Wenn ich das damals gewusst hätte...

Mehr
6 Jahre 6 Monate her #6151 von Bäretatze
Frage
Ihr lieben, (die ihr auch schon ältere Kinder habt...)
Kommt ihr auch hin und wieder in die Situation, wo ihr denkt, "wenn ich das damals schon gewusst hätte... ... hätte ich xy ganz anders gemacht..."?
Mir geht das so, wenn ich junge Familien und ihren Umgang mit den Babys sehe, aber auch bei ganz vielen anderen Themen. Und schlussendlich gerade auch in Bezug auf VP. Oh hätte ich das damals schon gekannt, manche Entscheidung hätte ich komplett anders getroffen...
Bei all diesen Gedanken tut es so gut zu wissen, dass Gott uns unsere Kinder anvertraut hat, und er wusste, auf was er sich dabei einliess ;) Seine Gnade ist unendlich, er vergibt gern, und er kann auch auf krummen Zeilen gerade schreiben!
Das entlastet mich total!
Bzgl. einer spezifischen Situation sprach mich unsere Tochter (damals etwa 13) drauf an und sagte, das war aber damals gaaaar nicht vertrauenspädagogisch. Ich musste ihr total recht geben, und ich spürte, hier war es einfach dran, mich bei ihr zu entschuldigen. Gleichzeitig erklärte ich ihr, was ich damals dachte, und wie ich es heute sehe. Abschliessend meinte sie, dass sie ja nun durch diese Erfahrung von damals andere kleine Kinder gut verstehen und sich in Trennungssituationen gut einfühlen könne. Das war ein wunderbares Gespräch!
Ich finde nicht, dass wir uns grundsätzlich für Fehler bei unseren Kindern entschuldigen müssen, das kommt sehr auf die Situation dran. Aber hier spürte ich einfach, es ist richtig so.

Wie macht ihr das? Kennt ihr solche Gedanken auch?

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Mehr
6 Jahre 5 Monate her #6188 von NoCa
Antwort
Hallo Bäretatze
Dass du dich bei deiner Tochter entschuldigt hast und ihr zusammen geredet habt, finde ich toll. Ein Sternmoment. Ich glaube, dass wir uns selbst als Eltern reflektieren und unsere Fehler eingestehen unseren Kindern (aber auch einander) gegenüber finde ich wichtig- das setzt das Kind (und uns frei). Das ist wahre Stärke und Maturität, auch wenn das ein Kind wohl nicht versteht. Ohne Selbsteinsicht, Demut, Fehlereinstehenkönnen, sich nicht (immer) rechtfertigen, etc. kann man ja schwerlich eine Beziehung haben und genau das ist es ja, was wir wollen: Eine (gute) Beziehung/Bindung zu unseren Kindern (und Partnern). Leider gibt es so einige ungesunde Patterns, die sich bei mir (zumindest) eingebrannt haben und die ich immer wieder durchbrechen muss (und auch will). Mein Mann macht mich jeweils darauf aufmerksam.
Vorgestern hatte ich einen solchen Sternmoment mit meiner Tochter: Sie hatte keine Lust, mir in der Küche nach dem Abendessen zu helfen. Ich meinte dann etwas überfordert, dass ich es nicht fair fände, wenn sie mich einfach mit all der Arbeit stehen liesse. Wie macht IHR, wie läuft das bei EUCH mit Mithelfen???
Nach kurzer Zeit kam sie zurück und entschuldigte sich - sie hätte sich Gedanken gemacht und ihr sei in den Sinn gekommen, wie ihr Vater kürzlich die (wahre) Geschichte von einem Mann erzählt hatte, der keine Arme hatte, sondern nur Handstümmel, die ihm aus den Schultern wuchsen. Sie begann dann, durch ihre Kleider durchzugehen und Stücke auszusortieren, die sie 'ärmeren' Mädchen weitergeben will. Wir haben dann alles zusammen verpackt und die kleine Schwester hat einige ihrer Spielsachen auch eingepackt. Ich habe meine ältere Tochter lange umarmt und ihr gesagt, wie stolz ich auf sie sei, dass sie sich entschuldigt hätte and that 'she got over herself and thought about others'. Mit ihr geht es bei mir oft darum, ihre kindlichen Reaktionen und Launen zu ertragen und mich daran zu erinnern, dass ich die Erwachsene und sie die in vielerlei Hinsicht noch Unreife ist. Das hilft mir. Ich kann mich ja an mich selbst als Kind erinnern und wie ich mich jeweils fühlte.,,
Du sagst, dass du findest, wir müssten uns grundsätzlich nicht für unsere Fehler entschuldigen. Meinst du, dass es unsere Kinder verunsichern würde, wenn wir uns zu 'reuig' und 'demütig' zeigen?

