Instrument Ueben

Meine Tochter hat vor ein paar Monaten mit dem Geigenspielen begonnen. Anfangs haben wir jeden Tag geübt, ich habe mit ihr gesungen und selbst mitgeübt. Das machte ihr Spass, den sie nun leider inzwischen verloren hat. Nun wáre es jedesmal ein ‚Knortz’, sie zum Ueben zu bringen, weswegen ich es nun seit einiger Zeit einfach sein lasse, da ich auf das ‚Ueberreden, Zwingen’ keine Lust habe. Sowieso lasse ich es (seit Kurzem oder sogar Längerem) jeweils schnell sein, wenn sie etwas nicht will. Ich habe einfach nicht die innere Kraft dazu, lasse lieber los, auch wenn ich mich teilweise überfahren fühle, also so, als ob ich meine Tochter ‚gewinnen’ lasse. Aber wenn ich nicht loslasse ist halt die Gefahr gross, dass ich genervt werde und ihr ein schlechtes Gefühl über sich selbst gebe, das möchte ich natürlich auch nicht. Gerne wüsste ich, wie ich am besten mit dieser Situation umgehen soll...

Liebe NoCa,
Herzlich willkommen auf unserem Forum! Eine gute Frage, die du da stellst !
Gestern war ein Flötenkonzert von 5 bis 8 jährigen und den Kids hat es offensichtlich Freude gemacht. Mich hat berührt, wie die Lehrerin mit ihnen in Verbindung war, es war offensichtlich, dass sie über einen wunderbaren Draht zu jedem der Kinder verfügte. Sie sagte danach, in diesem Alter sind die (meisten) Kinder noch nicht fähig zu üben, was wir unter üben verstehen. Sie arbeite viel mit Abwechslung, bei mehrstimmigen Liedern oft eine andere Stimme geben, so dass sie mitzählen müssen und dadurch dabei sind, sie suche Lieder und wähle solche, die Freude machen.
Ein Ziel wie dieses Konzert liess den Wunsch bei A.(7) so gross werden, dass sie von sich aus "und wenn de Senn, go melche got" unermüdlich wiederholen wollte
Unterstützend ist da natürlich, dass ihre Grossmutter wunderbar Flöte spielen kann und so oft für sich musiziert und die Kleine hört, wie es sein kann und der Wunsch, auch so zu spielen genährt wird.
Liebe Grüsse und bin gespannt zu hören, wie es bei euch weitergeht!
Barbara

Hier noch ein alter Forumsbericht, der mich immer wieder freut zu diesem Thema:

Ich muss Euch einfach etwas Schönes mitteilen. Vor ca. 1,5 Jahren wollte unser Grosser anfangen, Gitarre spielen zu lernen. Der Mittlere begann mit Blockflöte bei mir. Aber nach kurzer Zeit war alles nur noch ein Krampf-Kampf. Ich: Hast Du schon geübt? Und entgegen kam mir aller aufgestauter Frust, der sich jetzt am "NIcht-üben-wollen" entlud. Nach einem halben Jahr habe ich die Übung abgebrochen. Obwohl es rund um mich tönte : Da musst du durch. Das ist überall so. usw
Die Beziehung zu meinen Kindern war durch das "Musizieren-Müssen" so belastet. Ich habe also nichts mehr gesagt, der Gitarrenunterricht wurde abgesagt, die Flöte verschwand im Kasten. Mein Mann und ich aber musizierten weiter.
Nach ca. einem Jahr, in dem unsere Beziehung gut gewachsen war, wollte J7 wieder flöten. Er fragt mich jetzt, wie er den neuen Ton spielen kann und wie jener Rhythmus geht. Jeden Tag flötet er. Dann denkt er sich neue Melodien aus und wandelt flötend durchs Haus. "Flöten ist cool!", findet er. Auch seine Klassenkameradin lernt bei uns mit ihm zusammen. Dann spielen wir zu dritt.
Auch G9 will wieder musizieren, jetzt aber Klavier. Und er ruft mich immer, wenn er nicht weiter weiss.
Während ich früher den ganzen Frust über mich ergehen lassen musste, wenn etwas nicht auf Anhieb klappte, darf ich mich jetzt einfach über ihre Fortschritte freuen und auf Wunsch coachen.
WOW,was für eine wunderschöne Erfahrung am vp Lernen. Unser Haus klingt und schwingt!
LG Teresa

Jetzt wäre es natürlich spannend, wie es bei euch Teresa, mit dem musizieren weitergegangen ist, würde uns freuen, von dir zu hören!
Liebe Grüsse Barbara

Vielen lieben Dank für eure Beiträge, die mich sehr inspiriert und mir weitergeholfen haben! Ich habe die 'Geigenlern-Übung' dann auch abgebrochen, da es mich zu viel Energie gekostet hat. Stattdessen musiziere ich selbst weiter und versuche Erfüllung darin zu finden, selbst musikalisch tätig zu sein (da ich ja sogar selbst Musik studiert hab:). Ich vertraue darauf, dass meine Tochter (6einhalb) das Musizieren von sich selbst aus an die Hand nimmt, wenn sie dazu bereit ist. Ich glaube, dass sie dazu wirklich noch zu jung ist. Sie ist noch sehr verspielt und ihre Hauptbeschäftigung ist noch hauptsächlich das Spiel. Das, habe ich eingesehen, will ich ihr so lange wie möglich und nötig lassen - kompormisslos:) Eine Freundin hat kürzlich auf Facebook gesagt, dass je mehr Zeit sie mit den Kindern verbringe, je mehr sie lese und studiere und nachdenke, merke sie, welch viel höhere Berufung die Kinder haben als es wir ihnen je zugestanden haben - und dass wir sie in eine Schublade gesteckt haben. Ich glaube es ist grundsätzlich an der Zeit, dass wir einander frei lassen, einander in Freiheit leben lassen und selbst frei werden:-)

Ich habe vor einiger Zeit einen unglaublich tollen, bestätigenden Artikel über Sozialkompetenz übersetzt - geschrieben von Naomi Aldort, die ich kürzlich entdeckt habe und welche mich wirklich sehr inspiriert. Leider gibt es noch ein paar Fehler, aber ich habs grad nicht geschafft, das Dokument zu editieren. Falls jemand den fehlerfreien Artikel möchte, kann ich den gerne noch 'nachliefern'!
Liebe Grüsse