ständiges Erinnern

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8 Jahre 10 Monate her #5136 von Retoka
Frage
Hallo

Unser Sohn (9 Jahre alt), vergisst oft diverse Dinge, die in seinem Denken wenig Priorität haben. Z.B. müssen wir ihn immer daran erinnern, die Kleiderschublade zu schliessen, die Zahnputz-Utensilien am rechten Ort zu versorgen, die Schuhe und den Schulerthek ans richtige Plätzli zu tun, etc.

Das Problem ist, dass er es überhaupt nicht gerne hat wenn er dauernd von uns daran erinnert wird, wie und wo er die Dinge aufräumen muss - er reagiert beleidigt, fühlt sich dann bevormundet und fremdbestimmt.

Meine Frage ist: Wie können wir ihn an den Punkt führen, wo er sich die Dinge merken kann und seinen Teil zur Ordnung beiträgt? Denn ich denke nicht, dass es ihm nicht wichtig ist, sondern dass er es nicht "hinkriegt". Was gibt es da für Möglichkeiten?

PS: Dieses Thema begleitet uns schon lange und ist leider immer noch aktuell.

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8 Jahre 10 Monate her #5137 von Heinz Etter
Antwort
Liebe Retoka
Was du erlebst, ist die Frucht des Gegenwillens. Eine solche Situation eignet sich gut für eine Join-up Intervention. Hast du das Buch "Erziehen im Vertrauen" gelesen? Dort findest du genau solche Situationen beschrieben. Die Reaktion deines Kindes ist gesund und richtig. Dass sich alle diese hilfreichen Gewohnheiten in seinem Kopf mit negativen Gefühlen verbunden haben, ist ein Problem, das sich in vielen Familien ergibt. Bitte schreibe hier in dieses Forum, wie dein Kind auf eine Join-up Intervention reagiert hat.
lg Heinz

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8 Jahre 10 Monate her #5141 von Lena
Antwort
Intervention... ein grosses Wort, das ich bis Heute nicht erfasst habe.

Und ja, ich habe das Buch gelesen - mehrfach. Aber ich habe leider bis Heute nicht nachvollziehen können, was genau eine sinnvolle Intervention ist.

Kann mir vielleicht jemand auf die Sprünge helfen???

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8 Jahre 10 Monate her #5142 von Heinz Etter
Antwort
Wenn du möchtest, mache ich gerne mit dir ein paar Rollenspiele für deine Situation. Das hilft Eltern oft schneller als viele Erklärungen.
lg Heinz
Wenn du das möchtest, melde dich hier an.
www.vertrauenspaedagogik.ch/index.php/an...uer-private/beratung

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8 Jahre 10 Monate her #5143 von Lena
Antwort
Danke Heinz für das Angebot. Momentan habe ich es eigentlich sehr gut mit den Kindern und eine Intervention (was auch immer das ist) scheint mir nicht nötig. Ich brauche also keine konkrete Beratung... ich werde weiter im Forum lesen... vielleicht begreiffe ich es irgendwann...

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8 Jahre 10 Monate her - 8 Jahre 9 Monate her #5145 von Marion
Antwort
Liebe Lena,

so verstehe ich die Sache mit der Join-up-Intervention:

Begriff

Join-up bei Pferden

Der Begriff wurde von Monty Roberts, dem «Pferdeflüsterer», geprägt. Ein Pferd ins Join-up zu führen, dient als Gleichnis dafür, wie sich Kinder Erwachsenen anschliessen können: freiwillig, vertrauensvoll, hierarchisch... Wie sich ein Join-up anfühlt, wird vermutlich am klarsten, wenn du dir die Filme auf der Homepage anschaust.

Join-up-Beziehungen bei Menschen...

unterscheiden sich von «nur» guten Beziehungen dadurch, dass eine Person hierarchisch übergeordnet und eine Person hierarchisch untergeordnet ist.

Was die Würde dieser beiden Menschen betrifft, sind beide gleichwürdig. Der Führende ist nicht wertvoller, sondern dazu berufen, den Menschen, der sich anschliesst, zu dessen Vorteil und dem Vorteil aller zu führen. Diese Gleichwürdigkeit wird im Vertrauen sichtbar, das ich meinem Kind entgegenbringe und im fehlenden Zwang: Ich vertraue in

- seinen guten Willen und sein Bestreben, sein Bestes zu geben
- sein Bedürfnis, sich mir anzuschliessen (Bindungskräfte), und - ganz praktisch - auch
- seine Fähigkeiten, «altersgerechte» Probleme selbst zu lösen

Eine Join-up-Beziehung ist nicht nur zwischen Eltern und Kindern möglich, sondern auch zwischen jüngeren und älteren Kindern, Lehrpersonen und SchülerInnen, Vorgesetzten und MitarbeiterInnen, Hebammen und Wöchnerinnen, Ärzten und Patienten, Pflegepersonal und Heiminsassen und letztlich auch zwischen Gott und den Menschen.