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Mehr
6 Jahre 5 Monate her #6189 von Bäretatze
Antwort
Liebe NoCa

Danke für den Einblick in eure Familie den du uns gewährst!
Betreffend entschuldigen: Zwei Sachen finde ich wichtig:
Zum einen geht es ja um die Hierachie. Kinder sollten ihre Eltern als stark, sicher und fürsorglich erleben. Das heisst, auch beim Entschuldigen sollten wir in dieser Alpharolle bleiben. Wie soll ich das beschreiben... Man kann sich entschuldigen in der Haltung, dass man die Verantwortung für den Fehler und auch für die Beziehung behält. Zeigen, dass man Ok ist und mit der Situation umgehen kann. Auch, dass man nicht davon abhängig ist, ob das Kind nun vergibt und einlenkt oder nicht. Oder man kann "angeschlichen " kommen, völlig am Ende aufgrund des Fehlers und um Vergebung "betteln". Das wären dann Unterordnungssignale.
Weiter denke ich, wir müssen uns in erster Linie vor Gott verantworten. Fehler also bei ihm in Ordnung bringen, das ist wichtig, und das entlastet mich immer wieder. Manchmal ist es dran, sich bei einem Kind zu entschuldigen, das spürt man. Wenn wir es ständig tun, verunsichern wir damit unsere Kinder, weil sie ja dann nie wissen, ob das jetzt richtig ist was wir tun oder eben nicht. Das sollte nicht sein.
Aber man kann da sicher keine allgemeingültige Regel aufstellen. Ich denke, wir spüren intuitiv was dran ist, und sonst beten wir darum.

Liebe Grüsse, Bäretatze

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Mehr
6 Jahre 5 Monate her #6190 von Bäretatze
Antwort
Achja noch betreffend Mithilfe:
Ich erlebe es ganz oft so, dass es auch eine Sache der Beziehung ist. Oft helfen die Kinder mit, weil sie Zeit mit mir verbringen wollen. Beim "Küche machen" oder beim gemeinsamen Wocheneinkauf lässt sich so schön plaudern und erzählen.
Manchmal ordne ich aber einfach auch an " xy räumt jetzt die Küche auf" oder "alle gehen nun ihre Betten abziehen." Kommunikation im 2. Quadranten des Join-up-Gitters hilft hier sehr. Klare Anordnung, nicht feindlich aber auch nicht fragend / bittend.
Ich merkte auch dass meine Erwartungen manchmal zu hoch waren. Habe selber schon oft erwartet, dass eine Arbeit "gesehen und erledigt" wird. Das funktioniert manchmal, aber sehr oft eben nicht. Drum sind klare Anordnungen so wichtig.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Mehr
6 Jahre 4 Monate her #6192 von NoCa
Antwort
Danke für deine Wissensperlen!
Ich hätte noch eine Frage zum Thema "Dienstleisungsverweigerung", was ich seit zwei Tagen versuche zu tun. Meine Ältere hat das selbst vorgeschlagen: Ich muss dir nicht helfen und du musst mir nicht helfen.. Haha. Ich habe ihr dann aufgezählt, was das genau bedeuten würde (- kein Essen kochen (sie macht sich selbst was und ich lasse sie essen was sie will, solange sie sauber macht, - keine Wäsche waschen (sie bringt ihre Wäsche selbst zur Maschine, hängt sie auf, etc.). Lustigerweise hatten wir zwei ganz friedliche Tage und ich merke wie ich eingespielte Muster brechen muss, beispielsweise dass ich die Familie nicht bediene und dann oft unzufrieden bin, weil mir nicht genug geholfen wird, oder dass ich einfach vermehrt tue, was ich wirklich will und nicht, was ich denke ich muss oder was meine Pflicht ist. Ich habe mich über die Jahre schon etwas vernachlässigt und mich vollkommen dem Muttersein hingegeben und jetzt merke ich, dass ich schon gerne wieder mehr auf mich selbst achten möchte: wieder mehr Musik machen, ev. wieder als Lehrerin arbeiten, Sport/Körperachtsamkeit, Sozialisation, etc. Das käme auch den Kindern zu gute, da es mich wohl zur mehr Sicherheit spendenden Führerin machen würde.
Wie ist das bei dir? Wie wirst du dir selbst gerecht?
Und: hast du schon mal Erfahrung gemacht mit "Dienstleistungseinschrânkung" (ich erinnere mich, dass Heinz das mal erwähnt hat, ev. im Buch), wie konsequent darf/soll man da sein?

