Ein positives Erlebnis zur Ermunterung für alle

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8 Jahre 2 Monate her #5562 von dirawe
Frage
Wir sind eigentlich schon sehr lange (wir machten den Kurs im 2009) mit VP unterwegs, nur leben wir es leider oft nicht. X ist das älteste von 5 Kindern und war schon immer unser „Sorgenkind“. Hier beschreibe ich nun aber eine pos. Erfahrung, die wir mit Hilfe von Beratungen mit Heinz machen durften. Es ist eine gekürzte Zusammenfassung und damit es nicht zuviel aufs Mal ist, füge ich nach und nach mehr ein, so wie eine Fortsetzungsgeschichte!

ANFANGSSITUATION 14.9.2015
Als X (heute 11-jähriger Knabe) im Kindergarten war, war er sehr aggressiv gegenüber anderen Kindern. Auch sonst war er in seinem Verhalten auffällig. Deshalb haben wir ihn vor dem Schulantritt einmal auf ADHS abklären lassen. Die Diagnose lautete: „Emotionale Störung des Kindesalters mit sozialer Überempfindlichkeit
Das schwierigste ist bei ihm das soziale Verhalten in der Familie. Die Empathie fehlt ihm fast völlig. Vor drei Jahren war er oft noch sehr aggressiv gegenüber den Geschwistern und hat sie plötzlich aus dem Nichts heraus geschlagen oder gekickt (weil sie angeblich eine halbe Stunde vorher etwas gegen ihn gesagt oder gemacht haben). Das hat sich nun gewandelt: Er ist nun oft mit seinen Worten sehr gemein zu seinen Geschwistern und hackt auf etwas herum, weil er das Gefühl hat, nur er habe Recht. Er ärgert seine Geschwister aber auch oft auf andere Art. Die anderen sind ihm anscheinend egal. Er handelt oft provokativ und macht genau das, was die anderen Menschen um ihn herum nicht möchten. Seine 5-jährige Schwester leidet sehr unter ihm. Er hat grosse Mühe, Autorität und Hierarchie anzuerkennen und sich unterzuordnen. Er möchte am liebsten immer der Chef und der Beste sein. Sein Machtbedürfnis ist erdrückend gross. Oft mischt er sich in Streit ein und will der Richter sein. Oft müssen wir seine Geschwister auch vor ihm schützen.
Was uns auch grosse Mühe macht, ist, dass er sehr stolz ist auf sich und seine Fähigkeiten und sehr von sich überzeugt. Dauernd profiliert er sich und vergleicht sich mit anderen. Andererseits erscheint er uns oft auch unsicher und er braucht enorm viel Bestätigung. Oft ist X in seiner eigenen Welt. Er kann mit seinen Gefühlen sehr schwer umgehen und schreit, wenn ihm etwas nicht passt und hält die Ohren zu, weil er nichts hören will. X fordert sehr viel Nähe und Zuwendung von uns ein.
Am Neufeld Seminar ist mir aufgefallen, dass X wirklich emotional ein Problem hat und unsere Hilfe braucht für diese fünf Schritte. Das Mischen hat bei ihm noch nicht wirklich begonnen, sich zu entwickeln, obwohl er nun schon elf Jahre alt ist. Aufgrund diesen Beobachtungen, denken wir, dass er emotional zurückgeblieben ist und etwa auf der Stufe eines Kindergärtners steht. Unsere Frage ist, wie wir wirklich eine Beziehung zu ihm aufbauen können, in der er ruhen kann.

Erstes Gespräch mit Heinz 15.9.2015

Daraus ergaben sich folgende Fragen:
Warum ist X hart geworden?
Welches sind seine Liebessprachen?
Wie wollen wir ihn mit Annahme und Liebe fluten?


24.9.2015 Mutter
Nach dem Mittagessen, als wir noch am Tisch saßen, sagte er wieder dauernd etwas gegen seine Geschwister. Da rief ich ihn zu mir und nahm ihn auf den Schoss. Er schaute mich ziemlich irritiert an. Da fragte ich ihn, ob er das nicht wolle. "Doch", war die Antwort. So konnte ich ihm Liebe zeigen, obwohl die Situation schwierig war und es artete nicht noch mehr aus. Ich bin dankbar, dass mir diese Idee kam.

