die andere Rolle im Beisein von Freunden

Hallo zusammen,
ich war heute mit unserem Ältesten D9 zum ersten Mal an einem JO-Animations-Skirennen. Ich nahm auch den Jüngsten R4 mit. Gestern Abend war D9 sooo aufgeregt und brauchte fest meine Nähe und mein Zuhören. Er sagte sogar, er wolle gar nicht an dieses Rennen gehen. Als wir dann heute in einem uns noch unbekannten Skigebiet ankamen, hat er richtig gestresst, damit ich schnell seine Karte löse. Dann fragte er ganz beunruhigt, wo er nun hinmuss. Ich versuchte ihn mit den Worten zu beruhigen: "Schau, da vorne stehen schon einige, du wirst dann schon merken, wohin du stehen musst." Und schon war er ohne ein Wort zu sagen weg bei seinen Freunden. Als dann die Startnummern verteilt wurden, wollte ich ihm helfen, sie überzuziehen. Erst wehrte er sich gereizt. Dann merkte er, dass meine Hilfe doch noch gut wäre. Da ich selber etwas nervös war (so das erste Mal...), half ich einfach. Sie waren dann mit ihrer Gruppe unterwegs und als ich ihm am Start noch alles Gute zurief, sah er nur verlegen weg. Nach dem Rennen sah ich ihn dann mal auf dem Bügellift. Wir standen kurz unter der Liftendstation und winkten ihm. Oben bügelte er ab und fuhr auf die andere Seite davon. Ich spürte, dass es mich schmerzte. Dann erfuhr ich zudem noch, dass er gar nicht alleine fahren dürfte. Also hielt ich ihn das nächste mal an und sagte ihm, dass er sich mindestens jemanden suchen müsse und nicht allein fahren darf. Als ich mit R4 dann mal mit dem Lift an ihm vorbeifuhr rief er, wann die Rangverkündigung sei. Ich bügelte oben ab und fuhr zu ihm. Doch als ich fast bei ihm war, fuhr er mit seinem Freund davon. Ich rief ihm noch nach, er schaute kurz zurück und fuhr weiter. Ich spüre, wie mich das verunsichert (sein Verhalten aber auch meine Gefühlsreaktionen). Aber ich weiss auch, dass ich seine Liebe nicht einfordern will. Zuhause sprach ich ihn noch auf eine andere Situation an und ich musste merken, dass er das gar nicht so gemeint hat, wie ich es dachte. Ich kam mir plötzlich so klammernd vor. Kennt ihr solche Situationen auch? Was habt ihr schon zum Thema Loslösung in diesem Alter erlebt? Und wie weit soll ich ihn gehen lassen?

Mit lieben Grüssen vropfi

Liebe Vropfi,

die letzten Wochen waren wir einige Male auf der Eisbahn. Für die Kleinen haben wir jeweils Eislauflernhilfen in Form von Tieren gemietet. Solange "nur" fremde Kinder beim Schlittschuhlaufen waren, fanden es auch die Grösseren lustig, mit diesen Tieren herumzuflitzen, ihre Geschwister herumzuschieben, und es war für sie auch sichtlich ein Genuss, mal an meiner Hand herumzukurven. Sobald aber Klassenkameraden auftauchten, wollten sie alleine (auch nicht mit den Geschwistern oder Klassenkameraden) unterwegs sein. Vielleicht war es ihnen peinlich...?! Meine beiden Grossen sind definitiv nicht gleichaltrigenorientiert, und darum war es für mich okay so. Ich selbst verhalte mich in Gesellschaft verschiedener Menschen auch unterschiedlich.

Die Sache mit dem "Gehen-Lassen" kenne ich aus der Zeit, als unsere Kinder noch ganz klein waren, allerdings in einer etwas anderen Form. Bei uns waren es die Grosseltern, die meine Kinder dazu brachten, mich "sitzenzulassen". Unsere Kinder haben eine sehr innige und vertraute Beziehung zu den Grosseltern, weil wir uns bis zu dreimal in der Woche zum Essen oder zu gemeinsamen Ausflügen treffen. Früher verletzte es mich oft: Endlich hatte ich mal Freizeit und somit auch die Zeit, ausschliesslich (nicht neben Kochtopf und Staubsauger) für meine Kinder da zu sein. Und was machten diese? Schnappten sich die Hand von Oma und Opa und liessen mich manchmal mit Buggy, Wickelrucksack und gefühlten tausend Kleidungsstücken stehen. Da stand ich dann manchmal, ziemlich frustriert und traurig... Damals entschied ich mich, dass es mir nicht um mich selbst gehen soll, sondern um meine Kinder. Was sollte daran falsch sein, wenn sie die Zeit mit ihren Grosseltern teilten? Ich entschied mich! Ich wollte mich einfach darüber freuen, weil es für unsere Kinder und unsere Eltern gut war. Es fiel mir manchmal nicht leicht, meine Kinder so ziehen zu lassen, aber rückblickend betrachtet, habe ich dabei überhaupt nichts verloren. Im Gegenteil...

Solange ich glaube, dass es gut für meine Kinder ist, möchte ich sie "ziehen lassen".

Dir und deiner Familie alles Gute
Kiki

Obwohl ich versuche, Gegensteuer zu geben, bin ich eine eher überbehütende und ängstliche Mama. Wenn meine Kinder die Gelegenheit haben, "frei" unterwegs zu sein, geniessen sie das in vollen Zügen...

Ich danke euch, für euer Mitdenken.
Ja, ich erlebe es mit D9 absolut auch so, dass er es geniesst, einfach frei zu sein auf der Piste in Geschwindigkeit und Pistenwahl. Wenn ich mit allen 4 unterwegs bin oder wir als ganze Familie ist es halt auch immer ein "nach den anderen richten" was für ihn aber keineswegs nur ein muss ist. Er spielt gerne den Skilehrer und ist stolz darauf, wenn der kleine Bruder oder die kleinen Schwestern etwas ausprobieren, was er ihnen vormacht. Letzten Donnerstag war Schülerskirennen, da liess ich ihn auf "unseren" Pisten auch fast den ganzen Tag mit zwei Schulkollegen fahren. Abends im Bett beim Gute Nacht sagen legte er seine Arme um mich und sagte: "Das schönste heute war, dass ich allein (ohne Erwachsene) fahren durfte." Da kann ich mich sehr mit ihm freuen.

Ich glaube, ich habe oft auch Angst vor dem, was die Gleichaltrigen Orientierung mit meinen Kindern anstellen könnte...
Ich will mich echt auch immer wieder dazu entscheiden, meinem Kind UND Gott zu vertrauen und vom Guten auszugehen.

Liebe Grüsse vropfi