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Mehr
6 Jahre 4 Monate her - 6 Jahre 4 Monate her #6198 von Bäretatze
Antwort
Liebe NoCa,

Du sprichst hier zwei verschiedene Themen an.
Das Thema "Dienstleistungsverweigerung" (ich glaube nicht, dass das im Original so heisst, weiss aber grad auch nichts besseres) ist ein Wichtiges, denn wir sollten es nicht falsch verstehen.
Damit wurde die Situation beschrieben, wenn eigentlich eine Join-up-Intervention dran wäre, das Kind diese aber verweigert. Dann halten wir quasi die Welt ein Stück weit an, und bieten nur noch den "Überlebensservice". Alles andere weisen wir ab, "bis die Sache xy geklärt ist". Dies machen wir nur mit Kindern, die schon gemischte Gefühle haben und vorallem wenn die Beziehung sonst grundsätzlich ok ist. Wichtig dabei ist unsere Herzenseinstellung. Es soll nicht darum gehen, dass wir es mal etwas ringer haben, sondern einzig und allein darum dem Kind / Teenie zu verstehen zu geben dass wir beharrlich sein werden und nicht einfach "Gras drüber wachsen lassen". Es soll auch nicht feindlich zu und her gehen, sondern sachlich und klar.

Das andere Thema erinnert mich an einen Vortrag von Gordon Neufeld zum Thema "Und was ist mit mir?" Die Quintessenz daraus ist, dass wir als Mütter in unserer Alpharolle durchaus auch nicht leer ausgehen. Fürsorgliches Alphasein nährt durchaus auch. Darum sieht man auch oft, dass Mütter im Laufe der Jahre sehr viel reifer werden. Das hat Gott wunderbar eingerichtet, dass wir Mütter nicht einfach nur Geben müssen, sondern durch unser Geben auch genährt werden und sogar reifen können.

Selbstverständlich sind wir aber nichts desto trotz aufgerufen, achtsam und verantwortlich mit uns und unseren Grenzen umzugehen. Du fragst, wie ich mir selbst gerecht werde. Diese Frage kann ich schlecht in wenigen Sätzen beantworten und ist auch sehr persönlich. Grundsätzlich geht es darum, dass wir Mütter ein Umfeld brauchen, dass uns gut tut. Menschen die uns gut tun, und uns auch unterstützen. Wenn du mehr von mir und meiner Geschichte (die es zu diesem Thema tatsächlich gibt!) wissen möchtest, erzähle ich dir davon gerne per Mail. Melde dich dafür bei Brigitte, sie wird dich vermitteln.

Nun bringst du die beiden oben genannten Themen in Verbindung. Ich denke, es ist gut, wenn du für dich selber klärst, was du brauchst um als Mutter optimal funktionieren zu können. Manchmal ist eine Änderung "Aussen" notwendig, manchmal ist es auch ein "inneres" neues JA zu der Mutterrolle, mit der damit verbundenen Alphaposition. Anschliessend könntest du den Alltag angehen, für euch überlegen, was deine Aufgaben sind, und was du deiner Töchter übertragen möchtest. Dies klar kommunizieren, und dann barmherzig umsetzen, im Sinne von guten Gewohnheiten schaffen.

Hierzu ein Beispiel aus meinem Alltag: Ich nervte mich darüber, dass ich immer noch fast alle Wäsche selber in den Schränken versorgen muss. Dies wollte ich langsam ändern, und stellte die Wäschekörbe in die Zimmer. Nun nervte ich mich aber über das entstandene Chaos in den Schränken. Ich musste mir überlegen, lebe ich mit dem Chaos, weil sie es nun einfach nicht besser können, oder es ihnen nicht wichtig ist. Oder mache ich diese Arbeit weiterhin, weil mir aufgeräumte Schränke (und meine Nerven) wichtiger sind? Ich entschied mich für Letzteres, zumindest für die nächsten Monate. Und nun mache ich es wieder mit frohem Herzen, weil ICH mich dafür entschieden habe, aus freiem Willen. Verstehst du, was ich meine?

Die Dienstleistungsverweigerung übe lieber sparsam aus, wenn es gar nicht anders geht.

herzliche Grüsse Bäretatze
Last edit: 6 Jahre 4 Monate her by Bäretatze.
Folgende Benutzer bedankten sich: NoCa

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutretten.

Ladezeit der Seite: 0.073 Sekunden

Suchen

Spenden

Betrag eingeben

JSN Educare is designed by JoomlaShine.com | powered by JSN Sun Framework