Die eigene Trägheit als Hindernis fürs Mithelfen

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10 Jahre 3 Monate her #3404 von Luema
Frage
Ihr Lieben
Ich lese gerade das Buch "Erziehen im Vertrauen" wieder mal durch, und es tut mir unglaublich gut.
Mir fiel bei Kapitel 6 wie Schuppen von den Augen, wie sich bei mir die eigene Trägheit vor den Helferwillen meiner Kinder gestellt hat. Ich lasse sie ja nur gerade die "tubelisicheren" Aufgaben erledigen. Für alles andere fehlt mir die Geduld, sie anzulernen oder allfällige Fehler mit ihnen zu beheben.

Das war mal anders. Ich habe ihnen früher echt mehr zugetraut und sie mehr helfen lassen. Kein Wunder, dass das Mitarbeiten gerade so harzig läuft.

Ich nehme mir fest vor, das zu ändern. Und studiere daran herum, wie genau.

Was machen Eure Kinder im Alter von 5-8jährig schon ganz allein? Wo habt ihr ihnen Verantwortung übertragen und erlebt, dass sie sie mit Freude wahrnehmen? Welche Aufgaben, die ihr ihnen überlasst, fordern sie heraus, so dass sie versuchen ihr Bestes zu geben?

Ich bin gespannt auf Eure Berichte.

Liebe Grüsse
Maria

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10 Jahre 3 Monate her #3406 von Kiki
Antwort
Guten Morgen, liebe Maria,

"Was machen Eure Kinder im Alter von 5-8jährig schon ganz allein? Wo habt ihr ihnen Verantwortung übertragen und erlebt, dass sie sie mit Freude wahrnehmen? Welche Aufgaben, die ihr ihnen überlasst, fordern sie heraus, so dass sie versuchen ihr Bestes zu geben?"


Unser Jüngster wird bald fünf. Während des Tages hilft er mir bei allen Hausarbeiten mit. Im Büro übernimmt er Kleinigkeiten, z. B. das Papier aus dem Drucker nehmen, die Maus bedienen usw. Selbständig versorgt er die Katzen mit Futter und Wasser, macht den Znacht oder wickelt sich, wenn’s ihm zu lange dauert, bis ich Zeit habe ;-) . Herausfordernd sind für ihn die Arbeiten, bei denen es "genau" sein soll, z. B. wenn er nicht zu viel Essig in die Salatsauce schütten sollte...

Unsere 8-Jährige kocht und putzt gerne alleine, aber besonders beliebt sind bei ihr die "offenen" und kreativen Aufträge: z. B. dekoriere den Hauseingang der aktuellen Jahreszeit entsprechend neu oder decke den Tisch festlich für unseren Besuch. Sie räumt extrem gerne auf, ganze Zimmer, aber auch nur einzelne Schubladen. Ihre Stärke liegt auch im Anleiten ihrer jüngeren Geschwister (z. B. bei den Hausaufgaben oder bei einer Hausarbeit).

Keines meiner Kinder bügelt gerne. Alle haben grossen Respekt vor dem heissen Dampf.

Viel Spass beim Weiterlesen im "Erziehen im Vertrauen" ;-)
Kiki

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10 Jahre 3 Monate her #3407 von Kiki
Antwort
"Ich lese gerade das Buch "Erziehen im Vertrauen" wieder mal durch, und es tut mir unglaublich gut. Mir fiel bei Kapitel 6 wie Schuppen von den Augen..."

Mir ging’s beim erneuten Durchlesen dieses Buches im Zusammenhang mit der Strafe ebenso. Auf den Seiten 120/121 (4. Auflage) steht:
"Ein Kind, dem das Einfühlungsvermögen fehlt, wird unter Umständen trotz Ermahnung und Zuspruch übergriffig mit seinen Geschwistern umgehen. Hier können Strafen, eingebettet in die liebevolle Beratung, bewirken, dass ein Kind einen Ersatz für diese Einfühlung aufbaut, indem es sich aus Furcht vor Strafe korrekt verhält. Das ermöglicht wieder ein normales Zusammenleben, was so auch den Raum schafft für positive Erfahrungen und Entwicklungen."

Irgendwie schien das gefühlsmässig nicht ganz zu VP zu passen, weil Kinder, die vertrauenspädagogisch geführt werden, sich ja meist ohne Druck von aussen korrekt verhalten und Strafen praktisch überflüssig sind. Ein lieber Freund öffnete mir hier die Augen: Druck und Strafe dürfen sein, aber... es soll aus Liebe geschehen, zum Wohl des Kindes. Wichtig ist, dass die Eltern auch dabei vom Kind auf seiner Seite wahrgenommen werden.

Ich bin gespannt, ob du beim Weiterlesen noch mehr Aha-Erlebnisse haben wirst...

