Hierarchie unter Geschwistern

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8 Jahre 1 Monat her #5602 von Kiki
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Liebe Landi,

deine spontane Abneigung gegen diese Regel kann ich sehr gut nachvollziehen. Anfangs hatte ich auch Mühe, ein einzelnes Kind ausgeschlossen zu sehen. Aber das Vertrauen in die Geschwister hat sich bei uns gelohnt.

Jeden Morgen beim Zmorge behandeln wir biblische Geschichten, Gleichnisse, Missionsgeschichten oder andere Geschichten. Am Abend lese ich unseren Kindern immer Bücher vor. Anhand dieser vielen guten und schlechten Beispiele diskutieren wir über das Leben und Gottes Willen für uns. Manchmal sprechen wir auch zusammen über vertrauenspädagogische Grundsätze und wie sie mit der Bibel zusammenhängen ;) . Natürlich ist hier auch die Nächstenliebe ein Thema, und zur Nächstenliebe gehört, dass wir unsere Wünsche hinter diejenigen von anderen Menschen zurückstellen. Aber was ist meine Nächstenliebe wert, wenn sie mir aufgezwungen wird? Das wäre dann ein Handeln aus Motiven der Angst statt aus Motiven der Liebe. Bei unseren Kindern ist es ganz spannend zu beobachten, dass sie teilen wollen, ihre Geschwister mitspielen lassen wollen usw. Nicht immer, aber viel öfter als vorher, als sie dazu gezwungen wurden.

Manchmal wundere ich mich, dass ich nicht schon früher selbst darauf gekommen bin. Ich lasse mich ja auch nicht gerne zu etwas zwingen. Viel lieber verschenke ich mich selbst freiwillig. Es gibt ja noch genügend andere Situationen, wo wir Erwachsenen, aber auch die Kinder zur "Kooperation" gezwungen werden, z. B. am Arbeitsplatz, in der Schule usw. (und auch das will gelernt sein). Oder anders gesagt: Dass ich "Besitz" habe (Geld, Zeit, Kraft), ermöglicht mir erst, freiwillig herzugeben. Verstehst du, wie ich das meine?

Liebe Grüsse
Kiki
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8 Jahre 1 Monat her #5603 von Landi
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Liebe Kiki,

deine Antwort gefällt mir sehr und ich glaube tief im Innern, dass die biblische Lehre sowie unser eigenes Vorbild der Schlüssel sind für unsere Kinder das Leben zu lernen. Ich wünsche mir manchmal noch mehr Vertrauen in meine Kinder. Wir handhaben die Thematik ganz ähnlich wie tiqva und wir reden auch oft über den Umgang untereinander. Dein Input hat mir Anstoss gegeben, zusätzlich auch wieder mehr zu vertrauen.

Wenn wir bei der Hirarchie unter Geschwistern sind... Etwas, das mich auch schon inspiriert hat hier im Forum, ist der Rat (weiss nicht mehr wann und wo), dass wir vorsichtig sein sollen unsere älteren Kinder in der Gegenwart der Jüngeren zurecht zu weisen. Das untergräbt die Hirarchie. Besser ist es in einer ruhigen Minute mit dem Älteren nochmals über die Situation zu sprechen und es quasi zu coachen und mit ihm zu einem besseren Umgang zu finden. Das ist etwas, was ich am Lernen bin. Viel zu schnell weise ich die Kinder in der Situation zurecht und spüre dann regelrecht ihren Frust. Denke ich aber dran und greife das Thema z.B. am Abend im Bett auf, merke ich wie das Kind sich in seiner Würde ernst genommen fühlt und es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen will.

Bin da noch fest am Lernen...

Lg, Landi.
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8 Jahre 1 Monat her #5604 von Vropfi
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Hallo zusammen, ich melde mich auch mal wieder ;) . Finde eure Unterhaltung grad sehr lehrreich und mache im Moment auch so manche Erfahrung. Unser Ältester D11 entwickelt sich zu einem charmanten, jungen Mann, wenn ich eben diese Würde achte und ihn nicht vor seinen Geschwister zurechtweise, sondern in einer ruhigen Minute unter 4 Augen. Heute Abend nach dem Turnen waren alle so müde und stritten beim Znacht nur noch. Auch ich selber konnte mich nicht zurückhalten und wurde lauter als ich wollte :blush: . D11 räumte dann seine Sachen ab und wollte sie in die Maschine räumen. Als er sah, dass die voll sauberes Geschirr ist, sagte er zu seiner Schwester: "Halt, das ist sauber, die müssen wir erst ausräumen." Er stellte das schmutzige Geschirr hin und räumte die Maschine aus. S10 tat es ihm gleich :cheer: . Das sind echt die tollen Momente in denen ich so froh bin, dass es diese Hierarchie, welche sich gut anfühlt gibt :lol: !
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8 Jahre 3 Wochen her #5606 von tiqva
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Liebi Kiki

Danke für deinen Beitrag - das klingt so wunderbar, ich würde sogar sagen (den Ausdruck finde ich zwar etwas schwierig): schöpfungsgemäss. Eure Art, eure Kinder den Umgang miteinander zu lehren, spricht mich sehr an und ermutigt mich, mehr zu vertrauen, wie es auch Landi schon sagte.