27.9.2015 Vater
Ich hatte nach einigen Schwierigkeiten mit X ein gutes Gespräch mit ihm: Nach einigen Dingen, die geklärt wurden, fragte ich ihn einfach so, ob er mir sagen könne, wie ich ihm meine Liebe zeigen könne. Es wäre mir sehr wichtig, dass er meine Liebe versteht. Er sagte: ”Was ich möchte, findest du doof, ich will Gerechtigkeit.“ Ich erklärte ihm dann, dass wir Eltern zwar nicht dasselbe bekommen haben, aber das Gott uns immer das gegeben hat, was wir persönlich brauchten. Gerechtigkeit ist nicht, dass alle dasselbe bekommen. Anhand verschiedener Beispiele merkte er dann auch, dass es doch nicht so toll wäre, wenn er immer dasselbe bekommt wie seine Geschwister.
Dann fragte ich ihn, was ihm eigentlich Freude machen würde. Der Hintergrund dieser Frage war eine Aufnahme vom Mittagstisch, die meine Frau gemacht hat, als er seinen Bruder fertig machte und dabei fies lachte. Er konnte mir nicht direkt antworten. Ich fragte, ob es ihm Freude mache, wenn er die andern Leute fertig mache? Er konnte nicht antworten. Darauf sagte ich, dass ich vermute, warum er es macht. Wenn er die Menschen um ihn herum fertig macht, dann doch deshalb, um selber besser dazustehen. Für einen kurzen Moment fühlt er sich dann gut, danach aber übermannt ihn das schlechte Gewissen und das gute Gefühl ist wieder weg. Da fing er an zu weinen und nickte. Ich sagte ihm dann, dass er eigentlich Liebe sucht und dass das ganz normal ist. (Dann kam mir der Gedankenblitz bezüglich des gepanzerten Herzens). Also versuchte ich ihm das zu erklären. Ich sagte ihm: ”X., du hast ein schönes Problem. Du hast nämlich ein ganz sensibles Herz. Ein Herz, dass wie Wachs ist. Sogar ein Finger hinterlässt darin seine Spur.“ Ich zeigte ihm aus Ps 22, dass auch Jesus ein Herz wie Wachs hatte, dass er also auch alles sehr sensibel empfand, das um ihn geschah und was ihm angetan wurde. „ Kannst du dir das vorstellen?” Da springt das Kind auf und holt eine Wachstafel, die sie in der Schule beim Thema Römer gemacht haben. Eine Holzschachtel zum Aufklappen und dann hat man zwei Seiten mit einer Wachstafel zum schreiben. Ich war überglücklich. Ich zeigte ihm, dass der Finger seinen Abdruck hinterlässt. Dann erklärte ich ihm, dass die Tafel wie sein Herz sei. Er kann es zumachen, dann kann man aber nicht reinschreiben. Er kann es aber auch öffnen, dann könne man reinschreiben. Ich schrieb “Ich liebe dich” in den Wachs. Und das möchte ich so gerne tun, aber oft sei das Herz zu. Ich bat ihn dann auch um Vergebung, da ich mir bewusst war, dass ich sein Herz sicher schon oft verletzt hätte anstatt meine Liebe reinzuschreiben. Ich illustrierte ihm dann noch, dass auch die Geschwister und Freunde hineinschreiben möchten, und man das Herz zum Schutz (bei Gefahr einer Verletzung) auch mal zuklappen könnte (z.Bsp bei Streit mit Geschwistern oder in der Schule).
Seither ist X weich. Er sucht sehr meine Nähe und lässt sich auch in kritischen Situationen gut führen. Heute hatten wir Familienschlauch (23 Personen). Am Abend frage ich X wie es um sein Herz steht. Ob jemand seine Liebe eingetragen hätte? Er sagte ja, sein Cousin hätte ihm einen schönen Brief geschrieben. Ob ihn jemand verletzt hätte. Nach kurzem überlegen sagte er nein. So habe ich ihn nochmals Mut gemacht das Herz zu öffnen, da doch die meisten Menschen ihre Liebe eintragen möchten und nur wenige verletzten würden.

Fortsetzung folgt...

dirawe
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8 Jahre 2 Monate her #5563 von Sunny
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So schön - Danke dass du diese Erfahrung mit uns teilst!!!!
Welch schöner Vergleich mit dem Herz aus Wachs!
Freu mich schon sehr auf die Fortsetzung!!!!!!!

