Hierarchie unter Geschwistern

Liebe Tiqva,

ja, deine Gedanken sind sehr hilfreich! Vielen Dank. Es geht einerseits darum, selbst zur Klarheit zu kommen bzw. Gottes Willen zu erforschen, und andererseits, ehrlich zu seinen Gründen zu stehen. Ob die Kids aus Liebe und Respekt zum anderen Kind hingehen oder ihren eigenen Wünschen folgen und absagen, werden wir also jedes Mal neu prüfen müssen.

Die Gründe meiner Kinder, warum sie nicht an diese Feiern gehen möchten, sind sehr unterschiedlich. Selten sind es "praktische" Gründe, zum Beispiel Angst vor dem Besuch im Schwimmbad, weil sie noch nicht so sicher schwimmen können. In solchen Fällen fällt es auch leicht, entweder eine Lösung zu suchen, zu begleiten oder abzusagen.

Schwierig finde ich, wenn es die Beziehung zum anderen Kind betrifft. Ich würde es nicht übers Herz bringen, mit der Begründung "Du bist mir eigentlich so fremd, dass ich viel lieber zu Hause bleiben würde..." oder "Du kommst mir konstant zu nahe, ich fühle mich nicht wohl bei dir..." abzusagen. Hm... Da wäre dein vorgeschlagenes "Ich möchte nicht kommen" neutraler.

Motiviert durch deinen Beitrag habe ich das Thema beim Zmittag zur Diskussion gestellt. In vielen Fällen betrifft es offenbar die Spiele (z. B. Flaschenspiel), bei denen die Kinder mitmachen sollten, aber nicht möchten. Das ist ihnen in vielen Fällen sehr unangenehm. Das kann ich gut nachvollziehen. Es wäre wohl auch hier hilfreich, das Neinsagen zu üben...?! Ich habe mir die DVD "Ein Ja zum Nein" von der Frühlingskonferenz bestellt. Da werde ich jetzt grad reinschauen...

Liebe Grüsse
Kiki

Danke für den Einblick, liebe Kiki. Dann sind deine Kinder wohl schon grösser; Flaschenspiele existieren in unserer Welt noch nicht (worüber ich auch sehr sehr froh bin).

Von Herzen viel Mut und das richtige Gspüri für dich und deine Kinder! Ich kann ihre Gründe übrigens sehr gut nachvollziehen und finde es bewundernswert, wie differenziert sie ihre eigenen Gefühle wahrnehmen! (Hast du gut gemacht!)

Zum Neinsagen fällt mir noch eine Situation aus unserer Familie ein:

unser Ältester (11 J.) hat auch Mühe mit dem Neinsagen bei seinen Kollegen. Ein guter Kollege von ihm rief also wieder einmal an und fragte ihn, ob er auch Fussballspielen komme. Unser Sohn hatte dazu aber keine Lust und sagte nein. Da redete der andere solange auf ihn ein, bis er doch ja sagte. Aber er wollte dann doch nicht gehen und rief später nochmals an, um abzusagen. Aber da war der Kollege schon weg (auf dem Fussballplatz) . X. ging dann einfach nicht hin, was ich nicht ganz richtig fand. Aber er sagte, er habe es ja nochmals versucht, ihn zu erreichen. Es wurde (soweit ich es weiss) nachher nie darüber gesprochen untereinander. Ich sprach aber nachher noch mit ihm darüber und sagte ihm, dass er seine Meinung wirklich ehrlich sagen solle und es einer Freundschaft nicht schade, wenn man auch einmal nein sagt.

Das nächste Mal, als dieser Kollege wieder anrief und ihn drängte, zum Fussballspielen zu kommen, blieb er bei seinem nein. Und als er auflegte, strahlte er mich an und rief: Juhui! Ich habe es geschafft, nein zu sagen!!!

Das war dann wirklich ein Erfolgserlebnis für ihn.

Als er letzhin darunter litt, dass ein paar Mädchen seiner Klasse immer so gemein zu ihm waren, ermutigten wir ihn, sie mal zu fragen, warum sie das machen. Er nahm den Mut zusammen und fragte sie und seither lassen sie ihn in Ruhe. (Das hat zwar nicht mit dem Neinsagen zu tun, sondern eher mit dem Ehrlichsein). Aber ich finde es einfach schön!

lg dirawe

Ihr Lieben,

gerne möchte ich noch eine kurze Begebenheit von heute erzählen:

Vorgestern spielte unser Jüngster mit den Rittern. Im Laufe des Tages spielte seine jüngere Schwester mit. Am Abend hatten sie eine riesige Mittelalterlandschaft aufgestellt, die wir - einerseits, weil sie so schön war, und anderseits, weil die Zeit knapp war - nicht aufräumten. Gestern Abend packten dann die beiden Kleinen alles in eine Kiste, versorgten sie aber nicht im Spielzimmer. Also blieb sie über Nacht stehen, und unsere älteste Tochter räumte heute Morgen alles wieder aus. So spielten alle drei friedlich zusammen, bis es auf einmal Uneinigkeit gab, wer denn jetzt wo bauen und kämpfen durfte.

Nachdem die Verantwortlichkeiten (bzw. die Situationshierarchie) nicht so klar wie üblich waren, befetzten sich die Kinder ziemlich, und der Jüngste kam schliesslich zornig und schimpfend zu mir.

Ich erklärte den Dreien dann, dass jetzt nicht ganz klar sei, wer eigentlich zu bestimmen habe. Deshalb sollten sie doch zusammen nach einer Lösung suchen. Daraufhin meinte der Jüngste sofort: "Okay, dann geh ich Lego spielen", und die Jüngere zur Älteren: "Und du darfst Chef bei den Rittern sein."

Liebe Grüsse
Kiki

Wie schön! Danke fürs Teilen!