Führen von kleinkindern

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10 Jahre 2 Wochen her #3999 von Joyce
Frage
Und gerade nochmals eine frage...

Mir ist irgendwie einfach unklar, wie man kleine kinder führt. Aus meiner sicht versuche ich wirklich klar zu sein mit unserem 2jährigen, doch sehr oft hat er einfach etwas anderes im kopf als ich. Er ist sehr willensstark und da prallen oft 2 verschiedene meinungen gegeneinander. Ich habe oft ein gnusch damit, wo nachgeben dran ist und wo ich klar bleiben sollte. Bin mir auch nicht sicher, ob ich richtig führe. Denn mein sohn "schwimmt mir nicht einfach hinter her wie bei der ente". Ich habe oft das gefühl, er nimt mich als gegner wahr und das möche ich doch ganz und gar nicht. Vielleicht kann mir das jemand mit dem führen nochmals erklären?



Herzliche grüsse, joyce

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10 Jahre 2 Wochen her #4002 von Joyce
Antwort
Ich glaube ich führe dies noch etwas aus:

Eine konkrete Situation, wo mir das Führen schwer fällt ist zum Beispiel folgende: Unser 2Jähriger steht seit kurzem am Morgen selber auf (er kann alleine aus dem Gitterbett klettern). Das ist auch völlig ok. Oft steht er schlecht gelaunt auf, will dann einen Milchschoppen, doch mit dem Schoppen ist dann alles nicht gut, er will mehr Schoggipulver hinein, oder kaum hat er den Schoppen hat er im Kopf, er wolle jetzt ein Konfibrot und kann sich dann am Schoppen gar nicht mehr freuen. Und noch im selben Satz ruft er dann schon "Büechli erzählen". So stellt er total viele Forderungen und weiss selbst nicht, was er wirklich möchte. Ich versuche dann die Führung zu übernehmen und schlage ihm vor, dass wir jetzt zusammen aufs Sofa kuscheln und er den Schoppen trinken könne. Meist kann er dies dann nicht annehmen und es endet in einem riesen Gebrüll. Andererseits habe ich ihm auch schon das gewünschte Konfibrot gerichtet, aber dies isst er dann in der Regeln gar nicht sondern hat dann vielleicht schon den O-saft im Kopf.

Meine Vermutung: er kommt in diesen Situationen mit sich selber nicht klar und weiss gar nicht, was er will. Also wäre er doch auf meine Führung und zB fürsorgliches in den Arm nehmen angewiesen. Doch beides lässt er nicht zu.

Wie kann ich ihn in solchen turbulenten Momentenn führen und ihm vermitteln, dass ich ganz und gar hinter ihm stehe, er angenommen und geliebt ist?

Manchmal habe ich auch den Eindruck, seit er über Mittag nicht mehr schläft, ist er kronisch müde. Doch komischerweise steht er seit der Sommerzeitumstellung 1 Stunde früher auf als vorher, sprich er hat sich gerade 2 Stunden noch vorne gestellt... Den Mittagspfus verweigert er, sprich ich bringe ihn ins Bett, doch er steigt selber wieder aus dem Bett, auch wenn ich noch bei ihm ihm Zimmer bleibe.... Ich will ihn ja gar nicht alleine lassen, doch er kommt einfach nicht zur Ruhe, egal ob ich dort bin oder nicht... Was denkt ihr dazu?

Herzlich, Joyce

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10 Jahre 2 Wochen her #4003 von HannahMama
Antwort
liebe joyce!
ich habe selber eine sehr willensstarke tochter (2).
ich möchte dir kurz schreiben, wie es bei uns oft gut ’funktioniert’.
zum einen habe ich mir mal bewusst gemacht, wie viel frustrationen meine kleine täglich hat: vieles was sie versucht, klappt nicht richtig, vieles was sie will darf sie noch nicht. vieles was um sie herum passiert, kann sie noch nicht einordnen usw. so viel frust, den ganzen tag - da entlädt es sich dann mal irgendwann - oft völlig unerwartet für mich. aber ich habe verstanden, dass sie sich dann nicht ’anstellt’ oder’extra dumm tut’. das geduldsfass ist einfach voll und es macht ’bumm’.
ich habe gemerkt, dass ich sie dann mit logik nicht beruigen kann. also wenn ich dann sage ’ja, aber eben wolltest du noch eine schoppe, jetzt plötzlich nicht mehr...’ so was macht sie dann nur noch wütender. ich sage in solchen situationen: ’jetzt gibt es die schoppe und wenn du sie jetzt nicht magst, kannst die sie später trinken’. wenn sie dann wütend wird, passe ich auf, dass ich nicht anfange zu ’kämpfen’ sondern dass ich auf ’ihrer seite’ bleibe und sie wütend sein darf. ich sage dann z.b. ’ja, gell, das ist jetzt schade und schwierig. du darfst dich ärgern’. ich schaue, dass ich wirklich mit ihr mitfühle, denn es IST schwierig für sie und das ich es nicht nur so als spruch bringe. meist beruigt sie sich dann schnell. körperkontakt, kuscheln, in den arm nehmen... kann sie nur annehmen, wenn wir nicht ’kämpfen’. sobald ich auf ihrer seite bin und klar bleibe, kann sie es meist gut nehmen.
eine kontrollfrage ist für mich auch immer: wer führt gerade wen? wenn ich immer hinter ihren wünschen ’her springe’ führt sie mich und das ist für beide seiten sehr frustrierend.
mir ist auch deine formulierung aufgefallen ’ich schlage ihm dann vor...’ wenn es wirklich ein vorschlag ist von dir - du also auch einverstanden wärst, wenn er nein sagt, dann ist es oke. aber wenn du möchtest das er etwas bestimmtes macht, dann formuliere es nicht als vorschlag, sondern lass ihn wissen, dass es jetzt so läuft.
kann es vielleicht sein, dass du manchmal versuchst, dem frust vor zu beugen, so dass er ja keinen grund hat wütend zu werden? so ging/geht es mit auch manchmal. ich ’eiere’ dann rum und meine kleine spürt das und fängt selber an zu führen.
nun noch etwas persönliches zur ermutigung:
ich bin selber ein sehr impulsiver mensch und durfte es früher als kind nie sein. ich habe mich immer angepasst, damit alle mit mir zufrieden sind. für meine kinder habe ich mir vorgenommen, dass sie sein dürfen, wie sie sind. und wenn es wut ist, die raus muss versuche ich ihnen ein vorbild zu sein, wie man wut konstruktiv und nicht zerstörerisch rauslässt. aber meine botschaft ist ganz klar ’du darfst dich ärgern und wütend sein. ich gebe dir den raum und habe keine angst davor.