Viele liebe Grüße
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8 Jahre 2 Monate her #5564 von marlis
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Liebe dirawe

Auch von mir ganz, ganz herzlichen Dank für's Teilen Deines Berichtes! Sehr vieles, was Du von deinem X schreibst, ist genau wie bei unserem J10, bald 11. Das Machtbedürfnis, der Geltungsdrang und andererseits die Unsicherheit...
Wegen der Aggressivität kommt mir grad ein Vergleich in den Sinn, den ich so treffend finde: "Wer andere verletzt, tut dies, weil er selber innerlich verletzt ist". Und ein Herz aus Wachs... wie schnell ist es zerkratzt, verbeult oder sonstwie verletzt!

Es geht mir wie Sunny: Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung!

Liebe Grüsse
Marlis
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8 Jahre 2 Monate her #5566 von Momira
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Herzilchen Dank fürs Teilen
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8 Jahre 1 Monat her - 8 Jahre 1 Monat her #5570 von dirawe
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Fortsetzung

30.9.2015 Mutter
Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit den fünf Liebessprachen der Kinder beschäftigt. Ich glaube immer mehr, dass es bei X v.a. Lob und Anerkennung ist. Wenn er das bekommt, ist er viel einfacher und er zeigt uns seine Liebe auch damit. Er kommt oft zu mir und fragt: Gäll, das hani jetzt guet gmacht. Oder: „Lueg emal, wie schön!“ Dann braucht er wohl Lob. Er ist sehr Erfolgs- und Leistungsorientiert, wahrscheinlich, damit er die Anerkennung bekommt! Zudem reagiert er auf Kritik sehr negativ und erträgt sie gar nicht, weil dies dann keine Anerkennung ist. Auch verlieren fällt ihm schwer. Die volle Aufmerksamkeit zu haben, ist für ihn auch sehr wichtig. Das zeigt ein Erlebnis vor ein paar Tagen. Er hat zum Geburtstag viele Geschenke bekommen. Von meinen Eltern bekam er einen Gutschein, um mit dem Grossvater Fischen zu gehen und am Abend auswärts zu Essen. Mehrmals sagte er, das sei das beste Geschenk!!! Die Nähe braucht er sicher auch. Aber wahrscheinlich erst an dritter Stelle. Natürlich ist es wichtig, ihn mit allen fünf Sprachen der Liebe zu lieben, aber es ist schon hilfreich , seine persönliche Liebessprachen zu kennen und zu sprechen... Wir beobachten und lieben weiter!

11.10.15 Heinz
Versucht, wenn es geht, X mit den anderen Sprachen zu versorgen. Lob und Anerkennung ist meiner Meinung nach gar keine richtige Liebessprache. Spart mit Kritik, damit er sich nicht abgelehnt fühlt, aber seine Leistungsorientierung ist ein Sorgengenerator, der ihn an der Reifung hindert.


13.11.2015 Mutter
X. ist nun ein ganz anderes Kind geworden! Es ist ein Wunder. Klar hat er immer wieder schwierige Phasen und wird sicher unser intensivstes Kind bleiben. Aber es hat sich gelohnt, dranzubleiben, auch wenn es anstrengend ist.
Noch einige Beispiele, was in letzter Zeit so geschah:
Einmal war Y 9 jährig traurig, sie hatte sich verletzt. Plötzlich ging X zu ihr und fragte sie ganz sanft, wie es ihr gehe. Dieses Mitgefühl war bei ihm bis jetzt verborgen! So wunderbar, dass es nun geweckt worden ist! Er spielt nun auch viel besser mit den jüngeren Geschwistern und bezieht sie mit ein.
Sein Grossvater, der sich viel um ihn bemüht, hat auch gemerkt, dass aus X ein völlig anderes Kind geworden ist!
Am Morgen räumt X. nun einfach von sich aus die Geschirrspülmaschine aus, wenn dies sein Ämtli ist. Das freut mich sehr! Schön, wenn er es gerne und von sich aus tut!!!