Es hat in mir ausgelöst, dass wir nun morgens wieder mit Familienandacht begonnen haben (in den letzten Wochen ging das unter), und zwar nicht mit einem Andachtsbüchlein, sondern direkt mit der Bibel. Ich empfinde, dass Gott schon am Wirken ist. Danke für die Inspiration!!

Ich habe immer etwas darunter gelitten, dass ich am Abend, wenn eben auch eine gute Zeit für biblische Geschichten ist, so müde bin. Der Morgen ist für mich nun eine wunderbare Gelegenheit, damit auf eine neue Art wieder einzusteigen.

Herzlichst
Tiqva
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8 Jahre 3 Wochen her #5611 von Kiki
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Liebe Tiqva,

uns liegt der Morgen auch viel mehr. Da sind wir noch frisch, gut gelaunt und aufnahmefähig :P .

Zu deinem Beitrag davor möchte ich dich noch etwas fragen. Du schreibst:

Einerseits finde ich es wichtig, dass ein Kind auch "Nein" sagen und alleine oder mit jemand seiner Wahl spielen darf...


Mir bereitet genau dieses Neinsagen in einem etwas anderen Zusammenhang häufig Kopfzerbrechen: Meine Kinder werden relativ häufig zu Geburtstagsfesten und Spielnachmittagen eingeladen, möchten aber in 9 von 10 Fällen nicht hingehen. Manchmal machen wir dann gemeinsam einen Termin aus (z. B. gehen wir ins Kino oder besuchen jemanden), damit sie mit "gutem Gewissen" absagen können. Da ich selbst ganz schlecht nein sagen kann, wünsche ich mir aber auch, dass sie lernen sich abzugrenzen. Wie ziehst du (oder andere) hier die Grenze zwischen Neinsagen und Höflichsein?

Liebe Grüsse
Kiki
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8 Jahre 3 Wochen her #5612 von tiqva
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Liebe Kiki

Uh, ja, ähm,... ;-) schwierig. Ich komme auch aus der nicht-nein-sagen-können-Ecke, habe jedoch in den letzten Jahren kräftig geübt.

Ich selber versuche es so zu leben (und meine Kinder auch darin zu trainieren): Ich frage Gott, was Er will, und mache dann das versuche dann das zu machen. Letzthin war unser Ältester an eine Geburtstagsparty (Disco!) eingeladen. Zuerst sträubte sich alles in mir, dann hatte ich doch den Eindruck: JA, er soll gehen, und ich ging mit ihm hin. Dabei hatte ich sehr gute Gespräche mit anderen Müttern, und einen grossen inneren Frieden.

Natürlich spielt bei solchen Fragen unsere auch Seele mit. Dies möchte ich unterscheiden. Ich versuche mir darüber klar zu sein: Warum will ich es (nicht)? Warum will es mein Kind (nicht)? Diese Fragen ehrlich zu beantworten, führt mich oft an den Kern meiner Unsicherheit und ist so sehr hilfreich. Wenn es z.B. Ängste sind, gibt es vielleicht auch andere Wege, mit diesen umzugehen?

Nun zu deiner Frage (sorry fürs Ausholen): Wenn ihr in einer inneren Gewissheit den Eindruck habt: Nein, das ist jetzt nicht dran, würde ich versuchen, ehrlich zu sein. Ob das nun heisst: "Ich möchte nicht kommen" oder "Ich kann nicht kommen", darüber bin ich mir nicht klar.

"Sich selber sein", dies wurde in den letzten Jahren immer mehr zu meiner Devise. Das heisst, ich lege meinen Willen in Gottes Hände und stehe dann dazu. Ich versuche, nicht wegen anderer Leute oder wegen eigener (religiöser, menschlicher,...) Ansprüche etwas zu machen resp. zu unterlassen.

Ich weiss nicht, ob dir das jetzt hilft...

Herzlichst
Tiqva

PS: Unsere Kinder LIEBEN Geburtstagspartys - in unserem Quartier leben sehr sehr viele MigrantInnen, und viele von ihnen feiern mangels Platz in den Wohnungen im McDonalds... Daran musste ICH mich sehr gewöhnen ;-)
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