hoffentlich war das nicht zuviel - ich kam plötzlich so in schuss, weil mich das thema so freut!
ich wünsche dir viel geduld und auch spass mit den emotionen deines tollen sohnes!
herzliche grüsse,
bettina
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10 Jahre 2 Wochen her #4004 von Joyce
Antwort
Liebe bettina, dein schreiben ist ganz und gar nicht zuviel für mich. Es spricht mich sehr an. Danke für dein anteil nehmen und deine gedanken dazu. Ich lasse mir deinen text in ruhe nochmals durch den kopf gehen. Klar führen und im gegenzug dazu auch seine emotionen aushalten&mich nicht davor scheuen, sind bestimmt schlüsselpunkte. Oft nehme ich seine emotionen persönlich, fühle mich dann als versagerin oder meine, ich sei verantwortlich dafür, dass wieder ruhe in sein herz einkehrt. Das persönlich nehmen sollte ich sicher ablegen. Und dass wieder ruhe in seine seele kommt, da kann ich ihm vielleicht einfach helfen, indem ich das gefühlschaos mit ihm aushalte.

Danke und lg,

Joyce
Last edit: by Joyce.

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10 Jahre 2 Wochen her #4010 von holbox
Antwort
Ich kenne das auch. Unser Kleiner ist auch bald 2 Jährig. Was ich gemerkt habe, was ihm gut tut, ist, wenn z.B. der Morgen immer gleich abläuft. Nicht einmal zuerst anziehen, dann essen und am nächsten Morgen im Pijama essen usw. Das hilft glaubs enorm, dass sie sich sicher fühlen.
Wenn er sehr wütend ist, versuche ich auch, seine Wut zu benennen und zum runterkommen hilft ihm manchmal kuscheln oder einfach im Tragetuch bei mir dabei sein oder stillen.
Aber bei uns gibt’s auch Tage, da ist er viel schneller gefrustet und Tage da geht alles glatt :-)

Nur Mut, du machst das sicher gut!

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10 Jahre 2 Wochen her #4012 von Luema
Antwort
Ich finde das, was du sagst, Bettina, wirklich superwichtig: Mut haben, etwas durchzuziehen, worüber das Kind möglicherweise auch wütend wird oder weint, gehört für mich absolut zum Führen dazu. Solange ihc versuche, das Weinen überflüssig zu machen, gebe ich dem Kind die Führung ab.

Mein Kleinkind ist gerade zuckersüsse 19 Monate alt, und ist mein absolut turbulentestes und lebhaftestes Kind bisher. Bei mir ist so wichtig, dass ich weiss, was ich will. Wenn ich ihr Entscheidungen lasse, dann weint sie eh nur weil sie damit überfordert ist.

Willensstark bei so kleinen Kindern ist oft ein Missverständnis. Ein Kind, das sehr schnell in den Gegenwillen kommt, ist oft nicht willensstark, ganz im Gegenteil. Das muss man sich so vorstellen: Ein Kind, dessen WIlle gerade in der Entstehungsphase ist, macht erst mal gegen alles, was seinen zarten neuen frisch wachsenden Willen zertrampeln oder gefährden könnte, eine grosse dicke MAuer des "NEIN!!!’"s. Das Nein ist im Prinzip gar nicht sein Wille, sondern es schützt den frisch entstehenden noch ganz zerbrechlichen Willen.

Ich weiss, dass ich in solchen Momenten mein Kind nicht viel fragen darf. Ich setze am Morgen z.B. den Schoppen Milch vor und wenn es nicht passt, darf es ablehnen. Ich gebe dann aber KEINEN Ersatz. Wenn ich anfange Ersatz zu geben oder das, was es will, dann gerät alles aus den Fugen. Dann schreit es schlussendlich nur noch.
Aber es darf seinen Willen auch entwickeln, indem ich immer mal wieder das, was es sich von sich aus wünscht, ermögliche. Es holt die Schuhe und zeigt mir, dass es raus will - wenn ich dann kann, dann ermögliche ich ihm das. Wenn ich nicht kann, DANN versorge ich aber die Schuhe auch wieder und ertrage sein GEbrüll mit viel Liebe. Und leider passiert das sehr viel öfters, als dass ich es ihm ermöglichen kann, das zu erleben, was es sich wünscht... Aber das ist wohl Schicksal eines Drittgeborenen. :-) Ich finde, wir haben es so viel einfacher als beim Ersten Kind obwohl das Dritte so ein Powerpersönchen ist, weil ich einfach Mut habe, das zu tun, was ich für richtig halte. Weil ich es führe.

Nicht nachschwimmen kann also oft einfach eine Folge von mangelnder Führung und das oft aus Angst vor dem Gebrüll, oder aber von Gegenwille zum Schutze des eigenen Willens sein.

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