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10 Jahre 3 Monate her #3408 von joy
Antwort
Seit ich unserem jüngsten Sohn (5)mehr zutraue, fragt er des öftern "was cha ig dir no häufe?" Kochen hilft er sehr gerne. Da kann ich ihm gut das Zerkleinern von verschiedenen Lebensmittel übergeben, Tisch decken, Salat schleudern usw. Es ist erstaunlich, wie gut das alles schon klappt und ich ihn wirklich machen lassen kann. Wenn ich sehe, dass eine Arbeit für ihn doch noch etwas zu schwierig ist, sage ich "ou chum, das mache mer zäme", das akzeptiert er sehr gut.

Unsere 9 jährige Tochter backt sehr gerne. Nur: sie macht alles unglaublich schnell und überlegt dann oft zu spät, dass dieser Handgriff nicht so geschickt war. Es entsteht jeweils eine riesige Unordnung oder es unterliefen ihr Fehler, die nur mit viel Mühe wieder auszubügeln waren. So war ich in Versuchung ihr die Idee zu Backen wieder auszureden. Wir machten dann zusammen ab, dass wir das Rezept zusammen durchlesen, sie mich jederzeit fragen kann und sie meine Tipps annehmen soll. (sie wollte halt alles möglichst selber machen). Das akzeptiert sie so jetzt gut und sie war mir in letzter Zeit wirklich auch eine Hilfe.
Ich traue meinen Kindern einiges zu, bin auch nicht ängstlich und trotzdem müssen sie lernen meine Erfahrungen und Tipps anzunehmen. Es gibt auch Situationen wo ich ihr Helfen dankend ablehne, mit der Erklärung, dass es gerade sehr schnell gehen muss (Zeitdruck). Ich denke auch das hat seinen Platz.
Herzlich Joy

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10 Jahre 3 Monate her #3410 von Landi
Antwort
Hallo Luema

Auch meine Trägheit war lange Zeit ein Hindernis für meine Kinder - und es ist sie z.T. immer noch. Aber ich habe erlebt, wie Kinder aufblühen, wenn man ihnen eine ganz aussergewöhnliche Arbeit aufgibt, als ich vor ein paar Monaten unseren neuen Ämtliplan einführte. Es lagen die unmöglichsten Arbeiten zur Auswahl auf dem Tisch und die Kinder waren so eifrig, wollten alles neue ausprobieren. So war es S8’s Interesse, jeden zweiten Tag die Toilette zu putzen. Die ersten paar Male brauchte sie meine Hilfe, dann wollte sie es ganz alleine machen und schlussendlich hat sie ihre zwei jüngeren Geschwister mitgenommen, alle standen in der Toilette und sie hat ihnen gezeigt wie es geht. Oder Y (damals 6) war begeisterte Wäscherin. Sie hat gelernt die Waschmaschine alleine einzuräumen, Mittel einzufüllen und die richtigen Knöpfe zu drücken, dass sie läuft. Darauf war sie total stolz. Leider ist es eben meine Trägheit, dass ich die Kärtchen schon lange nicht mehr auslegte und die Kinder helfen dadurch auch weniger. Aber ich hatte grad vorgestern ein schönes Erlebnis, wo ich einem Kind mehr zutraute als normal:

Ich war am Kochen und wollte aber zwischendurch noch die Wäsche aufhängen. Das Wasser für die Teigwaren war schon auf dem Feuer (Gasherd, da war ich immer sehr vorsichtig, da es ein offenes Feuer hat) und die Sauce am köcheln. Ich gab dem noch nicht kochenden Wasser schon mal Salz zu und gab Y7, die am Küchentisch etwas arbeitete, den Auftrag, die Teigwaren ins Wasser zu geben, sobald das Wasser kocht und die Flamme kleiner zu machen und zu rühren. Sie strahlte gleich auf und sagte: "Aber ich sollte doch auch noch Salz zugeben, oder?" Ich: "Nein, das hab ich schon gemacht, damit du nicht an soviel denken musst." Y7: "Ok, aber das hätte ich schon auch machen können." Ich ging dann nach oben mit der Wäsche und sie hat diese Aufgabe ganz gewissenhaft ausgeführt.

Danke, Luema, für deinen Anstoss. Ich möchte in Zukunft auch wieder mehr dran bleiben und meinen Kindern wieder vermehrt die Möglichkeit zu geben Verantwortung zu übernehmen und so das Helfen als befriedigend zu erleben.

Lg, Landi.

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10 Jahre 3 Monate her #3417 von lara
Antwort
Unsere (bald) neun Jährige hat das backen entdeckt, sie sucht sich alles selber zusammen und räumt danach wieder auf, wenn sie was wissen muss, kommt sie fragen. Das hat mich zuerst auch gestresst da ich ans Putzen gedacht habe, aber es ist danach eigentlich immer ziemlich sauber und die strahlenden Kinderaugen...! Was alle zwischendurch selbständig machen (Jügster 5J): Tischdecken,Staubsaugen, Böden aufwischen, Bad putzen, eigene Wäsche verräumen, Kompostkübel leeren, Betten machen, beim Bauern Milch holen,... Sie helfen auch beim Kochen, im Garten, beim Fensterputzen usw. immer wieder. Hmmm, bald können sie alles selber und was mach ich dann noch? :-)

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