im Bett redeten wir noch lange darüber, wie man 1.Korinther 13 umsetzen könnte und dass wir Menschen es eben nicht schaffen, aber Gott uns helfen kann. Es freute mich sehr die Echtheit ihres tiefen Wunsches zu spüren und sie darin begleiten zu dürfen. Wir haben dann abgemacht, dass wir das gemeinsam lernen möchten und täglich dafür beten wollen, dass diese Liebe in uns wächst.
Heute Abend im Bett wollte sie weiter reden und Erlebnisse mit der Liebe von heute mit mir teilen. Nachdem wir so ausgetauscht hatten, erinnerte ich sie daran, dass ich ihr damals keine Antwort geben konnte, als sie mir vor ein paar Tagen vorwarf, dass sie immer alles müsse. Ich hätte jetzt eine Antwort für sie. Dann viel sie mir ins Wort: "Ja, ich weiss, es ist die Liebe. Wenn ich Gottes Liebe habe, muss ich nicht mehr so fühlen."

Es ist wunderschön mein 8-jähriges Mädchen auf diesem Weg begleiten zu dürfen und dabei selber herausgefordert zu werden. Und nicht nur das. Es ist mir während den letzten 48 Stunden neu bewusst geworden, dass Gott selber meine Kinder begleitet und sie zur richtigen Zeit an Dingen wachsen lässt. Das gibt mir Mut, gerade auch für Zeiten, in denen einfach nichts klappt!

Lg, Landi.

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10 Jahre 4 Monate her #3281 von HannahMama
Antwort
wow, ist das schön! vielen dank fürs erzählen, das ermutigt mich sehr!

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