Fortsetzung folgt...
Last edit: 8 Jahre 1 Monat her by dirawe. Begründung: etwas vergessen
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8 Jahre 1 Monat her #5589 von dirawe
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27.10.2015 Mutter
Leider ist es mit X zurzeit wieder extrem schwierig! Wir fühlen uns oft so hilflos. Extern geht es anscheinend super, nur in der Familie nicht. Das größte Problem ist momentan, dass er die Geschwister einfach fertig macht mit seinen Worten. Er verletzt sie stark und hat keine Empathie. Das ist für uns sehr schwierig. Wir müssen die anderen wirklich vor ihm schützen. Er panzert sich wieder sehr und ist aggressiv . An der VP- Gruppe gestern, riet man mir, solche Situationen wenn möglich zu verhindern und ihn von den Anderen wegzunehmen. Vielfach geschehen solche verbalen Angriffe beim Essen. Jeden Tag überlege ich, wie ich ihm meine Liebe zeigen kann. Ich versuche es auf die verschiedensten Arten. Aber heute habe ich gemerkt, dass ich ihm zuwenig sage: ich hab dich lieb. Und ihn zuwenig in den Arm nehme. Heute Morgen sagte ich ihm als erstes, dass ich ihn lieb habe. Da sagte er: Danke, ich dich auch! Beim Frühstück nahm ich ihn einfach in den Arm und nachher nochmals. Mal schauen, wie er nach Hause kommt...
Gestern nahmen wir in der VP-Gruppe nochmals die Bindungsstufen durch. Er ist eindeutig in der Stufe: Wertschätzung. Aber das ist für uns manchmal enorm schwierig, wenn er so negativ mit seinen Geschwistern umgeht.
Es gibt bei ihm immer wieder so negative Phasen, aus denen er schwer herauskommt.
Auch die anderen Kinder brauchen zurzeit viel von uns. Wir fühlen uns richtig ausgelaugt vom vielen Geben...

13 Uhr als er nach Hause kam, nahm ich ihn nochmals in den Arm und sagte ihm: ich hab dich lieb! Aber leider war es trotzdem enorm schwierig am Mittagstisch! Nach dem Essen Hat J (5J) gesungen, was X irgendwie nicht passte! Er hackte wieder total auf ihr herum. Mir platzte der Kragen! Ich wollte ihn nur noch weg von mir haben! Zum Glück ging er nochmals zur Schule am Nachmittag... Ich bin in dieser Situation total überfordert!

28.10.15 Heinz
Es ist schwierig einem Kind Liebe zu zeigen, wenn du eigentlich gar nicht soviel davon hast. Vermeide alles, was riskant ist, sofern es irgendwie möglich ist. Wie gehen denn die kleinen mit X um? Fordernde kleine Geschwister sind eine unendliche Frustquelle.

29.10.2015 Mutter
Er hilft seinen Geschwistern gerne, wenn sie seine Hilfe brauchen.
Mein Mann hatte am 27.10. am Abend noch ein gutes Gespräch mit X. X möchte es uns recht machen, aber er ist auch frustriert, wenn er merkt, dass er sich wieder falsch verhält. Gestern ging es wirklich viel besser. Beim Essen nehme ich ihn nun immer neben mich, auch wenn dies die anderen ungerecht finden. So kann ich ihn durch sanfte Berührung und wenig Worte führen und stoppen, wenn es zu weit geht. So muss ich auch nicht laut werden und er reagiert besser.
Normalerweise gehen seine jüngeren Geschwister eigentlich normal mit ihm um. Wenn Sie frech oder fordernd mit ihm sprechen, weisen wir sie darauf hin, dass dies nicht richtig ist. Aber ich werde mal etwas beobachten, ob da trotzdem etwas ist, was ihn frustrieren könnte. Oft kommt sein Frust nicht aus der momentanen Situation, sondern aus etwas, das weiter zurückliegt und nicht einmal etwas mit seiner Reaktion zu tun haben muss. Es ist oft so, dass er so die Gerechtigkeit wiederherstellen will. Er macht dann ganz spezielle Vergleiche: weil er das und das gemacht hat, darf ich das sagen oder tun.
Er fordert von mir oft Sachen, weil es die anderen auch hatten. Er wollte gestern zum Beispiel unbedingt, dass ich mit ihm für die Geschichtsprüfung lerne. Ich sagte ihm, er solle selber lernen und ich frage ihn dann ab. Da sagte er, das sei ungerecht, weil ich mit Y ja auch lerne. Sie braucht halt schulisch mehr Hilfe als er. Das merkt er wahrscheinlich. Dabei frage ich sie auch nur ab oder erkläre ihr etwas, das sie nicht versteht. Das habe ich ihm dann auch erklärt. Am Schluss, nach dem Abfragen, das sehr ausführlich war ( dies ist ja auch eine Art, Liebe zu zeigen), bedankte er sich dafür, dass ich mir Zeit für ihn genommen habe. Das tut schon gut.
In der VP Gruppe bekam ich noch den Tipp, dass er ein Haustier haben sollte, für das er sorgen kann. So würde seine Fürsorglichkeit geweckt. Das ist für das nächste Jahr geplant, momentan geht es noch nicht.

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