Pink!

Ich muss wieder einmal mein Herz ausschütten.

Wenn ich das Thema in meinem Umfeld anspreche, dann merke ich schnell, dass es ein weit verbreitetes Thema ist. Mich nimmt es einfach so mit.

Als unser Sohn 3 Jahre alt war, bekam er einen grösseren Kindersitz. Er wollte gerne einen roten, aber ich sagte mir: Wenn er grösser ist und so einen hat und ihn dann plötzlich nicht mehr will? Nein, das kann ich nicht machen. Dazu hab ich einen blauen Sitzbezug gekauft. Dieser hat er von Beginn weg abgrundtief gehasst und er war nicht lange drauf.
Um jene Zeit hat er seine Lieblingsfarbe entdeckt. Von da an war alles nur noch Pink, Pink, PInk (oder Rosa, wie das andere vielleicht nennen). Es durfte keine andere Farbe sein als Pink! Ich hatte gar nichts zu melden.

Dann kam der Abend, an dem er seinen pinken Pullover ins Mukiturnen anziehen wollte. Das kam nicht gut. Ich habe einen Moment nicht aufgepasst und schon ist er offenbar ausgelacht worden.

Nun ist er im Kindsgi. Er weigert sich, sein Gilet anzuziehen, das sein Grossmueti mit einer Farbwechselnden Wolle gestrickt hat (er hatte sie selber ausgewählt). Es hat ein paar Spuren Pink drin. Den Schneerutscher, den er letztes Jahr explizit ausgewählt hat, will er heute nicht mehr anfassen. Der pinke Pullover ist in der Versenkung der Schublade verschwunden und wird keines Blickes mehr gewürdigt. Und da gibt es noch manch anderes.

Seine Lieblingsfarbe hat er auf Rot gewechselt. Das ist ähnlich und akzeptabel.
Bei Pink hat er eine 180°-Wendung vollzogen.

Und ich stehe an. Als wir nur seine pinke Regenhose hatten, die er in den Kindsgi mitnehmen konnte, hab ich ihm gesagt: "Wenn jemand dich auslachen will, dann sagst du ihm einfach, dass du anziehen darfst, was dir gefällt. Da braucht niemand zu lachen."

Er ist offenbar sehr sensibel auf das, was andere denken. Von einem anderen Kind, das in die Hose gemacht hat, hat er mir erzählt. Aber wenn es ihm passiert (was manchmal nicht selten vorkommt), dann bricht eine Welt zusammen.

Gibt es andere Pink-Mamas? Wie habt ihr die Situation gemeistert?

Liebe SchoCo,

bei uns hiess das Problem nicht «Pink!», sondern «Windel». Unser Jüngster wollte und wollte einfach nicht auf die Windel verzichten - auch kurz vor Schuleintritt noch nicht - obwohl er schon längstens trocken war. Damals sprach ich mit ihm und machte ihm bewusst, dass er deswegen ausgelacht werden könnte. Aber lösen konnte und wollte ich das Problem nicht für ihn. Danach habe ich ihm die Entscheidung überlassen, weil ich wollte, dass er sich für das FÜR IHN kleinere Übel entscheidet. Er entschied sich für die Windel und damit für die Sprüche seiner Kollegen - und war glücklich dabei.

Im privaten Bereich könnte sich dein Sohn vielleicht zwischen dem Gilet von Grosi und Frieren entscheiden oder zwischen Rutschen mit dem rosa Schneerutscher oder zu Fuss gehen...

Im Kindergarten sähe es für mich persönlich ein bisschen anders aus. Einerseits würde ich mein Kind nicht dem Gespött anderer aussetzen wollen, andererseits würde ich auch nicht den Eindruck erwecken wollen, dass man sich immer nach der Meinung anderer richten muss. In unserer Familie ist es aus finanziellen Gründen gar nicht möglich, so fest auf die Wünsche der Kinder einzugehen. Vielleicht würde ich so argumentieren: "Deine Kollegen haben dir grundsätzlich nicht zu sagen, was du gut finden sollst und was nicht. Aber Pink ist wirklich keine typische Jungenfarbe. Ich verstehe auch ein wenig, dass deine Freunde das lustig finden. Für den Kindergarten leihen wir uns die blaue Regenhose von ... aus. Und statt des Gilets nimmst du ein T-Shirt unter den Pulli. Zum Pfade während der Weihnachtsferien kannst du dann die pinke Regenhose und das Gilet nehmen."

Du schreibst:

Ich hatte gar nichts zu melden.

Vielleicht ist es eine ganz gute Erfahrung für deinen Sohn. Und wenn es das nächste Mal Wünsche gibt, bei denen du Probleme voraussiehst (wie z. B. beim Sitz), könntest du deinen kleinen Schatz an diese Geschichte erinnern, selbst aussuchen und ihn dann durch seinen allfälligen Frust begleiten .

Liebe Grüsse
Doro