Ziel...

einer Join-up-Intervention ist nicht in erster Linie, negative Rituale, den Gegenwillen oder eine eingefahrene schlechte Gewohnheit zu überwinden. Dies ist nur ein positiver Nebeneffekt.

Bei der Join-up-Intervention geht es in erster Linie darum, zu diesem ganz speziellen Zusammenschluss, dem Join-up, zu finden. In dieser Verbindung ist es möglich, das Herz des Kindes zu beeinflussen, nicht nur sein Verhalten.

Kennzeichen...

dieses Zusammenschlusses sind

- gegenseitiges Vertrauen
- eine Liebesbeziehung
- hierarchisch klare Verhältnisse

Praktisch...

gilt es, folgende Punkte in der Planung und Durchführung zu beachten:

Planung

Gebet
Hol dir ruhig Gebetsunterstützung bei Freunden!

Selbst zu innerer (Führungs-)Stärke finden
Gott hat uns Eltern dazu berufen, unsere Kinder zu führen. Es ist nicht nur ein Recht, das wir in Anspruch nehmen dürfen, sondern es ist unsere Aufgabe und Bestimmung.

Mach dir Gedanken zur Bedürfnislage: Die Kinder brauchen uns, nicht wir sie. Die richtige innere Haltung macht uns von der Gunst der Kinder unabhängig. So können wir unser Kind spüren lassen, dass wir es gern haben, auch wenn wir gewisse Verhaltensweisen nicht tolerieren, ohne Angst davor zu haben, vom Kind nicht mehr geliebt zu werden. In dieser Haltung können wir einen nicht gelösten Konflikt aushalten. Falls du bei deinem Kind Liebe «tankst», intensiviere Kontakte zu anderen Erwachsenen und zu Gott.

Sobald du diese innere Entschlossenheit hast, geht's an die konkrete Planung:

Konkrete Planung
Notiere zuerst die wichtigsten Punkte
- Wie ist die unbefriedigende Situation im Moment?
- Wie reagiere ich normalerweise darauf?
- Wie soll die Situation nach der Join-up-Intervention aussehen?

Es lohnt sich, die Join-up-Intervention mit jemandem durchzuspielen: mit deinem Mann, in deiner VP-Gruppe, mit einer VP-Trainerin, per Telefon mit einer vertrauenspädagogisch führenden Mami...

Durchführung

Hierarchie
Sende klare Überordnungssignale:
- Orientierung geben
- Fürsorglich sein
- Tonfall bestimmen: liebe- und respektvoll, entschlossen (Beharrlichkeit statt Gewalt)
- Ort und Zeitpunkt des Gesprächs bestimmen, bei aggressivem Verhalten des Kindes, das Gespräch abbrechen

Kinder wünschen sich starke Eltern und reagieren meist umgehend positiv.

Zeitpunkt
Das Gespräch sollte in einer «Friedenszeit» stattfinden.

(Mit-)verantwortung...
übernehmen, das beugt Vorwüfen, Anklagen und Aggression gegen das Kind vor.

Thema
Angestrebt wird eine einvernehmliche Lösung, daher sollte das Thema weise gewählt werden: Ein Verhalten, das immer wieder vorkommt und bei dem grundsätzliche Einigkeit zwischen Eltern und Kind besteht.

Vertrauen...
in
- die Bindungskräfte
- den guten Willen
- die Fähigkeiten
im Wissen, dass Vertrauen auch manchmal enttäuscht wird.

Menge
Nicht zu viele Baustellen auf einmal angehen. Im Gespräch keine zweite Front eröffnen.

Eigenes Frustmanagement
Keine Aggression, kein Schimpfen, Drohen, Misstrauen, Anklagen...

Beten
Um Weisheit beten, aber auch das Kind segnen... Die Antennen nach oben ausstrecken.

Wichtig!
Kinder sollten nur ins Join-up geführt werden, wenn wir auch willig sind, diese Join-up-Beziehung zu erhalten. Dauerermahnungen und -korrekturen sind kontraproduktiv.

Kannst du damit etwas anfangen?

Liebe Grüsse
Marion
Last edit: 8 Jahre 9 Monate her by Marion.

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